93. Print-Ausgabe, Winter 07/08
 
Populismus
Über 80% der Bevölkerung ist gegen die Rente erst mit 67. Hartz IV und die 1-Euro-Jobs sind ebenfalls äußerst unbeliebt. Mindestlöhne werden dagegen in der Bevölkerung für gut empfunden, während die Selbstbedienung der Bundestagsabgeordneten das Vertrauen in die Politiker erschüttert, wenn es da noch was zu erschüttern gibt. Das wissen natürlich auch die PolitikerInnen.

Wenn also die PolitikerInnen das alles wissen, warum machen sie denn dann nicht eine Politik, die das Volk will?
Nun sind wir überhaupt nicht parteipolitisch gebunden und beurteilen die Programme und Verhaltensweisen der Parteien nach dem Gesichtspunkt, ob ihre Politik unseren Interessen entgegenkommen oder eher nicht.

Die Politiker der miteinander in diesen Fragen verbündeten Parteien FDP/CDU/CSU/SPD/GRÜNE beschimpfen nun die Linke wegen ihres „Populismus“. Sie sagen, um den Sozialstaat zu retten, müssen sie eben derart unsozial sein. Und diese Volks-vertreterInnen wissen ganz genau, dass es da andere Lösungen geben würde, nämlich die Bürgerversicherung.

Mit einer Bürgerversicherung, bei der alle Menschen und Kapitalgesellschaften, wie bei einer Steuer, einzahlen, ließen sich die Sozialversicherungen bei gleichem Standart finanzieren.
Stattdessen werden durch diverse Gesetze die privaten Versicherungen begünstigt, was die gesetzlichen Versicherungen weiter in Bedrängnis bringen wird, weshalb Renten und Gesundheitsleis-tungen abgebaut werden.

Wem gegenüber sind denn die Abgeordneten verpflichtet? Den Interessen der großem privaten Versicherungsgesellschaften oder ihren WählerInnen? Und nun ist also eine Partei populistisch, die nicht in erster Linie den Umbau des Staates so gestalten möchte, dass alle Geldströme in die großen Kapitalgesellschaften fließen.

Wären wir denn besser privat versichert, wie es ganz besonders die FDP suggeriert und wie Union, GRÜNE und offensichtlich die in „die Mitte“ gerutschte es intendieren? Bei privaten Versicherungen muss doch für deren Aktionäre ordentlich was rüberkommen, aus dem Versicherungskuchen, und natürlich für die Manager auch, die die Arbeit für die Aktionäre machen.

PolitikerInnen, die die Interessen der großen Konzerne verfolgen, sind natürlich daran interessiert, ihre Interessen als Nutzen für die WählerInnen darzustellen. Und wer ihnen da widerspricht, den müssen sie als unglaubwürdig erscheinen lassen. Deshalb also der Pupulismus-Vorwurf, der im übrigen auch entlarvend ist.

Haben wir eine Demokratie? Dann müsste die Regierung ein dummes Gesicht ziehen, müsste die Bürgerversicherungen einführen, einen Mindestlohn und sie dürften nicht gegenläufige Interessen verfolgen.

Nehmen wir zum Beispiel den Mindestlohn bei den Briefzustellern. Meine Briefe kommen meistens an, ich benötige also keine Konkurrenz vom Springer Verlag mit Dumpinglöhnen. Die Heuchelei darüber ist unerträglich, besonders auch in der BILD.

Nun wird gesagt, bei Löhnen, die zum Leben einigermaßen ausreichen, lohne sich das Geschäft des Springer-Postzustellers nicht und die Leute müssen entlassen werden. Käme der mit den Dumping-Löhnen durch, müsste die Post besser bezahlte Zusteller entlassen.
Da ist es doch mit einem Mindestlohn besser, und die bisherigen Leute, die uns die Briefe zustellen, können wenigstens von ihren Bezügen leben.

Die ganz speziellen VolksvertreterInnen jedoch, die von ihren Parteien ausgesucht und aufgestellt wurden, um eben nicht in unseren Interessen zu handeln, gerade die, die gar kein Interesse an uns haben, gerade die brauchen wir ja nun nicht zu wählen, dazu sind wir überhaupt nicht vepflichtet. Da ist es wohl besser, wählend zu demonstrieren, was wir davon halten. (js)
 
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