94. Print-Ausgabe, Frühling 08
 
Militäreinsatz im Inland und im Ausland
Die immer wieder erhobene Forderung nach Einsatz der Bundeswehr im Inneren, die Realität des Einsatzes der Bundeswehr an vielen Plätzen im Ausland, das alles verändert nicht nur das Image des Militärs und ist uns einen Artikel wert.
 
Natürlich hatten wir das Militär trotz aller Vorbehalte meist noch zu unkritisch gesehen.
Die Bundeswehr war ja, so wurde mir noch in meiner „Wehrpflicht” erklärt, eine reine Verteidigungsarmee, und Verteidigung muss doch jedem erlaubt sein.

Dennoch, Militär ist vom Grundsatz her ein unter Befehl stehendes Instrument und kann daher für Vielerlei benutzt werden.
Und nun hören/lesen wir, dass aus Unionskreisen ständig die Forderung nach einem Militäreinsatz im Inland erhoben wird.
Dies bedeutet nicht, dass solche Pläne nicht auch vielleicht bei anderen Parteien vorliegen.

Und wir können uns ja schon so Manches Vorstellen, gegen wen das Militär im Inland eingesetzt werden sollte oder aus Sicht der Leute, die sie fordern, eingesetzt werden soll, und zu wessen Schutz.

Und wir wissen, dass die Bundeswehr an vielen Plätzen in der Welt mehr oder weniger als Besatzungsarmee oder auch kriegsführende Armee in Einsatz ist. Natürlich geschieht das alles völlig selbstlos und um den jeweils armen Menschen dort zu helfen. Und während wir dies hören wissen wir natürlich auch, dass Solches von allen Armeen, die im Ausland eingesetzt werden, in den Heimatländern der Soldaten der jeweiligen Bevölkerung beruhigend gesagt wird.

Was ist denn das nutzbringende Ziel des Militäreinsatzes, und für wen, fragt man sich dann doch, wofür wird so viel Geld von uns allen ausgegeben wird und wofür sollen so viele Menschen in das Risiko geschickt werden, verletzt oder getötet zu werden?
 
Zu den Auslandseinsätzen
Die Bundeswehr ist unseres Wissens nicht alleine für deutsche Interessen im Ausland, sondern immer zusammen mit anderen europäischen Armeen, manchmal auch mit den USA zusammen.

Vielleicht ist es sinnvoll, um dieser Sache auf den Grund zu gehen, einmal nachzuschauen, wo überall die Bundeswehr stationiert ist.
Im Ausland eingesetzte Soldaten: 7.045 (Stand 6. Februar 2008)

· 1994 - VN-Beobachtermission in Georgien zur Überwachung des Waffenstillstandes in Abchasien im Rahmen von UNOMIG, die Bundeswehr stellt 3 unbewaffnete Militärbeobachter und bis zu 10 Sanitätssoldaten, die auch Militärbeobachterstatus haben.

· 1999 - unter NATO-Führung: KFOR (Kosovo Force), derzeit etwa 2.780 deutsche Soldaten, (bis 8.500 Deutsche Soldaten als Mandatsobergrenze möglich).

· 2000 - VN-Beobachtermission in Äthiopien und Eritrea zu Überwachung des Waffenstillstandsabkommens von Algier im Rahmen von UNMEE, 2 deutsche Militärbeobachten.

· 2001 - unter NATO-Führung: Operation ACTIVE ENDEAVOUR im Mittelmeer zum Schutz des Seeverkehrs gegen terroristische Bedrohungen. Die Bundeswehr ist mit Fregatten, Schnellbooten und U-Booten beteiligt. Seit 2004 wird diese Operation im Wechsel durch eine der ständigen Einsatzflotten der NATO SNMG 1 oder SNMG 2 unter Beteiligung deutscher Schiffe durchgeführt.

· Seit Januar 2002 unter US-Führung: Operation Enduring Freedom als Teil des Kampfes gegen den Terrorismus mit zeitweise bis zu 4.900 deutschen Soldaten. Gegenwärtig im wesentlichen auf Marinepräsenz am Horn von Afrika reduziert (Beteiligung schwankend: 240 - 450 Soldaten).

· Seit Januar 2002 ISAF- Einsatz in Afghanistan zur Friedenssicherung unter GBR (ISAF 1), TUR (ISAF 2) und GE/NL Kommando (ISAF 3). Seit ISAF 4 im Jahr 2003 unter NATO-Führung. Seit 5. April 2007 wurden zusätzlich auf Bitten der NATO sechs Aufklärungsflugzeuge der Luftwaffe in Afghanistan stationiert. Mit Be-schluss des Bundetages vom 13. Oktober 2007 wurde der Einsatz der Flugzeuge mit dem Kontingent ISAF zusammengelegt. Derzeit etwa 3.220 deutsche Soldaten (bis 3.500 deutsche Soldaten als Mandatsobergrenze möglich).

Es geht nicht mehr, wie z.B. im 1. und im 2. Weltkrieg um den deutschen Imperialismus, sondern um einen europäischen Imperialismus, der einerseits mit den USA rivalisiert und andererseits Teil des US-geführten Globalisierungskonzept der „Neuen Weltordnung“ ist.
 
Zu den Inlandseinsätzen
Also bei dem G-8-Gipfel wurde die Bundeswehr im Inneren gegen De-monstrantInnen eingesetzt, nachdem vorher Hausdurchsuchungen stattgefunden hatten, und Festplatten durchsucht worden, waren. Diese Machenschaften waren wohl zumindest zum Teil rechtswidrig, wie nun geurteilt wurde.

Es ist nicht ganz klar, mit welchen Bürgerkriegen vor allem die CDU/CSU bei ihren unterschiedlichen Forderungen nach Bundsweheinsatz im Inneren eigentlich rechnet.

Wie wir die Politik vergangener Jahre kennengelern haben, ist die Wahl einer anderen Partei nicht unbedingt ein Schutz gegen die Unionspläne zum Militäreinsatz im Inneren.

Also zum Schutz von homosexuellen Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund vor Nazis und rechtsverhetzten Bevölkerungsteilen, die ja zu unserer Bevölkerung gehören, wurde die Bundeswehr noch nicht im Inland eingesetzt. Auch nicht zum Schutz homosexueller Menschen vor religionsfundamentalistischen Menschen scheint dieser Einsatz vorbereitet zu werden.

Richtig ist jedoch, dass ein solches Instrument (Militär allgemein und Militär im Inland) in den Händen von PolitikerInnen diesen neue und andere Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Und so Deutschland nun international mit den Waffen der einstige „reine Verteidigungsarmee Bundeswehr“ rumfuchteln kann, würden sich PolitikerInnen finden, die damit auch im Inneren rumfuchteln wollen, wenn sie Gelegenheit dazu haben.

Es droht die zunehmende Militarisierung auch der Zivilbevölkerung und das Wort Jugendgewalt bekommt da eine neue Bedeutung und einen neuen Sinn. RoLü
 
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