- 95. Print-LUST, Sommer 08
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- Der Aufstand in Chinas Provinz Tibet
Ein armer Tibeter hatte wenig Veranlassung seinen Gutsherren
zu beneiden oder anzufeinden, denn er wusste, dass jeder die
Saat aus seinem früheren Leben erntet. Wir waren schlicht
und einfach glücklich, sagte Tenzin Gyatso, auch
als der 14. Dalai Lama bekannt, Verteidiger der Wahrheit
und Ozean der Weisheit, in einem Interview, 20 Jahre
nach seiner Flucht aus Lhasa, in dem ihm die Zustände in
Tibet unter seiner Regentschaft vorgehalten wurden: Leibeigenschaft
und Sklaverei. Zitiert nach der Panorama-Sendung vom 20.11.1997
Mein Tibet
Als christlich erzogener junger Mann war ich von Tibet fasziniert.
Die Bilder von farbenprächtigen Gewändern, von Gebetsmühlen
und faszinierenden wettergegärbten Gesichtern kennzeichneten
ein genau so geheim-nisumwittertes mystisches Bild wie die Traditionen
dort, zum Beispiel des Staatsorakles. Ein unter Drogen gesetzter
Mann lallt irgend etwas und ein hoher Mönch übersetzt
daraus die Richtlinien der Politik. Also: Faszination und Exotik.
Aber bei Sven Hedins Tibetreise, über die ich las, erfuhr
ich von prügelnden Mönchspolizisten und schrecklichen
Bestrafungen der Sklaven beziehungsweise der Leibeigenen bis
hin zur Häutung bei lebendigem Leib. Später, bei der
Bundeswehr fand ich in der Kompaniebibliothek wieder zahlreiche
Tibetbücher. Das 3. Au-ge zum Beispiel. Dort
las ich vom Ich-Erzähler, der ein netter tibetischer Mönch
war, von der klaren Aura der tibetischen Mönche und der
deutschen Besucher sowie der verbrecherischen Aura der chinesischen
Unterhändler und Diplomaten. Später erfuhr ich, dass
dieses Buch ein Roman ist, geschrieben von einem eher rechtsgerichteten
österreichischen Schriftsteller.
Ich las von Heinrich Harrer, der als Freund des jungen 14. Dalai
Lamas das Leben der tibetischen Oberschicht genoss. Sein Buch
las ich sehr begierig. Ich erfuhr auch von den romantischen Gedichten
des jungen herrschenden Dalai Lama an Mao Tsetung, der vom Dalai
Lama als Mutter bezeichnet wurde, so wie das Mutterland
China, und dessen lyrischen Antworten. Der Dalai Lama war auch
Mitglied im chinesischen Volkskongress.
Ja und dann erfuhr ich, dass die bösen Chinesen den lieben
Dalai Lama aus China, also aus der Provinz Tibet vertrieben hatten,
so dass er nach Indien fliehen musste. Und in den Nachrichten
wurde ständig gesagt, die Chinesen hätten Tibet 1950
erobert, was mich irritierte, weil ich ja schon aus meinen Büchern
der Jugendzeit weiß, dass Tibet schon sehr sehr lange ein
Teil Chinas ist, etwas seit dem 7. Jahrhundert und lange bevor
dort ein Dalai Lama als Verwalter vom chinesischen Kaiser eingesetzt
worden war.
König Songtsen Gampo einigte über 10 Stämme und
gründete so die Monarchie Tibets. Er griff ständig
das chinesische Kaiserreich an. Der chinesische Kaiser musste
ihm 641 die Prinzessin Wencheng zur Ehefrau geben und dulden,
dass von Tibet aus buddhistische Mönche in vielen Nachbarprovinzen
Klöster gründeten. Gleichzeitig musste China verschiedene
technische Errungenschaften an Tibet weitergeben, so die Herstellung
von Papier und den Gebrauch von Steinmühlen. Durch diese
Heirat und die Vereinbarungen wurde die staatliche Gemeinschaft
zwischen Tibet und China hergestellt. Unter den mongolischen
Kaisern von China (seit dem 13. Jahrhundert) wurde die tibetische
Sekte der Sakya-Schule immer stärker in die Verwaltung dieser
chinesischen Provinz eingebunden. Die China regierenden Mongolen
nahmen den buddhistischen Glauben an. Damit wurde die Priester-Patron-Beziehung
zwischen den tibetischen Geistlichen und den chinesischen Kaisern
begründet. 1578 wurde Sonam Gyatso, das Oberhaupt der im
Auftrag des chinesischen Kaisers Tibet verwaltenden Mönchsgruppe
vom chinesischen Kaiser mit dem Titel Ozean der Weisheit
(Dalai Lama) geehrt. Er nannte sich daraufhin 3. Dalai Lama und
ernannte posthum seine beiden Vorgänger auch zum Dalai Lama.
Der 5. Dalai Lama ließ den Potala Palast ca. 1650 bauen
und erneuerte mit dem chinesischen Kaiser, nun war es Mand-schu-Dynastie,
die Priester-Patron-Beziehung. Unter seiner Verwaltung wurde
die Theokratie, das politische Gottkönigstum, über
die von ihm verwalteten Gebiete ausgebaut. Dies alles wissend
ist absolut klar, dass Tibet nicht 1950 von China erobert wurde.
Der gegenwärtige 14. Dalai Lama, der sich vorrangig als
Wiedergeburt des 5. Dalai Lama sieht, reist viel herum, hat mit
US-Hilfe ein internationales Netz von Anhängern aufgebaut
und wird auch von Staatschefs empfangen, was seinen politischen
Interessen entgegenkommt. Sein Interesse scheint zu sein, nicht
nur religiösen, sondern auch politischen Einfluss, besonders
in China, zu haben, wie das ja alle Religionsführer wollen.
Und schließlich, dieser freundliche aufgeschlossene Mann,
der kann ja nicht irgendwie schuldig oder böse sein? Können
diese Augen lügen?
Andererseits, wenn Free-Tibet-Anhänger in den gay-Lokalen
von Tibet schwärmen und gegen China polemisieren und allerhand
sagen, was so auch nicht richtig ist, dann kommt mir in den Sinn:
Wollen die denn ein Museum einrichten? Ein religiös bestimmtes
Museum ohne die Möglichkeit der individuellen Weiterentwicklung
für die Menschen, ein Museum in dem ihr Tibet,
das der Filme und Romane, eingerichtet wird?
Und wenn, wäre dieses Leben der Filme ohne die Sklaverei
und Leibeigenschaft im Hintergrund überhaupt denkbar? Irgendjemand
müsste doch auch das alles erarbeiten, wovon diese Leute
in den Klöstern ihr Leben finanzieren, denn die tibetischen
Mönche sind in ihrer Kultur und Tradition keine Bettelmönche,
sondern Grundherren bzw. Herren von Leibeigenen und Sklaven.
Ich habe dieses Referat im Vorspann mit einem Zitat des Dalai
Lama begonnen:
Ein armer Tibeter hatte wenig Veranlassung seinen Gutsherren
zu beneiden oder anzufeinden, denn er wusste, dass jeder die
Saat aus seinem früheren Leben erntet. Wir waren schlicht
und einfach glücklich.
Das zeigt natürlich, für welche soziale Schicht er
in Wirklichkeit argumentiert und wozu hier der Buddhismus genutzt
wird. Nun kommen mir solche Argumentationen, wie das hier zitierte,
schon aus dem Christentum äußerst bekannt vor.
Da allerdings hat das nichts mit dem angeblichen Vorleben und
den dazugehörigen Strafen zu tun, das ja nur existiert,
wenn man persönlich daran glaubt, sondern mit dem Leben
nach dem Tod. Man wird im Christentum für das sich Aufopfern
für die lebende weltliche und geistliche Obrigkeit damit
belohnt, dass man es gut hat, wenn man dann tot ist.
Ein herzliches Vergelts Gott, und schon ist alles
bezahlt. Gut für die daran verdienende weltliche Obrigkeit.
Und dass das Opfer angeschissen ist, wenn es tot ist, bemerkt
es nicht einmal. Ähnliches finden wir auch im Islam, wo
der sich im weltlichen Leben Aufopfernde mit dem Paradies belohnt
wird.
Aber der arme Dalai Lama, der musste aber doch 1959 China verlassen,
vor den Chinesen fliehen? Also ein Wortbruch der Chinesen gegenüber
der tibetischen Oberschicht?
Dieser Flucht ist allerdings etwas vorausgegangen. In einigen
chinesischen Provinzen wurden die reichen Klöster, die auch
die Großgrundbesitzer waren und mit Leibeigenen sowie Sklaven
arbeiteten, um dieses Land enteignet, die Leibeigenen und Sklaven
wurde befreit und das Land wurde unter ihnen aufgeteilt.
Die tibetische Oberschicht, bestehend aus hauptsächlich
hochrangigen Mönchen, musste wohl befürchten, dass
ihnen das auch in dem tibetischen Kernland geschieht und wagte
einen von den USA und England unterstützten sehr blutigen
Aufstand gegen die chinesische Zentralregierung. Das ging schief
und der Dalai Lama und sein Umfeld mussten mit ihrer Verhaftung
rechnen. Und so flohen er und sein Umfeld nach Indien und versuchen
von dort aus weiterhin mittels der Religion politischen Einfluss
auf dieses Gebiet zu erhalten und wieder politische Macht zu
bekommen.
Es ist auch nicht richtig, wie die tibetische Exilregierung in
Indien behauptet, dass Tibet von 1911 bis 1946 ein souveräner
Staat gewesen sei, bis es von den Kommunisten erobert
worden sei. 1911 war der Sturz den Mandschu-Dynastie und China
wurde Republik. Die Ordnung als Republik ließ sich nicht
in allen chinesischen Provinzen durchsetzen, da England bis 1946
besonders über Tibet immer noch großen Einfluss in
China hatte.
Doch weder die Regierung der nationalistischen Partei unter Dr.
Sun Jatsen, später unter Chiang Kai-Sheks noch die Regierung
der kommunistischen Partei hat die These eines souveränen
Tibets als klerikalen Nationalstaat vertreten, und auch die Provinz
Tibet verwaltende Dalai-Regierung nicht, denn den Titel Dalai
Lama hatte er ja vom chinesischen Kaiser verliehen bekommen.
Das mit der Unabhängigkeit behauptet nur die Exilregierung.
Richtig ist allerdings, dass China lange Zeit wegen Bürgerkriege,
japanische Besetzung usw. nicht in der Lage war, den englischen
Einfluss dort zurückzudrängen. Doch die verwaltende
Mönchgruppe behielt die ganze Zeit über die Titel für
sich bei, die ihnen vom chinesischen Kaiser beziehungsweise also
von China verliehen wurde. Und so begnügte man sich in Peking
bis 1946 damit, den Status Quo zu dulden.
Was war (und ist zum Teil noch) das Interesse Englands und der
USA an Tibet? Unter den Free-Tibet-Anhängern, die den olympischen
Fackellauf störten, hörte man Aussagen wie: Die
Chinesen beuten in Tibet unsere Rohstoffe aus, als ginge
es im globalisierten Kapitalismus noch um nationale Wirtschaftsinteressen.
Und wer ist unser?
Gremlitza schreibt in der Konkret in seinem Artikel Der
Tibet-Wahn, wo er die Situation Russlands und Chinas darstellt:
Zur Weltpolitik, dem Kampf um Märkte und Rohstoffe
nämlich, gehört das Bemühen, den Konkurrenten
durch die Animation ethnischer oder religiöser Minderheiten
zu dezimieren, hier Tibet zu Chinas Koso-vo zu machen, und sein
Inneres sich so vorteilhaft wie möglich herzurichten. Was
der alten Weltpolitik ihre Kanonenboote und Expeditions-korps
waren, sind der neueren Demokratie Marktwirtschaft und Menschenrechte.
Nichts ist um kleineres Geld zu haben als frisch gekürte
Manager, Journalisten und Volksvertreter, die noch nicht, wie
in alteingesessenen Demokratien, den Herrschenden fest verpflichtet
sind. Der Preis der Demokratie, den die westliche Konkurrenz
in Jelzins kurzem Frühling aus Russ-land herauszuziehen
vermochte, wird auf 600 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Dass der autoritäre Putin ihnen dieses Menschenrecht entzog,
ärgert unsere schreibenden und redenden Weltpolitiker schwarz,
grün, rot und gelb. Ohne Putins Kurswechsel hätte Weltbankchef
Robert Zoellick jetzt Russland in seine Liste der von Hungerunruhen
erschütterten Staaten aufnehmen können. Soweit
Gremlitza aus seiner Mai-Ausgabe auf S. 9.
Zu den Expeditionskorps, die Gremlitza anspricht,
gehört wohl auch die Strafexpedition des britischen
Oberst Younghusband, der 1904 von Indien aus in Tibet einmarschiert
war und Tibet zum britischen Protektorat machte, das wurde die
Öffnung Tibets genannt, während der damalige
13. Dalai Lama nach Peking flüchtete. Diesen Angriff konnte
Younghusband ohne großes Risiko gegenüber China wagen,
weil England ja zwei Opiumkriege gegen China geführt hatte
(der 1. 1839 - 42 und der 2. 1856 - 60), die zum Ziel hatten,
Chinas Teemonopol durch England zu brechen und um von England
in Indien angebautes Opium frei in China verkaufen zu können.
Im übrigen wurde die chinesische Regierung bei dieser Gelegenheit
auch gezwungen, die Tätigkeit christlicher Missionare in
China zu dulden.
Der heutige Dalai Lama in Indien hat sich unterdessen übrigens
auch schon auf die neue Weltlage eingestellt. Er bietet nun sich
und seine Mönchsclique wendig den Protagonisten der Neuen
Weltordnung der Globalisierung als der geeignete Partner
gegen Chinas Kontrolle dieser Gebiete an.
In der WirtschaftsWoche wurde das neue Buch des Dalai Lamas,
ein Management-Buch, vorgestellt: Führen - gestalten
- bewegen.
Überlebensnotwendige Voraussetzung dafür,
dass ein Unternehmen zum gesellschaftlichen Wohl beitragen kann,
ist nach Ansicht des Oberhaupts des tibetischen Buddhismus, Gewinn.
(Politisch sehr praktisch ist dabei wohl die Einrichtung eines
unfehlbaren Papstes der Buddhisten, js)
Früher neigte er instinktiv eher zum Sozialismus,
so der Gottkönig. Er beobachte aber wie die Volkswirtschaften
der sozialistischen Länder stagnierten, während die
Länder mit freier Marktwirtschaft eine immer größere
Dynamik entwickelten. Seitdem interessiere er sich für
die positiven Aspekte der freien Marktwirtschaft.
Führungspersönlichkeiten rät der Dalai Lama ein
ethisches Leitbild zu kommunizieren, um die Mitarbeiter zu motivieren.
Zu den Werten, die seiner Meinung nach vermittelt werden müssen,
zählt unter anderem die Verpflichtung zu nachhaltigen Ge-schäftspraktiken
und Umweltschutz.
Zitate des Dalai Lama aus dem Buch:
Zum Konsum
Buddhisten erkennen, dass der Erwerb von Wohlstand eine
der grundlegenden Tätigkeiten des Lebens ist. Konsum und
der Aufbau von Wohlstand sind natürlich, doch wenn sie auf
verfehlte Art und Weise verfolgt werden, verursachen sie Leid.
Jemand, der ohne Grenzen und nur um des Konsumierens Willen konsumiert,
wird kein Glück finden. Wenn der Wohlstand nicht ehrlich
erworben wird, geht er mit Diebstahl oder anderen Formen des
Leids einher. Wenn der Wohlstand nicht zum Nutzen anderer eingesetzt
wird, macht er weder den Eigentümer noch andere Menschen
glücklich. Wenn Wohlstand glücklich machen soll, muss
er ehrlich erworben und gut eingesetzt werden.
Zum Gewinnstreben
Ich habe bei zahllosen Gesprächen zugehört und
teilgenommen, in denen es um die Frage ging, ob der einzige Sinn
eines Unternehmens in der Gewinnmaximierung besteht. Für
mich ist die Antwort einfach: Gewinn ist eine überlebensnotwendige
Voraussetzung, doch der Sinn eines Unternehmens besteht darin,
zum Wohl der Gesellschaft als Ganzes beizutragen.
Zur Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen
Ich möchte nicht so tun, als wären die Lösungen
einfach und lägen auf der Hand. Bei der Arbeit an diesem
Buch habe ich gelernt, wie schwer es für Unternehmer sein
kann, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn ein Unternehmensführer
einen Entschluss fällt, wirkt sich dieser auf sämtliche
Mitarbeiter und zahlreiche andere Menschen wie etwa Kunden und
Zulieferer aus. International agierende Konzerne stehen vor besonders
komplexen Situationen, weshalb die Qualität der Entscheidungen
den Ausschlag gibt. Daher benötigen Entscheiden nicht nur
unternehmerische Kompetenz, sondern auch die richtige Motivation
und geistige Verfassung. ... [Ich möchte] Führungskräften
helfen, besser zu verstehen, was in ihrem Geist und im Geist
anderer Menschen vorgeht, vor allem im Zusammenhang mit Fragen
der Führung. Ich hoffe, dass Sie auf diese Weise in die
Lage versetzt werden, bessere Entscheidungen zu treffen und mehr
Lebensqualität zu schaffen, und zwar für sich selbst,
für Ihr Unternehmen und für alle Menschen, die von
Ihren Entscheidungen betroffen sind.
Über die Aufgaben der Führung
Führungspersönlichkeiten, die Vertrauen erwecken,
müssen sorgfältig darauf achten, dass sie auch das
richtige Vertrauen wachrufen. Sie sollten ehrlich sein und keinen
blinden Glauben verlangen. Weise Führungspersönlichkeiten
untersuchen Ursache und Konsequenzen eines bestimmten Ziels oder
Ereignisses und erforschen, ob es richtig, angemessen, wahr oder
falsch ist. Vertrauen allein führt leicht zu Täuschungen
und Fehlurteilen und ist oft durch Emotionen beeinflussbar.
Zur Selbsterkenntnis von Managern
Führungspersönlichkeiten wissen um ihre Stärken,
Talente, Fähigkeiten, Tugenden und um ihre Kenntnisse, und
sie sind in der Lage, sich selbst zu korrigieren und zu verbessern.
Sie wissen auch, wie begrenzt ihr Wissen über die Abläufe
des Unternehmens ist und wie sich die Handlungen des Unternehmens
auf die zahlreichen Stakeholder auswirken. Sie müssen bereit
sein, viel zu lernen.
Soweit also über dieses neue Buch des Dalei Lamas.
Zurück zum friedlichen und pazifistischen Dalai Lama. Dazu
schreibt Colin Goldner:
Schon bald nach dem Einmarsch der chinesischen Volksbefreiungs-armee
(1949) in Tibet nahmen die beiden älteren Brüder des
Dalai Lama Kontakt zur CIA auf. Mit finanzieller und personeller
Hilfe des US-Geheimdienstes wurde ab Ende der 1950er eine mehrere
tausend Mann umfassende Untergrundarmee aufgestellt, deren Aufgabe
in gezielten Kommandoattacken lag.
Die Untergrundkämpfer, bekannt als Chusi Gangdruk, übten
beispiellosen Terror nicht nur gegen die chinesische Zivilbevölkerung
aus, mit gue-rillataktischen Hit-and-run-Aktionen
brachten sie auch der VBA erhebliche Verluste bei. Im Herbst
1958 griffen sie eine VBA-Garnison nahe Lhasa an: Sie töteten
mehr als 3.000 chinesische Soldaten und gelangten in den Besitz
großer Mengen an Waf-fen und sonstigem Kriegsmaterial.
In der Folge wuchs die Untergrundarmee innerhalb weniger Wochen
auf mehr als 12.000 Kämpfer an.
Kopf der Guerilla war Gyalo Thöndup, einer der Brüder
des Dalai Lama. Bis Anfang der 1970er wurde die Chusi Gangdruk
mit vom CIA jährlich 1,7 Millionen US-Dollar aus einem eigens
aufgelegten Sonderprogramm zur Finanzierung antichinesischer
Operationen gefördert.
Der Dalai Lama erhielt aus dem gleichen Fonds 186.000 US-Dollar
pro Jahr zu persönlicher Verfügung.
Nachdem er den Erhalt dieser Gelder und die Verbindung zur CIA
jahrzehntelang abgestritten hatte, musste er Ende der 1990er
zugeben, gelogen zu haben.
Auch wenn das Nobelkomitee vielleicht nichts von seiner Unterstützung
des Untergrundterrors in Tibet ge-wusst haben mag, stellt sich
doch die Frage, für welches Verdienst ausgerechnet er mit
dem Friedensnobelpreis 1989 ausgezeichnet wurde. Der Dalai Lama
ist alles andere als ein Mann des Friedens, er schließt
den Einsatz von Gewalt keineswegs aus.
Von Colin Goldner erschien Ende Mai 2008 eine aktualisierte Neuauflage
des Buchs Dalai Lama. Fall eines Gottkönigs
(Alibri Verlag)
-
- Die Ereignisse 2008
Der Vorgang ist dieser: Angeführt von Mönchen
einer buddhistischer Sekte verwüstet ein Mob die Straßen,
zündet Busse und Geschäfte an und lässt darin
tätige Kaufleute verbrennen, bis es der Polizei gelingt,
dem Treiben ein Ende zu setzen. Das Hamburger Abendblatt,
die Heimatzeitung aus dem Springer-Verlag, fasst das Geschehen
in die balkendicke Schlagzeile: China schießt auf
Mönche.
So leitet Gremlitza unter der Überschrift Der Tibet-Wahn
seine Kolumne in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift KONKRET ein.
Was von uns noch hinzugefügt werden muss: in Chinas autonomer
Provinz Tibet sowie in Nachbarprovinzen versuchten Jugendliche
den gewaltsamen Aufstand und sie terrorisierten und verbrannten
Menschen, die nicht von der Rasse her Tibeter waren. Es waren
auch Opfer anderer Nationalitäten darunter, die seit Alters
her in diesem Territorium Leben. Die Täter wurden von überwiegend
tibetischen Polizisten verprügelt bzw. verhaftet und von
tibetischen Richtern verurteilt, denn über 70% der staatlichen
Bediensteten in diesen Provinzen sind tibetischer Nationalität,
schreibt die Zeitschrift Avanti und merkt an, dass dies wohl
von der Free-Tibet-Bewegung deshalb verschwiegen
werde, weil man diese einflussreiche tibetischen Mittelschicht
noch brauche, sofern ihr das Ziel der Abtrennung aus dem Staatsgebiet
von China gelingen sollte. Letzteres ist, so meine ich, wohl
kaum anzunehmen.
Es war dies kein spontaner unkoor-dinierter Aufstand, denn alle
wussten, dass es galt, den Fackellauf der Olympischen Spiele
und die Aufmerksamkeit der weltweiten Medien zu nutzen, um in
einer sie unterstützenden rechts-lastigen Presse China als
Gewaltstaat in Erinnerung zu rufen. Den Auslöser zu dem
Aufstand hat wahrscheinlich die Rede des Dalai Lama gegeben,
in der er behauptete, China begehe kulturellen Suizit
an den Tibetern.
Dass aber relativ viele Menschen in Lhasa und in anderen Provinzen
dazu bewegt werden konnten, an diesem Aufstand teilzunehmen,
deutet auf soziale Probleme hin, die überall im neoliberalen
China aufgrund von Marktgesetzen und Korruption zunehmend offenbar
werden.
Gefälschte Bilder und die Fälschung der Geschichte
gehören zu den Mitteln der Möchsclique in Nordindien,
der exiltibetischen Regierung.
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt meint in seinem Zeit-Kommentar
zu den Ereignissen:
Weil China den Tibetern die Menschenrechte verweigert,
erlebt die westliche Welt seit acht Wochen eine Welle antichinesischer
Proteste und Propaganda vom Internet und von CNN bis zum
olympischen Fackellauf und bis in einige Staatskanzleien Westeuropas.
Dabei mischen sich idealistische Motive mit Antikommunismus und
mit Angst vor dem aufstrebenden Konkurrenten China.
Weil der jede Gewalt verurteilende Dalai Lama Sympathien auf
sich zieht, übersieht man im Westen gern, dass die jüngsten
Demonstrationen in Tibet, die alsbald in Gewalttaten übergegangen
sind, von lamaistischen Mönchen und Klöstern ausgegangen
waren. Man weiß erst recht nichts von der langen Vorgeschichte.
Tatsächlich haben weder die 1.300 Millionen (1,3 Milliarden)
Einwohner Chinas noch die drei Millionen Einwohner Tibets jemals
in Geschichte und Gegenwart jene Menschenrechte und jene Demokratie
gekannt, welche die westlichen Kulturen seit gut zweihundertfünfzig
Jahren schrittweise entfaltet haben wir Deutschen notabene
erst seit ganzen sechzig Jahren. Die chinesische Geschichte hat
über Jahrtausende nur absolute Monarchie und Obrigkeitsgehorsam
gekannt; und die 1949 von Mao Tse-tung errichtete kommunistische
Volksrepublik hat jedenfalls keinen Wechsel der diktatorischen
Regierungsform bedeutet.
Ebenso ist das kleine Bergvolk der Tibeter immer schon autokratisch
regiert worden, allerdings nicht von einem Fürsten oder
vom Adel, sondern von Priestern und Oberpriestern. Der Dalai
Lama war als Oberpriester einer lamaistischen Sekte zugleich
das weltliche Oberhaupt aller Tibeter; der Pantschen Lama als
Oberpriester einer anderen Sekte hatte jedoch einen höheren
klerikalen Rang. Noch am Ende des Zweiten Weltkriegs war Tibet
eine Theokratie ähnlich wie ehedem der Kirchenstaat
oder wie heutzutage Iran.
Bereits im 13. Jahrhundert hat der Mongole Kublai Khan als Kaiser
von China zugleich die politische Oberherrschaft über Tibet
ausgeübt. Es hat im Laufe von Jahrhunderten sowohl Konflikte
als auch vertragliche Lösungen zwischen den unter chinesischer
Souveränität stehenden Oberpriestern und den chinesischen
Kaisern gegeben so auch unter den Mandschu-Kaisern (bis
1911) und später abermals unter Mao. Zwischendurch
haben auch schon mal von Indien aus die Engländer
sich eingemischt und den damaligen Dalai Lama nach Peking vertrieben.
1959 gab es in Tibet einen blutigen Aufstand gegen Peking; damals
ging der noch jugendliche Dalai Lama ins indische Exil. Heute
geht die intellektuelle und religiöse Führung von Tibetern
aus, die nicht in Tibet leben.
Die Kommunisten haben den lamaistischen Klöstern Teile ihren
großen Landbesitz genommen und die Leibeigenschaft der
Bauern beendet. Aber sie haben den Menschen in Tibet genauso
wenig individuelle Rechte gegeben wie den Menschen überall
in China. Mao hatte gegenüber der tibetischen Kultur und
Tradition genauso wenig Respekt wie gegenüber der eigenen
Han-chinesischen Kultur und Tradition. Dafür haben die Kommunisten
in den letzten Jahrzehnten moderne Technologie und Infrastruktur
nach Tibet gebracht, sie haben Straßen, Flugplätze
und sogar eine Eisenbahn nach Lhasa (3.600 Meter hoch) gebaut;
und die Mönche sind heute per Handy und Internet mit der
Außenwelt verbunden.
Seit den von Deng Xiaoping begonnenen großen Reformen geht
es den Tibetern materiell besser als je zuvor. Vor zwanzig Jahren
ist Lhasa noch eine kleine schläfrige Stadt mit einem gewaltigen
Palast gewesen, der das Stadtbild dominierte. Der Palast steht
immer noch; aber Lhasa ist inzwischen zur Großstadt geworden,
mit vielerlei Gewerbebetrieben, mit beginnender Industrie, mit
umfangreichem Tourismus.
Seit Jahrzehnten lebt der Dalai Lama im indischen Exil
und begibt sich oft auf Weltreisen. In dieser Woche besucht er
erneut Deutschland. Seine Regierung ist machtlos. Zugleich hat
in Tibet seine politische Autorität abgenommen; die Klöster
und die Mönche der verschiedenen lamaistischen Sekten verehren
ihn, aber sie gehorchen ihm nur noch mit großen Einschränkungen.
Die Zerstörungen und Plünderungen Mitte März dieses
Jahres in Lhasa geschahen gegen seinen Willen und trotz seiner
Mahnung zur Gewaltlosigkeit. Dabei haben soziale, arbeits-markt-
und lohnpolitische Beschwerden eine große Rolle gespielt.
Die Mönche kämpfen nicht für Menschenrechte, sondern
vielmehr für die Interessen ihrer Klöster und
für den tibetischen Nationalismus.
Einige von ihnen wie auch viele im Ausland lebende Tibeter haben
die bevorstehenden Olympischen Spiele in Peking als willkommene
Gelegenheit erkannt, die Aufmerksamkeit der Welt für ihre
Interessen einzuspannen. Jedoch gleich, ob die Spiele friedlich
oder weniger friedlich verlaufen, ob das Ansehen Chinas gemehrt
oder beschädigt wird, jedenfalls wird der Wiederaufstieg
der Weltmacht China weitergehen.
-
- Die Mönchsdiktatur
Bei Wikipedia lese ich: Kritik am 14. Dalai Lama wird von
einer buddhistischen Minderheit, bisweilen auch mit Demonstrationen,
geübt. Diese Buddhisten führen die Verehrung des Gottes
Dorje Shugden fort, welche der 14. Dalai Lama, der in Dorje Shugden
einen bösen Geist sieht, abgebrochen hat. Daneben wird aber
auch politische Kritik geübt, weil der 14. Dalai Lama wie
auch seine Vorgänger einem feudalistischen System vorstand.
Noch in der Zeit bis vor seiner Flucht nach Indien gehörte
den lamaistischen Mönchen zusammen mit einer kleinen Adelsschicht
aller Grund und Boden; es gab Leibeigene und Sklaven, die von
einer Mönchspolizei überwacht wurden sowie drakonische
Strafen wie das Abschneiden von Gliedmaßen, Nasen und Ohren
oder das Augen ausstechen. Auch wird kritisiert, dass Tenzin
Gyatso die Zustände im alten Tibet heute noch idealisiert
darstellt. Ferner trifft das Befragen von Staats-Orakeln vor
wichtigen Entscheidungen häufig auf Kritik.
Im Norden Indiens, so erfahren wir in der taz vom 19.05.08, geht
es unter den Exil-Tibetern keineswegs irgendwie demokratisch
zu.
Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde
der Shugden-Kult durch einen Ritualmord am Exil-Regierungssitz
des Dalai Lama im nordindischen Dharamsala: Drei Mönche
aus dem innersten Zirkel um Seine Heiligkeit, darunter
ein 70-jähriger Abt, waren in der Nacht des 4. Februar 1997
auf grausige Weise abgeschlachtet worden. Man hatte sie mit zahllosen
Messerstichen niederstreckt und ihnen anschließend die
Haut abgezogen. Weitere hochrangige Mönche, auch der Dalai
Lama selbst, erhielten entsprechende Drohungen.
Die Attentäter, so die für Buddhismus- und Dalai-Lama-Fans
in aller Welt schockierende Erkenntnis, kamen aus den Reihen
der Exiltibeter selbst: aus den Reihen der Anhänger eines
tibetischen Schutzpatrons, den der Dalai Lama ein gutes halbes
Jahr zuvor mit Bann belegt hatte. ...
Der seit 1996 offiziell gebannte Schutzgott, eine Art Dämon
namens Dorje Shugden (tibet.: Phallusbrüller), wird ikonografisch
dargestellt als säbelschwingender Krieger, der mit wildverzerrter
Fratze auf einem Schneelöwen durch einen See kochenden Blutes
reitet; er gilt als unerbittlicher Kämpfer gegen die Verfälscher
der buddhistischen Lehre. Einer der zahllosen Legenden
zufolge sei er der Geist eines Rivalen des 5. Dalai Lama (1617-1682),
der von diesem ermordet und anschließend zum jenseitigen
Beschützer dessen wahrer Lehre erklärt
worden war.
Die Verehrung Dorje Shugdens - der Phallusbrüller
meldet sich über eigene Trancemedien zu Wort
- steht seither für orthodoxen Gelbmützen-Fundamentalismus,
auch der gegenwärtige 14. Dalai Lama wurde zu einem gläubigen
Shugden-Anhänger erzogen.
Selbstverständlich ging und geht es bei dem Glaubenskrieg
weniger um religiöse Fragen als vielmehr um handfeste Machtinteressen
- und um Geld: In England hatte der hochrangige Gelbmützen-Lama
Kelsang Gyatso die sogenannte New Kadampa Tradition gegründet,
die quer durch Europa orthodoxen Shugden-Buddhismus vermarktet.
In zahllosen Zentren betreibt er blühenden Ablasshandel:
Spenden für New Kadampa, so Kelsang, führten unmittelbar
ins Nirvana. Auch in Indien hatten sich die Shugden-Anhänger
- rund zwanzig Prozent der Exil-tibeter verehren die blutrünstig-dämonische
Gottheit - organisiert: 1996 war in Delhi eine eigene Dorje Shug-den
Society gegründet worden, in deren Kreisen auch die Drahtzieher
der Mordanschläge in Dharamsala vermutet wurden. Trotz zahlreicher
Verhaftungen und wochenlanger Verhöre kam indes nie richtig
Licht in die Sache.
Der Dalai Lama äußerte sich nicht öffentlich
zu den Morden an seinen Mitarbeitern. Ungeachtet seines beschädigten
Ansehens ging er weiter auf Konfrontation: Sämtliche Shug-den-Literatur
sei zu verbrennen, jedweder Kontakt zu Shugden-Anhängern
zu meiden; diese sollten künftig keine Reisedokumente der
Exilregierung mehr erhalten und von sämtlichen Sozialleistungen
ausgeschlossen werden; ihren Kindern solle der Zugang zu Schulen
verwehrt werden. Er bezeichnete den Shugden-Kult als Eiterbeule,
die dringlichst entfernt werden müsse.
In großformatigen Zeitungsanzeigen wurde zu aktivem Mobbing
von Shugden-Anhängern aufgefordert. Ein Shugden-Treffen
im südindi-schen Mundgod wurde gewaltsam gesprengt: Mehr
als 2.000 Dalai-Lama-treue Mönche überfielen die Shugden-Gemeinde
und prügelten mit größter Brutalität auf
die Gläubigen ein, bis die indische Polizei dem Spuk ein
Ende bereitete. Es steht derlei offene Gewalt durchaus in Einklang
mit der Lehre des tibetischen Buddhismus: Im Kalachakra-Tantra
etwa, dem bevorzugten Ritualtext des Dalai Lama, wird ausdrücklich
zur Vernichtung der Feinde aufgerufen. ... Soweit der Text
aus der taz.
Aus meiner Sicht sind das Machtkämpfe in einem feudalen
Kirchenstaat, wie wir ihn im Mittelalter in Mitteleuropa hatten.
Der Dalai Lama ist, genau gesehen, der Chef der tibetisch-buddhistischen
Sekte der Gelbmützen. Er könnte in China als Chef der
Gelbmützen leben, die es nicht nur in Tibet gibt, wenn er
nicht auch noch der Chef der tibetischen Exilregierung in Indien
wäre. Einige politischen Flügel aus diesen Kreisen
wollen ein Viertel von China in einen unabhängigen Staat
Tibet überführen, andere wollen Tibet in eine wahre
kulturelle Autonomie überführen, was immer das
nun sein soll.
Er ist nicht der geistliche Führer der Tibeter,
da es in Tibet vier miteinander rivalisierende buddhistische
Richtungen gibt sowie natürlich auch religionsfreie Tibeter.
Er ist nicht mehr der weltliche Führer der Tibeter, sondern
seit seiner Flucht nach dem gescheiterten Aufstand Chef seiner
Exilregierung. Aber er versucht durch medienwirk-same
Auftritte alle Buddhisten in der Welt zu Parteigängern seines
politischen Anspruches zu machen sowie über die überzogene
Darstellung der Unterdrückung der Tibeter viele Menschen
weltweit buddhistisch zu missionieren.
Wer ihn in Medien weiterhin zum geistlichen Führer aller
Tibeter erklärt, ignoriert die Religionsfreiheit der Tibeter.
Wer ihn zum weltlichen Führer der Tibeter erklärt,
will politisch die Zerstückelung Chinas.
-
- Das Tibet unserer Medien
Die meisten westlichen Medien beziehen aus naheliegenden Gründen
ihre Informationen nahezu ausschließlich von
der tibetischen Exil-Regierung. Und dort werden sehr
viele Nachrichten inszeniert, Bilder gefälscht
usw. Dies ist unterdessen bekannt und auch international bestätigt
worden.
Das neueste Beispiel dieses verzerrten Bildes ist ein Film über
die Zustände in Chinas autonomen Provinz Tibet, gesendet
am 02.06. im ZDF, ein subjektiver Bericht eines Exiltibetres.
Hier berichteten im wesentlichen solche Menschen über ihre
Haftbedingungen, die aufgrund ihrer separatistischer politischer
Handlungen straffällig geworden waren. Stellt das die Wahrheit
über die tibetische Bevölkerung dar? Es stellt bestenfalls
die Wahrheit darüber dar, wie China generell mit politischen
Gefangenen umgeht.
- Die Regierung der Exiltibeter will übrigens
nicht nur Tibet, sondern gleich noch eine angrenzende Region
mit dazu. Das macht sie, indem sie die Aubreitung des lamaitischen
Buddhismus mit ihrem gewünschten Staatsgebiet verwechselt.
Was wissen die westlichen Anhänger Tibets denn wirklich
über das heutige Tibet?
Eine Ahnung, worum es dem Gottkönig tatsächlich
geht, hat kaum jemand in seiner hiesigen Fangemeinde. Man will
es auch gar nicht wissen. Man interessiert sich nicht wirklich
für Tibet, nicht für die Geschichte des Landes, nicht
für politische Fragen und Probleme; noch nicht einmal wirklich
für den tibetischen Buddhismus. Little Buddha,
Kundun, eine Horde fußballspielender Mönchsbuben:
mehr als ein paar mystizistisch angehauchte Platitüden und
romantisierende Klischees will man gar nicht haben. Ein Free-Tibet-Aufkleber
auf dem Kofferraumdeckel, und schon ist man zum Gutmenschen mutiert.
Konsequent wird alles unterdrückt, was das Bild des Dalai
Lama ankratzen, liebgewonnene Projektionen zum Platzen bringen
könnte. Um so frenetischer der Applaus, je platter dessen
Phrasen, je durchsichtiger seine Selbstdarstellung als Friedensfürst,
als heroischer Vorkämpfer für Menschenrechte und demokratische
Prinzipien. Selbst der größte Unsinn bleibt unwidersprochen
schreibt Colin Goldner.
Es fällt ja schon auf, dass sich einerseits recht naive
Linke sowie eben auch ganz populistisch die Grünen
für Free-Tibet einsetzen. Aber gerade konservative bis rechte
Politiker-Innen machen für ein Free Tibet stark,
zum Beispiel der hessische Ministerpräsident Koch mit seinem
rassistischen Wahlkampf. Auch besonders die NPD lobt die völkische
Politik des Dalai Lamas gegen Überfremdung.
Dies alles scheint kein reiner Zufall zu sein, denn da gibt es
eine Vorgeschichte:
1939 erreichte eine von Himmler persönlich protegierte
Expedition Lhasa. Zu den Unterredungen, die die Angehörigen
dieser Expedition, geleitet von dem Biologen und Ahnenerbeforscher
Ernst Schäfer, mit den Regenten des Dalai Lama führten
- dieser selbst war zwar schon im Amt, allerdings als kleiner
Junge und ohne reale Machtbefugnis - , verweigert der Gottkönig
bis heute jegliche Auskunft. Nachgewiesen sind die regen Kontakte,
die er nach seiner Exil-ierung mit den Überlebenden jener
SS-Delegation pflegte, etwa mit dem seinerzeitigen Hauptsturmführer
Bruno Beger, der 1971 als NS-Kriegsverbrecher (Rassenspezialist
von Auschwitz) verurteilt wurde, aber nur eine kurze Haftstrafe
abzusitzen hatte. Bis in die 90er Jahre hinein traf man einander
mehrfach zu herzlichen Gesprächen.
Auf die Frage, in einem Interview von 1997, ob er von der Verstrickung
seines Freundes Heinrich Harrer in das Naziregime gewußt
habe - Harrer war als SA-Mann (seit 1933!) und späterer
SS-Oberscharführer überzeugter Nazi gewesen - , gab
der Dalai Lama tiefen Einblick in seine Art von Geschichtsverständnis:
Natürlich wusste ich, daß Harrer deutscher Abstammung
war - und zwar zu einer Zeit, als die Deutschen wegen des Zweiten
Weltkrieges weltweit als Buhmänner dastanden. Aber wir Tibeter
haben traditionsgemäß schon immer für Underdogs
Partei ergriffen und meinten deshalb, dass die Deutschen gegen
Ende der vierziger Jahre von den Alliierten genügend gedemütigt
worden waren.
Geleugnet werden auch die Begegnungen mit Miguel Serrano, dem
langjährigen Vorsitzenden der Nationalsozialistischen
Partei Chiles. Serrano, ehedem Botschafter Chiles in Österreich,
gilt als Vordenker des Esoterischen Hitlerismus;
in seinen Publikationen halluziniert er, der Führer
sei nach wie vor am Leben und plane, von einer unterirdischen
Basis in der Antarktis aus mittels einer riesigen Ufo-Flotte
das Dritte Reich zu vollenden.
Auch auf Serranos uvre hat tibetisch-buddhistischer Obskurantismus
enormen Einfluß ausgeübt.
Von alledem am wenigsten Ahnung haben wollte die Münchner
SPD, die sich vor Begeisterung fast überschlug, als es ihr
unlängst gelang, den tibetischen Gottkönig zusammen
mit Otto Schily auf ein Podium zu setzen. Weltweit ließ
sie das Gespräch der beiden via Internet übertragen.
Was denn Bewusstsein sei, las Schily seine Stichworte vom Blatt,
wie es entstehe und ob es welches geben könne ohne Gehirn.
Endlose Schwadronaden, Gekichere, Faxen ins Publikum. Fragen
nach den undemokratischen Strukturen und autokratischen Herrschaftsmustern
in der exiltibetischen Kommune, nach der Unterdrückung religiöser
Minderheiten, der Unterschlagung von Spendengeldern, der bewussten
Fälschung tibetischer Geschichte, nach der vorsätzlichen
Verschärfung der Konflikte mit Peking kamen ebensowenig
vor wie Fragen nach dem Mißbrauch von Kindern bei der Rekrutierung
monastischen Nachwuchses, der sexuellen Ausbeutung von Mädchen
und Frauen, der Repression gegen Homosexuelle, der Rechtfertigung
von Todesstrafe und Euthanasie.
Wer solche Fragen stelle, so Otto Schily, habe Hass im
Denken, mit solchen Leuten gebe er sich grundsätzlich
nicht ab. Soweit Colin Goldner
Von Colin Goldner erschien auch Ende Mai 2008 eine aktualisierte
Neuauflage des Buchs Dalai Lama. Fall eines Gottkönigs
(Alibri Verlag)
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- Unsere Lehre daraus
Wir treten für eine strikte Trennung zwischen den jeweiligen
Religionen einerseits und den Staaten bzw. Regierungen andererseits
ein. Dies garantiert natürlich nicht die individuelle Freiheit
eines Menschen, sich in Fragen seiner Religion oder Religionsfreiheit
oder seiner individuellen Lebensgestaltung selber entscheiden
zu können. Es können z.B. auch diverse Ideologien auf
religionsähnliche Art staatlich genutzt werden und der Staat
selber kann die individuellen Rechte beschneiden.
Aber unter der ideologischen Führung von einer oder mehreren
Religionen ist eine individuelle Lebensgestaltung, wie auch wir
Leben und Schwule sie brauchen, schon gar nicht denkbar.
Mögen die Repräsentanten der unterschiedlichen Religionen
noch so weltoffen und sympathisch auftreten, wer ihnen folgen
mag, soll es ruhig tun, dies ist eine private Entscheidung. Niemand
deren Anhänger kann uns jedoch garantieren, dass sein Nachfolger
im Amt nicht plötzlich wieder sehr intolerant und dogmatisch
auftritt, wenn es passt.
Und außerdem, man müsste schon sehr hierarchisch statt
demokratisch denken, um annehmen zu können, dass immer weiter
oben immer größere Macht über uns existiert,
bis hin zu einem Überwesen, das sich nicht zeigt aber das
angeblich Gehorsam verlangt, wie es eben die Religionsführer
verbreiten.
Der Staat aber hat für die individuelle Entscheidungsfreiheit
aller Einwohner zu sogen, auch für die der Minderheiten,
und das macht es notwendig, dass der Griff nach der Staatsmacht,
der wohl von allen Religionen angestrebt wird, immer wieder abgewehrt
wird.
Was die konkrete Situation in China betrifft: Wir sollten uns
an die Verbesserungen für lesbisches und schwules Leben
in China halten und uns nicht von obskuren religiös-konservativen
Kräften mit ihren kapitalkräftigen Hinterleuten aus
den USA an der Nase in die Irre führen lassen. Und mit ihnen
fischen die konservativen Kräfte auch in unserem Land im
Trüben, indem sie sich dadurch Gewinn versprechen.
Übrigens, mit dem Kommunistischen Manifest von
Karl Marx hat die in China regierende Kommunistische Partei
nichts zu tun.
Sie ist nunmehr Teil der neoliberalen Globalisierung, jedoch
im Sinne der Interessen der aufstrebenden chinesischen Marktwirtschaft.
(js)
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