- Um was gehts?
Unter dem Titel Identitäten fand Mitte Mai an
der Universität Marburg ein großer Psychologenkongres
statt. Bei diesem Kongress sprachen Vertreter evangelikaler Organisationen
zum Thema, die homosexuelle Menschen als krank ansehen und von
dieser Krankheit zu heilen versuchen.
- StudentInnen, Grüne und SPD wehren sich gegen einen
Kongress an der Uni Marburg, bei dem auch Gruppen, die die Heilung
von Homosexuellen propagieren, ein Forum erhalten sollen.
Das Schwulenreferat der Universität hat bereits Widerstand
gegen die Veranstaltung angekündigt, berichtetet die Frankfurter
Rundschau. Es würden Protestaktionen gegen die Veranstaltung
organisiert, die vom 20. bis 24. Mai stattfand und bei der 1.000
Teilnehmer erwartet wurden.
Grund für die Proteste: Beim 6. Internationalen Kongress
für Psychotherapie und Seelsorge boten auch Markus Hoffmann
von der Organisation Wüstenstrom e.V. und Christl Ruth Vonholdt
vom Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft Seminare
an. Beide Organisationen sprechen sich dafür aus, Schwule
und Lesben von ihrer Homosexualität, die als Defekt definiert
wird, zu heilen.
Die Heilung erfolgt letztlich dadurch, dass bei Männern
das, was von diesen Organisationen als männlich angesehen
wird, trainiert werden soll, und bei Frauen das, was sie als
weiblich ansehen.
Mit solchen psychotherapeutischen Ansätzen wird aber das
ohnehin schwierige Coming-out auf tragische Weise erschwert und
verzögert. Und wir alle, wir werden wie als Kranke angesehen.
Dies ist zwar nicht die einhellige wissenschaftliche Meinung
dazu, eher im Gegenteil, doch auf dieser Tagung schon, was belegt,
dass unsere GegnerInnen zäh und eifrig immer und immer wieder
dabei sind, uns zu verfolgen, zu patho-logisieren und damit zu
diskriminieren. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass
wir auch in Zukunft unbehelligt so leben können, wie es
nach Lage der Dinge in einer heterodominerten aber liberalen
Gesellschaft möglich ist, weil unsere GegnerInnen einfach
nicht aufgeben, uns zu verfolgen.
Nun könnte man natürlich fragen warum sie uns nicht
einfach in Ruhe lassen. Soll doch jede/r so leben, wie es für
ihn/sie angemessen ist. Das geht offensichtlich aber nicht, weil
sie Regeln und Normen haben, die sie auf alle Menschen ausbreiten
wollen, und wir passen da nicht so recht rein: im Gegenteil,
alleine die Tatsache unserer Existenz ist schon in der Lage,
dazu beizutragen, dass ihre Thesen deutlich hinterfragt werden
sollten.
Und genau das wollen sie ja nicht, denn dann müssten sie
ja letztlich doch einsehen, dass ihr dogmatische Beharren auf
ihren Alleinanspruch wissenschaftlich recht fragwürdig ist.
(RoLü)
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