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Grußwort zur 82.LUST, Frühling 05
Im Rhein-Main-Gebiet ließ sich Bush am 23. Februar 05 von Schröder besuchen. Die Bevölkerung wurde wie bei einem Ausnahmezustand behandelt, als Probe man für andere Zeiten. Bush fand freundliche Worte über seinem Besucher Schröder, der sei doch ein netter Mensch und mache nun doch, was Bush für nötig halte.
In Deutschland war kein Bad in der Menge geplant. Im Gegenteil. Die AnwohnerInnen der Straßen, durch die Bush möglicherweise fahren sollte, durften die Fenster nicht öffnen, durften schon gar nicht auf den Balkon. Ein kleines Anti-Bush-Schild an ein Zimmerfenster zur Straße geklebt, von unten nicht zu entziffern, führte zu einem großen Polizeieinsatz in die Wohnung der abwesenden Mainzer Mieterin.
Wir fragten uns, warum Bush ausgerechnet man Mainz-Wiebaden kam, aber das ist ja ganz klar. Er besuchte seine US-Truppen auf seinen Truppenstützpunkten und hatte nebenbei auch noch etwas Zeit, Schröder die Hand zu schütteln. Er war also bei sich zu Hause, auch und gerade in Rammstein und Erbenheim.
Dennoch gab es ein großes Gedränge um die wenigen Plätze, die Bush deutschen PolitikerInnen vorbehalten wollte. Auf dem amerikanischen Militärteil standen neben Schröder im Schneetreiben auch der hessische Ministerpräsident und die Frankfurter Oberbürgermeisterin. Und der Wiesbadener Oberbürgermeister wollte Bush noch auf dem amerikanischen Flughafen Wiebaden-Erbenheim die erlauchte Hand schütteln. Ob er ihnen allen huldvoll einige Minuten seiner kostbaren Zeit schenkte?
Das alles ist unwichtig. Wichtiger ist das, worüber wir nichts erfahren haben. Warum dieses ganze kostspielige Manöver? Man hat in Mainz und Wiesbaden niemanden gefunden, der nicht verärgert war. Die gesamte Bevölkerung war aufs äußerste gereizt. Schnell konnte man mit jedem in ein Gespräch kommen und aufmerksame Zuhörerschaft erwarten, wenn man über diese Zustände lästerte. Nur die Bildzeitung entdeckte Jubel einerseit und Chaos andererseits. Ich weiß nicht, wer da gejubelt haben soll. Es waren wohl die Soldaten auf den amerikanischen Militärstützpunkten, vielleicht. Das Verkehrs-Chaos auf den stark befahrenen Straßen im Rhein-Main-Gebiet und der Zwangsurlaub, weil viele ihren Arbeitsplatz nicht erreichen konnten, wurde wie üblich finanziell auf die Bevölkerung abgewälzt.
Was sollte das ganze? „Not welcome, Mr. Bush“ war durchaus die Auffassung vieler Menschen hier. Es sieht verdammt nach einer Generalprobe aus, vielleicht für kommende soziale Unruhen oder Ähnliches.
Lassen wir dieses von außen vorgegebene Thema und wenden wir uns unserer Szene zu. Das 2. LUSTBLATT für die Region Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Nordbaden ist kurz vor der Vollendung. Es fesselt viel selbstausgebeutete Arbeitskraft und Arbeitszeit und ist noch lange nicht kostendeckend, kostet also eine großen Teil meiner Rente. Ich verspreche mir von dieser Arbeit, dass ich damit erreichen kann, dass das LUSTBLATT in die Lage kommt, die LUST mit zu finanzieren, damit irgendwann die Rente mir gehört und es unserer Lebensgemeinschaft finanziell etwas besser geht. Wäre ja mal was.
Ich verspreche mit davon auch, dass sich die AbonnementInnenzahl wieder etwas erholen, denn wer in der Szene weiß denn überhaupt, dass es so etwas Engagiertes und Gutes wie die LUST überhaupt gibt, wenn nicht über das LUSTBLATT?
Seit wir die Werbung und einige profane Unterhaltungsbereiche wie z. B. die Musik-News und die Kontaktanzeigen auf das LUSTBLATT verschoben, kommen die Konturen der Zeitschrift LUST stärker in den Vordergrund:
Bessere Artikel, ausführlichere Buchbesprechungen, größerer Anteil an der gesellschaftspoltischen Debatte, denn die LUST soll zunehmend zu einer engagierten Zeitschrift der Lesben und Schwulen für Kultur und Gesellschaft werden, nicht so sehr mehr für den Szenenklatsch usw. In diesem Bereich haben wir ja nun einen anderes Forum.
Diese LUST hat 4 Seiten mehr als es vorher üblich war. Ob es weiter aufwärts geht, hängt mit den noch zu gewinnenden AutorInnen ab und natürlich auch von der Finanzierbarkeit des gesamten Projektes.
Liebe LUST-Gemeinschaft, also liebe LUST-Leser-Innen, schaut Euch aufmerksam in diesem Heft um, es bietet ein große Palette vielfältiger Themen, und so, genau so, soll es weiter gehen, wenn Ihr einverstanden seid. Dabei ist es nicht notwendig, dass sich die gesellschaftspolitischen Auffassungen der AutorInnen in allen Details decken. Zumal es niemanden gibt, der über prophetische gaben verfügt. Wir können nur Vorschläge machen. Wir halten die LeserInnen für mündig genug, mit unterschiedlichen Auffassungen ohne ideologische Moderation umzugehen.
Es grüßt Euch, auch im Namen der anderen Lüstlinge, Euer
Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)