LUSTBLATT, 84. LUST und 5. LUSTBLATT, 85. LUST, 86. LUST, 87. LUST, 88. LUST, 89. LUST, 90. LUST, 91. LUST, 92. LUST, 93. LUST, 94. LUST, 95. LUST, 96. LUST; 97. LUST; 98. LUST, 99. LUST, 100. LUST, 101. LUST, 102. LUST, 103. LUST, 104. LUST, 105. LUST
 
Liebe LeserInnen der 104. Print-LUST, Herbst 10
Unter uns gesagt ...
bin ich unterdessen schon so etwas geworden, wie die beiden nörgelnden Alten auf dem Balkon? Auf diese Idee komme ich anscheinend deshalb, weil ich alt geworden bin.

Also ich jünger war, war dies engagierte Kritik von Missständen.

So funktioniert das also. Man hat solche Dinge im Kopf, weil man alt wird. Was man im Kopf hat, ist eigentlich keine Selbstkritik, die jedem Menschen gut tut, sondern es sind die Vorurteile über das Altern, die sich im Laufe meines Lebens in meinen Kopf geschlichen haben. Und nun holen sie mich ein, diese Vorurteile, vielleicht weil es derzeit solche trüben Monate sind, politisch und auch nach dem Kalender.

Was diese Regierung mit dem Atomausstieg macht, ist eigentlich kaum zu glauben. Einerseits wird die Laufzeit verlängert, andererseits dürfen die in Aussicht gestellten zusätzlichen Steuereinnahmen um die Mittel gekürzt werden, die der normalen Sicherheit dieser Einrichtungen gelten, aufgrund der längeren Laufzeit, die diesen Konzernen erheblich längere bzw. höhere Gewinne verspricht. Und so sind die Finanzfuzzis der Regierung ständig auf der Suche, Einnahmen zu vergrößern und bei der Bevölkerung Ausgaben zu kürzen. Was liegt da näher als die Sicherheitsbestimmungen bei den AKWs zu senken?
 
Gleichzeitig gesenkt werden auch die Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien, weil die ihren Strom garnicht mehr verkaufen können, deren Einnahmen also ebenfalls gesenkt werden.
Und ebenfalls hat natürlich der Staat für die „Endlagerung“ der Atomabfälle zu sorgen, damit der Atomstrom angeblich „billig“ ist. Glaubt ihr das? Ich glaube nicht, dass Strom für uns dadurch billiger wird.

Österreich beschwert sich über das Atomkraftwerk Isar 1 in seiner Nähe und verlangt die Stilllegung statt Laufzeitverlängerung. Was würde den geschehen, wenn es der zynischen Regierung passieren würde, dass ein großer Störfall das Grinsen in den Gesichtern ersterben ließe? Nein, lieber nicht, denn vorher würden viele Menschen zu Schaden kommen, wofür die Regierung dann doch nichts könnte.

Verdammt noch mal, gibt es denn kein Feld, keinen Bereich, über den man sich freuen könnte und zufriedener in die Zukunft schauen könnte? Es wird doch zugunsten der Klienten so ziemlich alles zerschlagen, zum Beispiel die gesetzlichen Sozialversicherungen zugunsten der Privaten, was zur Folge haben wird, dass wir zunehmend US-amerikanische Zustände erhalten werden.

Sind wir auf die künftigen Wahlen, auf die Opposition angewiesen, die nun lautstark protestiert? Hier ist aber das Blöde, dass sich Teile der gegenwärtigen Opposition (rotgrün) auch am Zerschlagen der Sozialversicherungen beteiligt haben. Und wir wissen doch alle, was der rechte SPD-Flügel mit der Ypsilanti in Hessen angestellt hat? Da ging es doch auch um ein anderes Energiekonzept?

Angesichts der Lobbyarbeit sowohl der privaten Versicherungen (siehe Riesterrente) und der Energiekonzerne auch bei rotgrün, wie kann man da hoffen, dass bei einem Regierungswechsel die Zukunft weniger schwarzgelb sein wird?

Ihr seht, die Jahreszeit passt zur allgemeinen Lage, und dann noch mein zunehmendes Alter mit allen Erscheinungsformen, die das hat. Als ich jünger war habe ich mir dauernd gesagt: Nun gut, ich mache das anders, und die Menschen um mich herum ebenfalls. Und nun sehe ich, wie mein Speilraum sich ständig verkleinert und mir die Möglichkeiten nimmt, dies und das anders zu machen, weil die finanziellen (bei der kargen Rente) wie die gesundheitlichen Möglichkeiten mir den Weg verbauen.

Aber ich will euch nicht mit meinem jahreszeitlich bedingten Pessimismus anstecken, denn bei Euch ist die Möglichkeit der zunehmenden finanziellen Erholung ebenso gegeben wie auch der gesundheitlichen, und auch die Jahreszeit seht ihr nicht so, denn Herbst und Spätherbst geht zwar in den Winter über, aber dann gehts weiter mit dem Frühling und Sommer. Naja fällt mir dabei ein, und dann aber doch wieder nur in den Herbst und Winter, und bei dem allen wird man älter.

So, jetzt habe ich ein Päuschen gemacht und hoffe, ich kann etwas optimistischer die Schlusszeilen schreiben:

Übrigens, wir sind mit der Herbstausgabe später dran als gedacht, aber das ist nur natürlich, mit der Sommerausgabe waren wir auch später. Aber die Winterausgabe, da hoffe ich, dass sie mal pünktlicher wird.

Nen schönen bunten Herbst wünsche ich Euch und mit guten, kreativen optimistischen zukunftsorientierten Gedanken, denn irgendwie braucht man Hoffnung, um gut drauf sein zu können. Und Ihr habt doch alle guten Grund, hoffnungsvoll in die Zukunft zu sehen.

Viele liebe Grüße und Wünsche, auch im Namen der andere Lüstlinge,
Euer Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)