- 94. Print-Ausgabe, Frühling 08
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- 25 Jahre Safer Sex
Als die AIDS-Katastrophe auch bei uns
ihre ersten Opfer forderte, über die man aus den USA hörte,
gab es, über Krankheit, Verzweiflung und Verlust hinaus
sehr viel zu bedenken und organisieren.
Die Schwulenseuche wie H. Halter diese Krankheit
im SPIEGEL benannte, bedrohte uns nicht nur gesundheitlich, sondern
weckte angesichts der Geschichte der Männer mit dem
rosa Winkel, der gesetzlichen Verfolgung homosexueller
Männer bis in die 70er Jahre und der konservativen Politik
von CDU und Kirchen mit dem § 175 StGB in der Bewegung und
der Szene große Befürchtungen. Doch Aids lässt
sich nicht isolieren.
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- Kluge Menschen der schwulen Bewegung konnten
den PolitikerInnen klar machen, dass die weitere Diskriminierung
und Demütigung homosexueller Menschen dazu führt, dass
eine Präventionskampagne die möglichen Opfer dieser
Krankheit, die Menschen, nicht erreichen kann.
AIDS wurde nämlich sogleich gegen Homosexuelle politisch
funktionalisiert, und wer schon immer etwas gegen Schwule hatte,
tobte sich hier ge-nüsslich aus.
Von so mancher Kanzel wurde über die Strafe Gottes
geschwafelt und vom Münchner Kreisverwaltungsreferenten
Gauweiler wurde über Tätowierungen HIV-Positiver schwadroniert.
So war klar, dass man in der Szene schnell verstand: AIDS ist
auch eine politische Krankheit gegen uns homosexuellen Männer:
Eben erst hatten wir mit einem gewissen Stolz die politischen
Schuldgefühle für unsere Homosexualität abgestreift,
konnten erhobenen Hauptes beginnen, uns unseres Lebens zu erfreuen,
und nun das. Es entstanden lautstarke Akt Up Gruppen und in vielen
Städten die einzelnen Gruppen der Aids-Hilfe.
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- In der DDR
In der DDR gingen die Behörden von Anfang an sehr sachlich
mit Aids um, es sei schlicht eine gefährliche und daher
zu bekämpfende Infektionskrankheit, nur unter den jugendlichen
Schwulenfeinden in der DDR wurde das oft anders und für
Schwule belastend gesehen, und man berief sich dort auf die Westmedien,
besonders die Bildzeitung, der ein größerer Wahrheitsgehalt
zugetraut wurde.
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- Im Westen
In der Politik der Bundesrepublik setzte sich trotz mancher Gauweilerein
auch die Linie der sachlichen Aufklärung, der Prävention,
durch, was in gewisser Weise unsere Rettung war, und das dreifach:
Einmal dadurch, dass die hämische Selber-schuld-Kampagne
konservativer und religiöser Kräfte damit ins leere
lief, nicht zur erneuten Ausgrenzung von Schwulen führte,
sondern sich im Gegenteil zahllose integrative Verbesserungen
in unserem Leben durchsetzten. Dies geschah deshalb, weil man
die Schwulen in den ge-sundheitspolitischen Ansprachen erreichen
wollte, und da durften sich die Behörden nicht mehr als
ausgrenzende Schwulendiskriminierer zeigen.
Die Heten haben ihren Seitensprung oder ihre Swingerclubs, die
die Ehe flankeren und für viele von ihnen erst führbar
machen. Unsere Aufgabe war, das schwule Leben, wie es ist, zu
akzeptieren, den Seitensprung als Teil unseres Lebens
zu akzeptieren.
Und schließlich wurde unter den nun besser angesehenen
schwulen Männern klar, dass man durch ein nicht mehr diskriminiertes
jedoch vernünftiges sexuelles Verhalten sich selber und
andere davor retten konnte, dass diese tödlich verlaufende
unheilbare Krankheit weitergegeben wurde. Ein solcher integrativer
Fortschritt wurde trotz verschiedener Vorstöße in
den Großstädten in der zweiten großen Gruppe
der von Aids betroffenen Menschen, den Drogenabhängigen,
nicht auch im gleichen Maße erreicht.
Die Safer-Sex-Kampagne der Aids-Hilfe war und ist eine der erfolgreichsten
Kampagnen, die man sich vorstellen kann. Es gelang damit tatsächlich,
integriert in der Schwulenbewegung und der Gay-Szene, das sexuelle
Verhalten homosexueller Männer zu beeinflussen. Und so konnte
die jährliche Rate der Neuinfektionen viele Jahre lang auf
einen sensationell niedrigen Stand gehalten werden. Überall
im Ausland rund um uns waren die Zahlen weitaus höher, besonders
dort, wo ein realistischer Blick auf das sexuelle Verhalten der
Menschen durch moralische und religiöse Dogmen eingeschränkt
war. Wie sollte dort aufgeklärt werden, wo schon der Versuch
einer solchen Aufklärung als Pornographie bekämpft
wurde?
Diese Zumutung, sich vorschreiben zu lassen, wie man sich sexuell
zu verhalten habe, wurde in der Szene und in den Betten ertragen
und weitgehend eingehalten. Und so können alle Menschen
unserer Szene (und auch die Menschen außerhalb) einer ganzen
Generation homosexueller Männer für deren verzichtreiche
Besonnenheit dankbar sein. Durch ihr vernünftiges und/oder
auch entbehrungsreiches Verhalten wurde tatsächlich das
rasche Verbreiten dieser Krankheit aufgehalten.
Heute nun
Heute haben wir es mit anderen Gefahren zu tun, mit gesundheitlichen
und mit gesellschaftlichen.
Die älteren Bewegungsleute, die sowohl gesellschafts- wie
auch ge-sundheitspolitisch verantwortlich handelten, die Weichen
in eine gute Richtung stellten und so mithalfen, für uns
doch recht erträgliche Zustände zu schaffen, werden
von der nachwachsenden jungen Partygene-ration nicht mehr so
richtig ernst genommen.
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- Entstehung der schwulen Jugendgruppen
Das begann mit der Gründung von Jugendgruppen, was vielfach
moralisch begründet wurden und einer politischen Wende Vorschub
leistete. Die junge Führer dieser Gruppen hatten die Erfahrungen
nicht mehr machen müssen, mit denen die alten Bewegunsschwulen
ihr politisches Profil und ihre politische Weitsicht entwickelten.
Und zur Überlebensstrategie dieser jungen Führungspersonen
gehörte natürlich auch, alles in der Bewegung erarbeitete
als Meinung der Alten abzutun. Die Alten standen dazu, dass man
das sexuelle Verhalten der Menschen unserer Szene so zu sehen
hat, wie es ist, um daraus die richtigen Konzepte abzuleiten.
Die jungen hatten eher konservative Beziehungsleitbilder im Kopf.
Hinzu kam, dass die Jugendgruppen Lesben- und Schwulengruppen
sind/waren, und Frauen, besonders jungen Frauen verstehen sich
als die Moralhüterinnen der Gesellschaft, das Jungsein ist
hier kontraproduktiv, weil die sexuelle Lebensrealität noch
nicht erlebt ist und die Orientierung ganz am gesellschaftlich
vorgegebenen Bild klebt. Und die männliche sexuelle Lebensrealität,
die sich besonders im mannmännlichen Leben zeigt, ist ihnen
unmoralisch und ungewöhnlich. So treten sie in diesen Gruppen
als junge verständnisvolle Mutter auf, mit gesellschaftlich
akzeptierten Ansichten. Junge Lesben werden hier zu den in der
Szene sattsam bekannten und gefürchteten Schwulenmuttis
Und so ist eine Doppelmoral entstanden, indem nach außen
die monogame Zweierbeziehung triumphiert und im Inneren ständig
unterlaufen wird. Es ist also schwieriger geworden, mit Appellen
durchzudringen. Auch ist das neue Selbstbild junger schwuler
Männer kaum so realistisch wie das der Alten, die das Selbstbewusstsein
erst einmal erstreiten mussten.
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- Aids ist nicht mehr tödlich
Hinzu kommt, dass auch in der Medizin einiges erreicht wurde.
Aids ist von einer tödlichen zu einer chronischen Krankheit
geworden. Man sieht sie nicht mehr, die Sterbenden aus dem Freundeskreis.
Und das war schon sehr überzeugend.
Es gibt viele junge Menschen, die Aids aus den genennten Gründen
nicht mehr so ernst nehmen. Und: Sex soll Spaß machen,
da will man nicht unbedingt an eine Krankheit denken.
Da viele Jungendliche heutzutage glauben, dass ihnen die Gesellschaft
ohnehin nicht offen steht, dass sie einerseits kaum die Chance
nach einem Job haben und auch im Alter nichts für sie übrig
bleibt, woher soll da eine verantwortungsvolle Haltung entstehen,
für sich und andere?
Jugendgewalt, besonders unter sozial und kulturell verwahrlosten
Bevölkerungsschichten, ist auch ein Symptom der Zeit, nämlich
dass mit dem Sozialabbau der gesellschaftliche und mitmenschliche
Kontext verloren geht.
Zu den sozial deklassierten und zunehmend verwahrlosten Bevölker-ungsteilen
gehören unverhältnismäßig viele Menschen
mit Migrationshintergrund. Und dies dürfte einer der Hintergründe
sein, weshalb es zunehmend wieder schwulenfeind-liche und auch
sonst gewalttätige Jugendliche gibt. Unter ihnen sind welche,
die mannmännlichen Sex praktizieren. Das können sie
in ihren altersgleichen Cliquen aber nicht zugeben. Allerdings
habe ich schon einen jungen Iraner kennen gelernt, der alleine
wegen schwuler Gedanken an eine HIV-Infektion glaubte. Als Strafe
Gottes.
Es ist kein Zufall, dass sowohl die NPD ihre Aufmärsche
durchführen und Stützpunkte gerade in den Vierteln
gründen, in denen viele Hartz-IV- Empfänger leben,
wie auch fun-damentalistischen muslimischen und evangelikalen
christliche Vereine.
Hier ist es schwer, diese jungen Menschen zu erreichen und sie
für Safer Sex zu gewinnen.
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- Barebacking
Barebacking kam in der behüteten Gay-Jugendszene auf, unter
wissender Ignoranz der Gefahren.
Reiten ohne Sattel (Barebacking) ist das neudeutsche
Wort für das Nichtbeachten der Safer-Sex-Appelle in Zweisamkeit
und bei den zunehmenden Sexparties.
Auf die Aids-Hilfen kommen deutlich neue Herausforderungen zu.
Denn wenn man die Barebacker wieder einfangen will, um sich für
sich selber und für andere vernünftig zu verhalten,
dann muss man zuerst einmal verstehen, woher die Sehnsucht kommt,
sich nicht mehr von den Safer-Sex-Appellen ansprechen zu lassen.
Ich will nun versuchen, mit Euch zusammen zu diskutieren, was
die Ursache von diesem ignoranten Verhalten sein könnte
und oftmals auch ist. Voraussetzung ist ja, zu begreifen, wie
sich schwules Leben in unserer Zeit ausprägt.
Jenseits der nach außen als treue (also monogame) Partner
auftretenden schwulen Männern, gibt es eine breite Szene,
in der sich heterosexuell gebundene und homosexuell gebundene
sowie alleinestehende sexlustige Männer das tun, um was
es ihnen halt so geht.
So lässt es sich dann leben, wenn treue Ehefrauen und Partnerschaftsmänner
angeblich nicht sehen, nicht sehen können und oft auch nicht
sehen wollen, was ihr Partner so alles treibt. Sei es, weil sie
selber es nicht so ernst nehmen können oder wollen, mit
dem, was so nach außen getragen wird.
Oder sie sind sich darin einig, dass sie tatsächlich Verzicht
leisten, weil sie die moralisch besseren Menschen sind, und sie
dem nach anderen Erlebnissen drängenden Partner diese unmoralische
Seite der Beziehung einfach gönnen.
Da neuerdings sogar CDU-Schwule offen auftreten und in der CDU
sicherlich einen emanzipativen Schub bewirken können, ist
es mit dem schonungslosen Eintreten für die sexuelle Welt
der Schwulen, wie sie ist, noch schwieriger geworden.
Sie möchten gerne in ihrer Partei mit dem Plakat Schwule
sind auch anständige Männer rumwedeln
können, was deshalb lächerlich ist, weils die Heten
in der CDU auch nicht so machen, wie sie nach außen verkünden,
beziehungsweise wie sie es von der an sie glaubenden Bevölkerung
einfordern. Doppelmoral ist nicht gut für Aufklärung.
Aufklärung funktioniert nur im Kampf gegen Moralisierung
und Doppelmoral.
Und so wurde von konservativen Schwulen in und um die Lesben
und Schwulen in der Union (LSU) ein Strafgesetze gegen
Barebacking verlangt, um eine Verantwortungsmoral herbeizuzwingen,
statt die vorherrschende Doppelmoral der christlich-konservativen
Welt zu hinterfragen. Wie hätte ein solche Strafgesetz wirksam
sein können?
Hätte die Polizei, die das Einhalten der Gesetze zu kontrollieren
hat, irgendwie überprüfen sollen, ob beim Ficken jeweils
ein Pariser übergezogen war? Und ob beim Blasen kein Sperma
in den Mund gekommen ist? Und wie ist das mit den Menschen, die
den gleichen positiven Sero-Status haben und deshalb keinen Pariser
nehmen?
Oder wie ist das mit den Menschen, die glauben, sie könnten
sich auf sich und ihren Partner und den gleichen negativen Sero-Status
verlassen, wenn sie auch auf den Pariser verzichten?
Und dann, wenn alle aus eigener Einsicht Safer Sex betreiben,
könnte sie dann ein Infizierter infizieren?
Ist das nicht ein Gesetzesvorschlag, der derart der Doppelmoral
verhaftet ist, dass man die Kampagnen der Aids-Hilfe vergessen
könnte, weil die auf das sexuelle Verhalten abgestellt ist?
Und wie ist das mit Sex, der zwischen Männern stattfindet
und um den uns die Hetenmänner sehr beneiden, denn da ist
eben ihre Frau vor?
Und so wurde mir in Gesprächen erklärt, es gehe doch
um junge unaufgeklärte Homosexuelle, die durch Sexparties
usw. verführt und dann infiziert werden könnten.
Da kann ich nur antworten, das dann wohl das bessere Konzept
ist, die Jugendlichen besser und realistischer aufzuklären,
als es die CDU-Familienministerin zulässt.
Und ist es überhaupt verbürgt, dass die Barebacker
die Ursache für die Neuanstiege der Infizierungszahlen sind?
Für mich ist klar: bei einer Sexparty, bei der kein Safer-Sex
praktiziert wird, geht es um Leute, die bereits infiziert sind
und daher vom gleichen positiven Sero-Status aller ausgehen oder
ausgehen müssen. Und das ist unverantwortlich, weil dann
zur HIV-Infektion andere sexuell übertragbaren Erkrankungen
hinzu kommen. Und ein durch HIV abwehrge-schwächter Körper
ist kaum in der Lage, mit einer zusätzlichen schweren Erkrankung
fertig zu werden.
In bestimmten Bereichen verkünden ach so schlaue Schwule,
Barbacking sei nun der Trend, das Safer Sex sei überholt.
Und sie geben Argumente an, die je engagierter sie vorgebracht
werden um so weniger stimmen. So ist das mit Trends in Bereichen,
die so wenig mit Logik zu tun haben wie das Rauchen.
Tja, wie ist das bei den Trendsettern, wenn ein Trend inszeniert
wird, der für andere und für sie selber gefährlich
werden kann? Die Marktwirschaft greift gerne Trends auf und nutzt
sie, wegen der Geschäfte.
Und so wurde aus dem großem Wurf der konservativen Schwulen
ein Gesetz, dass den Veranstaltern von Sexparties verbietet,
offen zu einer Barbackparty einzuladen. Rauchen gefährdet
Ihre Gesundheit. Hat das geklappt?
Besser wäre es, Barback-Parties als das zu bezeichnen, was
sie sind: Es sind Parties von HIV-Positiven. Verbietet man sie,
werden sie einfach anders tituliert.
Dann besteht allerdings schon die Gefahr, dass jemand, der zu
einer Safer-Sex-Party will, vielleicht doch aus Versehen in eine
Barebackparty gerät.
HIV ist eine auch eine gesellschaftliche Krankheit. Unmoral,
schwules Lotterleben, das alles sind die Urteile
der Gesellschaft, die sich auch mit der überall als Leitkultur
verbreiteten Sexualmoral schwer tut.
Da werden die eigenen Sehnsüchte auf die Schwulen projiziert,
und dies so hasserfüllt, wie man den eigenen Verzicht bedauert
beziehungsweise nur mit Mühe einhält, und diese Trauer
über das Entbehren wird zum Hass gegenüber denen, die
scheinbar lustvoll leben.
Das ist der gleiche Effekt wie wir es bei homophoben Menschen
beobachten, die ihre eigene Homosexualität unterdrücken,
indem sie schwule Menschen unterdrücken oder überfallen,
verprügeln, bisweilen auch ermorden.
Wie man es auch dreht: Kein Verbote, die einen Teil der Szene
in die gesellschaftlich nicht mehr erreichbare Szene drängt
ist hilfreich. Und dass den jugendlichen treuen Be-ziehungspartner
mit der Verheimlichung der Seitensprünge und
ihrer Barbacker-Moral bisher nicht noch einehöhere Anzahl
von Neuinfizierten erzeugen, hat mit der Vernunft der Älteren
zu tun, die das damals gestoppt hatten.
Barbacker argumentativ erreichen kann man wohl nur, wenn man
sich an ihre Plätze begibt und, statt mit ihnen zu ficken,
sie in Gespräche über die Lust am hemmungslosen zu
verwickeln, damit sie sich verstanden fühlen. Und dann etwa
so:
Aber ich habe Angst, mich zu infizieren. Bitte, Freund,
helfe mir!
Safer Sex und das Akzeptieren der Tatsachen ist immer noch unverzichtbar,
auch in Beziehungen, und auch wenn uns das lästig ist.
HIV ist nun nicht mehr nachweisbar?
Durch die regelmäßige Medikamen-teneinnahme von HIV-positiv
getesteten schwulen Männern kann sich beim Virus-Test im
Blut ergeben, dass überhaupt keine Viren mehr erkannt werden
können.
Das Virus ist nun also so weit verdrängt, dass es aussieht,
als habe gar keine Infektion stattgefunden.
Das bedeutet aber nicht, dass das Virus aus dem Körper restlos
verschwunden ist und man kann auch nicht ausschließen,
dass Blut und Sperma dennoch den Virus weitergeben können.
Und nun wird es absolut kompliziert. Können Paare mit ungleichem
Sero-Status ungeschützten Analverkehr haben und Sperma des
Partners mit den Mund aufnehmen?
Die Aids-Hilfen schreien entsetzt auf, wenn jemand solche Thesen
verbreitet. Für eine Entwarnung gibt es keinen Grund. Safer
Sex ist nach wie vor wichtig. Ein HIV-negativ getesteter Mann
kann sich immer noch infizieren, wenn er auf Kondome für
den Partner oder sich verzichtet.
Es ist absolut nicht sicher, dass der Partner nichts weitergeben
kann, und es bleibt ja auch tatsächlich nicht alles in
der Familie, wie wir ja wissen, wenn wir ehrlich sind.
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- Ergo
Wenn man alles überdenkt, was heutzutage neu im medizinischen
Bereich und in der gesellschaftspolitischen Diskussion bezüglich
der HIV-Gefahr auf der Tagesordnung steht, befinden wir uns in
großer Gefahr.
Die homofeindlichen Moralapostel sind auf dem Vormarsch. Das
Stillhalten gegenüber dem vermeintlich freieren Leben der
Schwulen passt ihnen schon lange nicht. Ihr Anspruch an eine
Leitkultur sieht anders aus. Und so können sie verbreiten,
die Schwulen sind selber schuld, wenn Aids sie trifft.
Es geht auch um Geld. Die Medikamente für HIV-Infizierte
kosten recht viel. Es ist zu hoffen, dass bei den Krankenkassen
nicht noch die Diskussion entsteht, ob diese Infektion als selbstverschuldet
zu sehen ist. Das wäre allerdings gesundheitspolitisch geradezu
kontraproduktiv, weil Aids dann möglicherweise überhaupt
nicht mehr sinnvoll eingedämmt werden kann, wie in bestimmten
Regionen in Afrika.
Konservativere Politik und die zynische Orientierung an der Globalisierung
der Märkte gehen Hand in Hand im Verachten menschlicher
Bedürfnisse und Interessen. Und so gerät Vieles in
Gefahr. (js)
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