- 88. Ausgabe, Herbst-LUST 06
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- http://www.gayromeo.com:
13. Sep: Amsterdamer Umzug
Wie du wahrscheinlich nach dem Login
schon gesehen hast, ist GayRomeo nach Amsterdam umgezogen. Bevor
die Gerüchteküche überbrodelt, möchten wir
euch lieber klar sagen, weshalb dieser Schritt nötig war.
Es geht uns nicht darum, Kosten zu sparen, sondern GayRomeo wie
bisher weiter betreiben zu können. Dies wäre mit Firmensitz
in Deutschland in Zukunft nicht mehr möglich gewesen. Die
genauen Hintergründe haben wir hier nochmal ausführlich
erklärt.
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- Im Jahr 2002 fand in Erfurt (Deutschland)
ein furchtbares Massaker in einer Schule statt. Ein Schüler
erschoss dabei viele Mitschüler und Lehrer. Da dieser in
seiner Freizeit unter anderem PC-Gewaltspiele und Ego-Shooter
nutze, wurde danach überstürzt ein neues „Jugendschutzgesetz“
verabschiedet.
Unglücklicherweise beinhaltete dieses aber auch eine Verschärfung
beim Thema Pornografie. So wurde gefordert, dass der Betreiber
einer Webseite sicherstellen muss, dass nur Erwachsene (weltweit!)
Zugriff auf Pornografie erhalten dürfen. Das Gesetz schweigt
sich aber aus, wie dies denn in der Praxis konkret zu erfolgen
hat. Es wurde daher die „Kommission für Jugendschutz
und Medien“ (KJM) ins Leben gerufen, die dazu geeignete
Maßnahmen prüfen, bewerten und empfehlen sollte.
Den Schutz von Minderjährigen und Kindern halten auch wir
für sehr wichtig. Bisher war es üblich, über Personalausweisscans
oder Kredit-kartenabbuchungen das Alter zu überprüfen.
Dies haben wir in der Vergangenheit mit sehr großer Sorgfalt
gemacht - uns ist kein Fall bekannt, in dem es einem Minderjährigen
gelungen ist, auf unseren Portalen Pornobilder zu sehen.
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- Welcher Altersnachweis-Schutz wird gefordert?
2003 hat die KJM entschieden, den Onlinezugang zu Pornografie
zu beschränken, „erstens durch eine Voll-jährigkeitsprüfung,
die über persönlichen Kontakt erfolgen muss; zweitens
durch Authentifizierung beim einzelnen Bestellvorgang, um die
Weitergabe von Zugangsdaten an Minderjährige zu verhindern.“
Selbst der KJM war dabei bewusst, dass Webseitenbetreiber nicht
wie gefordert alle ihre User „real anfassen“ können.
Daher wurde auf das „PostIdent-Verfahren“ verwiesen.
Dem folgten bisher unzählige Ge-richtsprozesse mit unterschiedlichen
Ergebnissen - die Lage ist völlig unsicher. Eine Tendenz
in Richtung PostIdent ist jedoch erkennbar. Wer es derzeit nicht
nutzt, setzt sich zumindest der Gefahr eines Strafprozesses aus.
Wir befürchten, dass es ist nur noch eine Frage der Zeit
ist, bis PostIdent für deutsche Websei-tenbetreiber endgültig
zur Pflicht wird.
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- PostIdent in der Praxis
Es gibt bereits deutsche Anbieter, die dieses Altersnachweisverfahren
umsetzen:
1. Man meldet sich bei einem Altersnachweisanbieter XY an und
bekommt ein Formular.
2. Damit geht man zu einer deutschen Postfiliale.
3. Diese schaut sich deinen Ausweis an und stellt fest, dass
du volljährig bist.
4. Du gehst nach Hause und wartest.
5. Die Post schickt derweil eine Bestätigung zum Altersnachweisanbieter
XY.
6. Der Altersnachweisbetreiber XY schickt dir per persönlichem
Einschreiben die Zugangsdaten und einen USB-Stick.
7. Diesen USB-Stick musst du IMMER mit deinem Rechner verbunden
haben.
8. Dann (und nur dann) darfst du dir Pornobilder ansehen, die
über den Altersnachweisanbieter XY gesichert sind.
9. Die Kosten belaufen sich je nach Anbieter auf 20 bis 30 Euro
(pro Jahr!).
10. Für Webseiten, die einen anderen Altersnachweisanbieter
nutzen, darfst du dann diese Prozedur wiederholen. Wie viele
freie USB-Steckplätze hat dein Computer gleich? ;o)
Inzwischen gibt es auch Anbieter, die auf eine „Schufa-Auskunft“
setzen. Der Weg zur Post entfällt damit - der Rest bleibt
jedoch gleich :-/
- Ergibt denn so etwas überhaupt Sinn?
Natürlich kann man sich fragen, ob die Anforderungen wirklich
höher sein müssen als beim Online-Banking. Nützt
solch ein Verfahren überhaupt in der Praxis, wenn es nur
in Deutschland gilt? In anderen Ländern gibt es solche strengen
Auflagen nicht - hier sind in erster Linie die Eltern dafür
verantwortlich, was ihre Kinder so treiben.
Daher kann man bei ausländischen Anbietern jederzeit Pornografie
ohne Zugangsbeschränkung aufrufen. Daran wird sich auch
in Zukunft nichts ändern, denn die Anbieter kommen eben
nicht aus Deutschland. Gehe doch einmal auf eine großen
Suchmaschinen und gib „Sex Gay“ ein... danach bekommst
du die „Schwänze-Popups“ gar nicht mehr zu - aber
wem sagen wir das? ;o)
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- Warum wir die Anforderungen nicht erfüllen
können
Wir sind uns nicht mal sicher, ob wir unseren deutschen User
das „PostIdent-Verfahren“ zumuten könnten. Alle
bestehenden User müssten diese aufwendige und teure Prozedur
übrigens nachholen! Aber wie, bitteschön, sollen wir
ausländische User zu einer deutschen Postfiliale bringen?
Jedem ein Flugticket schicken?
Dies würde in der Praxis bedeuten, dass ausländische
Mitglieder generell keine XXX Bilder bei uns sehen dürften!
Gay-Communites in anderen Ländern müssen diesen ganzen
Zirkus natürlich nicht machen - wie sollten wir da ernsthaft
auf Dauer bestehen können? Selbst wenn dir persönlich
die XXX-Bilder vielleicht nicht so wichtig sind, für viele
andere User sind sie das Salz in der Suppe und ein Anreiz für
den PLUS-Account. Und ohne diesen würden wir wohl ganz schnell
pleite sein.
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- Unsere Alternativen:
1. Wir machen GayRomeo gleich dicht
2. GayRomeo muss in Zukunft komplett ohne XXX-Bilder auskommen
3. Wir führen das PostIdent Verfahren ein (was effektiv
zu Punkt 2 und dann zu Punkt 1 führt)
4. Wir gehen irgendwann mal in den Knast (und dann: siehe Punkt
1)
5. Wir können GayRomeo nicht mehr in Deutschland betreiben.
Wir haben uns nach langem Zögern für die letzte der
genannten Alternativen entschieden, auch wenn wir damit nicht
wirklich glücklich sind und lieber bleiben würden.
Dennoch ist es der einzige echte, sinnvolle Weg.
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- Wie es genau weiter geht
Fast alle andere Firmen im Erotikbereich sind bereits ins Ausland
gegangen. Wir bedauern sehr, diesen Schritt ebenfalls gehen zu
müssen.
In den Niederlanden wurde deshalb eine neue Firma gegründet,
die GayRomeo in Zukunft betreiben wird. Die alte Firma in Berlin
besteht zwar unabhängig davon weiterhin, wird aber nur noch
im Auftrag als Servicedienstleister um Teile der Softwareentwicklung
und des deutschsprachigen Supports kümmern. Alle geschäftlichen
Dinge, die weitere Entwicklung und das Alltagsgeschäft werden
in Amsterdam erledigt. Unsere neue Anschrift findest du im Impressum.
Wir haben uns übrigens ganz bewusst für Amsterdam entschieden,
da es traditionell sehr schwulenfreundlich, tolerant und schnuckelig
ist. Steuerliche Gründe haben keine Rolle gespielt, da hätten
wir mit dem Packwagen nach Osten ziehen müssen.
Hier im neuen Büro richten wir uns gerade gemütlich
ein - Hauptsache, die Deiche halten ;o)
Wir hoffen, dass du unsere Gründe verstehen kannst und weiterhin
bei uns Mitglied bleibst. Für dich wird sich durch diesen
Umzug natürlich nichts ändern. Wir freuen uns auf die
Zukunft im schnuckeligen Amsterdam :o)
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- Komentar der LUST
- Provinz-Moral der 50er Jahre in Deutschland?
Gayromeo ist das größte
deutschsprachige Chat- und Kontaktangebot für männerliebende
Männer.
Die Kontaktsuche über die Printmedien wurden abgelöst
durch das Internet, die heimliche und von den Anbietern oft ungeliebte
Gay-Kontaktsuche in vielen verschiedenen Chatlines ist zu den
reinen Gay-Anbieter gewandert, das zeigt sich auch daran, dass
Männer, die sich selber nicht als schwul verstehen und etste
Kontakte suchen, hier auftauchen.. Sie haben für uns eine
wichtige Funktion.
Nun aber ist das Betreiben dieses Kontaktangebotes in deutscher
Sprache gefährdet, weil der Weg, wie man als deutscher Betreiber
einer Webseite nun sicherstellen muss, dass die eigenen Kunden
über 18 sind, einfach nicht praktikabel ist.
Wie das alles zusammenhängt, könnt Ihr in dem Beitrag
lesen, den wir mit freundlicher Genehmigung vom bisherigen deutschen
Internet-Anbieters von Gay-romeo übernommen haben. Gay-romeo
ist niederländischer Anbieter geworden, um überhaupt
noch existieren zu können.
Ob mit diesen Schwierigkeiten, die den deutschen Betreibern gemacht
werden, die als Pornographie gewerteten Bilder generell bekämpft
werden sollen? (LUST)
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