- 95. Print-LUST, Sommer 08
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- Neues vom Wixxer
Sex mit einen Menschen, den wir lieben. Selbstbefriedigung als
akzeptierte Version menschlicher Sexualität? Über den
Umgang mit Selbstbefriedigung in der Gesellschaft.
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- 1. Der böse Wichser
Der Filmtitel ist bekannt, es handelt sich um einen deutschen
Comedy-Krimi in Nachfolge der alten Wallace-Filme.
Der hat im Eigentlichen nichts mit unserem Thema zu tun, höchstens
insofern, dass der Böse eben der Wixxer ist.
Und Wichsen ist eben nun mal die herabsetzende Bezeichnung für
männliche Selbstbefriedigung, abgeleitet vom Putzen der
Schuhe.
Denn mit Wichsen wurde das Glänzendbürsten der Schuhwichse
benannt, und diese Wichse ist eben die fetthaltige Schuhcreme,
die durch das Bürsten auf dem Leder Glanz erzeugt.
Übrigens, Frauen werden nicht gewichst, sondern gebürstet.
Von Männern natürlich.
Wichser ist ein verachtendes Schimpfwort, das Frauen
gerne provozierend gegenüber Männern benutzen. Großes
brüllendes Gelächter bei allen anwesenden Männern
über den so Bezeichneten, und kreischendes Gelächter
und Gekicher bei allen Frauen einschließlich der Stichwortgeberin.
Dem derart Behandelten geht es dabei gar nicht gut. Aber alle
Anwesenden lernen, da ja jeder weiß, dass damit Selbstbefriedigung
gemeint ist, dass Selbstbefriedigung so ziemlich das Letzte ist.
Und innerlich schrumpft jeder ein Stück in sich, wohl wissend,
was er all zu oft genüsslich erlebt hat, sich genüsslich
verschafft hat.
In einer nahezu reinen Männerklasse, in der ich Lehrer war,
beobachtete ich, wie ein junger Mann von fast der ganzen Klasse
gemobbt wurde. Und zwar war er an der absolut im Mittelpunkt
stehenden Frau nicht interessiert und hofierte sie auch nicht,
was alle anderen taten.
Das störte die Frau, die daher andere Männer auf ihn
ansetzte. Es scheint so zu sein, dass viele junge Frauen das
hofiert Werden als Normalzustand ansehen, und ein eher weniger
interssiertes Verhalten als Herabsetzung.
Seis drum. Auf jeden Fall platzte in einer besonders krassen
Situation aus ihm raus: Ich wollt, ich wäre schwul,
da müsste ich Euch Frauen nicht ständig in den Arsch
zu kriechen.
Natürlich war das völlig daneben, fanden alle anwesenden
Männer und die eine Frau natürlich auch. Und zwar besonders
wegen der vulgären Ausdrucksweise. So ist das. Wenn der
Inhalt stört, weil er den Punkt trifft, kritisiert man/frau
eben die Form.
Die Kontrolle über die Sexualität eines anderen Menschen
zu haben, erzeugt ein Spannungs- und Abhängigkeitsverhältnis,
das frau/man zu eigenen Gunsten benutzen kann. Das ist wahre
Macht.
Diese Macht darf, wie übrigens jede Macht, einen bestimmten
Punkt nicht überschreiten, weil dies für den Betreffenden
unerträglich wird.
Diese Machtausübung im sexuellen Bereich, also über
die Sexualität des Partners, wird durch das Fremdgehen und/oder
die Selbstbefriedigung unterlaufen.
Machtausübung über andere wird generell unterlaufen
oder durch Gewalttätigkeit durchbrochen, denn jede Macht
kann unterlaufen beziehungsweise gewaltsam gebrochen werden.
Das gewaltsame Durchbrechen von Macht erzeugt keinen machtlosen
Zustand, sondern schlicht einen Zustand von neuer (anderer) Machtausübung
durch Gewalt, da Gewalttätigkeit ja schließlich ein
sehr überzeugendes Machtmittel ist.
Kommen wir auf die sogenannte Selbstbefriedigung zurück,
die ja nicht nur zum Unterlaufen von Macht ihre Funktion hat,
ganz subjektiv gesehen.
Analog dem Wort Wichsen nannte ein junger Partner im gegenseitigen
entspannenden Tun gleichen Namens das Produkt dieses Tuns schlicht
Wichse. Heute wird es neudeutsch Cum
genannt. Das Wort Sperma wollte damals und will heute
offensichtlich nicht so richtig über die Zunge fließen.
Ich will mit diesen Beispielen nicht allgemein über solche
Spannungsverhältnisse urteilen, die auf diese Weise ihre
Entspannung finden, will auch über Selbstbefriedigung hier
gar kein Urteil abgeben, sondern wollte aufzeigen, was der Grund
sein könnte, dass Frauen den Männern so gerne bzw.
so häufig Selbstbefriedigung vorwerfen.
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- 2. Masturbieren Frauen nicht?
Tatsächlich, recht selten berichten Frauen über ihre
Masturbation. Masturbieren sie nicht oder finden sie es eher
peinlich, dies einzugestehen?
Nina Hagen meinte ja wohl vor mehr als 20 Jahren in der berühmt-berüchtigten
Fernsehsendung, dass viele Frauen gar nicht wüssten, wie
das geht, und demonstrierte es, an ihrer Jeans rumfingernd, was
einen entrüsteten und teilweise auch hasserfüllten
Aufschrei in den Medien verursachte. Frauen müssen wohl
auf ihren Erlöser warten.
Bei unserer Sexumfrage ging es auch um das erste Mal Sex mit
einem anderen Menschen. Da hatten Frauen, entsprechend ihrer
Angaben, schon weit früher Sexerfahrungen mit Männern,
auch die Lesben mit Männern, jedoch nach eigenen Angaben
keine Masturbationserfahrung, und wenn, dann weit später.
Anders ist das bei den Männern. Die hatten schon lange Erfahrung
mit Selbstbefriedigung, zumeist so ab dem 12. Lebensjahr, manche
weit früher.
Ich selber entdeckte die Selbstbefriedigung erst so ab 15 oder
16 ungefähr. Nun ja, ich war ja bei allem, zum Beispiel
auch bei meinem Coming-out, ein bisschen später dran.
Aber das erste Sexerlebnis eines Mannes mit einem Mann oder,
bei den Hetenmännern mit einer Frau, das kam dann später.
Bei Schwulen sind die ersten Sexerlebnisse mit einem Partner
zumeist schon gleich gleichgeschlechtlich.
Die Masturbationsphantasie war bei den meisten Schwulen sogar,
wie auch die Pollutionsträume, eine der richtungsweisenden
Momente im Coming-out.
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- 3. Andere GegnerInnen der Masturbation
Es geht nicht alleine um die Kontrolle der Sexualität im
allgemeinen durch die Frauen im allgemeinen, die sich im öffentlichen
Verständnis und zum eigenen Vorteil für die Moral im
allgemeinen zuständig fühlen.
Die religiösen Gemeinschaften, ganz besonders die katholische
Kirche mit ihrer Ohrenbeichte, fühlen sich berufen, für
die Moral ihrer Anhäng-erInnen und der Menschen in der Gesellschaft
zu sorgen. Und auch die meisten Medien, die öffentlich-rechtlichen
wie die privaten, aber auch die Filmindustrie, sogar die Schulen
sind in die Kette der MoralwächterInnen eingebunden.
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- 3.1. Der sündige Wichser
Die Erfindung der Sünde gehört zu den Herrschaftsprinzipien
der Religionen und so besonders auch der katholischen Kirche.
Religiöse Gemeinschaften werden auch von der weltlichen
Ordnung dafür geschätzt, dass sie in der Bevölkerung
für eine gewisse Ethik sorgen.
Daher gibt es oft auch den geduldeten Zugriff der Religionen
auf die Gesetzgebung. Und dieses Mittel der Moralkontrolle der
Menschen durch die Kirche ist um so erfolgreicher, als es ihr
gelingt, völlig übliche Verhaltensweisen als Sünde
glaubhaft zu machen.
Und so ist dies mit der Selbstbefleckung, für
die sich ganze Generationen von Jungs und jungen Männern
den Pfarrern gegenüber als schuldig und sündig bekennen
mussten, um dafür die Absolution zu erhalten.
Diese Absolution wird dann vom Pfarrer auch erteilt, wohl wissend,
dass dies eine nie versiegende Quelle der Einflussnahme der Kirche
auf das Selbstverständnis des jungen Mannes ist, der sich
damit quält, immer wieder dieser Sünde zu verfallen.
Mit der Absolution wird die Sünden-Ideologie ganz besonders
gefestigt.
Das soll aber nicht heißen, dass ein Leben ohne Ethik erstrebenswert
wäre. Aber mich interessiert eine Ethik aus Einsicht in
Notwendigkeiten, die eines aufgeklärten Menschen würdig
ist und nicht so etwas, denn dies ist nicht einsehbar notwendig.
Warum sollen Menschen durch Masturbationsverbote beziehungsweise
der daraus resultierenden Schuldgefühle in eine solche unwürdige
Haltung der Bettelns um Vergebung gebracht werden?
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- 3.2. Der lächerliche Wichser
Besonders Filme, die sich an Jugendliche wenden, stellen das
Erwischt werden bei der Masturbation ausschließlich bei
jungen Männern als Lacher oder Brüller in die Handlungen.
Da benutzt jemand in einem Film für verklemmte Jugendliche
einen Apfelkuchen dafür.
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- Nun ist ja männliche Masturbation ohne
Vorhaut eine durchaus trockene Sache, benötigt also was
Feuchtes. Und in den USA scheint es überwiegend Sitte zu
sein, männliche Kinder genital zu verstümmeln, also
ihre Vorhaut zu entfernen. Und die meisten Filme bei uns kommen
aus den USA. Ein anderer greift nach der Fetttube bzw. Gleitcreme-Tube
und erwischt unter brüllendem und schadenfrohen Gelächter
eine Tube mit einem erstaunlich wirksamen Klebstoff. Seine Hand
kann sich nicht mehr von alleine Lösen.
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- Er benötigt somit medizinische Hilfe,
muss sich Freundinnen und Freunden, den Sanitätern, den
Fahrern des Rettungswagens, den Verwaltungsmenschen und den Ärzten
des Krankenhauses offenbaren, die alle wie erwartet reagieren,
höhnisch, hämisch und schadenfroh.
Jeder jugendliche Zuschauer erfahrt daraus: es ist was Ehrenrühriges,
was Lächerliches, was Unmännliches usw., wenn man sich
selbst befriedigt.
Selbstbefriedigung hat in den Medien anscheinend etwas mit unreifer
Jugend zu tun. Oder könnt Ihr Euch vorstellen, dass sich
James Bond oder van Dame mal einen runterholt?
Ein Mann und Held in den Medien ist nicht wirklich menschlich
und daher kann auch James Bond zum Beispiel sich keinen runterholen
und z.B. auch gar nicht schwul sein sondern im Gegenteil eher
schwulenfeindlich.
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- 4. Über Phantasien
Auch die Masturbationsphantasien waren einst ein Thema der feministischen
Auseinandersetzung mit dem Mann als solchen. Zumindest, wenn
emma die Diskussionen der jeweiligen Zeit richtig wiedergibt
und nicht nur zu inszenieren versucht, haben Frauen eine wesentlich
einfallsreiche Phantasie.
Männer benötigen Bilder beziehungsweise Abbildungen
des Objektes ihrer Begierde (das wissen Frauen ohnehin, wenn
sie vor ihrem Kleiderschrank stehen). Frauen würden dies
nicht benötigten, las man in dieser Postille, sie hätten
genügend Phantasie.
Ähnliches las man dort auch über das Fremdgehen.
Während Männer dies in Realität anstrebten, würden
sich Frauen in ihrer Phantasie mit anderen Männern einlassen,
während sie durchaus ehelichen Sex betrieben beziehungsweise
betreiben ließen.
Ja, emma beschreibt also vielerlei Phantasien. Doch wie sieht
es in der Realität aus?
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- 5. Die derzeitige Jugendkultur
Diese ist zwar unkonventionell, rebellisch, tabulos und auch
oft gewalttätig. Und jeder ist natürlich ein Held.
Und daher sind heutige jugendliche Männer natürlich
keine Wixxer. Nicht nur die rechten Machos, auch die Punks und
andere sind offensichtlich Helden.
Ein jugendlicher Punk vor unserem Infostand meinte, solch ein
Stand sei gar nicht notwendig. Es sei keine Aufklärung in
Sachen Homosexualität nötig. So? fragte
ich ihn, weißt Du denn, wie sich ein homosexueller
Mensch in bestimmten Situationen fühlen würde?
Klar, sagte er, seine Freundin zärtlich anschauend,
Und Du hattest schon Dein schwules Coming-out?
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- Er wusste nicht, was ich meine. Hattest
Du bei Deiner Masturbationsphantasie bemerkt, dass Du schwul
bist, also beim Wixxen? Er versuchte mir (und seiner Freundin)
nun klar zu machen, dass es noch nie gewixxt hätte, er habe
ja nun eine Freundin. Und Sex mit Männern? Den habe er schon
erlebt? Nein, seine Freundin sei der erste Sexpartner. Und daher
suche er auch keinen Sex mit Männern.
Als ich ihm dann sagte, dass ich ihm 1. nicht so recht glauben
könne und ihn außerdem für anmaßend halte,
uns vorzuhalten, unser Infostand sei unsinnig, hatten seine Freundin
und er erst einmal keine Zeit mehr.
Dennoch, während des ganzen Festivals schlich er vorbei
und hatte immer was zu meckern. Einen Button fand er schließlich,
der ihm nicht gefiel, und daher nannte er uns Faschisten.
Na prima.
Warum ich das hier erzähle? Ich finde, dass er insofern
mutig war, zu den Heldenattributen das Schwulsein hinzuzufügen.
Insgesamt aber war jedoch so ziemlich alles inhaltsleer, was
er uns zu sagen hatte. Aber jugendliches und überhaupt Heldentum
erscheint mir ja generell inhaltsleer.
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- Schlimm, dass wir es wieder damit zu tun
haben. Da ist Aufklärung dann auch kaum möglich.
Und ein Artikel, der Masturbation aus der Schmuddelecke rücken
möchte, kann dort ja nun gar nichts erreichen. Genauso die
Aufklärung über Homosexualität. Und sonst, die
Punks waren auch schon mal intelligenter.
Und die ach so coolen Jugendlichen, egal welcher coleur, scheinen
zunehmend ahnungsloser zu sein, was sexuelle Aufklärung,
die gesellschaftspolitisch ist, betrifft.
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- 6. Kritik der partnerschaftlichen Sexualität
Sexualitätsaufklärung ist gesellschaftspolitische Aufklärung,
behaupte ich hier. Oder mit der 68er Zeit zu sprechen: das Private
ist politisch. Und dies durchaus zweiseitig:
Was ich Privates mache, zum Beispiel mit einem (oder mehreren)
Sexpartner(n), entspricht nicht alleine meinen direkten Bedürfnisssen,
sondern ist ein Kompromiss zwischen dem, was der (die) andere(n)
will und was ich selber will. Es ist dies derart zufriedenstellend,
wie es dem nahekommt, was ich ersehne, sofern mir überhaupt
klar ist, was ich ersehne, denn nicht alles, was ich ersehne,
ist das, was gesellschaftlich akzeptabel erscheint beziehungsweise
was infolgesessen zwischenmenschlich auslebbar ist. Es geht also
um die Gesellschaft in uns selber.
Was zwei oder mehrere Menschen miteinander erleben können,
ist eine Frage des Kompromisses zwischen ihnen und der Kompromiss
ist um so größer, je wichtiger uns diese Begegnung
erscheint. Aber die Parameter, in denen sich der Kompromiss bewegt,
sind gesellschaftlicher und natürlich auch sozialer Natur.
Anders ist es beim Einwirken des Politischen, des Gesllschaftlichen
und des Sozialen auf uns direkt. Und das geschieht ja auf vielerlei
Weise.
Nehmen wir zum Beispiel die ehelichen Schlafzimmer mit den sogenannten
Ehebetten.
In einem Klima gegenseitiger intimer Kontrolle ist die ganz private
und entspannende Selbstbefriedigung kaum denkbar. Und die Ideologie,
dass Eifersucht ein Beleg von Liebe sein soll, führt zu
einer gegenseitigen Distanzlosigkeit, die keinen Raum für
befriedigende Privatheit lässt.
Sogar erotische oder pornographische Fotos sind ja der Beleg
einer gewissen sexuellen Autonomie, die in einer monogamen Beziehung
nicht geduldet wird.
Die Vergewaltigungen und das gegenseitige Unterdrücken der
Sexualität, die sich nicht auf den Partner richtet, diese
sexuellen Bräuche in der Ehe haben wohl den Spruch geboren:
das Private ist politisch.
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- 7. Lob der befriedigenden Masturbation
In der Selbstbefriedigung finden keine direkten zwischenmenschliche
Rücksichtsnahmen statt. Die Phantasie kann sich hier freier
ausleben, die erlebte Sexualität hat so also
die Chance, sich in einer Weise zu erfüllen, was man wirklich
will.
Es ist auch nicht selbstverständlich, dass man wirklich
zu seiner Befriedigung findet, denn da sitzen uns ja die erlernte
Moral sowie die verinnerlichten gesellschaftlichen Werte im Genick.
Aber immerhin, hier können wir dem näher kommen, was
wir wirklich wollen.
Natürlich entfalten sich hier nicht unsere wahren
Sehnsüchte, die aus der unverfälschten
biologischen Veranlagung stammen sollen, denn was wir sexuell
wirklich wollen, hat mit unserem bisher gelebten und erfahrenen
Leben zu tun. Zum Beispiel die Sache mit der Homosexualität.
Sie muss erst erfahren werden, damit man die Moralbarriere der
Gesellschaft davor überwinden kann. Also sind meine (Deine)
sexuellen Neigungen eine Mischung recht unterschiedlicher Faktoren.
Und diese Faktoren haben das erzeugt, was Du nun als Deine wirklichen
sexuellen Sehnsüchte in die hast, die Du befriedigen möchtest.
Es handelt sich bei Deiner Masturbation erst einmal um den Typ
von Mensch, der Dich am meisten anspricht. Hinzu kommt seine
Art des zwischenmenschlich auf Dich Zu-gehens, das Du von sexuell
faszinierenden Mitmenschen erwartest.
Und dann will dieser Mensch es sexuell so, wie es Deine Lust
aufs schnellste zum Höhepunkt treibt. Sein Mund oder seine
Hand, sein Arschloch (durch Deine Hand) macht genau das, was
Dir nun am wohlsten tut, weil nämlich Du im Inneren spürst,
was Dir gut tut, und Du selber die Hand bewegst und Deine Phantasie
steuerst.
So weit, so gut. Doch nach der Entspannung?
Wenn Du sehr jung bist, empfindest Du nach dem befriedigenden
entspannenden Gefühl auch ein bisschen Wehmut, nämlich
darüber, dass dieser geile Mensch mit genau diesen Bedürfnissen
und diesem Sexverhalten nicht da ist.
Wenn Du älter bist, dann weißt Du, dass ein solcher
geiler Mensch mit genau diesen Bedürfnissen und diesem Sexverhalten
gar nicht existieren kann, weil er eben Deine Erfindung ist.
Und auch ein Mensch, der ganz und gar so aussieht wie Deine Phantasie,
wenn es ihn nun wirklich geben würde, wenn dieser Mensch
auch Lust hätte, sich auf Dich einzulassen, dass dieser
Mensch sich nun Dir gegenüber auch so verhalten wollte,
wie Du es so gerne hast, das ist wirklich gar nicht realistisch.
Und dann noch, selbst wenn ein solcher Mensch sich in gewünschter
Weise auf Dich einlassen würde, so kann er doch von außen
gar nicht fühlen, was Du im Inneren spürst, dass er
nun zum Beispiel ein bisschen fester zugreifen müsste oder
eher sanfter, jetzt schneller werden müsste usw.
Also, wenn Du klug bist, ziehst Du daraus den Schluss, dass Deine
gelebte Selbstbefriedigung etwas Eigenständiges und Wertvolles
ist, was Dir alleine gehört und niemanden etwas angeht.
Und das auch, während Du einen(n) Parner/in hast. Und es
kann ganze Lebensabschnitte lang sein, dass dieser Sex weit befriedigender
ist als der Kompromiss, den Du bisweilen schließt. (js)
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