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Liebe LeserInnen der 102. Print-LUST, Frühling 10
Unter uns gesagt ...
Natürlich hat die Hoffnung auf besseres Wetter als Hintergrund die Hoffnung auf ein besseres Leben. Aber man möchte natürlich immer besser leben, als jetzt, egal wie man gerade lebt. Und da das Wetter nach dem schneereichen Winter nicht wirklich besser zu werden scheint, ...

Als ich nach den Zitaten für diese Ausgabe suchte, stolperte ich über die Aussage eines Zitates, wonach jeder erfüllte Wunsch neue Wünsche nach sich ziehe. Na klar, so ist das wohl, nämlich nachdem sich ein Wunsch erfüllte, bemerkt man erst, was man vorher alles nicht bedacht hat.

Je älter ich werde umso schwerer fällt es mit, das gute nachdenkenswerte Zitat der Umschlagseite 2 zu finden, weil mir das meiste, was ich vielleicht früher als gut empfand, zunehmend als banal ansehe. Nichts hat sich geändert, nur eben mein Alter und mit ihm die Möglichkeit, auf ein wirklich besseres Leben hoffen zu können, wenn man es realistisch sieht.

Auch das freche Zitat, was ich irgendwo im Heft platziere, ist nicht so einfach zu finden. Was ich früher als frech und verwegen empfand, sehe ich nicht mehr so sehr als frech, sondern eher als alltäglich an. Zumindest ist die Tatsache, dass man frech und gar unverschämt behandelt wird, mit zunehmenden Alter eher der Alltag.

Die Unverschämtheiten, die so manchen Leute absondern, haben zugenommen. Es ist eine andere Ethik entstanden, denke ich mal. Was solche Zeitgeistgestalten wie Westerwelle oder Mixa von sich geben, immer drauf auf die kleinen Leute und Minderheiten, ist derart übel, dass einem wirklich von ihrem richtig bösen Gerede übel werden könnte.

Man fragt sich, wozu solche Zeitgeistgestalten überhaupt in den Medien in Erscheinung treten beziehungsweise existieren. Naja, mir solls recht sein, sie sind recht gut dafür zu gebrauchen, dass sie mir das entsprechende üble Zitat für die Umschlagseite 3 liefern. Ansonsten scheinen sie überhaupt keinen Nutzen zu haben.

Immerhin, für jede Ausgabe benötige ich 3 Zitate. 1. das nachdenkenswerte, 2. das freche und 3. das üble Zitat. Manchmal stolpere ich über Zitate, die in allen 3 Rubriken gleichzeitig Platz finden könnten. Aber dies ist eine andere Sache.

Liebe LUST-LeserInnen, wenn Ihr über Zitate stolpert, die in eine der 3 Kategorien passen könnten, dann bitte lasst uns dieses Zitat zukommen, allerdings mit dem Namen dessen, der es ausgesprochen bzw. aufgeschrieben hat. Das wäre wirklich sehr nett von Euch.

In dieser Frühlingsausgabe der LUST könntet Ihr Buchbesprechungen und Filmbesprechungen ebenso vermissen, wie die Fortsetzungsgeschich-ten. Was die Fortsetzungsgeschichten betrifft: die Vampire sind noch im Winterschlaf, Old-Gayman und Young-Gayman chatten gerade nicht mit-einander und die Wehrwölfin ist einige Zeitlang nicht in Erscheinung getreten. Das heißt aber nicht, dass es nicht weitergehen könnte, wenn dort wieder mal was passiert.

Wir haben in dieser Ausgabe 2 dominierende Themen, die Schwulen-und Lesbenbewegung einerseits und den Pazifismus andererseits.

Mit dem Pazifismus geht es schon gleich auf der U 2 los. Das Zitat stimmt uns vielleicht darin ein.
Klar, wenn ein Krieg verloren wurde, dann sind plötzlich fast alle PolitikerInnen PazifistInnen.
In der Bundesrepublik sollte dem die Hand verdorren, der wieder eine Waffe anfassen wollte, meinte der 1. Bundeskanzler Adenauer. Dieses Adenau-erzitat kann man nicht mehr benutzen, denn der gleiche Kanzler hat ja die Bundeswehr gründen lassen. Als reine Verteidigungsarmee, versteht sich. Aber wenn Politiker ein Machtmittel in ihre Hand bekommen, gehört dies auch zu ihren Möglichkeiten.

Es begann so richtig, zumindest in der Öffentlichkeit, dass unter der Kanzlerschaft Kohls von der Union ständig gefordert wurde, das Grundgesetz, was nur mit der SPD ging, zu ändern, damit die Bundeswehr auch im Inneren eingesetzt werden könne. Bisher hat die SPD widerstanden. Zu der Zeit, als die pazifistische Friedenspartei die Grünen unter Kanzler Schröder, SPD, mit an der Regierung war, verweigerte man sich zwar, mit Bush gegen den Irak in den Krieg zu ziehen, man beteiligte sich aber am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslavien. Und heute stehen deutsche Truppen in Afghanistan und werden dort zunehmend als Besatzung angesehen. Und die Bundeswehr ist an noch mehreren Plätzen in der Welt stationiert.

Hätte man nach dem 2. Weltkrieg auf eine eigene Armee verzichtet, wären die Optionen der deutschen Politiker heute deutlich anders.

Das andere Schwerpunktthema ist deshalb wichtig, weil unsere Freizügigkeit in der Gesellschaft an ihre Grenzen gekommen ist und gegenwärtig behutsam aber doch erkennbar der Wind in der Politik aus der anderen Richtung bläst.

Da müssen wir uns im Grunde drum kümmern, meine ich, damit wir nicht isoliert dastehen, wenn das Klima wieder antischwuler und vielleicht auch antilesbischer wird.

Es grüßt Euch im kalten Frühling 2010

Euer Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)