- 96. Print-LUST, Herbst 08
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- 3 Artikel über Vorgänge im Ausland:
- China
Zu unserem Artikel in der 95. Ausgabe
S. 26 muss unsererseits das Folgende noch ergänzt werden:
In der 95.Ausgabe beschrieben wir die Versuche besonders der
USA und Großbrittaniens aber unter anderem auch Deutschlands,
die Mönchclique in Nordindien und ihre Exilregierung
darin zu unterstützen und zu bestärken, destabilisierend
auf China einzuwirken.
Wir konnten hier darstellen, dass es der Mönchsclique um
den Dalai-Lama nicht um Menschenrechte, sondern die Vormachtstellung
der Mönche in der chinesischen Provinz Tibet und Nachbarprovinzen
geht, also um eine Mönchsdiktatur.
Im 32. SPIEGEL (04.08.08) ist auf S. 94 ein Interview mit Kelsang
Galtsen zu finden, dem Dalai-Lama-Chefunterhändler bei den
Tibet-Gesprächen mit der chinesischen Regierung. Der Artikel
heißt Peking hält uns hin und hier beklagt
der Unterhändler, dass er mit seinen Themen bei den Verhandlungen
nicht weiterkäme.
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- Zu den Zielen sagt Gyaltsen dann: Wir
haben nie geglaubt, dass das Tibet-Problem noch vor Olympia gelöst
werden kann. Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass es
in Europa zwei Denkschulen für den Umgang mit kommunistischen
Diktaturen gibt. Die eine befürwortet einen politischen
Kurs, der auf stille, nichtkonfrontative Diplomatie setzt, um
in kleinen Schritten Verbesserungen zu erreichen. Wir Tibeter
schließen uns der anderen an - man muss prinzipientreu
und selbstbewusst auftreten. Das alleine beeindruckt die KP.
Was soll denn das bedeuten? Weitere blutige Aufstände usw.?
Nun, die westlichen Staaten haben ja Erfahrung mit dem erfolgreichen
und korrumpierenden Unterlaufen der Ordnung der ehemaligen als
sozialistisch definierten Staaten. Dies in Verbidung
mit der militärischen Absicherung durch eine Drohkulisse
andererseits hat wohl den Umsturz dieser Länder in den westlichen
globalisierten Markt geschafft.
Es ist wohl mit einer größeren politischen bzw. auch
militärischen Konfrontation zwischen China, Russland und
Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan (einige frühere
Teile der UdSSR) und der US-EU-Region mit ihren neuerworbenen
Verbündeten aus dem ehemaligen Osten zu rechnen. Als Beispiel
ist das aggressive Vorgehen einiger ehemaliger Sowjetrepubliken
anzusehen. (js)
- Medien über Peking
Die Eröffnungsfeier zu den olympischen Spielen in Peking
war grandios und sehenswert. Ebenso die Schlussfeier. Hunderte
Millionen Menschen sahen sie weltweit an ihren Bildschirmen.
Dies wurde von Jurnalisten unserer Medien kommentiert.
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- China hat sich alle Mühe gegeben, die
olympischen Spiele aufs feinste auszurichten und die olympischen
Spiele 2008 zu unvergesslichen Spielen zu machen.
Als nun die Eröffnungsfeier begann, haben wir uns vor den
Fernseher gesetzt und sahen die Bilder einer riesigen Inszenierung.
Doch die Kommentare der JornalistInnen waren nicht nur ärgerlich.
Sie waren zum Teil derart ärgerlich, dass man keine Lust
mehr hatte, sich das länger anzutun. War das die Absicht,
uns vom Bildschirm wieder wegzubekommen?
Da wurden Effekte, die zur Überraschung aller aus schönen
Inszenierungen slötzlich entstehen sollten, schon im voraus
verraten, so dass die Überraschung verdorben war, und wenn
irgendetwas besonders schön anzusehen war, wurden fragwürdige
Thesen über das Leben in China verbreitet. Und wenn etwas
musikalisch besonders schön klang, wurde ständig unnötig
dazwischengequatscht. Man scheute sich auch nicht vor offenen
Lügen über Chinas Provinz Tibet zurück.
Die ständigen Kommentare, mit denen wurden nicht nur die
Darbietungen verächtlichmachend kommentiert. Sollen wir
uns darüber ärgern, dass wir faszinierende Inszenierungen
sehen und nicht in jeder Minute daran denken, dass es auch viel
Ungelöstes oder Schlechtes gibt, in diesem großen
China?
Darf man sich über gewisse Schönheiten nicht einfach
mal freuen? Nein, man darf es nicht, das wurde uns durch das
Miesmachen klargemacht. Offensichtlich sind unsere
Medien politisch nahezu gleichgeschaltet. Sehr schade. (js)
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- Der Krieg Georgiens
Ausgerechnet am Eröffnungstag der Olympischen Spiele in
Peking griff das rassistisch regierte Georgien unter Saakaschwili
mit seiner von den USA und der EU ausgerüsteten Armee Südossetien
an, ermordete über 2.000 Einwohner des Hauptortes Zchinwali
und zerstörte die Stadt nahezu vollständig. Viele Südosseten
flohen nach Russland. Und dies ca. 18 Jahre nach einem Krieg
Georgiens gegen Südossetien, der mit einem Friedenssschluss
zwischen Jelzin und Schewadnadse beendet wurde.
Saakaschwili wollte durch diesen Angriff und die zu erwartende
Reaktion Russlands die USA und die EU dazu zwingen, Georgien
in die NATO aufzunehmen bzw. militärisch einzugreifen.
Süd-Ossetien ist schon in Sowjetzeiten eine autonome Republik
gewesen, was die Georgische Sozialistische Republik nicht anerkannte.
1990 griff Georgien dann vergeblich Südossetinen an, um
dieses Gebiet unter seine Kontrolle zu bringen und um georgische
Bevölkerungspolitik zu machen. Schon damals
flohen viele Südosseten nach Russland. Der Eroberungsversuch
gelang nicht, da Russland eingriff und seit dem Friedenstruppen
in Südossetien stationierte.
Der Westen, ganz besonders die USA, sind deshalb an Georgien
so sehr interessiert, weil die Ölfelder am kaspischen Meer
in Aserbaidschan nicht mehr von russischen, sondern von amerikanischen
Konzernen genutzt werden und eine Pipeline durch Georgien zum
Schwarze Meer und von Georgien durch die Türkei zum Mittelmeer
diese Ölgeschäfte außerhalb Russlands Einfluss
durchgeführt werden können.
Unsere (LUST) Position zur Frage nationaler Minderheiten in einem
Staat ist so, dass nicht Staaten zerschlagen werden sollen, sondern
gute Lösungen, wie z.B. eine Autonomie in kulturellen Fragen
gefunden werden müssen, damit die Menschen der Minderheit
in diesem Land akzeptabel leben können. Immer wieder neue
Grenzen, die immer neue Leiden über die Menschen bringen,
das kann und darf nicht die Lösung sein. Die Lösung
ist, dass Nationalismus, Rassismus, Religiosfundamentalismus
zurückgedrängt werden und dann die Grenzen durchlässiger
werden können.
Schon lange brodelt der Konflikt zwischen Georgien und Abchasien
und Georgien und Südossetien. Daher sieht die Lage dort
allerdings etwas anders aus. Es ist zu befürchten, dass
die Südosseten zugunsten amerikanischer Interessen von den
Georgiern geopfert, also vertrieben oder vernichtet werden könnten.
Es gibt viele Völker in Georgien, die alle eigene Sprechen
haben. Als das russische Zarenreich zerfiel, gab es von 1918
- 1920 eine nirgendwo anerkannte georgische Republik, die Terrorialkriege
mit Armenien und Aserbaidschan führte und Genozidversuche
an den Abchasen und den Osseten organisierte.
In den 20er Jahren banden sich die Georgier durch einen Vertrag
an die junge Sowjetunion. Teil des Vertrages war, dass die Einwohner
Georgiens das Recht bekamen, die Staatsbürgerschaft der
russischen SSR anzunehmen, was die Lage erst einmal beruhigte,
weil Abchasen und Südosseten davon Gebrauch machten und
auch heute noch Gebrauch machen, besonders seit dem Krieg Georgiens
1990 gegen Abchasien und Ossetinen, indem sie die Staatsbürgerschaft
von Russland annehmen.
Es sieht nun so aus, als ob Saakaschwili für seine völkische
Politik und für seinen erneuten Angriff auch noch vom Westen
belohnt wird, denn wenn man die westlichen Medien liest, scheint
Russland der Aggressor zu sein.
Ob nationale Minderheiten zu selbständigen Staatenbildung
ermutigt werden, oder ob die Mehrheitsgesellschaft zu fairen
Umgangsformen ermutigt wird, das scheint in der internationalen
Politik keine grundsätzliche und prinzipielle Frage zu sein,
sondern wird von Fall zu Fall zum jeweils eigenen Nutzen entschieden,
wenn wir an die Unabhängigkeit des Kossovo Serbien
denken, oder die Unabhängigkeit von Kroatien usw. aus Jugoslavien
beziehungsweise die mit westlicher Unterstützung vorgenommene
Austritte der sowjetischen Republiken aus der schwächelnden
Sowjetunion.
Fest steht in den westlichen Medien nun aber: die Russen sind
wieder die Bösen. Darin hat man ja Erfahrung. Natürlich
nicht nur die Russen, sondern auch die Serben und die Chinesen
... (js)
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