85.Ausgabe: Winter-LUST 05/06
 
Der neue männliche Sextyp für Frauen:
Der Wimpster
(und ein sehr altbekannter männlicher Sextyp für Männer)
„Muskeln sind out. Wer bei Frauen ankommen will, muss blass, mager und schüchtern sein.
Auf Laufstegen und in Modemagazinen ist weit und breit kein echter Mann mehr zu sehen - nur noch verschreckte Käsegesichter. Frauen haben ein neues Sexsymbol für sich entdeckt: den Wimpster - eine Mischung aus Hipster und Weichei,“ schrieb und sagte am 25.11.05 Karin Schwiering in Polylux.

Adam Green sei z.B. das neue Sexsymbol, Millionen Frauen gerieten bei seinem Anblick in Extase. Jan Beck, dem Erfolg usw. vollkommen egal zu sein scheint. Er wirbt für Pullover. Die schottische Band Franz Ferdinand und Matthias Schweighöfer in Deutschland. Der Wimpster führt auch nicht den Balztanz auf, den manche Männer noch drauf haben, wie: ich bin der größte. Im Gegenteil. Von Fittnesstudium und Solarium halten sie nichts. Was reizt Frauen an den „ungepflegte Kindmännern“?

Bei einem Konzert der Berliner Band Kissogramm versuchen sie, Sänger Jonas zu beeindrucken. Und so äußern sie sich über Wimpster: „Sie sehen natürlich aus“ - „Sie wirken erotisch, weil sie sensibel aussehnen.“ - „Männer sind dahinter gekommen, wie wir Frauen wirken. Wenn wir so gucken, dann können wir alles erreichen. Und wenn Männer jetzt so gucken, dann macht das uns Frauen an.“ - „Man mag dem Wimpster gerne die unperfekten Haare glatt streichen, ihm die Hosen hochziehen oder eben fallen lassen.“ - „Wimpster sehen so harmlos aus, in Wirklichkeit sind sie Machos,“ argwöhnt eine Frau.

Das Sexmagazin „Lecker“ für Frauen, in dem für 5 Euro die anämisch wirkenden jungen Männer unbekleidet zu sehen sind, ist bei einer Auflage von 1.000 Exemplaren fast ausverkauft.

Der „Wimpster“ ist also eine Trendfigur in den Medien, und zwar nicht, weil man dieses Männerbild gerne in Wirtschaft und Politik hätte, sondern weil Frauen drauf fliegen. Sie fliegen drauf, weil sie mit Frauenmaschen die Frauen anmachen. Wer hätte das gedacht. Und ich hatte mich immer gefragt, warum Frauen so sauer sind, wenn sie einen schwulen Mann und einen sogenannten Wimpster zusammen sehen. Es ist wohl die Eifersucht.

Die Maschen und das Outfit haben sich also die erfolgreichen Wimpster von den Frauen abgeguckt. Sie sehen harmlos, bescheiden aus, sie rühren das mütterliche Herz auch junger Frauen auch auf erotische Art. Was Frauen als „Natürlichkeit“ interpretieren ist eben nur schlichtes Kalkül.

In einem schwulen Bildband wurde vor Jahren einmal von Mattias Frings eine Strip-Szene, (Männer-Strip) beschrieben, indem er zwei Auftritte von Männern miteinander verglich.

Der als „Mann“ auftretende Strip-Tänzer erhielt seinen Applaus, aber es wurde geradezu ein frenetischer rauschender Applaus bei dem Striptänzer, der sich in lasziven und feminin wirkenden Bewegungen zeigte und darstellte. Frings schloss daraus, dass das „Weibliche“ nicht weiblich, sondern einfach nur erotisch sei. Es wirke auf Männer und Frauen in gleicher Weise.

Und so lässt sich vielleicht auch die Anziehungskraft der Wimpster auf Frauen erklären. Sie lernen von der Frauenrolle. Frauen sind eben auch nur Männer. (js)
 
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