96. Print-LUST, Herbst 08
 
"Ob der jetzt vom Mann oder von der Frau eingeführt wird und wo, das ist dem Vibrator egal"
Interview mit Torsten vom “Erotik Shop – Video-Area Adam & Eva” (A.&E.) in der Rheinstraße 27 in Wiesbaden. Der Shop ist Mo. bis Sa. von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Torsten ist zum Interview zu uns gekommen und das Gespräch wurde länger als erwartet. Es ging auch nach dem Abschalten des Aufnahmegerätes noch weiter. Die Fragen für die LUST stellte Joachim.

LUST: Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, da wurden in der Walpurgisnacht den Pornoläden immer die Scheiben eingeschlagen. Und der Hintergrund war, dass die Frauen dort entwürdigt würden, als Sexobjekt dargestellt würden und das würde zur Vergewaltigung führen. Das war so der Tenor. Ich als 68er kann mich noch an die Zeit erinnern, da war Pornographie noch verboten. Damals wurde gesagt, Vergewaltigungen hören auf, wenn die Leute sich an anderen Objekten abreagieren können, indem sie sich Pornos holen können. Also das gleiche Phänomen wird ganz unterschiedlich gewertet.

A.&E.: Na gut, das ist letztendlich immer eine Frage der Sicht. Das hat man ja überall: Die einen sagen so, die anderen sagen so.

LUST: Glaubst Du, dass das Einfluss haben kann ... die Pornos auf die Vergewaltigung oder die Nichtvergewaltigung.

A.&E.: Boah. Da jetzt ja oder nein zu sagen ist schwierig.

LUST: Mir hat mal jemand in Frankfurt in einem Pornoladen, wo wir früher die LUST verteilt hatten, gesagt, bei Schwulen wäre das so, dass die sich Pornos holen, wo Schwule miteinander Sex haben. Und bei Heterosexuellen wäre ihm aufgefallen, dass dort sehr häufig und gerne Gewaltpornos geholt werden. Taucht das bei Dir auch so auf?

A.&E.: Klar. Ja, aber es ist nicht der überwiegende Teil. Wir sind ja bei uns schon ein bisschen mehr im Spartengeschäft als im Mainstreamgeschäft. Dafür gibt es genug andere Mitbewerber. Aber es gibt das natürlich schon im Spartenbereich, das geht von Kaviar, Natursekt, genauso wie es dann in diesen schon nicht Soft-SM ist, die halt mit Fesseln anfangen usw. Und dann auch der harten SM-Bereich.

LUST: Nun gibt es SM-Sachen auch unter den Schwulen.

A.&E.: Ja, natürlich. SM ist ja ein breites Spektrum. Fesselspiel ist ja im Prinzip schon SM. Das kann nur ein leichtes Fesselspiel sein und dann weitet es sich ja schon aus. Spanking gehört ja auch in den Bereich. Obwohl es ja wieder ein eigenes Thema ist. Aber im Prinzip sind das ja alles Fetisch-SM-Praktiken. SM ist ja immer in dem Bereich wo Dominanz eine Rolle spielt - einer über den anderen.

LUST: Jetzt habe ich mit der Claudia Gehrke vom Konkursbuch Verlag mal diskutiert. Und sie meinte, es sei auch eine Illusion anzunehmen, dass einvernehmliche Sexualität immer nur zweiseitig gleichwertig liefe und dass gegenseitiges Schmerzzufügen durchaus zur üblichen Sexualität auch mit dazugehören könnte.

A.&E.: Generell?

LUST: Nein, nicht generell, so habe ich das nicht verstanden, sondern dass das eben auch häufig auftaucht. Und zwar nicht in vergewaltigender Situation, sondern in beiderseitigen lustvollen Situation.

A.&E.: Ja, das kommt schon vor. Letztendlich: Sexualität fängt ja beim Blümchensex an, beim Händchenhalten bis schon zum Extrem. Jede Sexualität muss ja auch ausloten, was einem selber gefällt und was dem andern auch gefällt. Und da sind die Grenzen ja mal enger und mal weiter.

LUST: Bei den Tagungen der frühen Schwulenbewegung haben wir das zu erklären versucht, weil den Bewegungsschwulen sofort alle Perversionen angehängt wurden: wir sind für selbstbe-stimmte Sexualität mit Ausnahme von Gewalt. Und dann kamen plötzlich die SM-Schwulen und sagten: “Moment mal, damit sind wir aber nicht einverstanden.”

A.&E.: Gewalt ist ja immer dann, wenn einer Gewalt ausübt und der andere es nicht will.

LUST: Ja, das ist dann aber eine andere Art von Gewalt.

A.&E.: Ja, deswegen. Wo fängt Gewalt an? Gewalt fängt eigentlich schon bei der leichten SM-Praktik an. Nur, wenn der andere dem zustimmt, ist es in dem Sinne nicht Gewalt. Wenn diese Selbstbestimmung oder die Zustimmung ausbleibt, dann kommen wir in den Bereich Gewalt.

LUST: Dann würde das als Vergewaltigung definiert.

A.&E.: Eben.

LUST: Also, da sind vielleicht auch die Begriffe nicht ganz sauber. Das kann man nicht genau voneinander trennen.

A.&E.: Es sind halt manchmal so fließende Übergänge. Also bis zu einer gewissen Form ist es ja gewollte Gewalt und ab einem gewissen Punkt ist es eben halt schon eher die Vergewaltigung, wenn der andere schon nicht mehr zustimmen kann oder sich verweigern kann, wenn es auch über seine Grenzen hinausgeht. Und das kann halt manchmal verwischen, auch in der Partnerschaft.

LUST: Da ist eben diese Zeitschrift Emma mit ihrer die PorNo-Kampagne. Die behauptet, dass sehr häufig in heterosexuellen Pornos eben die Frau als Gewaltopfer dargestellt wird. Und dass die Jungs sich das eben ankucken und für normal halten.

A.&E.: Ja, aber ich glaub im Heteromarkt geht der Trend wieder zurück zum normalen Sex, zum lustvollen Sex.
Das hatte sich im Heterobereich irgendwann so hochstilisiert. Die Filme waren mittlerweile zu gekünstelt. Da mussten exotische Stellungen ausprobiert werden, alle Praktiken in einem Film untergebracht sein, ob es oral, anal, Faustfick etc. Und das wurde zum Extrem hochgesteigert. Deswegen wurden die Filme auch mittlerweile so künstlich. Auch diese Sichtweise “die Frau benutzen”, obwohl es die Frau ja auch will. Ja, der Heteroporno ist nicht nur so angelegt, so nach dem Motto “die Frau das niedere Objekt und ich benutze es” sondern die Frau macht sich ja selber dazu. Die Frau will ja auch Sex.
Aber da ist der Trend wieder zurück zu diesen im Prinzip Klassik-Filmen, die damals zwar nicht mehr so actionreich waren, aber mehr natürlich. Also, dass wieder mehr die Natürlichkeit im Sex verlangt wird und dargestellt wird.

LUST: Und das kannst Du sagen. Dass die häufiger jetzt auftauchen und häufiger verkauft werden?

A.&E.: Ja, sicher. Gerade im Heterobereich haben sie ihre Klassic-Collections. Das gab es damals ja nur auf VHS, die sie jetzt umkopieren und als DVD auf den Markt bringen. Die sind stark gefragt.

LUST: Ja, dann habt Ihr noch alle die Artikel, die man benötigt ... Pariser, Gleitcreme, auch Vibratoren und so Dinger ...

A.&E.: Im Prinzip das ganze Spektrum: Hetero- und GAY-DVDs, Kontaktmagazine, Bildmagazine, Vibratoren, Dildos, Fesseln. Also auch da wieder so den Bereich SM, Augenbinden, Masken, Knebel ...

LUST: Ein Teil davon hat man ja früher unter dem Begriff Ehehygiene verkauft.

A.&E.: Der Begriff wird heute immer noch genommen. Im Prinzip gibt es im Shop den Bereich Hygieneartikel. Das sind im Prinzip diese ganzen Spielzeuge. Dann gibt es den Phar-mabereich, Magazine, DVDs etc. Und es ist heute noch so, dass man bei der gewerblichen Anmeldung immer noch von ehehygienischen Artikeln spricht. Also der Begriff der Hygieneartikel, das hat sich immer noch beibehalten.

LUST: Dein Laden heißt ja Adam & Eva, aber er richtet sich im wesentlichen an Adam?

A.&E.: Nein.

LUST: Kommen auch viele Frauen rein?

A.&E.: Wir haben auch Frauen, die einzeln kommen, also entweder mit Partner oder alleine kommen. Wir haben auch hier und da lesbische Pärchen ...

LUST: Und was holen die so?

A.&E.: Ja, wir haben ja auch im DVD-Angebot die Gay-DVDs, die Hetero-DVDs aber wir haben auch Lesben-DVDs. Wir decken ja im Prinzip jede Sparte ab. Auch transsexuelle oder bisexuelle Filme haben wir. Und letztendlich auch da wieder bei den Toys. Dem Vibrator macht ja in dem Sinne keinen Unterschied, ob es ein Mann ist oder eine Frau ist, ob es eine Lesbe ist oder ein Homo ist.

LUST: Ja, er macht schon einen Unterschied, weil ja ...

A.&E.: Nur die Frage in welche Öffnung...

LUST: Ja, das vielleicht ja, und dann die Form auch.

A.&E.: Eben. Es gibt natürlich auch Vibratoren, die speziell für die Frau ausgelegt sind. Ansonsten im Prinzip den klassischen Massagestab zum Beispiel. Früher zu biederen Zeiten gab es halt diese Stäbchenform, der dann vibriert hat. Den man ja auch als Massagestab aus Katalogen so kennt. Der macht doch heute keinen Unterschied, ob er jetzt bei der Frau vaginal eingeführt wird oder beim Mann anal eingeführt wird oder bei der Frau anal eingeführt wird. Das ist dem Vibrator egal. Es gibt natürlich wiederum ...
LUST: ... so naturgetreue Abbildungen. Die werden doch eher von schwulen Männern mitgenommen. Oder?

A.&E.: Jein. Also der hauptsächliche Unterschied ist: Vibratoren werden vermehrt von Heteros gekauft.

LUST: Ach ja?

A.&E.: Die Dildos ohne Vibration, das ist schon mehr im schwulen Part.

LUST: Aha. Und die müssen dann auch wie ein Schwanz aussehen.

A.&E.: Ja.

LUST: Nicht wie eine Gurke oder wie ein ...

A.&E.: Diese lustigen Sachen sind dann eher schon das, was die moderne Frau anspricht. Also das was wir so kennen, diese Banane, die Gurke oder die Vibratoren mit den lustigen Motiven oder Farben. Oder ob sie da gesprenkelt oder sonstiges sind oder mit Noppen. Das ist dann ein bisschen moderner, verrückter oder von der Stimulation her, dass es dann eher die Frau anspricht. Dem Mann geht es letztendlich meistens um die Größe. Der Schwule ist ja schon meistens so ein bisschen fixiert, so nach dem Motto: Anfängermodell, der muss soft sein. Aber es ist die Tendenz schon eher zur Größe hin.

LUST: Jo ... und dann hast Du die Kabinen, die zwei. Da kannst Du ja nichts weiter drüber sagen. Da schleichen ja die Leute um die Ecke, gehen in die Kabine. Da kriegst Du ja gar nicht mit, was die so machen. Naja, vielleicht doch. Du legst ja die Filme ein, die die so haben wollen.

A.&E.: Ja gut, die Kabinen. Wir haben ja ein Programm von dreißig Filmen, die da laufen. Die werden dann von Zeit zu Zeit gewechselt. Was der Kunde da drinnen schaut, das können wir nicht beeinflussen. Das wissen wir nicht.

LUST: Ach so, der kann auswählen, in der Kabine.

A.&E.: Genau, in der Kabine kann der von den dreißig Filmen, die ausgestellt sind kann er schauen. Das kann er selber bestimmen, kann er durchblättern. Sinn und Zweck ist da eben diese Diskretion. Das ist halt noch diese klassische Kabine, Ein-Mann-Kabine, Türe zu. Da kommt keiner rein. Er ist ungestört und kann sich den Film anschauen und sich Erleichterung verschaffen. Deswegen ist das halt bei uns auch räumlich so abgetrennt mit dem Eingangsbereich und dem Vorhang, dass der Kunde halt nicht durch den Laden muss, dass er diese Diskretion auch beim Gang zur Kabine hat.

LUST: Und oben bei Dir in der Lounge, da läuft man ja bei Dir durch, zahlt den Eintritt, geht die Treppe hoch. Da ist so eine große Couch, wo die Leute sich dann hinsetzen können.

A.&E.: Genau. Also im hinteren Bereich und im oberen Bereich des Ladens haben wir halt unsere Wunschfilmkabinen. Das sind offene Videokabinen. In jeder Kabine läuft ein Film. Also im hinteren Bereich haben wir drei Kabinen. Oben haben wir, wie gesagt, diese Lounge mit einer größeren Leinwand. Ja, da wird eben ein Film angeboten, was der Kunde sich im Prinzip aber auch aussuchen kann. Es laufen generell fünf Filme, in der Regel gemischt, hetero oder gay. Die Kunden können sich aber auch, wenn was nicht gefällt oder wenn sie was anderes sehen möchten, sich einen Film im Laden aussuchen, den wir dann einlegen.

LUST: Und da sind dann die Kabinen nicht so, dass jeder für sich ist. Da gibt es dann auch Gruppenszenen.

A.&E.: Genau. Das Konzept ist ja so angelegt, mit den eben nicht verschlossene Türen. Es ist halt auch ein Gemeinschaftserlebnis. Es ist dann natürlich auch von den Kunden gewollt, nicht alleine einen Film zu schauen, sondern mit anderen zusammen.

LUST: Aber heterosexuelle Männer, die dort hochgehen, müssen doch wissen, dass dort nur Männer sind.

A.&E.: Ja.

LUST: Macht ihnen nichts?

A.&E.: Einmal durch dieses Konzept, das wir fahren. Wir haben ja nicht dieses klassische Kino – einen Raum, eine Leinwand, Kinobestuhlung, alles schaut denselben Film. Sondern wir haben ja halboffene Kabinen. Die sind durch Vorhänge abgetrennt. Also da hat er auch die Möglichkeit alleine einen Heterofilm zu schauen. Aber auch der Heteromann ist ja letztendlich nicht ganz verschlossen. Das heißt, er hat noch nicht die homosexuelle Tendenz, dass er sich zuschauen lässt oder mit jemandem zusammen einen Film schaut. Da ist ja schon eher dieser neugierige Reiz des Voyeurismus, anderen zuzuschauen oder sich zuschauen zu lassen oder einfach nur diese Gemeinsamkeit, dieses gemeinsame Erleben.

LUST: Und damit haben wir schon Dein ganzes Sortiment beschrieben, was Du hast und was in Deinem Laden so läuft?

A.&E.: Ja. Bis auf eben den Gay-Bereich, der halt bei uns auch ein wichtiger Bereich ist. Wir haben halt überwiegend diesen Heterobereich angesprochen, aber ...

LUST: Naja, die Kabinen, da ist es egal, ob es Hetero- oder Gay-Bereich ist, weil die können ja zu Dir sagen, leg mal einen Film von Cardinot ein und dann machst Du das.

A.&E.: Ja, ist klar. Also da, im Videobereich, haben wir natürlich überwiegend Gay-Kundschaft. Das hat halt von der Thematik dieses Videoerlebnis generell was auf sich, was eher die Gay-Kundschaft anspricht.

LUST: Du meinst diesen Lounge-Bereich?

A.&E.: Ja, genau, diese Wunschfilmkabinen. Das wird halt mehr von den Gays benutzt als von Heteros. Die meisten Heteros sind dann doch eher schon mehr für die Einzelkabinen.

LUST: O.k. ... Ja, und wir haben die Situation angesprochen, ob man gesellschaftspolitisch was Schlimmes oder was Sinnvolles macht. ... Ach ja, und was ich auch noch höre ist, dass in Pornofilmen oft besonders die Frauen unter unwürdigen Arbeitsbedingungen arbeiten müssten und dass deswegen Pornofilme überhaupt schon abzulehnen seien.

A.&E.: Das ist eine interessante Aussage. Die Frage ist, worauf diese Aussage beruht.

LUST: Das beruht wohl auf Aussagen von den Leuten, die überhaupt Pornofilme nicht mögen.

A.&E.: Ja gut, eben. Deswegen kann man pauschalierend sagen, das sei menschenunwürdig. Also es wird in der Pornoindustrie keiner dazu gezwungen.

LUST: Ja gut. Ich bin ja doch gezwungen, irgendwie mein Geld zu verdienen. Und wenn ich nix anderes finde ...

A.&E.: Nein, es wird in der Pornoindustrie keiner zum Porno gezwungen.

LUST: Du meinst, es werden keine Pornofilme mit Zwangsprostituierten gedreht?

A.&E.: Ja. Also die Pornos drehen, machen das, weil sie Pornos drehen wollen.

LUST: Ja kannst Du das ...

A.&E.: Um Geld zu verdienen? Ja natürlich will jeder Geld verdienen. Aber sie werden nicht schlechter bezahlt ...

LUST: ... als die Männer?

A.&E.: Ich weiß nicht, was Du da unterstellst. Natürlich kann pauschal sagen, jeder der Pornos macht, der erniedrigt sich.

LUST: Das wäre dann eine moralische Auslegung.

A.&E.: Ja, ... und wenn ich dann sage, er wird menschenunwürdig behandelt ... Wie sollte das denn sein bei einem Pornodreh? Erstens haben wir da gesetzliche Vorgaben, was Untersuchungen, Nachweise etc. Altersbestimmungen angeht. Das muss alles überprüft werden. Die Darsteller werden bezahlt. Wenn sie anreisen müssen, werden Anreisekosten übernommen, Über-nachtungskosten werden übernommen. Wenn Filme im Ausland gedreht werden, werden auch da die Kosten komplett übernommen. Verpflegung

LUST: Ja, das sind ja große Firmen, amerikanische oder so, große Firmen die so Pornos am Fließband produzieren. Ich glaube der Arbeitsmarkt ist heute doch schon in allen Bereichen problematisch. Ich meine, man kann das nicht hundertprozentig kontrollieren, dass es dort besser ist als woanders.

A.&E.: Was man vielleicht sehen muss, man darf nicht die Illusion haben, dass man als Pornodarsteller ein Vermögen verdient. Nicht generell. Aber man kann gut verdienen und es gibt Darsteller, die verdienen auch gut. Aber nicht, wenn man mal in einem Film mitmacht, macht man die große Kohle. Deswegen muss man auch immer sagen, jemand, der Darsteller werden will, der muss das im Prinzip schon als Hobby sehen und aus Spaß an der Freude machen. Zum Geldverdienen ist es so nicht ausgelegt. Es sei denn, man ist in dem Sinne gut, publikumswirksam und hat die Möglichkeit z.B. als Exklusiv-Model zu arbeiten.

LUST: Gibt es denn genau so viele Frauen, die gerne in Pornofilmen mitmachen wie Männer.

A.&E.: Natürlich.

LUST: Das das aufgeht irgendwie.

A.&E.: Sicher. Also die Top-Labels, gerade im Hetero-Bereich. In Deutschland gibt es wenig Gay-Labels, die Exklusiv-Models aufbauen. Das gab es eine Zeit lang. Tom Baron, Jens Hammer, bei Cazzo zum Beispiel. Das waren Stars, die sind auch international auf den Markt gekommen, bei größeren Labels untergekommen. Im Hetero-Bereich haben wir das ja nach wie vor, dass wir immer noch Zugpferde haben, sprich Gina Wilde. Im Hetero-Bereich – jeder kennt Gina Wilde! Das war die Pornodarstellerin schlechthin. Und die ist heute immer noch bekannt, obwohl sie ja längst aus dem Geschäft raus ist. Heute heißt sie ja Michaela Schaffrath. Aber sie hat immer noch den Namen in der Branche. Und sie war ein Exklusiv-Model. Sie hat natürlich ihr Geld damit verdient. Heute ist es Vivien Schmidt ... oder Tyra Misoux ... Leonie. Also es gibt einige. Bei Oftly gibt es Kid Bengala.

LUST: Macht Dich sowas noch an, wenn Du Dir die Filme ankuckst?

A.&E.: Na, natürlich. Wäre auch schlimm, wenn es nicht mehr so wäre.

LUST: Findest Du?

A.&E.: Ja.

LUST: Also, wenn Du dauernd diese Schwänze da siehst und so.

A.&E.: Ja, aber das beeinflusst ja letztendlich nicht meine Tätigkeit. Es ist einmal mein Beruf. Da gehört eine gewisse Professionalität dazu. Das heißt ja nicht, dass ich im Laden mit ‘nem Dauerständer rumlaufe. Also soweit hat man sich ja im Griff.

LUST: (lacht) Das würden wir auch nicht veröffentlichen.

A.&E.: Ja, ist schon klar. Aber soweit hat man sich in der Regel im Griff. Aber ich denke, es ist in der Regel dafür schon wichtig, welchen Erfolg man hat, ob man sich mit der Thematik noch auseinandersetzen kann. Wenn ich abgebrüht wäre und gar keine Lust mehr hätte, weder Lust an dieser ganzen Thematik noch an Sex, könnte ich ja mein Business so nicht betreiben.

LUST: Du meinst, Du musst selber Lust haben, um spüren zu können, was die Leute haben wollen.

A.&E.: Ja, man muss sich ja permanent damit auseinandersetzen. DVDs muss ich mir anschauen, und selbst beurteilen können, wie die Qualität ist, um auch beraten zu können. Wo sind die Unterschiede oder was ist gut gemacht? Allein von der Filmqualität oder von der Machart oder von der Thematik. Wie ist das aufgebaut? Wie ist das gemacht? Was ist da empfehlenswert? Genauso, wie ich mich mit den Spielsachen auseinandersetzen muss.

LUST: Da müssen Deine Kunden aber ganz schön die Hosen runterlassen, wenn sie Dir erklären, was sie ungefähr brauchen.

A.&E.: Ja, sicher ...

LUST: Machen sie das auch?

A.&E.: Es ist eine Frage des Vertrauens. Ich kann ja nur jemand wirklich gut beraten, wenn ich weiß, was er will.

LUST: Klar. Und moralische Empfindungen hast Du da keine? Es gibt ja Leute, die erröten schon, wenn sie irgendetwas blitzen sehen oder so - aus Versehen. Aber so moralische Sachen hast Du nicht? ... Bei dem Job kann man sich das gar nicht leisten, oder?

A.&E.: Naja, es gibt natürlich immer Momente wo man sagt, da gehen wir in einen Bereich rein ... Da muss man ausloten, wie man damit umgeht. Auch weil es bei der Beratung auch oft in diesen Intimbereich reingeht. Und ich habe ja auch schon mal Frauen, die ich beraten muss. Du musst zum Beispiel bei der Anwendung eines Spielzeugs beraten und dann muss man im Prinzip ins Detail gehen, je nachdem wie alt diese Person auch ist usw......

LUST: Wie alt bist Du denn?

A.&E.: Ich bin 39. Und da muss man auch immer überlegen, wie spricht man das an. Das ist ja auch immer das Interessante. Bei den einen kann man mal locker darüber sprechen, aber man muss auch immer abpassen, um nicht den anderen zu verletzen. Wie gesagt, wir gehen sehr stark in die Intimsphäre rein und da muss man natürlich auch immer den Respekt waren. Manchmal muss man sehr diplomatisch und vorsichtig sein und manchmal auch lieber ein Wort nicht sagen. Manchmal kann man aber auch auf ganz lockere und kum-pelhafte Art oder mit einem Scherz oder mit einem Witz zur Sache gehen.

LUST: OK. Ich denke ich habe Dich nun lange genug gelöchert. Danke, Torsten, für Deine geduldigen Antworten. Ich denke, die Leser und Leserinnen wird das sehr interessieren.
 
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