Lesungen und Bücher
Die Buchmesse ist längst vorbei,
unvergessen sind uns auch in diesem Jahr die Lesungen, die aus
Anlass der Buchmesse in Frankfurt Stattfanden. Und wir berichten
Euch nun über die Buchmesse
07 als Event.
36% der deutschen Bevölkerung liest
mindestens einmal in der Woche in einem Buch. Das heißt,
die Lesefreudigkeit nimmt wieder zu. Es ist zu hoffen, dass dies
auch für unsere Szene zutrifft.
Wir auf der Messe
Mit unserem Wagen sind wir auf der Nesse rumgelaufen,
wie wir das schon seit jahren machen. Und so kennt man uns dort
schon, besonders bei den Verlagen, um die es uns geht.
Und das sind die Verlage, bei denen Bücher
erscheinen, indenen sich unser lesbisches bzw. schwules Leben
sich widerspiegeln, und in denen es um die individuelle und gesellschaftliche
Emanzipation geht. Und diese Verlage befinden sich in der Halle
4.1 und der Halle 3.1. Dummerweise muss man zwischen diesen beiden
Hallen Stockwerke überwinden, was mit unserem Wagen nicht
so ganz einfach ist.
Aber natürlich besuchten wir auch andere Verlage in anderen
Hallen, von denen wir annahmen, dass wir dort das eine oder andere
zu entdecken wäre, was für Euch von Interesse sein
könnte.
In der Halle 3.1 fanden wir u.a. die unterschiedlichsten
politischen Verlage vor, die uns jedes Jahr wieder faszinieren,
und in der Halle 4.1. fanden wir wie jedes Jahr Literatur und
Verlage unserer Szene
Am Mittwoch Abend fuhren wir geschafft nach Hause und besprachen,
was wir am Donnerstag alles erledigen müssten. Am Donnerstag
haben wir dann auch die uns befreundeten Verleger in ihren Verlagen
fotografiert, soweit es möglich war, denn die waren zum
Tel ja auch am Donnerstag unterwegs, um sich bei den KollegInnen
umzuschauen. Das waren in 4.1. die Claudia Gehrke vom Konkursbuch
Verlag im Gespröch,, Jim Baker vom Quer Verlag, Achim Albers
vom Himmelstürmer Verlag, die Ulrike Helmer vom gleichnamigen
Verlag, das Team vom Milena Verlag, der Männerschwarm-Skript-Verlag.
Und in der Halle 3.1. ging es um eine ganze Reihe linker Verlage,
die sich zmeist in Gemeinschaftsstände zusammengestellt
hatten.
Teilweise gab es auch an diesen Ständen Lesungen, die aber
im Getriebe der Buchmesse eher untergingen. Das Interessante
an einer Buchmesse ist auch das Verhalten der Messe-BesucherInnen.
Überall, wo Gertänke ausgegeben werden, um einen Geschäftsabschluss
oder eine(n Autor/in zu feiern, bilden sich große Menschentrauben,
weil sie diese Bücher oder Zeitschriften, die dort ausgestellt
werden, so spannend finden. Auc bei den Kochbüchern werden
immer mal wieder kleine Gerichte zur Probe hergestellt. Die Wohlgerüche
dieser Speisen schweben magisch durch die Hallen, und plötzlich
interessieren sich nahezu alle Besucher dieser Halle für
diese bebilderten Druckerzeugnisse.
Manchmal kommen dunkel gekleidete Männer mit einem Knopf
im Ohr und in ihrem Schlepptau läuft dann der Genscher rum,
mit ihm Schewadnatse. Wohin gehen die wohl, ach siehe da, da
ist ja ein kleiner Stand eines Verlages mit Büchern von
Schewadnatse. Auch Mark Medlock sol hier ein von ihm selbst
verfastes Buch unterzeichnet haben. Willst Du solche Promis
sehen, denen es gut ansteht, dass sie eine gewisse Bildung demonstrieren,
dann besuche die Buchmesse.
In der Halle 4.1. interessierte uns u.a. der Sammelstand linker
Verlage, u.a. las hier auch Thomas Ebermann, leider mit recht
wenig Publikum. Von VSA und von Unrat hatten wir einiges Interessantes
entdeckt. Auch PappyRossa besuchen wir immer gerne, und hier
entdecken wir immer was für unsere LeserInnen, also für
Euch.
Andere linke Buchverlage waren in Sammelständen, u.a. der
Alibri-Verlag, der eine ganze Reihe religionskritischer Bücher
verlegt.Nicht zu vergessen die linken Tageszeitungen Neues Deutschland,
die nun das Organ der Partei Die Linke geworden ist, und die
links von ihr stehende Tageszeitung Junge Welt, die früher
das Organ der Jugendorganisation der FDJ war und nun gut recherschierte
wichtige Informationen veröffentlicht, die man in anderen
Medien nicht findet.
In dieser Halle gibt es derart viel zu entdecken, dass es den
Rahmen unserer Darstellung in der Zeitschrift LUST weit überschreitet.
Und so pendelten wir immer wieder von 4.1. nach 3.1 und entdeckten
immer mehr wichtiger Bücher. In 4.1.
entdeckten wir noch einem großen schönen Bildband
bei Murmann, mit dem anspruchsvollen Untertitel: Eine globale
Geschichte der Homosexualität. Gleich und anders.
Schließlich besuchten wir am Abend den Buchladen Oscar
Wilde, um bei einer Lesung anwesend zu sein.
Prinzen Unterwegs
erschienen bei Männerschwarm-Skript, 256 Seiten zu 14,90
Euro, ISBN 978-3-939542-11-7
Ein Buch mit Kurzgeschichten verschiedener Autoren von Detlev
Meyer bis Walter Foelske. Herausgeber ist Joachim Bartholomae
(recht im Bild). Hieraus las Lutz Büge (links im Bild) im
Buchladen Oscar Wilde aus seiner Kurzgeschichte Uschi und
ihre Clique. Es geht hier um das Szenenlebe einer Schwulenclique
in der Provinz, die man einerseits braucht und die andererseits
recht boshaft miteinander umgeht.
Im Anschluss an diese Lesung wurde noch heftig über diese
kleinstädtische Szene debattiert, in der sich schwule junge
Männer mit weiblichen Vornamen ansprachen und einerseits
aus Konkurrenzgründen gegenseitig bekriegt hatten während
sie sich, sozusagen als Familienersatz, andererseit brauchten.
Die Vielfalt der hier veröffentlichten Kurzgeschichten macht
dieses Buch lesenswert.
Messe-Spaziergang
Am Freitag fanden wir Gelegenheit für ausführliche
Gespräche mit VerlegerInnen, in diesem jahr besonders mit
den VerlagsmitarbeiterInnen des Merlin Verlages.
Vielleicht haben wir deren wohlwollendes Interesse auch ein bisschen
ausgenutzt, befürchten wir. Wir besuchten auch die katalanische
Ausstellung und waren lockerer bei der Sache, denn das war nun
unser letzter Messetag. Wir verabschiedeten von den VerlegerInnen
für das nächste Jahr. Am Abend gings wieder Zu Oscar
Wilde, um bei einer weiteren Lesung anwesend zu sein, moderiert
von unserer Freundin Karin.
Liebe hoch drei
von Regina Nössler und Corrina Waffender, erschienen im
Konkursbuch-Verlag, 222 Seiten zu 9,90 Euro, ISBN 3-88769-722-8.
3 lesbische Frauen aus ganz verschiedenen Lebensbereichen geraten
in eine hochamüsante Dreiecksgeschichte. Was im vergangenem
Jahr als Kurzgeschichte der Renner aller Lesungen war, erwies
sich auch in diesem Jahr wieder als Highlight.
Der Auszug, der vorgelesen wurde, war inhaltlich
wie folgt: Die Politikerin Stefanie, liiert mit der wohlhabenden
Musikerin Viola aus gutem Hause, hat ein Verhältnis mit
Petra, der unbekümmerten Bedienung in einer Bar. Sehr ulkig
wirkt Viola, die alle Kontaktsignale auf sich bezieht. Im Buch
sind immer nur die Gedanken der 3 Frauen niedergeschrieben.
Die beiden Autorinnen lasen mitreißend mit verteilten Rollen
und das war für die ZuhöhrerInnen ein ebenso großer
Genuss wie das Buch den LeserInnen ein Vergnügen ist.
Die europäische Gastregion Katalonien war das Gastland,
das in 4 Staaten liegt (Spanien, Frankreich, Andorra und Italien)
und eine gemeinsame Sprache hat. Bei den Verlagen, die wir aufsuchten,
fanden wir weniger katalanische Literatur, also in katalanischer
Sprache geschriebener Lietratur, übersetzt in die deutsche
Sprache.
Aber im Konkursbuchverlag fanden wir einen Band, der Bilder der
katalanischen Künstlerin Laura und erotische Geschichten
in spanischcer und deutscher Sprache von Merce-des Abad, Annette
Beer und Julia Kulewatz.
Sin Permiso
(Ohne Erlaubnis) von Laura. Aquarelle und Zeichnungen. 160 Seiten,
ca.140 Abb.,Format ca.20 x 14,8 cm, edles Kunstdruckpapier, gebunden,
Fadenheftung. 16,90 Euro. ISBN 978-3-88769-364-0.
Mit erotischen Erzählungen: Leichte samstägliche Zügel-losigkeiten
von Mercedes Abad (Preisträgerin des Literaturpreises für
erotische LiteraturLa sonrisa vertical), Düne,
Sie schmeckt namenlos, Atropa Belladonna von Julia Kulewatz;
Mein lieber Schwan, Dinah von Annette Berr Spanisch-Deutsch.
Dies ist der erste Band der Künstlerin aus Barcelona, im
Gastland der diesjährigen Buchmesse, mit einem umfassenden
Überblick über ihre erotischen Aquarelle und Zeich-nungen.Die
Zeichnerin LAURA ist berühmt für ihre Darstellung des
Erotischen.Doch wir wissen,wie jede Etikettierung die Dinge vereinfacht.
Die virtuos gezeichneten Bilder von Laura erheben sich über
diese Simplifizierung und erzählen von viel mehr als nur
von der Schönheit und von der sexuellen Begegnung der Körper.
(El Mundo).
Und was meinen wir? Wir finden hier erotische Zeichnungen, bei
denen die erotischsten Körperteile (also die sonst verborgenen
Körperteile) sowohl von der Einteilung des Bildes her als
auch farblich in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Kurzgeschichten
sind bizarr und erotisch, eine gelungene Mischung.
Der jährliche Buchmessen-Samstag
Das tun wir uns nach Möglichkeit nicht an, am Sammstag und
Sonntag noch einaml über die Messe zu gehen, denn an diesen
Tagen ist es dort noch voller, weil nun alle Interessierte die
Messe aufsuchen können. Und da ist dann wirklich gar kein
Durchkommen mehr. Am Samstag schlafen wir etwas aus und pflegen
us, bevor wir am Abend aufbrechen, die Büchernacht im LSKH
aufzusuchen.
Wir haben das Glück, dass die Buchmesse in Frankfurt stattfindet,
gut erreichbar für uns Wiesbadener, und dass die Karin Lesungen
veranstaltet, die im Buchladen und die große Büchernacht
zur Buchmesse im LSKH.
Karin begrüßte die Anwesenden, erzählte ein bisschen
vom LSKH, dem lesbsich-schwulen Kulturhaus, und sie hatte dabei
den ihr eigenen Charme, der einfach zudiesem Abend gehört.
Sie gab einen Kurzen Überblick und stellte dann die erste
Autorin vor, die das Problem hatte, anzufangen:
Die Autorin
Roman von Astrid Eldflug ist im Ulrike Helmer Verlag erschienen.
207 Seiten zu 14,90 Euro, ISBN 978-3-89741-222-4
Die Autorin des Romanes Die Autorin las in einem
dezenten Wiener Dialekt. Um was geht es in ihrem Roman? Der Verlag
fasst zusammen Bücher sind eigentlich eher ein Faible
ihrer Freundin Hanna. Aber da Katrin Hanna liebt, geht sie eben
mit zur Lesung. So lernt Katrin die Schriftstellerin
Maren kennen. Auf unerklärliche Weise übt die viel
ältere Frau eine starke Anziehungskraft auf Katrin aus.
Dabei ist die Autorin arrogant, eigenwillig und obendrein noch
nachlässige Trägerin eines Schlabberpullis Katrin
lässt sich von ihr anziehen. Und ausziehen. Setzt die Sicherheit
ihrer Beziehung mit Hanna aufs Spiel und verbringt bald Tage
voller Leidenschaft im Haus der Autorin auf dem Land. Doch dort
draußen im Dorf scheinen seltsame Dinge zu geschehen. Die
Autorin erzählt Katrin, dass im Ort vor Jahren auf mysteriöse
Weise Frauen verschwanden. Zunehmend fühlt sich Katrin verunsichert.
Während sie der Geschichtenerzählerin
mehr und mehr verfällt, hat die ihre eigenen Pläne
mit Katrin. Bis Maren jäh den Kontakt zu Katrin abbricht
und eine unglaubliche Entdeckung macht
Es ist sicher eine Frage des eigenen Lebensgefühls, inwieweit
man sich in die Gefühls- und Gedankenwelt von Katrin versetzen
kann.
Das Haus auf dem Dach
von Theo Rauch ist im Himmelstürmer Verlag erschienen. 286
Seiten zu 15,90 Euro, ISBN 078-3-934825-86-4
Im LSKH las der Autor aus seinem eigenen Roman, mit unterschiedlicher
Stimmlage und Betonung die einzelnen Personen heraushebend, so
dass seine Lesung auch einen Hörgenuss darstellte.
Wenn Liebe hoch drei das beste vorgestellte Lesbenbuch
war, so ist dies wohl das beste in diesem Jahr bei den Lesungen
vorgestellte Schwulenbuch.
Im vorgelesenen Passus wurde Armin vorgestellt, der in Marokko
aus einem Zimmer bei einer marokkanischen Familie ausziehen will,
weil er sich in Annas verliebt hat, der jedoch keine Anstalten
macht, auf ihn einzugehen. Im Gegenteil lästert er über
Schwuchteln. In der Abschiednacht besäuft sich Annas in
seinem Haus auf dem Dach und kommt dann besoffen zu Armin ins
Bett und schmiegt sich an ihn.
Tja, wie geht das weiter? Das kann man in diesem Buch nachlesen,
das uns gefallen hat und auch Euch gefallen dürfte.
Die verborgene Welt
ein Roman von Shamin Sarif, ist ibei Krug & Schadenberg erschienen.
Der Verlag hatte keinen Stand auf der Buchmesse, aber die Verlegerinnen
kamen zur Lesung. Aus dem Englischen übersetzt wurde der
Roman von Andrea Krug. Das Buch hat 304 Seiten und kostet 22,90
Euro, ISBN 978-3-930041-60-2
Pretoria, Südafrika, in den fünfziger Jahren. Die junge
Inderin Amina eröffnet mit einem Farbigen ein Café.
Das ist unerhört und zur Zeit der Apartheit offiziell verboten.
Die Eltern lassen ihre eigensinnige Tochter gewähren. Doch
für die Großmutter ist es ein Unding, das Amina mit
Anfang 20 noch nicht verheiratet ist. Sie macht sich daran, ihre
Enkelin unter die Haube zu bringen. Amina hat allerdings ihren
eigenen Kopf ... Miriam hingegen ist
eine fügsame indische Ehefrau. Sie lebt mit ihrem Mann und
ihren Kindern draußen vor der Stadt in einem alten Farmhaus.
Die Stille ist endlos, die Einsamkeit unerträglich, die
Zukunft scheint trostlos. Bis Miriam eines Tages Amina begegnet
dem ersten Menschen, der ihr nach vielen Tagen ein Lächeln
schenkt. Und sie behutsam zu umwerben beginnt ...
Ein eindrucksvolles Debüt, so die britische
Times, das an Grüne Tomaten erinnert angerichtet
auf indische Art.
Was von Andrea aus dem Roman vorgelesen wurde, half den Anwesenden,
das Leben von Farbigen im Rassistenregime des südafrikanischen
Staates zu verstehen, mit dem persönlichen Terror von rassistischen
Menschen und der menschlichen Größe, die den Benachteiligten
und somit Opfern dieses Regimes anverlangt wurde, und die Größe
einer Liebe, die es in doppeltem Sinne eigentlich nicht geben
durfte.
Es ist dies in seiner gesellschaftspolitischen ein sehr wichtiges
und empfehlenswertes Buch.
Die Diva ist ein Mann
meint Patrick Hamm, der Herausgeber des gleichnamigen Buches,
das den Utertitel Des große Tuntenbuch trägt
und im Quer Verlag erschienen ist. Broschiert, 224 Seiten, Großformat,
Farbfotos zu 19,90 Euro, ISBN: 978-3-89656-143-5
Schrill und schlagfertig, schräg und überdreht, witzig
und liebenswert. Was steckt nun wirklich hinter den bekannten
Klischees einer Tunte?
Herausgeber, Fotograf und Psychologe Patrick Hamm geht diesem
Phänomen nach, in über 100 Porträts, Interviews
und Essays. Dabei werden fundamentale wie interessante Fragen
gestellt: Was ist männlich, was ist weiblich? Was ist das
Subversive an der Verkleidung? In zahlreichen Farbfotos werden
bunte Paradiesvögel in all ihrem Glitzer und Glamour, mit
Pumps und Pomp vorgestellt und dokumentiert. Von der Berliner
Trümmertunte bis hin zu Priscilla Queen of the Desert:
Patrick Hamm zeichnet ein differenziert-unterhaltsames Bild der
Tuntenbewegung, die sowohl in den Medien als auch auf der Bühne
und im Alltag nicht wegzudenken ist.
Das Buch kam sofort gut an, als wolle das Publikum endlich mal
was Lustiges hören. Doch ist das Buch mehr als ein lustiges
Bilderbuch und der/die LeserIn bemerkst rasch, dass hinter den
grellen Bldern Menschen stecken, die ihr Leben auf ihre Weise
mesitern. Sehr witzig und sehr interessant, obwohl der herausgeber
bei der Lesung nicht erklären konnte, was denn eine Trümmertunte
ist, wobei dieses Wort schon Gelächter im Publikum hervorrief,
nämlicxh eine schlichter gekleidete und dafür autentischer
lebende Tunte.
Chronik der Schwulen
mit dem Untertitel des ersan Bandes über die 70er Demos,
Sex und Village People von Dietmar Kreutzer, erschienen im MännrschwamSkript-Verlag,
Dietmar Kreutzer stellte den Band als-Multi-Media-Show
mit der Ernsthaftigkeit eines Buchhalters vor. kart., großformatig,
über 300 farbige Abbildungen, 112 Seiten, 16,80 Euro ISBN:
978-3-939542-15-5
Auf der Sexmesse Intim 70 darf man für
5 Mark einen jungen Boy im Schlüpfer fotografieren, das
ZDF fragt neugierig: Und wenn Ihr Sohn so wäre ...?.
Aus Homophilen werden Homosexuelle oder
auch gleich Schwule, Rosa von Praunheim mischt die
Szene mit einem Film auf und in Münster findet
1972 die erste Schwulen-Demo in Deutschland statt.
So stellt der Verlag in seiner Beschreibung des Buches den schwulen
Zeitbezug her. Auch politische Ereignisse werden zur Erinnerung
bei jedem Jahr der 70er herangezogen. Die Themen, Bilder und
Kommentare stammen aus den damaligen, für unsere Szene scheinbar
relevanten Medien: HIM, Mix, Du & Ich, Stern, Spiegel, DON
usw. nicht jedoch die kleineren lokalen Gruppenblättchen,
die ja auch schon gab.
Es fällt auf, dass die abgebildeten Models in den damaligen
Zeitschriften unbekümmerter, jünger, natürlicher
wirkend, schlicht: erotischer waren als es heute üblich
ist.
Diese Reihe verspricht spannd zu werden. Auch wenn unmöglich
hier alles erscheinen kann, was es in den jeweiligen Jahren alles
gab, so kann es durchas für die, die dabei gewesen sind,
eine Erinnerungshilfe sein, auch für Vorfälle, die
hier nicht auftauchen, für Jüngere, die bisher noch
gar nichts über diese Zeit wusste, kann es ein Einstig in
die Geschichte der eigenen Szene sein.
Konkursbuch
Zum 30 Mal auf der Buchmesse in Frankfurt, zum 22. Mal das Jahrbuch
der Erotik Mein heimliches Auge in der es um die
eine menschliche Sexualität geht, ohne Abgrenzugng zwischcen
den sexuelle Identitäten, zum 6. Mal Mein lesbisches Auge,
zum 4. Mal Mein schwules Auge, zahlreiche erotische
Bildbände, auch über alle Zwischenstufen,
zahlreiche lesbsche Bücher, so zeigt sich uns (An den Mesestände,
bei Lesungen und auf der Lesenacht) der Verlag und seine Verlegerin
Claudia Gehrke.
Und Claudias Autorinnen und Autoren bildeten im Beisein der Verlegerin
den Abschluss der Lesenacht im LSKH, leider deutlich kürzer
als angedacht, denn einige Vortragenden vorher hatten sich leider
nicht an das Zeitlimit gehalten.
Mein heimliches Auge
Claudia Gehrke und Regina Nössler plauderten über das
heimlicheAuge und seine lange Geschichte. Dann las Regina noch
eine Kurzgeschichte aus diesem Buch. Auge XXII, Das Jahrbuch
der Erotik 2007/2008 Viele Exklusivbeiträge auf 320 farbigen
Seiten, Fadenheftung, Euro 15,50, im Abo Euro 12,-, ISBN 978-3-88769-522-4.
Fotos, Gemälde, Grafiken, Zeichnungen, Erzählungen,
Essays, private Dokumente, Gedichte & Gespräche. Berührende
Momente, anregende Gedanken, scharfe und zarte Geschichten und
Bilder zwischen Fantasie und Realität. Zugleich eine Dokumentation
alltagspolitischer und lebenspraktischer Entwicklungen in unserer
medial potenzierten Welt.
Zure Reihe: Erotik lässt sich nicht in medienwirksame
Schubladen zwängen. Es bleibt eine große Kunst, Erotik
in Worte und Bilder zu kleiden. Manche gehen unter die Haut,
viele plätschern vorbei.
Erotik ist verrückte Verliebtheit, romantische Schwärmerei,
alltäglicher Moment und mitten im Sex. Sie behält auch
im 25sten Jahr nach Erscheinen der ersten Ausgabe des Auges
ihre wilden und unberechenbaren Seiten. Und die blitzen im multisexuellen
heimlichen Auge auf. Erforscht und geschrieben zum
Thema - besonders zum Thema weibliche Sexualität - wurde
viel in diesen 25 Jahren, man erfuhr z.B., dass die Clitoris
ein vogelförmiger Muskel ist, von dem nur eine Spitze sichtbar
wird, man hat Flächen und Drüsen und männliche
und weibliche Orgasmen und einiges dazwischen erforscht, und
doch bleiben Rätsel wie dieses: Was empfindet der oder die
jeweils andere in einer sexuellen Begegnung wirklich? Auch heute
noch gibt es Mythen ums Thema, Verstörendes, und auch überraschendes
Nicht-Wissen. Und immer spielt sie zwischen Fantasie, Traum und
Realität. Das Auge erzählt von diesen Zwischenräumen,
vom Alltag der Lust wie auch von den Fantasien und Wünschen.
Was soll man zu diesem Buch sagen? Wer es nicht hat, ist selber
schuld und an vielem ärmer.
Danach las Regina Nössler noch aus ihrem Buch:
Morgen ohne Gestern
von Regina Nössler, erschienen im Querverlag, Broschiert,
192 Seiten, 14,90 Euro ISBN: 978-3-89656-145-9
Christine Hoffmann wacht eines Morgens im Krankenhaus auf und
hat ihr Leben vergessen. Ihre Eltern sind ihr ebenso fremd wie
ihre beste Freundin, selbst ihre Lebensgefährtin Marion
erkennt sie nicht wieder. Christines Alltag wird zu einem Puzzle,
das sie aus Erzählungen und Erinnerungsblitzen neu zusammensetzen
muss.
Wer war sie, wer ist sie und weshalb weiß sie es nicht
mehr? Was genau ist mit ihr passiert? Hat sie wirklich acht glückliche
Jahre mit Marion verbracht? Wem kann sie trauen: ihrer Intuition
oder denen, die scheinbar das Beste für sie wollen? Gibt
es etwas, das man ihr verheimlicht?
Während Christine versucht, alte Liebe mühsam neu zu
erlernen, begegnet sie Eva. Mühelos verliebt sie sich und
erinnert sich plötzlich an Glück. Doch kann sie es
auch zulassen? Der neue Beziehungsthriller von Regina Nössler
verfolgt stilsicher eine junge Frau auf der Suche nach wahren
Gefühlen und sich selbst. Eindringlich und außergewöhnlich
spannend erzählt.
Mein schwules Auge
Hg. Rinaldo Hopf & Axel Schock, 296 Seiten, Fadenheftung,
Format: 21 x 14,5 cm, Euro 15,50, im Abo Euro 12,-, ISBN 978-3-88769-394-7.
Ein frischer queerer Blick auf schwule Sexualität, Ikonen
und Idole; auf Lebensstil, Mystik und neue Erfindungen in so
unterschiedlichen Ländern wie Spanien, den Niederlanden,
Deutschland, England, China und Indien. Explizit oder in Andeutungen,
politisch, satirisch oder poetisch.
Öffentliche Bilder propagieren Idealbilder. Wollen wir alle
Supermänner sein, wollen wir solche Supermänner im
Bett? Wie entstehen solche Idealbilder, wer propagiert sie, wie
beeinflussen sie unser Selbstwertgefühl?
Verändern sie unsere Wunschvorstellungen vom Partner? Was
treibt uns in Sportstudios, Diäten? Und mit welchem Erfolg?
Wie lebt es sich im Widerspruch zwischen Ideal und Wirklichkeit?
Schwule Orte
150 berühmt-berüchtigte Schauplätze, Axel Schock,
17,90 Euro, Broschiert, 328 Seiten, zahlr. Fotos
ISBN: 978-3-89656-141-1
WLiebesnester, Lasterhöhlen, letzte Ruhe- und berühmte
Wohnstätten, Drehorte von Filmen und Schauplätze von
Morden, Skandalen und anderen geschichtsträchtigen schwulen
Ereignissen.
150 solcher schwuler Orte in Deutschland, Österreich
und der Schweiz hat Axel Schock aufgespürt und recherchiert.
150 bemerkenswerte Geschichten zu schwuler Geschichte und schwulen
Persönlichkeiten von Ludwig II. und Franz Schubert
über Rex Gildo und Rio Reiser bis Thomas Mann und Hubert
Fichte.
Wer wissen will, wo Sommersturm gedreht, legendäre Schwulenpartys
zu Wasser und ein prominenter Geburtstag auf einer Klappe gefeiert
wurde, wird in diesem Buch fündig.
Warum neben Schlössern und Burgen, Luxusvillen und Denkmälern
auch eine Pommesbude, eine H&M-Filiale in Berlin und ein
Kaufhaus in Augsburg, ja sogar ein komplettes österreichisches
Dorf zu diesen ausgewählten schwulen Orten gehören,
das verrät dieser ganz andere Reiseführer.
Abschluss
Die beiden Autorinnen Regina Nössler und Corrina Waffender
lasen noch zur Freude aller ZuhörerInnen aus ihrem Buch
Liebe hoch drei, leider nicht lange genug, denn vorher
hatten einige AutorInnen doch länger gelesen als es vereinbart
war. Das war also unser bemerkenswerter Buchmessensamstag.
Sonntags-Frühstück
Nein, nicht der Sonntags-Brunch im LSKH, sondern wir zu Hause
in unserer WG, zufrieden, auch mal wieder zu Hause zu sein.
Den Abschluss unseres jährlichen Buchmessen-Rhituals stellt
das mehr oder weniger ausgeruhte Sonntags-Frühstück
zu Hause vor der Glotze dar, wo wir ausgiebig essend gemeinsam
die Vergabe des Friedenspreises des deutschen Buchhandels beobachteten
und, wie üblich, lautstark kommentierten.
Friedenspreis
Immer am Sonntag kriechen wir aus unseren diversen Bettn, machen
die Glotze an und frühstücken ganz genüsslich,
während die Reden gehalten werden. Aber in diesem Jahr hat
der Preisträger, der Historiker Saul Friedländer, keine
Rede gehalten, sondern aus den Briefen seiner Familie vorgelesen,
die als Juden versucht hatten, im deutschen Nazistaat zu überleben.
Das war besser und beeindruckender und nachfühlbarer als
geschwollene Reden.