Grußwort zur 60 LUST

Nett, dass wir uns wiedersehen. Die neue LUST liegt nun ab der 60. Ausgabe in dieser neuen Form vor Euch. Ich freue mich auf Euer Urteil.
Noch sind wir mit der neuen LUST nicht über dem Berg. Wir könnten noch dringend mehr AbonnentInnen und Verkaufsstellen im ganzen deutschsprachigen Raum gebrauchen. Je höher die verkaufte Auflage ist, die wir drucken lassen müssen (was kostspielig ist), um so niedriger sind die Druckkosten pro Heft. Das ermöglicht dann, weitere interessante Themen mit in die LUST aufzunehmen, die Seitenzahl zu vergrößern. Die Seitenzahl ist aus Kostengründen für uns abhängig von der verkauften Auflage. Ihr könnt ja Euren Zeitschriftenverkäufer auf die LUST aufmerksam machen. Eure Freundinnen und Freunde werden sich sicherlich auch über ein Geschenkabo freuen.
Ich begrüße auch die neuen LeserInnen der LUST, die unser Blatt, das bisher als kostenloses Anzeigenblatt in Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Nordbaden überall rumlag, in einem Buchladen, an einer anderen Verkaufsstelle entdeckt haben, oder die dieses Heft von FreundInnen gezeigt bekommen haben. Sicherlich werden mehr und mehr Leute zunehmend die LUST kaufen, denn wir sind von unserer Arbeit überzeugt. Es wäre schön, wenn keine Frau und kein Mann unserer Szene ohne LUST leben müsste. Kann jemand ohne LUST leben? Wir machen sie, die LUST, über die man schon so manches hörte.
Uns geht es um die LUST am Informationen Sammeln und Verbreiten. Bei vielen Leuten ist das Sich-informieren-Wollen aus der Mode gekommen. Sie reden dann in der Szene so, wie es ihnen gerade einfällt. Es macht ja auch Spaß, seine Vorurteile immer wieder zu verbreiten. Wir wenden uns an LeserInnen, die sich informieren wollen, denen Hintergründe von Interesse sind. Leute, die die LUST lesen, sind nicht nur besser informiert; sie geben auch zu erkennen, dass sie zu den nachdenklicheren, zu den aufgeschlosseneren, zu den bewussteren Menschen unserer Szene gehören.
Die Betriebe, die in der LUST werben, gehören zu den Betrieben, denen es nicht um billige Effekte in einem als Zeitschrift verkleideten Anzeigenblatt geht. Sie unterstützen mit ihrer Werbung ganz bewusst dieses moderne Nachrichtenmagazin unserer Szene. Deshalb solltet Ihr sie berücksichtigen.
Noch sind es überwiegend Anzeigen aus dem bisherigen Verteilungsraum der LUST, die aus gutem Grund gerade in der LUST auf sich aufmerksam machen. Da aber die LUST nun in ganz Deutschland und im deutschsprachigen Ausland gekauft werden kann, werden sicherlich mehr und mehr Betriebe unserer Szene unsere engagierte Arbeit durch Werbung unterstützen. Sie erhalten dafür die Aufmerksamkeit interessierter LeserInnen. Eine gekaufte Zeitschrift hat gerade wegen der Geldausgabe für die LeserInnen einen größeren Wert. Sie wird aber auch kritischer gelesen als ein Anzeigenblatt und nimmt uns LUST-MacherInnen insofern mehr in die Pflicht.
Während wir diese Ausgabe vorbereiteten, wurde in NRW gewählt. Die CDU hat 37% erhalten und ihr Ergebnis von vor 5 Jahren kaum verringert? Was muss sich denn in Deutschland eine Partei noch leisten, bevor sie von den WählerInnen abgestraft wird? Ist es so, dass dem konservativen Bürgertum in Deutschland egal ist, mit welchen Tricks es hinter das Licht geführt wird, wenn es nur durch die konservative Partei geschieht? 44 % haben nicht gewählt. Das sind mehr als die „stärkste“ Partei erhalten hat. 56% Wahlbeteiligung heißt, dass in Wirklichkeit die SPD nicht von ca. 42% der WählerInnen gewählt wurde, sondern von ca. 23% der Wahlberechtigten, die anderen Parteien entsprechend.
Die Idee, auf Kosten von Minderheiten politische Erfolge einzufahren, das ist dem hessischen Ministerpräsidenten Koch gelungen, das ist nicht Herrn Rüttgers gelungen. „Kinder statt Inder“, dieser Spruch ist in die Hose gegangen. Die Industrie verlangt von der Regierung ein Einwanderungsgesetz, die SPD will damit erst noch warten. Sie hat nicht vergessen, wie sie in den Medien beim Staatsbürgerschaftsrecht vorgeführt wurde.
Während bei den Regierungsparteien von einem Einwanderungsgesetz geredet wird, spricht man in der CDU populistisch von einem Einwanderungsbegrenzungsgesetz, in der CSU von einem Zuzugsbegrenzungsgesetz. Die FDP, die an der Macht beteiligt sein will und deshalb mit einer neuen sozialliberalen Koalition zu liebäugeln beginnt, spricht von einem Einwanderungssteuerungsgesetz. Dieses Thema wird wohl in zukünftigen Wahlkämpfen für die Ablenkung von der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage sorgen.
Auch wenn es dabei nicht um unsere Minderheit, sondern um die Minderheit der Arbeitsimmigranten geht, sollten wir sehr genau beobachten, wie die einzelnen Parteien mit Minderheiten umspringen. Auch wir sind eine Minderheit, der man sich demagogisch bedienen kann, und es lässt sich durchaus ein Szenario vorstellen, wo gerade unsere Minderheit als Wahlkampfthema taugt.
Schreibt uns, kritisiert oder lobt uns, helft mit, dass wir von weiteren AbonnentInnen und LeserInnen zur Kenntnis genommen werden, dass es in jeder Stadt in mindestens einer Verkaufstelle die LUST gibt. Wir bedanken uns dafür mit weiteren engagierten Berichten, wichtigen Nachrichten und Unterhaltung, die denkende Menschen nicht beleidigt.
Liebe LeserInnen, im Namen auch der anderen Lüstlinge wünsche ich Euch LUST nach Mehr beim Lesen der LUST, vergnügliche CSD-Aktivitäten und einen warmen beziehungsweise heißen erotischen Sommer,

Euer
Joachim von der Lust