„Die Vielfalt der lesbischen Kultur
dokumentieren“
Helma Eller ist uns aus unterschiedlichen Zusammenhängen seit Jahren bekannt.
Für die LUST-Leserinnen haben wir schon ihre Filme vorgestellt, die bei ihr für Frauen- und Lesbengruppen ausgeliehen werden können. Auf Wunsch führt sie sie auch selbst vor. Kontakt bekommt Ihr mit ihr über Tel. und Fax 06164/54165. Die Fragen für die LUST stellte Renate.
LUST: Helma, wir kennen uns ja schon einige Jahre und deshalb erst einmal ein paar Fragen zur Person. Wie alt bist Du eigentlich?

Helma: Ich bin noch 34 Jahre alt.

LUST: Was machst du so beruflich?

Helma: Erst habe ich Friseurin gelernt, dann Sozialpädagogik studiert. Inzwischen arbeite ich freiberuflich im Musikbereich. Ich gebe Trommelkurse: Trommel und Rhythmusarbeit mit Gruppen und auch Einzelunterricht.

LUST: Aber du machst auch Videofilme?

Helma: Ja, ich komme durch die sozialpädagogische Arbeit aus der Medienarbeit und habe viel mit Video gearbeitet, mit Jugendlichen. Und daraus ist dann bei den Lesbenfrühlingstreffen als Hobby diese Filmidee entstanden. Mit meiner Partnerin mache ich Interviews, wir suchen uns immer ein Thema. Dieses Jahr haben wir es zum ersten Mal ausgelassen.
 
Es sind bisher sechs Filme entstanden, die wir dann bei den Lesbenfrühlingstreffen in Form von Workshops vorstellen. Der erste Film ist zum Thema “Lesbenkosen” gewesen, der zweite heißt “So sagte ich es meiner Mutter”, der dritte war “Brüste”, der vierte ist “Orte lesbischer Lust”, der fünfte ist “Wann ist eine Lesbe Lesbe?” und der sechste ist zum Thema Beziehungsformen. Und der siebte, dazu haben wir die Aufnahmen gemacht, ‘99 in Köln zum Thema “Homoehe oder was?” und wir sind auf der Strecke hängengeblieben.
 
Und nach einigen Monaten Auseinandersetzung mit dem Thema habe ich gemerkt, also irgendwie kann ich mich zu dem Thema nicht äußern und irgendwie bin ich es gerade so satt. Und wir haben dann gesagt, den machen wir auch nicht fertig.
 
Ich sage vielleicht noch was zu der Idee von den Filmen: das sind Filme, die für Lesben und andere Frauen gemacht worden sind. Der Hintergrund ist, darzustellen, wie unterschiedlich Lesben leben und welche unterschiedlichen Einstellungen Lesben haben. Es geh mir also darum, darzustellen, wie unterschiedlich unsere Kultur ist. Bei diesen Filmen mache ich außer der Kameraführung alles selbst.

LUST: Warum habt ihr dieses Jahr ausgesetzt?

Helma: Neben den Workshops ist dann immer noch die Produktion für den neuen Film zu machen, das war mir einfach dieses Jahr zuviel. Wir brauchen eine Kreativpause und ich hoffe, dass wir nächstes Jahr wieder einen machen.

LUST: Finden bei den Lesbenfrühlingstreffen außer Volleyballspiele usw. auch noch politische Veranstaltungen statt?

Helma: Die Veranstaltungen sind natürlich breit gefächert und jedes LFT steht unter einem Motto, wobei sich dies bei den Workshopangeboten nicht immer zeigt. Zum diesjährigen Thema “Alles queer oder was” gab es ein paar Podiumsdiskussionen, die anderen Workshops haben aber querbeet stattgefunden. Es sind z.B. auch viele Musikangebote dabei. Ich versuche dann wenigstens an einem Workshop teilzunehmen. Ich treffe auch viele Bekannte, die vielleicht an einem Interview für einem Film teilgenommen haben und die wollen dann wissen, was es Neues gibt.

LUST:
Hast du den Eindruck, dass die Themen immer unpolitischer oder immer politischer werden?

Helma: Ich weiß über Rückmeldungen von Organisatorinnen des LFT, dass immer wieder der Wunsch geäußert wird, die Referentinnen zu mehr politischen Themen zu inspirieren. Das wird immer wieder gefordert. Aber das ist natürlich auch Anspruchsache. Was es noch Neues gibt, ist vielleicht, dass jetzt ein Verein gegründet werden soll, der den Lesbenfrühling trägt. Und nun geht es darum, Frauen dazu zu mobilisieren. Sozusagen als bundesweites Netzwerk.

LUST: Der Lesbenfrühling geht also weiter.

Helma: In zwei Jahren soll es in Hamburg sein und nächstes Jahr in Wiesbaden, aber die haben das ja abgesagt. Und beim Abschlussplenum kam der Vorschlag, es in Rostock durchzuführen. Und die Stadt ist verschwistert mit Bremen und die Bremerinnen sind dann ganz spontan an’s Mikro gegangen und haben ihre Unterstützung zugesagt. Im Moment wird geklärt, ob das noch möglich ist. Wenn die es nicht hinkriegen, wird es im nächsten Jahr wahrscheinlich eine Pause geben.
 
Helma Eller bietet u.a. Trommel-Workshops für Frauen an, unter http://www.kon-takt-trommeln.de