REPs für Islam?
Wer in Mainz wohnt, kennt die Propagandablätter der Republikaner,
die die Vorbehalte vieler Menschen gegen die islamische Religion
nutzen wollen, für sich und ihre rechte Politik zu werben.
Kein Monat vergeht, in dem nicht vor dem Islam gewarnt wird und
gegen Muslime gehetzt wird. Doch wenn es um Homosexualität
geht, machen sich die Reps plötzlich zu Sprechern der religiösen
Gefühle von Muslimen.
- Die Republikaner wollen uns nicht diskriminieren, behaupten
sie heuchlerisch, sondern sie sind gegen die einseitige
Förderung von uns.
Allerdings, worin besteht diese Förderung denn? Darin, dass
unser Frohsinn, Leben und Feiern nicht verboten wird?
In dem Schreiben der Republikaner an den Stadtrat werden mehrere
absonderliche Auffassungen offnbar: dass sich viele Bürger
über das öffentliche Auftreten von homosexuellen Menschen
im Rathaus beschwert hätten. Darüber ist im Rathaus
gar nichts bekannt.
Sie tun so, als sei es selbstverständlich, sich über
uns aufzuregen.
Dann kommt das Kostenargument, das schon in vielen Zusammenhängen
angeführt wird. Nur zieht es hier gar nicht.
Es würde der Familienpolitik zuwiderlaufen, wenn Homosexuelle
unbehelligt öffentlich feiern können?
Irgend eine Wirkung hätte diese Feier auf Anwesende
Kinde und Jugendlicher? Wieder mal das Kinder- und Jugendschutzargument
gegen uns?
Das Jugendschutzgesetz, das hier in Klammern auch
benannt wird, be-handelt zum Beispiel die Fragen von Alkohol-
und Tabakkonsum Jugendlicher, die Abgabe von Filmen und Computerspielen
an Jugendliche.
Was soll das also mit unseren Infoständen auf dem Rathausplatz
zu tun haben?
Entweder die in den Mainzer Stadtrat gewählten Reps wissen
gar nicht, dass es keine speziellen Gesetze mehr in Zusammenhang
mit homosexuellen Menschen gibt (wenn man mal vor den Verpartnerungsgesetzen
absieht, als Ehe zweiter Klasse), oder sie tun so als sei doch
irgendwas Verbotenes oder Anrüchiges mit einem Fest homosexueller
Menschen verbunden.
Machen wir uns nichts vor: Von den Nazis ist natürlich gegen
homosexuelle Menschen noch Vieles zu erwarten. Sie nutzen ja
Vorbehalte bzw. Vorurteile von schlicht denkenden Menschen aus,
um uns zu Sündenböcken zu machen und um
sich selber dann als Rettung in der Not bekannt zu machen, was
Ähnlichkeiten mit den bekannten Schutzgelderpressungen hat.
Selbstverständlich sind sie, wenn es passt, auch für
den Schutz religiöser Gefühle, sogar von
Muslimen, sie sich im übrigen durch unser Fest gar nicht
angegriffen fühlen. Ärgerlich, gell? (js)
- Beantwortung der Frage 0876/2008 der Republikaner
- *Fest Sommerschwüle 2008*
- Die Anfrage wird wie folgt beantwortet:
- 1. Der Stadt Mainz entstanden durch das o.a. Fest keine Kosten.
Die in der Frage enthaltene Unterstellung teilt die Verwaltung
nicht.
2. Von Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz hat
die Verwaltung keine Kenntnis.
3. Die in der Anfrage erwähnten Beschwerden über eine
Zurschaustellung einer bestimmten Lebensform sind
der Verwaltung unbekannt. Insbesondere sind keine Beschwerden
von Muslimen erkennbar geworden, die sich durch die Veranstaltung
in ihren religiösen Gefühlen verletzt sahen. Sollten
bei der Fraktionsgeschäftsstelle der Republikaner ausländische
Mitbürger islamischen Glaubens deswegen vorgesprochen haben,
bitten wir zur Erläuterung der politischen und gesellschaftlichen
Hintergründe des Festes im nächsten Jahr auf die Verwaltung
zu verweisen. Sie ist gerne bereit über die Vielgestaltigkeit
von Lebensformen zu informieren.
- Mainz, 22. August 2008
gez. Beutel, Oberbürgermeister
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