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Liebe LeserInnen der 99. Print-LUST, Sommer 09

Unter uns gesagt ...
Die 99. Ausgabe der Zeitschrift LUST deutet ja darauf hin, dass die 100. Ausgabe schon bald in Vorbereitung sein wird.

Liebe LeserInnen der LUST, wir dachten uns, dass die 100. LUST schon etwas Besonderes sein sollte. Über die üblichen Artikel bzw. Beiträge hinaus rufen wir Euch auf, selber kürzere oder längere Artikel zu schreiben und uns zuzusenden.

Das, was Ihr uns manchmal am Telefon sagt oder wenn Ihr uns trefft, das könnt Ihr doch auch mal aufschreiben. Dafür wollen wir Euch Platz machen, und wenns nötig ist, zu diesem Zweck auch mal die Seitenanzahl über die traditionellen 40 Seiten hinaus vergrößern.

Voraussetzung ist allerdings, dass Ihr uns auch wirklich Texte zur 100. LUST schreibt. Das wäre sehr nett. Denn zusätzliche Seiten muss man ja auch irgendwie füllen.

Diese 99. Aufgabe hat, ganz gegen unseren Willen, einen Schwerpunkt bekommen, der sich mit der Auseinandersetzung zwischen Religion und Homosexuellenverfolgung beschäftigen musste. Zu viel ist im Vorfeld passiert, was uns diesen Schwerpunkt nahelegte. Der Prozess in München, der für den Wirt der Deutschen Eiche gut ausgegangen ist, das Open-Ohr-Fefstival mit seinem religiösen Schwerpunkt, die „soften“ Christen auf dem evangelischen Kirchentag in Bremen, die zwar auch die Ehe für homosexuelle Partnerschaften nicht haben wollen, die aber von uns beson-ders geachtet werden wollen, weil sie nicht ganz so schlimm seien wie andere.

Der Psychologenkongress in Marburg, auf dem solche Leute auftreten durften, die Homosexualität zur Krankheit erklären, die sie „heilen“ wollen. Wie die Kreationisten, die angebliche wissenschaftliche Belege für die „Schöpfung“ der Lehre über die Entwicklung der Arten entgegenstellen, steht hinter diesen keine andere „wissenschaftliche Erkenntnis“, als ihr Glaube, mit dem sie aggressiv gegen solche Menschen vorgehen, die schon lange das Opfer ihrer menschenverach-tenden Demagogie sind.

Ihr Eifer erinnert an den Fanatismus der Hexenverfolgung. Schließlich noch das Verhindern der Reklame-Einrichtungen in Deutschland, für eine Ethik ohne Religion zu werben. Und die religiöse Verfolgung der Buskampagne, indem ein Bus eifernder Evangelikaler den Bus der Buskampagne verfolgte und die Gespräche und Veranstaltungen umfunktionierte.

Das alles ist geschehen und zwang uns sozusagen, die 99. Ausgabe unter einen anderen Schwerpunkt zu stellen.

Es macht den Anschein, als ob Konservative und Religiöse auf dem Vormarsch sind, um verlorengegangene weltliche Macht für die Religionsführer wieder zurückzuerobern.

Und die großen sozialen Einschnitte, die nach der Bundestagwahl zu erwarten sind, sollen wohl auf diese Weise gesellschaftlich flankiert werden. Zumindest machts den Anschein, dass dies vorbereitet wird. „Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen,“ meint Kurt Tucholsky, „eine, wenns ihm gut geht und eine, wenn ihm schlecht geht. Die letztere heißt Religion“.

Selbstverständlich haben wir noch andere Themen in der 99. LUST. Und zwar die Urlaubsreisen, oder, genauer gesagt, die nicht mehr so häufig stattfindenden Urlaubsreisen. Das hat auch etwas mit den Möglichkeiten zu tun, sich auf Kosten der Lange der arbeitenden Bevölkerung bei der Gelegenheit der Wirtschaftskrise besser zu stellen.

Und schließlich die Lage der arbeitenden Bevölkerung selbst. In den Betrieben nimmt der Zynismus gegen die ArbeitnehmerInnen zu, und dies dann auch untereinander.

Das verwundert nicht, denn „Geprügelte“ prügeln auch, und alle immer nach unten. Und es wird mit „Hartz IV“ gedroht, wenn sich jemand nicht alles gefallen lassen möchte.

Kleine gewerbliche Betriebe geraten übrigens zunehmend unter Druck durch Einrichtungen, die ihnen als Konkurrenz auftreten und ihre Arbeit übernehmen. In diesen Einrichtungen sind die Ein-Euro JobberInnen „untergebracht“, die ihre Arbeits-willigkeit so unter Beweis stellen müssen, damit man ihnen nicht noch diese kleinen Bezüge wegnimmt, indem sie 1-Euro-Jobs annehmen. Dies oft mit Arbeiten, für die sie vor einige Zeit noch gut bezahlte Facharbeiter gewesen waren.

Solche Themen kann man natürlich nicht außer Acht lassen, wenn man dazu beitragen möchte, dass die Welt so beschrieben wird, wie sie sich in der Realität zeigt und nicht in den „Spielen“ der überdominanten marktgerechten Medien.

Da schämt man sich schon beinahe, wenn man sich auch mal über eine nette Veranstaltung freut, wenn man mal einen gut gelungenen Film anschaut und wenn man auf einem CSD-Festival oder einem anderen Sommerereignis zumindest einige Stunden relativ glücklich ist, so lange man eben feiert. Aber auch Bücher, Filme usw. sollen in unserer Zeitschrift Platz haben und haben sie ja auch.
Liebe LeserInnen der LUST,

wir, das Team der Zeitschrift LUST, der Gruppe ROSA LÜSTE und des LUSTBLÄTTCHENs, wir wünschen Euch schöne Sommerfeste, zumindest das.

Euer Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)