- 89. Ausgabe, Winter-LUST 06/07
-
- Jüdischer schwuler Autor wehrt sich
bei Haß-Angriff eines Rassisten
Brandenburgische Staatsanwaltschaft klagt
ihn wegen Körperverletzung an
Weil sich ein schwerbehinderter jüdischer schwuler Autor
beim Angriff eines Rassisten in der brandenburgischen Hauptstadt
zur Wehr setzte (eine Schilderung der Ereignisse folgt unten),
will ihm die Staatsanwaltschaft Potsdam wegen Körperverletzung
den Prozeß machen. Ein fatales Signal für jeden, der
sich bei einem Überfall durch Rassisten und Nazis nicht
einfach wehrlos zusammenschlagen läßt! Wir bitten
Sie, den öffentlichen Prozeß gegen den Autor Dennis
Milholland zu besuchen. Dieser findet am Donnerstag, den 25.
Januar 2007 um 13.30 Uhr im Amtsgericht Potsdam, Hegelallee 8,
Saal 310, statt!
Unterstützen Sie das Opfer des Haß-Angriffs, damit
es nicht obendrein auch noch zum Justiz-Opfer gemacht wird! Werden
Sie Prozeßbeobachter und bekunden Sie bitte durch Ihre
Anwesenheit Ihre Solidarität! Vielen Dank!
Was sich ereignete: Am 27.Mai 2005 wurden der jüdische
Autor Dennis Milholland und seine beiden Begleiter, die sich
nach dem Besuch einer Kulturveranstaltung auf der Rückfahrt
nach Berlin befanden, in der Potsdamer Straßenbahn von
drei jungen Männern zunächst beleidigt und beschimpft.
Anlaß für die rassistischen Sprüche der Männer
war derImbiß aus einer Dönerbude, den Dennis Milholland
und seine Begleiter aßen. U.a. fielen Äußerungen
wie die Knoblauchfresser fressen Türkenscheiße,
außerdem zeigten die Pöbler auch durch Sieg
Heil-Rufe deutlich ihre Gesinnung.
Beim Aussteigen am Potsdamer Hauptbahnhof wurden Dennis Milholland
und einer seiner Freunde dann von einem der Täter, Oliver
K., brutal angerempelt und von diesem anschließend als
Nigger beschimpft. Außerdem machte K. auch
diverse schwulenfeindliche Äußerungen.
Der Autor und seine Begleiter stiegen in die bereitstehende S-Bahn,
wohin Oliver K. kurz darauf allein folgte und nun erneut einen
der Begleiter Milhollands beleidigte und schlug.
Als Dennis Milholland den Angreifer am Arm festhielt, um ihn
von weiteren Schlägen gegen den Freund abzuhalten, richtete
K. sich voller Haß gegen ihn und schlug ihn unvermittelt
und hart ins Gesicht. Da Dennis Milholland auf einem Auge blind,
auf dem anderen stark sehbehindert ist, hatte er den Schlag nicht
kommen sehen. Sein Ohr begann zu bluten. Dann stieß K.
den 57jährigen, schwerbehinderten Dennis Milholland brutal
zu Boden und trat auf ihn ein.
Dennis Milholland schaffte es jedoch, wieder aufzustehen. Der
Gewalttäter stand nun dem Autor gegenüber, sah ihn
wütend an und fragte ihn, ob er blind sei. Als Dennis Milholland
dies bestätigte, griff K. sein Opfer erneut brutal an. Dennis
Milholland wehrte sich dagegen, indem er den Angreifer in den
Finger biß. Der ließ daraufhin von seiner Attacke
ab.
Weil der Finger des Täters durch den Biß etwas blutete,
informierte Dennis Milholland ihn vorsorglich, daß er Aids
hätte. Daraufhin rannte K. davon und holte die Polizei.
Er erstattete sowohl gegen Dennis Milholland als auch gegen dessen
zwei Begleiter Anzeige wegen Körperverletzung. Die drei
Berliner wurden dann auf der Wache im Potsdamer Hauptbahnhof
verhört, wo sich die Beamten allerdings wenig rücksichtsvoll
zuerst um den rassistischen Gewalttäter K. kümmerten
und dessen Lügen, er sei angeblich grundlos angegriffen
worden, offenbar mehr Glauben schenkten als den Aussagen von
Dennis Milholland und seinen Begleitern.
Aufgrund der Aussagen des K. und seiner Anzeigen wurden sowohl
gegen Dennis Milholland als auch gegen seine beiden Begleiter
von der Brandenburgischen Staatsanwaltschaft Verfahren wegen
gefährlicher Körperverletzung eingeleitet.
Die Verfahren gegen die beiden Begleiter wurden zwar nach knapp
einem Jahr eingestellt, aber der Prozeß gegen Dennis Milholland
findet am 25.Januar 2007 statt. Obwohl der Angreifer Oliver K.
zwischenzeitlich für den Haß-Angriff wegen Körperverletzung
und Beleidigung verurteilt wurde, hält die Potsdamer Staatsanwaltschaft
am Prozeß gegen Dennis Milholland fest.
-
- Bitte kommen Sie als Prozeßbeobachter
zu dieser Verhandlung! Termin: 25.Januar 2007 um 13.30 Uhr im
Amtsgericht Potsdam, Hegelallee 8, Saal 310! Zeigen Sie Solidarität
mit dem Opfer des Haß-Angriffs! Danke!
-
- Nachtrag: Uns erreichte die Nachricht in einer E-Mail, dass
das Verfahren gegen Dennis Milholland schon nach wenigen Minuten
beendet worden sei. Die Richterin sah beim Angeklagten kein schuldhaftes
Verhalten, ein angreifender Gewalttäter müsse mit dem
Risiko rechnen, sich möglicherweise zu infizieren.
Dein Kommentar zum Artikel: hier
-