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Liebe LeserInnen der 97. Print-LUST, Winter 08/09

Unter uns gesagt ...
Kalt ist es und feucht und ungemütlich. Und wenn wir uns ansehen, dass doch zunehmend wieder gegen Lesben und Schwule mobilisiert wird, wird vielen von uns hoffentlich klar, dass wir immer wieder neu für unsere Selbstverständlichkeit zu kämpfen haben.

Da ist es dann gut, dass es Lesben und Schwule gibt, die sofort mit den Fingern auf drohende Entwicklungen zeigen und diese ans Tageslicht zerren, und wir können uns freuen, dass wir so viel erreicht haben.

Dass es Menschen gibt, die aufgrund des gesellschaftlichen Klimas sich selber lange nicht als das annehmen, was sie sind, wissen wir aus vielen Coming-out-Biographien. Doch dass daraus dann ein Krankheitsbild konstruiert wird, das eben wieder nur Lesben und Schwule betrifft, kann natürlich auch wieder die Gefahr in sich bergen, dass nicht der gesellschaftliche Druck, sondern der homosexuelle Mensch pathologiert wird. Die „Ichdystonen Sexualorientierung“ (ICD-10 Gm, F66.1) sei eine „Psychische und Verhaltensstörungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung“ (F66.- ICD-10 Gm) heißt es da. Und schon gibt es Lesben und Schwule, die sich dagegen wehren, dass aus dem Coming-out ein Krankheitsbild gemacht wird.

Schon wieder ein Anschlag auf das Mahnmal in Berlin, und wieder galt es dem küssenden Männerpaar. Früher hätte man in „homophilen Kreisen“ gesagt, das habt Ihr davon, dass Ihr so provoziert. Der Hintergrund war, nicht als homosexuelle Mensch bekannt zu werden.

Heute nun, ist unser Schutz, massenhaft in die Öffentlichkeit zu gehen, als homosexuelle Menschen bekannt zu sein, und wenn überhaupt irgend etwas gegen uns geschieht, nicht wegducken, sondern mit Unterstützung der Verbände wehren.

Früher war es auch noch nicht so lange her, dass mittels der Strafbestimmungen gegen homosexuelle Handlungen gegen jeden Von uns eine individuelle Schuld konstruiert wurde, und heute würden auch viele heterosexuelle Menschen uns da beistehen.

Wir haben also viel erreicht. Warum ich dies betone? Na eben weil es schon eine gewisses Wachsein von uns verlangt, dies alles nicht zu verspielen, was erreicht wurde.

Und wenn es schon so kalt ist, und auch nun wirtschaftlich kälter wird, was macht man da?
Na ist doch klar, man wärmt sich dort, wo man zuhause ist, rückt näher zusammen und wärmt sich eine/r an/am (der) anderen. Das kann ganz schön kuschelich und auch heiß werden. Um so besser. Denn eines ist ja klar, das ganze Geld, das nun in die Banken und Konzerne gestopft wird, um „die Wirtschaft zu retten“, das holen die sich von uns wieder ab. Irgendjemand muss das erarbeiten, was die mit vollen Händen erst verschleudern, dann vom Staat holen wollen, der ja bekanntlich kein Geld für Soziales übrig hat.

Deshalb kommen harte Zeiten aus „uns“ zu, wie die Kanzlerin uns schon mal vorwarnt.
Deshalb der immer noch laufende Angriff auf die öffentlich-rechtlichen Sozialversicherungen? Sollen wir ein Leben lang in private Kassen einzahlen, damit dieses Geld dann irgendwo versenkt wird, beispielsweise in einer Villa im aufgeschwemmten Sand vor der Küste von Dubai?

Na und wir sehen dann mal, wie wir durch den Winter kommen und durch das nächste Jahr mit einigen Wahlen, in Hessen gehts los.

Viele schöne warme Tage wünsche ich Euch und einen guten Rutsch ins Jahr 2009. Und hofft nicht zu sehr auf Obamas Politik, der macht auch das, wofür ihn seine Geldgeber bezahlt haben.
Es grüßt Euch, auch im Namen der anderen Lüstlinge,
Euer
Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)