99. Print-Ausgabe, Sommer-LUST 09
- Outside- und Inside-Cruising
Über Kontaktanbahnungsformen im zeitlichen Wandel. Bei Frauen
gegenüber Frauen ist es anders als bei Männern gegenüber
Männern. In der Legalität ist es anders als die Illegalität.
Im Offenen ist es anders al im Verborgenen. Wenn man jung ist,
ist es anders, als wenn man alt ist. Mit heutigen Medien ist
es anders als mit früheren Medien. Vor mitteleuropäischen
kulturellem Hintergrund ist es anders als in anderen Regionen
der Erde.
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- Was als Cruising gewertet wird
Das Cruisen, das Kontaktanbahnen bezieht sich hier auf das bewusst
gesuchte und angebahnte Kennenlernen einer Partnerin oder eines
Partners für Schnelles oder Dauerhaftes, Romantisches oder
Vernünftiges, für Verzücktes oder Beiläufiges.
Cruising wird heutzutage hauptsächlich beziehungsweise ausschließlich
in der Schwulenszene verwendet.
Und dort steht der Begriff als Sinonym für die schnelle
An-bahnung direkter sexueller Begegnungen ohne eine Beziehungsabsicht
verwendet. In der Schwulenszene sind Sexkontakte nieder-schwellige
Begegnungsformen, zu-mindest für einen größeren
Teil der Schwulen. Die Möglichkeit von Sexkontakten lässt
nach, je mehr man sich von den visuellen erotischen Leitbildern
entfernt, zum Beispiel im höheren Alter. In den traditionellen
heterosexuell dominierten Moralvorstellungen erwächst Sexualität
aus einer auf Dauer angelegten Beziehung. Ob dies im heterosexu-exuellen
Umfeld so tatsächlich stimmt, soll hier nicht untersucht
werden.Im Gegenteil zu den traditionellen heterosexuellen Vorstellungen
entstehen unter Schwulen bisweilen Beziehungen aus sexuellen
Begegnungen und nicht umgekehrt.
Und im Gegenteil zu heterosexuellen Beziehungsvorstellungen sind
Beziehungen unter Schwulen, wenn sie dann längere Zeit dauern,
zumeist nicht an sexuelle Ausschließlichkeit gebunden.
Warum auch? Das Kinderargument entfällt ja hier, und da
Sexkontakte hier eher niederschwellig sind und keine einschneidenden
Erlebnisse, wäre es anders auch unlogisch. Allerdings, da
die Gesellschaft in den Moralfragen eine heterosexuelle Dominanz
hat, sind die Moral und sexuelle Praxis bei Schwulen oftmals
in sich noch widersprüchlicher, als es ohnehin der Fall
ist. Im Gespräch in den Lokalen zum Beispiel gibt man sich
moralisch.
Parks und Klappen, die vorrangigen direkten Cruising-Orte der
Szene, wurden (und werden, wo es sie noch gibt) im Gespräch
in den Lokalen verteufelt, während man dann später
die gleichen Kritiker an eben diesen Orten antreffen konnte,
freilich nicht, um dort zu cruisen, sondern um sich selber ein
Bild zu machen, um den Hund auszuführe oder mit ähnlichen
Argumenten.
Cruising findet aber eigentlich auch an anderen Orten vor, und
zwar auch von solchen schwulen Männern, die in festen Beziehungen
sind. Auf jeden Fall ist das Cruisen für schwule Männer
in und außerhalb von Beziehungen von hohem Stellenwert
und genau die Betriebe der kommerziellen Szene, die dieser Tatsache
Rechnung tragen, sind dann auch erfolgreich.
Das Cruisen besteht aus mehreren Schritten:
- Man bereitet sich auf das Kontaktanbahnen vor
Die Vorbereitung besteht daraus, dass man sich einerseits kontaktfördernd
kleidet, je nachdem wohin man sich begibt, andererseits auch
praktisch kleidet. Oft ist es sinnvoll, auch einen Sexort vorzubereiten
und/oder auszustatten mit Kondomen, Getränken usw.
- - Man geht cruisen
Man begibt sich an den Cruising-Ort und verhält sich dort
entsprechend sinnvoll.
Man verhält sich jeweils anders, ob es sich um eine Disco
handelt, eine Kneipe, ein Fest, einen Cruising-Park, eine Klappe,
einen Fetisch-Club oder Ähnliches.
- - Man cruist
Man verhält sich angemessen: Blickkontakt aufnehmen, eindeutige
Gesten hin und her, günstigen (leichten) Weg zum Sexort
vorschlagen beziehungsweise gemeinsam bechreiten.
- - Man hat Sex
Und dann verhält man sich absprachegemäß und/oder
wunschgemäß. Oder man bricht ab, wenn es keinen Spaß
macht.
Über Kontaktanbahnungsformen im zeitlichen Wandel
Ob das so abgeht, wo es oben beschrieben wurde, unterliegt natürlich
verschiedenen Parametern. Fetisch-Clubs zum Beispiel gab es in
Zeiten der Weimarer Republik, außer vielleicht in Berlin,
wohl eher nicht.
Offenen freizüfigen Sex, zu dem man auch offen steht, gab
es in Szene erst nach den 68er Jahren, dann seit den 80ern eher
weniger und er setzt sich nun wieder zögernder durch. Interessant
ist, dass in den Internet-Foren, die als schwules Einwohnermeldeamt
belächelt werden, die Tatsache des ständigen Cruisens
überhaubt nicht infrage gestellt wird, sonders sie sind
im Gegenteil gerade für diesen Zwweck eingerichtet worden.
Da ist es ein Anliegen der AIDS-Hilfen, überall für
Safer Sex zu sorgen, ohne als Bremser zu wirken und deshalb offen
gelobt und in Wirklichkeit nicht mehr ernst genommen zu werden.
Das Cruisen wird es schon immer gegeben haben, die Formen des
Cruisens haben etwas mit den Rah-menbedingungen zu tun.
Da wir über frühere Formen bei uns in Europa und in
anderen Ländern wenig wissen, sind wir auf wenige Anhaltspunkte
angewiesen.
Ebenso ist zu berücksichtigen, inwieweit überhaupt
offen beziehungsweise in der Literatur das Cruising-Verhalten
überhaupt wahrgenommen und nicht verschwiegen wurde und
wird, und dass in vielen Zeiten die freizügige Sexualität
und be-sonders die Homosexualität verfolgt werden und wurden.
Weil man nicht entdeckt werden wollte und diese Verhaltensweisen
als unmoralisch galten, kann man kaum mit Überlieferungen
rechnen. Und das gleiche Problem haben wir, wenn wir historische
Verhaltensweisen in anderen Regionen der Erde beurteilen wollen.
Was wir wissen, ist das, was europäische Kolonialherren
mit den Menschen anderer Völker machten, die sich nicht
christlich verhielten.
Gecruist wurde mit Sicherheit auch in schlimmen Zeiten, aber
wir wissen nicht auf welche Weise. Doch taten sie es immer, und
zwar gemäß der der jeweils vorherrschenden Rahmenbedingungen.
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- Bei Frauen gegenüber Frauen ist es anders
als bei Männern gegenüber Männern
Dass es bei Frauen überwiegend oder ausschließlich
um Beziehungen geht, bestimmt das Kontaktverhalten zwischen Frauen.
Es gibt nur wenige Lesbenkneipen, zum Beispiel im gesamten Rhein-Main-Gebiet
nur eine einzige, das La Gata in Frankfurt. Lesben ziehen es
vor, in Gemeinschaft mit anderen Frauen zu cruisen, immer durch
das heterosexuelle Rückzugsargument abgesichert, an so genannten
Frauentreffpunkten.
Diese Rahmenbedingungen sind so angelegt, dass Klärungsgespräche
ohne Konkurrenz möglich erscheinen.
Dass es hier nie um direkte Kontaktanbahnung im Stile der direkten
Sexkontakte geht, kann nun aber auch nicht behauptet werden.
Doch ist dies zahlenmäßig nicht so sehr vordergründig.
Da ist es im mannmännlichen Bereich schon anders.
Dass es hier aber überhaupt nie um Beziehungssuche geht,
kann auch nicht behauptet werden. Doch ist dies zahlenmäßig
nicht so sehr vordergründig. Sicher schließen viele
schwule Männer die Beziehungsmöglichkeit beim Cruisen
gedanklich nicht aus.
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- In der Legalität ist es anders als
die Illegalität
Wenn kein uns fremd erscheinender Druck von außen in unsere
Reihen eindringt, sind wir uns sozu-sagen gegenseitig selber
ausgeliefert, doch sind wir mit Auffassungen über das Begehrenswerte
und das Erstrebenswerte versehen, die mit der Gesellschaft, die
auch unsere ist, eng verwoben ist. Es gibt immer gesellschaftlichen
Druck von außen, weil wir beziehungsweise keine Parallelgesellschaft
darstellen, keine Gegengesellschaft, sondern eine Subgesellschaft,
also eine Untergesellschaft. Wir sind nichts als eine Subkultur.
Dem gesellschaftlichen Druck können wir uns nicht entziehen,
zumal es Menschen unserer Szene auch gar nicht einsehen, wieso
sie sich gegen die Gesellschaft stellen sollten, die sie als
ihre eigene ansehen.
Und diese Rahmenbedingungen machen es auch aus, wie es beim Cruisen
zugehen kann und wie es dann folglich auch zugeht. Es sind also
die offenen Rahmenbeding-ungen der Gesellschaft und die Bbedingungen,
die wir selber setzen, wir, als Produkte der vorliegenden Gesellschaft.
Und so spielen auch die Kriterien der Gesellschaft in unsere
Szene hinein, die dazu da sind, die Menschen nach guten und weniger
guten Menshcen in den Medien sortieren.
Das bedeutet, dass junge Schwule begehrt sind, dass andererseits
dann ältere Schwule begehrt sind, wenn sie wohlhabend sind
usw. Das bedeutet auch, dass zwischenmenschliche Solidarität
hinter dem eigenen egoistischen Nützlichkeitsdenken zurücktritt.
Daher ist das Gefühl der Solidarität mit anderen Schwulen,
die nicht zu den sexuell Begehrenswerten gehören, nur selten
vorhanden.
In Zeiten der Illegalität ist es nicht in erster Linie wichtig,
den besten Schwulen zu finden, sondern den zuverlässigsten,
wenn es tatsächlich um Freundschaft geht, und anson-sten
lieber niemanden zu kennen, um nicht aufzufliegen.
Und da man überhaupt keine Wahl hat, freut man sich, überhaupt
jemanden zu begegnen, mit dem man sich halbwegs austauschen kann.
Und man fühlt sich unter diesen Bedingungen auch gegenseitig
verpflichtet, auch wenn man sich nur wenig sexuell begehrt. Man
ist auch miteinander, so weit es geht, solidarisch, auch wenn
man sich gegenseitig kaum kennt, zumindest versteht man, um was
es dem anderen geht.
Der sogenannte Klappensex
- (Sex zu bestimmten Zeiten und bestimmten
öffentlichen Toiletten, ist im übrigen in der illegelen
Zeit entstanden, heißt es.)
Man begegnet beziehungsweise erkennt sich in öffentlichen
Toiletten, indem man sich gegenseitig die Erektion sehen lässt,und
bringt sich selber oder gegenseitig schnell zum Orgasmus. Polizisten
der Sittenpolizei, so wurde mir erzählt, ließen sich
oftmals ganz gerne bedienen, bevor sie dann den Partner verhafteten.
Und so gab es zu meiner Jugendzeit unter den Älteren in
der Schwulenszene in Deutschland tatsächlich den Erfahrungswert,
das es in der Szene in der Illegalität zwischenmännlich
menschlicher zuging als in der Zeit der Legalität.
Heututage existieren solche Pissoirs nicht mehr und wurden durch
kleine Betonhäuschen ersetzt, in die nur eine Person passt.
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- Im Offenen ist es anders als im Verborgenen
In unserer Szene kann man offen cruisen und tut es auch, in manchen
Betrieben (Kneipen, Discotheken usw.) mehr und in anderen weniger,
aber was die schwule Szene betrifft, überall eher mehr.
Der Code in den sogenannten Leder-Lokalen signalisiert gegenseitig,
welche Sorte Sex man selber bevorzugt und signalisiert also so,
was ein Sexpartner erwarten darf.
Dieser Code, gekennzeichnet mit unterschidlich farbigen Tüchern,
die aus der Gesäßtasche herausschauen, macht es unnötig,
mitein-ander zu sprechen, man braucht nur anzufassen und dulden
oder abzulehnen. Dieser Code ist auch etwas aus der Mode gekommen,
existiert aber noch in Fetisch-Lokalen.
Was man in der linken Gesäßtasche trägt bedeutet
aktiv, in der/den rechten Tasche/n passiv.
Weiß bedeutet Masturbation, Himmelblau heißt Oralverkehr
(Mundverkehr) und Marineblau, tiefblau, das heißt Analverkehr.
Hinzu kommen noch Farben für speziellere Neigungen, und
dies dann derart vielfältig, dass sich keiner mehr so richtig
auskennt. Rot heißt Fisting, Beige heißt Rimming.
Lila heißt Spanking.
Hellgrün heißt Prostitution (Freier oder Stricher),
Olivgrün heißt militärische Rollenspiele, Waldgrün
Vater-Sohn-Rollenspiele.
Das alles bezieht sich auf eine Szene, die unter sich offen ist.
In anderen Szene werden diese Code-Zeichen nicht verstanden und
infolge Dessen sind dort überwiegend nutzlos.
In anderen Szenen ist das Anbahnen im Verborgenen. Harmlose Gespräche
können durchaus der An-bahnung dienen, wenn der betreffende
dann gerne darauf eingehen möchte. Hier steht ein gewisses
Kennenlernen vor dem Sex. Das findet in der Gay-Szene statt,
die kein offener Sexmarkt ist, aber eben auch überall sonst:
auf Festivals, im Kino oder Konzert, überall gibt es heterosexuelles,
lesbisches oder schwules Cruising-Verhalten.
Und was die kleine offen lesbische Szene betrifft, so findet
auch hier gelegentlich ein offenes Cruisen statt, zumeist aber
ein Kommunizieren, das geeignet ist, die Person des Gegenübers
ein wenig kennen zu lernen.
In alleneher heterosexuellen Szenen können wir besser und
erfolgreicher cruisen, wenn wir nicht offen schwul oder lesbisch
sind. Denn wenn wir als offen schwul oder lesbisch bekannt oder
erkkennbar sind, könnte es sich kein/e Neugierige/r leisten,
mit uns deutlich vertraut oder intim zu kommunizieren, selbst
wenn er/sie es wollte.
Wenn man jung ist, ist es anders, als wenn man alt ist
Junge Menschen unterscheiden sich in einer ganzen Reihe von Merkmalen
von älteren Menschen, was das Cruisen betrifft.
Dies hat einerseits etwas mit dem jugendlichen spontanen Handeln
und den Erfahrungen (nicht nur mit dem Cruisen) im Laufe des
Lebens, zu tun.
Und es hat andererseits natürlich auch mit der Menge von
Testosteron in der Jugend und im späteren Alter zu tun,
will heißen: wie notwendig die möglichst direkte und
häufige sexuelle Erfüllung ist, oder wie notwendig
die Qualität des Umfeldes zur sexuellen Erfüllung geworden
ist.
Also, um im zweiten Bereich zu bleiben, für junge Menschen
muss es sein, möglichst direkt, dringend, auch wenn die
Qualität und das Umfeld nicht so recht stimmen. Und für
ältere Menschen muss es nicht sein, kann aber, wenn das
Umfeld und die Qualität stimmen.
Und was das Umfeld und die Qualität betrifft, da haben ältere
Menschen doch schon recht viel Erfahrung gemacht, um im voraus
zu wissen, dass diese Begegnung nichts Besonderes bringen wird
und jene schon eher etwas Besonderes bringen könnte. Diese
Erfahrungen haben die jungen Menschen natürlich so noch
nicht, was mit ihrer Spontanität und ihrem Wagemut zusammenfällt,
was unter diesen Umständen für sie auch sinnvoll ist.
Infolgedessen kommen ältere Lesben und Schwule dann beim
Crui-sen zurecht, wenn sie eher zurückhaltender vorgehen,
und jüngere Cruiser werden zufriedenstellender fündig,
wenn sie daher eher kurz entschlossen und spontaner vorgehen.
Und wirklich, genau dieses Verhalten wird in der Szene auch erfolgreich
an den Tag gelegt. Wer es anders versucht, ist eher weniger erfolgreich.
Mit heutigen Medien ist es anders als es mit früheren
Medien war
Kontakte finden Menschen in einem Umfeld von Kontaktsuchenden,
zum Beispiel in der Szene, oder in entsprechenden Medien, die
von Kontaktsuchenden dafür genutzt werden.
Das waren früher die Kontaktanzeigen in den Szenezeitschriften
und in Zeitschriften, die dafür offen waren. Der Kontaktanzeigenmarkt
ist unterdessen sehr ausgedünnt beziehungsweise auch teilweise
verschwunden.
Die neue Kontaktsuche geht über das Internet, und zwar in
offenen Foren und in Lesbenseiten oder Schwulenseiten.
Dabei geht es um dort eingstellten Kontaktanzeigen und um Foren,
in denen die Teilneh-merInnen direkt miteinander kommunizieren
können.
Das Internet bietet die Möglichkeit, dass sich die potenziellen
Partner direkt gegenseitig ansprechen können.
Diese Möglichkeit schlägt in ihrer Effizienz natürlich
die klassischen Kontaktanzeigen, die es im Internet in diesen
Foren ebenso gibt.
Das Cruisen führt oft zu direkten gegenseitigen Besuchen,
die zufriedenstellend verlaufen können, die aber auch die
Gefahr von kriminellen Übergriffen in sich bergen.
Da werden Wohnungen durchsucht und Wohnungsinhaber beraubt. daher
ist es sehr riskant, Fremden die Adresse mitzuteilen und in die
Wohnung zu lassen, besonders, wenn man alleine wohnt.
In diesen Foren kann man auch die Chat-Adressen austauschen,
in denen man sich gegenseitig mit der Webcam sehen kann.
Das führt oftmals dazu, dass eine ganze Reihe von Entspannungen
zwar zu Zweit oder Mehreren stattfindet, ohne dass man sich direkt
begegnet, was einerseits wirklich safe ist und auch
zu keinen Wohnungseinbrüchen führt, was aber andererseits
immer seltener zu zwischenmenschlichen Gefühlen führt.
Das ist also nicht ganz zufriedestellend aber hier und da und
für gewisse Momente immerhin möglich.
Also, der zwischenmenschliche sexuelle Kontakt soll das Resultat
des Cruisens sein.
Auch wenn man das Internet statt der Zeitungsanzeige nimmt, soll
es letztlich dort hinführen, und das so unkompliziert wie
möglich.
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- Vor mitteleuropäischen kulturellem Hintergrund
ist es anders als in anderen Regionen der Erde
Und alles, was ich hier bisher geschrieben habe, bezieht sich
auf unsere mitteleuropäischen Verhältnisse und in der
gegenwärtigen Zeit.
Anderswo ist es anders, doch eben nur den Umständen entsprechend,
denn es geht ja ums ... Und im großen und ganzen ist es
so, wie es unter den gegebenen Umständen vernünftig
ist.
Doch für die Touristen aus unserer Region gibt es eher einen
kommerziellen Markt. Dieser kommerzielle Markt existiert natürlich
auch bei uns, und zwar nicht nur für Touristen aus anderen
Ländern. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ein Bekannter erklärte mir einmal, in den arabischen Ländern
würden Schwule auch deshalb linkes Ohr
genannt, weil die Hand am linken Ohr unter Schwulen das gegenseitige
Erkennungssignal sei.
Als Angeber wollte er sich natürlich auch damit brüsten,
als ein Marokkaner bei uns war. Er unterhielt sich angeregt mit
dem Angeber, man hatte den Eindruck, dass sie eine gemeinsame
Ebene gefunden hatten. Nur reagierte der Marokkaner über-haupt
nicht auf den ständig widerholten Griff ans linke Ohr, er
übersah dies einfach. Der Angeber wurde in seinem Verhalten
immer bizarrer, immer deutlicher fummelter er an seinem linken
Ohr rum. Und plötzlich schien er zu verstehen.
Er stand erschrocken auf, erklärte, dass er nicht schwul
sei und machte sich davon. So kann es einem mit dem Halbwissen
passieren.
Unter an Männersex Interessierten könnte dies in einem
ungeschützten Raum durchaus ein Erkennungssignal sein, wenn
beide genau auf dieses Signal warten.
Uninteressierte betrachten dies er mit dem Auge des Spitzels,
wenn ihnen dies von Bedeutung sein könnte. Wir machen das
in unserer Szene auch so. Eine eindeutige Geste, der Griff in
den Schritt zum Beispiel, signalisiert dem Interessierten das,
worauf es ihm ankommt. Ansonsten wird dieser Griff entweder als
unbedachtes Verhalten beim Kleiderordnen gewertet, oder auch
als obszöne Geste.
Also, beim Cruisen kommt es auch auf die Antwort an. Es führt
zu nichts, wenn der andere das Signal nicht lesen kann, nicht
erkennt oder gar nicht interessiert ist.
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- Es ist wohl immer gleich und ändert
sich überhaupt nicht
Ob in anderen Regionen, ob mit anderen Medien, ob in unterschiedlichen
Szenen, beim Cruisen geht es darum, sich gegenseitig als Interessierte
zu erkennen. Dies ist an ganz bestimmten Cruisingplätzen
anders als an allen anderen Plätzen. Aber überall muss
der auf die eine oder andere Weise An-Signalisierte auch verstehen,
um was es geht und selber auch Interesse haben, um entsprechend
zu reagieren.
Und das ist das ganze Geheimnis des Cruisens. Es geht einfach
darum, möglichst unkompliziert zum Sexkontakt zu kommen.
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