- 96. Print-LUST, Herbstausgabe 08
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- Geld, Banken und die Bankenkrise
Ursprünglich war Geld Münzgeld, das auf Reisen sehr
umständlich zu transportieren war. Man konnte richtiges
Geld, Münzgeld, bei einer Bank einzahlen und erhielt dafür
eine Banknote. Dies war eine Schulderklärung der Bank, die
in einer beliebigen Filliale dieser Bank wieder Münzgeld
eingetauscht werden konnte.
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- Die Erfindung des Geldes ist eine spannende
Angelegenheit.
Beim Tausch von Gütern stellte sich die Frage, ob man dafür
einen gerechten Gegenwert erhält.
Als gerechte Messeinheit war die Arbeitszeit anerkannt, die man
für die Herstellung der Ware benötigte, also dieser
geschreinerte Tisch war ein Tagewerk wert, zum Beispiel. Wenn
nicht korrekt getauscht wird, entsteht für den einen Gewinn
und für den anderen Verlust.
Da in höher entwickelten Gesellschaften nicht mehr jeder
Mensch das alles erzeugen kann, was zum Leben nötig ist,
muss getauscht werden.
Nun konnte der Schreiner um Handel zu trieben nicht immer mit
einem Tisch rumlaufen. Edelmetalle waren praktischer, denn, zu
Herstellung war der Zeitaufwand recht groß und es verdarb
nicht, was ja bei Lebensmitteln der Fall war.
Die Banko, also der Tisch, über den mit z.B. Silber gehandelt
wurde, war Namensgeber der Edelmetallhändler. Da das Abwiegen
der Silberdrähte immer Zweifel aufkommen ließ, war
es besser, Metallstücke herzustellen, auf denen das Gewicht
eingeprägt wurde, sowie ein Siegelabdruck der Obrigkeit,
diese Angaben bestätigten.
Hinter diesem Münzgeld stand der reale Arbeitswert (Herstellungswert)
der Ware Silber bzw Silbermünze.
Das Hinterlegen von Währungsmetall für die Ausgabe
von Papiergeld war lange Zeit üblich.
Zeitweilig gab es auch noch Edelmetalle bei den Münzen,
wie z.B. der französische Luidor, der amerikanische Siberdollar
oder das 20-Markstück im deutschen Kaiserreich.
Heutzutage gibt es Papiergeld, Münzgeld, Buchgeld und Plastikgeld.
Außerdem gibt es noch diverse Wertpapiere, die zumeist
den Anteil an vorhandenen Werten darstellen, z.B. Aktien einer
großen Kapitalgesellschaft. Hinter den Währungen steht
kein Währungsmetall mehr, sondern die jeweiligen Zentralbanken
geben soviel Geldmittel aus, als es nach ihren Berechnungen ein
Gegengewicht an gesellschaftlichen Gütern gibt. Es gibt
also nicht wirklich mehr erarbeitete Güter hinter den Währungen.
Alleine die Geldmengenberechnun-gen bilden den Hintergrund z.B.
der Banknoten. Nur ca. 10% der Geldmengen werden von der staatlichen
Münze herausgegeben. So finden wir z.B. auf den Euromünzen
die Siegel der Euro-Staaten vor.
Die Banken in Deutschland können Kredite ausgeben, die zehnmal
so hoch sind als die Summe der verfügbaren Einlagen. Dies
wird nicht immer ausreichend kontrolliert und zum Teil gibt es
gar keine Festlegungen, manche internationale Banken verleihen
also Gelder die sie überhaupt nicht besitzen bzw. nicht
besitzen werden.
In den Kreditgeschäften liegen die Gewinne der Banken über
die Verzinsung des verliehenen Kapitals und viele Menschen bekommen
so recht hohe Einnahmen, und das nicht nur die Aktionäre
(Besitzer) der Banken, sondern auch die auf Provision arbeitenden
Mitarbeiter mit gehobenen Gehältern und schließlich
auch die leitenden Angestellten, die den Banken (bzw. den Aktionären)
auf diese Weise hohe Gewinne bescheren. Diese Gewinne sind längst
wieder anderswo angelegt, wenn die Kredite endlich getilgt sind.
Wenn ich also im Lotto 10.000 Euro gewinnen würde und dieses
Geld auf mein Konto bringen würde, dann könnte meine
Sparkasse 100.000 Euro an eine andere Bank verleihen, die ihrerseits
dann einen Kredit von 1.000.000 Euro ausgeben könnte.
Dass so mit Geldern gewirtschaftet wird, die niemals irgendwie
erarbeitet wurden, lässt ahnen, wie anfällig diese
Welt der Geldgeschäfte ist. Zwar muss später dafür
gearbeitet werden, um die Zinsen zu bedienen, doch was ist, wenn
keine Leistung mehr da ist, um die Kredite zurückzuzahlen
oder die Zinsen zu bedienen?
Wenn aber nun Kredite ausgegeben werden, die aller Wahrscheinlichkeit
nach weder zurückgezahlt noch die Zinsen bedient werden
können, und wenn dies massenhaft und in ganzen Regionen
eines Landes geschieht, dann kann ein Strudel von Bankeninsolvenzen
entstehen, in den die gesamte Wirtschaft eines Landes hineingezogen
werden kann. Noch schlimmer: wenn die Geld- bzw. Kapitalwirtschaft
eines Landes mit den Kapitalwirtschaften anderer Länder
oder Wirtschafträumen eng verzahnt sind, dann kann dies
zu einer Weltwirtshaftskrise führen.
Nun sollen plötzlich die Staaten helfen, indem sie Kredite
aufnehmen und zu Bedienung und Tilgung Steuergelder umlenken.
Eben noch wurde kritisiert, dass der Staat zu viele Gelder in
eigener Hand habe, z.B. um Sozialprogramm zu unterhalten, wodurch
den privaten Versicherungskonzerne viele gute Geschäfte
entgehen, und wenn deren gierigen Spekulanten, nachdem sie ihre
Summen abgeschöpft haben, nun katastrophale Verluste ins
Haus stehen, dann soll der Staat es richten.
Der Staat soll also nicht dazu da sein, dass die wirtschaftliche
Lage der Arbeitnehmer und kleinen Gewerbetreibenden halbwegs
erträglich verläuft, denn die Wähler wollen ja
etwas von den Versprechungen haben. Nein, das ist doch aus der
Sicht der Leh-man-Brothers-Investbank aber auch der Ackermanns
und Co. völlig sinnlos verschwendetes Geld. Das Geld des
Staates soll besser die großen Gewinne der Banker absichern,
indem er für ihre Verluste eintritt.
Der amerikanische Immobilienmarkt ist also, wie man hört,
zusammengebrochen. Und der ist riesengroß, weil in den
USA nahezu jede Familie ein kleines oder großes Wohneigentum
hat.
Da in den USA die Arbeitsverhältnisse ebenso prekär
sind, wie sie es zunehmend hier auch sind, besteht ein großes
Netzwerk wechselseitiger Verschuldungen, denn ständig müssen
die Familien umziehen. Daraus entstehen so für die Familien
Schulden über Schulden.
Könnt Ihr Euch noch an die verkauften Schulden bei deutscher
Sparkassen und Banken erinnern? Die haben langjährige Kredite
zur Baufinanzierung an einen amerikanischen Aufkäufer verkauft.
Viele der Kredite waren nahezu abbezahlt und waren von den HäuschenbauerInnen
über viele Jahre zuverlässig bedient worden. Die amerikanische
Firma war aber nicht an diesen Krediten, sondern an dem Erlös
aus dem Verkauf der Immobilien interessiert und ließ die
Häuschen versteigern, was für die Sparer den Verlust
ihres Häuschen bedeutete, denn auf einmal die Restschuld
bezahlen, das konnten sie nicht.
Die Kommerzbank bietet u.a. unterdessen einen Schutzbrief gegen
Kreditverkauf an, den man wiederum teuer bezahlen muss.
Solche Firmen kaufen auch überall auf der Welt gutgehende
Unternehmen auf Kredit und verkaufen diese Unternehmen wieder
mit Gewinn. Mit dem Kredit wird aber das Unternehmen belastet.
In den USA sind nun große Kapitalgesellschaften und Banken
an solchen Geschäften kaputtgegangen, nachdem sie vorher
gewinnträchtig viele andere Unternehmen kaputtgemacht haben.
Das sind keine bedauerlichen Auswüchse der Marktwirtschaft,
sondern das ist die Weiterentwicklung der Marktwirtschaft. Nun
wird mit Kapitalbewegungen selber und lange nicht mehr mit der
Produktion von Werten Geld gemacht.
Beim Warentausch und Handel kann es niemals nur Gewinner geben,
denn der Gewinn des einen ist der Verlust des anderen. Und da
gibt es die einen, die sich Verhältnisse schaffen, in denen
sie immer nur Gewinne einstreichen, was die anderen erzeugt,
die dann diese Verluste zu tragen haben. Und Ihr könnt ja
mal raten, wer für solche Verluste gradezustehen hat.
Zu den Verhältnissen, die geschaffen wurden, damit die einen
immer nur Gewinne machen, gehört es auch, dass der Staat
als Notbremse vor dem gesamten Zusammenbruch eingreift und mit
Steuergeldern eingreift.
Diese 800 Milliarden Dollar, die der amerikanische Staat nun
den Banken in ihren Rachen wirft, hätten auch an die kleinen
Häuschenschuldner verteilt werden können, die schuldlos
in aussichtslose Situationen kamen und die damit gerettet worden
wären.
Eine solche Lösung wäre aber sicherlich marktwirtschaftlich
gesehen völlig undenkbar, denn Leistung soll sich
lohnen, usw. Von welchen Schulden hätten denn dann
die Banken ihre hohen Gewinne holen können? Wichtig ist,
dass die kleinen Leute Schulden haben, damit auf der anderen
Seite die Gewinne steigen. Eine Marktwirtschaft ohne die Profiteure
des Marktes wäre für die großen Kapitalkonzerne
völlig uninteressant.
In manchen Medien wird vom Ende der Marktwirtschaft spekuliert.
Das glaube ich nicht, denn von alleine verschwinden solche Strukturen
nicht.
Eher ist zu erwarten, dass in allen Sozialbereichen weiter abgebaut
wird, dass die Menschen, die den Reichtum der anderen ständig
auf die eine oder andere Weise erarbeiten, dass die noch mehr
zu zahlen haben, noch weniger Hoffnung haben können und
noch weiter sparen müssen.
Und wenn dann genügend zusammen ist, zum Beispiel für
den Lebensabend, dann geht die Bank pleite, oder nur der Font,
oder man muss dafür wieder neu zahlen, zum Beispiel nun
Steuern. (js)
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