83. LUST, Sommer 05 (Juni/Juli/August)
 
Das Festival und “die Frauenfrage”
“XX ungelöst” war das Motto des 31. Open-Ohr-Festival vom 13. – 16. Mai 05, also zu Pfingsten, auf der Mainzer Zitadelle. Und auch wir waren wieder dabei, einerseits als Journalisten der regionalen Gay-Szenezeitung LUSTBLATT und der überregionalen Zeitschrift LUST, die an den Forum-Veranstaltungen brennend interessiert waren, und andererseits als BetreiberInnen eines Infostandes der Lesben- und Schwulengruppe ROSA LÜSTE.
Das Open Ohr Festival ist ein Open-Air-Festival mit einem umfangreichen und vielfältigen Musikprogramm auf 3 Bühnen.

Außerdem mit politischen Foren, auf denen kontroverse Diskussionen zum Motto-Thema stattfinden, mit einem zum Thema passenden beachtlichen Filmprogramm, mit Lesungen und Vorträgen, mit Theater und Kabarettaufführungen. BesucherInnen finden hier Verkaufsstände für extravagante Festivalkleidung und Modeschmuck, Räucherstäbchen, Kunsthanderksprodukte usw., Stände mit vielfältigen Dingen zum Essen und zum Trinken , nicht zuletzt die Infoständen unterschiedlicher politischer Initiativen. Überall sammeln sich kleine Gruppen von jungen Menschen, die sich zu den politischen Themen äußern, die sich verspielt und sportlich betätigen oder die miteinander Kontakte herstellen. Zahlreiche Workshops und Projekte laufen hier, zum Beispiel die tägliche Festivalzeitung Open Ohr Nachrichten als Projekt des Stadtjugendringes.
 
 
 
 
 
 

An unserem Infostand konnten die FestivalbesucherInnen kostenlose Flugblätter und das LUSTBLATT erhalten, aber auch die LUST und Buttons zum Selbstkostenpreis, man konnte hier auch an einem “Gender-Spiel” teilnehmen, man konnte für die Anerkennung des Menschenrechts auf Kriegsdienstverweigerung in der Türkei unterschreiben, denn Mehmet Tarhan, der vor einem türkischen Militärgericht wegen Befehlsverweigerung steht, wurde zwangsweise in “seine” Kaserne gebracht. Er hätte sich vielleicht dem Prozess entziehen können, wenn er zugeben würde, dass er “krank”, nämlich schwul sei. Dazu ist er nicht bereit, weil er seine Homosexualität nicht als Krankheit ansehen kann und dennoch konsequent auf sein demokratisches Recht auf Verweigerung beharrt. Das kennen wir ja noch aus früheren Zeiten mit den sogenannten “Leistungsfunktionsstörungen” bei der Bundeswehr.

Das diesjährige Thema hat uns sehr interessiert, zumal hier im wesentlichen sogenannte Gender-Fragen zu Sprache kamen, die wir schon seit unserer Gründung 1978 “Fragen zu den Geschlechtsrollen” nennen.

Als Überschrift zu diesem Artikels steht “Frauenfrage” und nicht “Gleichstellungsfrage”, da es auch feministische Sprecherinnen gab, denen es eben nicht um die Gleichstellung ging.

Der Open Ohr Verein hat versucht, bei den unterschiedlichen Themen der Foren auch den unterschiedlichen Positionen dazu Rechnung zu tragen. Es zeigte sich bei allen der von uns besuchten Foren, dass zwischen den GesprächsteilnemerInnen auf den Podien, die wissenschaftlich mit diesen Themen beschäftigt sind, einerseits, und denen, die im parteipolitischen oder bewegungspolitischen Zusammenhang dieses Thema diskutieren andererseits, auch schon die Begriffe unterschiedlich benutzt wurden und dies daher zu unsinnigen Missverständnisse oder bewusste Polemisierungen führte. Während die wissenschaftlich arbeitenden Menschen sich um definitorische Klarheit bemühten, wurde von den anderen oftmals gerade dies gegen wissenschaftlich haltbare Thesen, die ihnen nicht passten, polemisch genutzt.

Wir haben an folgenden Foren/Lesungen teilgenommen, über die wir Euch hier berichten wollen: 1. “Feminismus: woher, weshalb, wohin”, 2. “Geschlecht – Natur oder Kultur”, 3. Luise F. Pusch: Sprache bestimmt das Bewusstsein”, 4. “´Hardcore‘, Diskriminierung?”, 5. “Da mach´ ich mir kein Kopf(tuch) drum”. Dabei haben wir mindestens genau so viele Veranstaltungen, die uns dringend interessierten, nicht besucht, weil man nicht überall gleichzeitig sein kann.
Bei den nachfolgenden Gesprächsbeiträgen handelt es sich um zusammenfassende Mitschriften. Deshalb erheben wir keinen Anspruch auf wortgetreue Darstellung, sondern nur auf sinngemäße Wiedergabe.
 
1. “Feminismus: woher, weshalb, wohin”
Diese Diskussion stellte das Eröffnungsforum dar, denn hier sollte die Fragestellung andiskutiert werden, was von der Frauenbewegung erreicht wurde und was noch zu tun ist.
Parallel ging es um die Menschenrechte, ob durch das neue Erstarken von christlichen und islamischen Fundamentalisten die Rechte der Frauen auf der Strecke bleiben. Das konnten wir natürlich nicht gleichzeitig besuchen. Schade.
 
 Feminismusdebatte, von links: Monika Christmann und Gundula Pause
 
 Gundula Pause, Moderatorin, Katharina Rutschky
 
 Katharina Rutschky und Margaret Wirth
 
Auf dem Podium saßen:
1.1. Monika Christmann, Feministische Aktivistin und Bundesgleichstellungsbeauftragte, Mitglied der feministischen Partei die Frauen
1.2. Gundula Pause, Aktivistin und Mitarbeiterin von Mathilde, einer Frauenzeitung
1.3. Die Moderatorin
1.4. Katharina Rutschky, Publizistin
1.5. Margaret Wirth, Professorin der Wirtschaftswissenschaften in Bremen
 
Nach einem kurzen Abriss über die Geschichte der Frauenemanzipation der Moderatorin äußerten sich die Gesprächsteilnehmerinnen auf die Frage nach der Zukunft des Feminismus:

Margaret Wirth, Professorin der Wirtschaftswissenschaften in Bremen: Die formale Gleichberechtigung ist bei uns heute kein Problem mehr, dennoch gibt es in vielen Bereichen eine unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen zum Nachteil von Frauen. Die Frauenbewegung behauptet, das liege an der diskriminierenden Einstellung der Männer. Aber was ist die Grundlage der Behandlung der Menschen? Die Anforderungen an die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wurden nicht gelockert, sondern eher noch verschärft. Von Frauen wird zusätzlich noch erwartet, die last der Familie zu tragen. Und das sollen sie auch nach dem Willen der Wirtschaft. Männer verweigern sich angeblich der Kinder. Die Frauenbewegung hat sich damit zu beschäftigen und nicht einen falschen Gegensatz aufzumachen.

Katharina Rutschky, Publizistin: Die Frauenbewegung hat mich in der Vergangenheit weniger interessiert. Die Frauenbewegung bzw. Frauenfrage wird für mich erst jetzt dadurch interessant, weil nach dem Erringen der Gleichstellung neue Fragestellungen auftauchen: neue Beziehungen, jetzt erst können beide Geschlechter gemeinsam daran arbeiten, seit die Männer nicht mehr angegriffen werden. Die Differenzhypothese führt politisch nicht mehr weiter.

Gundula Pause, Aktivistin und Mitarbeiterin von Mathilde, einer Frauenzeitung: Mädchen sind tatsächlich mit den Jungen gleichgestellt. Aber durch die von Männern ausgedachten Globalisierung und Harts-Gesetzen werden die Frauen erneut eingeschränkt. Frauen, die mit Männern zusammenleben bekommen nicht mal mehr das Arbeitslosengeld II, weil der Verdienst des Mannes relativ zu hoch ist. Frauen sind wegen der Kinder darauf angewiesen, Teilzeit zu arbeiten, stattdessen wird die Arbeitszeit noch ausgeweitet. Flächendeckende Kinderbetreuung existiert nicht. Frauenförder-programme sind dem Rotstift zum Opfer gefallen. Daraus ergeben sich die Aufgaben für die Feministinnen: dazu beizutragen, dass mehr Frauen in den Schaltstellen der wirtschaftlichen und politischen Macht mehr Positionen einnehmen. So können vernünftigere Entscheidungen gefällt werden: Mädchenförderung, flexible Arbeitszeitmodelle auch für Führungskräfte. Arbeitsplätze sollen im Land bleieben, Solidarität mit den Frauen in anderen Ländern.

Monika Christmann, Feministische Aktivistin und Bundesgleichstellungsbeauftragte, Mitglied der feministischen Partei die Frauen: Der Feminismus ist nicht veraltet. Aber der Feminismus ist verpönt und wird von den Religionen bekämpft. Feminismus löst bei Frauen mehr Ängste aus als bei Männern, weil sie Angst haben, die Zuwendung der Männer zu verlieren. Der Feminismus hat ein ganzheitliches Weltbild. Das Denken der Männer geht von der Differenz aus: Kriege, Vergewaltigung, Wettbewerb, Reiche und Arme, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Marktwirtschaft, Menschen, die unterschiedlich bewertet werden. Das feministische Denken geht von der Cooperation aus, Teilhabe, Gleichwertigkeit, zyklisches Denken.

Margaret Wirth, Professorin der Wirtschaftswissenschaften in Bremen: Die Analyse stimmt nicht: Mehr Professorinnen und Politikerinnen nutzen für ihre persönliche Karrieren aber ändern nichts an den gesellschaftlichen Realitäten. Mehr Männer an Scannerkassen in Teilzeitjobs usw. Es ist die Marktwirtschaft, die das Leben der Menschen ausrichtet und nicht das Patriarchat. Und so ist der Beitrag für den Gewinn anderer der Maßstab der Entlohnung.

Katharina Rutschky, Publizistin: Der Esoterismus vom ganzheitlichen Menschen ist lediglich Religionsersatz, die feministische Variante der Religiosität. Und die Kapitalismuskritik führt auch nicht weiter. Der reale Sozialismus ist an seiner Ökonomie gescheitert, die Kapitalismuskritik ist in Bedrängnis geraten. Trotz Globalisierung hat sich nichts geändert. Wir haben eine neue Situation, die kreativ zu bewältigen ist.

Gundula Pause, Aktivistin und Mitarbeiterin von Mathilde, einer Frauenzeitung: Inhaltsveränderungen kommen, wenn andere Frauen hinzukommen. Die ökonomischen Verhältnisse müssen auch geändert werden.

Monika Christmann, Feministische Aktivistin und Bundesgleichstellungsbeauftragte, Mitglied der feministischen Partei die Frauen: Die feministische Partei “Die Frauen” vertritt das Prinzip der gleichwertigen Vielfalt. Die gleichwertige Vielfalt schließt Unterdrückung aus. Es geht nicht um die Diskriminierung des Mannes. Männer und Frauen sind unterschiedliche aber gleich wert.

Katharina Rutschky, Publizistin: Schritt für Schritt wurde die Frau als Mensch anerkannt, und nun ist das Neue zu denken: Was passiert, wenn Mann und Frau sich gleichrangig begegnen? Frauen sollen ruhig die Männer zu 50% in allen Bereichen verdrängen. Anerkennung der Frauenarbeit, Umwertung der gesellschaftlichen Arbeit, die Frauen leisten, ist wichtig. Wenn sich Männer und Frauen nun endlich gleichwertig begegnen, geht es um die Entwicklung von neuen Lebensentwürfen.

Margaret Wirth, Professorin der Wirtschaftswissenschaften in Bremen: Der Real existierende Sozialismus ist nicht an seiner Ökonomie zugrunde gegangen, sondern weil die politische Führung an den “Segnungen” der Marktwirtschaft teilhaben wollte. Zur Ideologie der Marktwirtschaft gehört die Rolle der Familien und der Fetisch Privatleben. Unübersehbar ist, dass sich in den Geschlechterbeziehungen etwas geändert hat. Aber es gibt viele sehr arme Menschen beiderlei Geschlecht, bei denen von Selbstverwirklichung nicht die Rede sein kann Selbstverwirklichung im Privatleben ist erst durch die entsprechenden finanziellen Mittel möglich. Aber die Trennung zwischen Berufswelt und Privatleben kann nicht aufrecht erhalten werden. Berufliche Zwänge werden in die Beziehung getragen und dort kompensiert. Dieser Ausgangspunkt hat sich nicht geändert, nur die Art, wie Mann und Frau miteinander dort umgehen.

Monika Christmann, Feministische Aktivistin und Bundesgleichstellungsbeauftragte, Mitglied der feministischen Partein die Frauen: Das Ende des Patriarchates ist nicht erreicht, sonst würde es keine Männerherrschaft, keinen Kapitalismus mehr geben.

Margaret Wirth, Professorin der Wirtschaftswissenschaften in Bremen: Die Diskussion um Lebensentwürfe und der ständig überall verbreitete Wahn über das private Glück sollen uns nur ablenken. Die Fiktion der eigenen Entscheidungsfreiheit, womit man in der freien Privatwelt angeblich sein Leben plant, sind von ganz anderen Gesetzen und Rahmenbedingungen abhängig. Haben wir denn zum Beispiel die freie Definition darüber, wie unsere Kinder erzogen werden? Unser Einfluss ist da eher minimal. Selbst im kleinsten Raum ist das so.

Katharina Rutschky, Publizistin: Diese Auslegung ist elitär. Sie können nicht beweisen, dass es diesen “Wahn” des privaten Glücks nicht gibt. Sie wollen doch nur ihre Kapitalismuskritik unterbringen.

Margaret Wirth, Professorin der Wirtschaftswissenschaften in Bremen: Es ist nicht elitär, wenn man eigene Erkenntnisse anderen vermittelt. “Wahn” heißt nicht, dass die Leute spinnen. Lauter Interpretationen werden den Leuten geboten, um von den Möglichkeiten abzulenken, die Lage zu erkennen.

Gundula Pause, Aktivistin und Mitarbeiterin von Mathilde, einer Frauenzeitung: Zwar geht es den Frauen bei uns besser als in anderen Ländern, aber auch hier gibt es überall noch Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Da sich dann die Argumente im Kreise drehten, hörte ich auf, weiter mitzuschreiben. (js)
 
2. “Geschlecht – Natur oder Kultur”
Wenn ein Mensch sich schon in jungen Jahren als Mädchen versteht und einordnet, aber ständig von KindergärtnerInnen, LehrerInnen usw. gezwungen wird, sich wie ein Junge zu kleiden oder zu benehmen, nur weil es über einen Penis verfügt, dann erleben wir den Druck der Bipolarität der Gesellschaft, in der die Menschen entsprechen ihrer Geschlechtsmerkmale in zwei Gruppen geteilt und in völlig unterschiedliche Rollen und Verhaltensweisen dressiert wird. Noch schlimmer wirkt es sich aus, wenn ein Mensch von Anfang an über beide Geschlechtsmerkmale verfügt und er zwangsweise durch eine Operation zu einem der beiden Rollenmuster verstümmelt wird.
Weil es fürchterlich regnete, wurde die Bühne auf der Mauer kurzerhand zum Podium einschließlich Zuschauerraum umgebaut, trotzdem standen viele Interessierte mit Regenschirmen auf der Wiese vor der Bühne, um zuzuhören und mitzudiskutieren. Wir haben bei dieser Gelegenheit das andere wichtige Thema versäumt, das zur gleichen Zeit an einem anderen Ort behandelt wurde: “Man macht es, weil man es so macht. Informationsveranstaltung zum Thema Genitalverstümmelung”.
 
 Von rechts: Katrin Alta, Prof. Dr. Eva Bost
 
 Dr. Sabine Giehle und Oliver
Auf dem Podium saßen:
2.1. Helma Katrin Alta, früher fälschlich als Junge sozialisiert, Beraterin von der Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität.
2.2. Prof. Dr. Eva Bost, Erziehungswissenschaftlerin der Uni Mainz
2.3. Die Moderatorin Dr. Sabine Giehle
2.4. Oliver, der sich in seiner Diplomarbeit mit diesem Thema beschäftigt hat.
 
Nach einer kurzen Hinführung auf das Thema:

Helma Katrin Alta, früher fälschlich als Junge sozialisierte Frau, Beraterin: Man erwartete von mir, was von klein auf gegen meine Natur geht: ich sollte ein Mann sein. Dabei ging man von zwei Geschlechtern aus, doch es gibt sehr viele Geschlechter. Ich nenne die Identitäten Cismenschen und Transmenschen. Bei Cismenschen stimmen der Körper und die Identität überein. Bei Transmenschen eben nicht.

Prof. Dr. Eva Bost, Erziehungswissenschaftlerin der Uni Mainz: Das Geschlecht ist eindeutig eine kulturelle Zuschreibung.

Helma Katrin Alta, Beraterin: Auch die Sprache schreibt die Geschlechter vor. Transgender passen nicht in diese Geschlechterordnung.

Prof. Dr. Eva Bost, Erziehungswissenschaftlerin der Uni Mainz: Kinder haben mit etwa 5 oder 6 Jahren das Geschlecht gelernt. Sie lernen an Vorbildern und durch Verstärkung. Sie müssen sich in der Gesellschaft die Geschlechtsidentität errarbeiten und erringen.

Helma Katrin Alta, Beraterin: Was sie von Natur sind, wissen schon die kleinsten Kinder, schon vor der Geburt, nur können sie es nicht mitteilen. Was danach kommt, ist schon Gesellschaft.

Oliver, der sich in seiner Diplomarbeit mit diesem Thema beschäftigt hat: Was männlich hart oder weiblich weich ist, kommt aus der Gesellschaft. Man kann nicht behaupten, dass dies Natur ist.

Prof. Dr. Eva Bost, Erziehungswissenschaftlerin der Uni Mainz: Die derart frühe Festlegung schon vor der Geburt kann nicht sein, denn dann könnte es später ja keine Änderungen durch die Gesellschaft mehr geben.

Dr. Sabine Giehle, Moderatorin: Was ist denn eigentlich eine männliche oder weibliche Identität und was ist der Sinn dieser Identität?

Helma Katrin Alta, Beraterin: Ich hatte schon als Kleinkind das Gefühl, dass ich als Mann eine Rolle spiele. Ich bin keine Bio-Frau, sondern eine Trans-Frau. Ich bin ein Nicht-Mann. Ich glaube, dass kein Mensch genau dort reinpasst. Vielleicht gibt es so viele Geschlechter wie Menschen auf der Erde. Ich selbst erkenne 5 Geschlechter: Mann, Frau, Transmann, Transfrau und Intersexueller, also mit beiden körperlichen Merkmalen.

Oliver, Diplompädagoge: Identität heißt, mit sich eins sein und nicht Mann oder Frau sein.

Prof. Dr. Eva Bost, Erziehungswissenschaftlerin der Uni Mainz: Diese Geschlechtszuschreibung, der sich alle anpassen sollen, ist gesellschaftlich beabsichtigt. Die ganzen Gesetze werden nur für Heteropaare gemacht.

Oliver, Diplompädagoge: Geschlechtsidentität bedeutet Sicherheit, Erleichterung des Lebens, auch für Transmänner und Transfrauen.

Prof. Dr. Eva Bost, Erziehungswissenschaftlerin der Uni Mainz: Warum hat die offizielle Biologie und Medizin das verlangen, die bipolare Geschlechtlichkeit festzuschreiben? Weil es Männer und Frauen geben soll, es ist dies eben eine Diskussion um Macht. Hier ist auch die Empirie nicht hilfreich, weil sie nur eine Bedeutungszuschreibung ist. Das bipolare Denken soll für die Arbeitswelt befähigen und den privaten Raum schützen.

In der Diskussion, an der sich auch das Publikum beteiligte, kamen dann viele Fälle au der Kindergarten- und Schulpraxis zur Sprache und die Rolle der ErzieherInnen und LehrerInnen, die ihre Arbeitsstelle gefährden, wenn sie ein Kind unterstützen, das sich nicht an die verordnete Geschlechtsrolle hält. (rs/js)
 
3. Luise F. Pusch: Sprache bestimmt das Bewusstsein”
Um an dieser Veranstaltung teilzunehmen, versäumten wir den Arbeitskreis “Gleichberechtigung: die Lösung der Frauenfrage?” Andererseits ist uns die Autorin vieler Bücher, Frau Professorin Luise F. Pusch, die sich seit 27 Jahren mit Sprache beschäftigt, mit ihrer Arbeit schon lange bekannt, daher entschieden wir und für ihre Lesung.
 
 

Die Autorin las unter dem Motto “Die Frau ist nicht der Rede wert” verschiedene Glossen über die deutsche Männersprache im Frauenalltag. Das Publikum war von ihrem unaufdringlichen ironischen Stil sehr angetan. Leider können wir Euch den nicht irgendwie rüberbringen. (rs/js)
 
4. “´Hardcore‘, Diskriminierung?”
Unter dem Motto PorNO riefen Feministinnen in den 80er Jahren zum Protest gegen die Ausbeutung des weiblichen Körpers in pornographischen Darstellungen auf. Ist Pornographie unterdessen gesellschaftsfähig geworden? Das Zelt war zu diesem Thema gerammelt voll, aber das Publikum diskutierte in seinen Anmerkungen gar nicht über Pornographie, sondern über Formen der Sexualität an sich und machte es so dem Podium schwer, das eigentliche Thema im Auge zu behalten.
 
 Vin links: Claudia Gehrke und Theo Reuder
 
 Theo Reuder, Prof. Rüdiger Lautmann, Margot Müller
 
 vin links: Rüdiger Lautmann, Margot Müller
Über dieses Thema diskutierten:
4.1. Claudia Gehrke, Verlegerin erotischer Bildbände und erotischer Literatur
4.2. Theo Reuder, Moderator,
4.3. Prof. Dr. Rüdiger Lautmann, Universität Bremen,
4.4. Margot Müller, feministische Partei Die Frauen.
 
Prof. Dr. Rüdiger Lautmann, Universität Bremen: Die Haltung zur Pornographie ist ein Merkmal der jeweiligen Generation. Ich gehöre einer Generation an, die aus den muffigen 50ern und 60ern kam, in denen der nackte menschliche Körper nicht zu sehen war. Pornos waren bei uns eine Form von Protest. Wir sind heimlich nach Dänemark gefahren, um uns Pornos ansehen zu können. Uns ging es darum, Grenzen einzureißen. Das halte ich auch heute noch für richtig. Heute finden wir weiche und harte Pornographie überall, ohne dass sie Anstoß erregt. Die Hauptkritik an Pornographie scheint zu sein, dass Sexualität an Emotionen gebunden sein soll. Pornos sind Abbildungen, die gesellschaftlichen Anstoß erregen. Heutzutage gibt es nur noch wenige Bereiche, die unter Tabu stehen, die man heutzutage noch als Pornographie definieren müsste oder könnte, weil sie Anstoß erregen, die Phantasiewelten von Minderheiten bedienen: Hardcore, die schwere Anstoß erregende Darstellung zum Beispiel Sexualität mit Tieren usw. Die Sexualität von Jugendlichen und Kindern steht so sehr unter Tabu steht, dass sie nicht angesprochen und untersucht werden kann.

Margot Müller, feministische Partei Die Frauen: Die Frauenbewegung ist gegen die zunehmende Pornographisierung der Gesellschaft seit 30 Jahren in der Selbstverteidigung. Der Hintergrund der Lust der Männer an Pornographie ist tabuisiert: denn Männer finden sexuelle Gewalt gegen Frauen erotisch. Die Ponoindustrie unterwirft sich hingebungsvoll diesen Männerwünschen. Porno ist ein Lehrmittel für Frauen, die so beigebracht bekommen, wie sie sich zur Lusterfüllung von Männern verhalten sollen.

Claudia Gehrke, Verlegerin erotischer Bildbände und erotischer Literatur: Mein Jahrbuch “Das heimliche Auge” ist nicht zum Lusterzeugen gemacht, aber wenn es Lust erzeugt, dann ist das willkommen. Ich brauche dafür immer neue Fotografinnen und Autorinnen. Frauen, macht Bilder Eurer Lust, schreibt über Eure Lust und benutzt dabei Eure eigene Sprache. In der Pornographie überwiegt der Männerblick. Es gibt auch die Lust der Frauen an erotischen Darstellungen. Es hat jedoch nur einen von Frauen hergestellten Frauenporno gegeben, mit mäßigen Erfolg. Gegenüber den 50er Jahren hat sich viel verändert. Die Leichtigkeit im Umgang mit Sex war ein Weg, uns zu befreien. Aber zunehmend ist die Große Liebe wieder in.

Margot Müller, feministische Partei Die Frauen: Pornographie ist sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Wir sind nicht gegen erotische Darstellungen. Aber die freie Verfügbarkeit der Männer über Pornographie definiert die Frau als Hure. Männer haben festgefügte Bilder über die weibliche Sexualität und sie haben diese Bilder aus der Pornographie. Frauen werden hier zur Ware und zur Dienerin der Männer-Lust.

Prof. Dr. Rüdiger Lautmann, Universität Bremen: Wo Frauen in Pornos gedemütigt werden, dort ist die Kritik berechtigt. Aber dass alle Männer so sind und Frauen demütigen wollen, das kann ich nicht bestätigen. Und dass von Pornographie eine solche Wirkung ausgeht, ist nicht bewiesen. Es wird einfach behauptet und ist dann schwer zu widerlegen. Die speziellen Hadcore-Pornos sind für kleine Gruppen gemacht und bedienen deren Neigungen aber erzeugen sie nicht.

Margot Müller, feministische Partei Die Frauen: Pornographie, Prostitution, Sextourismus usw. das ist nicht für eine kleine Gruppe, sondern ein Massenphänomen. Wenn in der Sexualität die Frauen das Heft in die Hand nehmen, werden die Männer impotent.

Aus dem Publikum: Macht und Unterwerfung ist doch auch ein Teil des sexuellen Spiels.

Prof. Dr. Rüdiger Lautmann, Universität Bremen: Sich hingeben, aktiv und passiv sein, das ist nicht an das Geschlecht gebunden.

Claudia Gehrke, Verlegerin erotischer Bildbände und erotischer Literatur: Macht und Unterwerfung, auch im sexuellen Spiel, ob dies von den Beteiligten erwünscht oder erzwungen ist, das ist situationsgebunden und nicht geschlechtsgebunden.

Margot Müller, feministische Partei Die Frauen: Der Unterschied zwischen Hingabe und Unterwerfung ist der Unterschied zwischen Frau und Mann.

Aus dem Publikum: Herr Laumann, sie haben vorhin gesagt, dass sie keine Grenzen ziehen wollen. Wie sehen sie das bei der sexuellen Unterwerfung von Kindern? Und wie bei der Kinderpornographie?

Prof. Dr. Rüdiger Lautmann, Universität Bremen: Es ist schwer, in z.B. kulturübergreifenden oder altersübergreifenden Zusammenhängen Grenzen zu ziehen. Wo genau ist die Grenze zu ziehen? Wann hat ein junger Mensch die Reife, entscheiden zu können, ab wann er in der Lage ist, Sexualität zu erleben? Der Staat hat ein wachsames Auge und zieht hier Grenzen. Diese Grenzen sind geschichts- und kulturbedingt und müssen nicht unbedingt unterstützt werden. Ich persönlich möchte hier keine Grenze definieren und möchte zum Thema zurückkehren, zu dem ich eingeladen wurde. Soweit ich weiß, sind die Abbildungen, die verboten sind und Kinderpornographie genannt werden, etwa von der Beschaffenheit der FKK-Hefte, also nackte Kinder. Der Besitz ist strafbar. Solche Stoffe werden von den Menschen, die z.B. eine sexuelle Neigung nach Kindern haben, ein Ersatz für Partnerschaft. Dieses Thema ist also tabuisiert. Ich möchte hier keine Grenzen ziehen und zum eigentlichen Thema zurückkehren. Wäre dies das Thema der Diskussion, zu dem ich eingeladen wurde, wäre ich nicht hier hergekommen.

Margot Müller, feministische Partei Die Frauen: Wir von der Partei die Frauen gehen von gleichwertigen Beziehungen aus. Altersunterschiede in Beziehungen sind fragwürdig, auch unter Erwachsenen. Kinder können sich nicht gegen Erwachsenen wehren. 75% aller Mädchen haben in ihrer Jugend solche Erfahrungen machen müssen, in der Familie ist es nach wie vor sehr gefährlich für Kinder.

Mann von der Projektgruppe des Festivals: Ich spreche hier für die Projektgruppe des Festivals und unterbinde hiermit die weitere Diskussion über das Thema, weil wir den Eindruck haben, dass hier das Thema verharmlost wurde.

Margot Müller, feministische Partei Die Frauen: Frauen sind bedingt gezwungen, sich von Männern sexuell ausbeuten zu lassen. Frauen, die sich dagegen wehren, werden ausgegrenzt. Frauen sollen ihre Sexualität frei leben. Wenn sich Frauen sexuell aber so verhalten, wie Männer es wollen, werden sie gesellschaftlich belohnt.

Prof. Dr. Rüdiger Lautmann, Universität Bremen: Männerdominanz kann nach meinem Ermessen, wo sie vorliegt, nicht durch staatlichen Eingriff oder wirtschaftliche Prozesse, sondern nur durch Frauenintervention geändert werden.

Margot Müller, feministische Partei Die Frauen: Unsere Partei fordert Bußgelder für die Pornoindustrie.

Frau aus dem Publikum: Wofür brauchen wir denn diese Pornographie? Man brauch doch eigentlich nur sexuell frei zu leben, dann braucht man diese Pornographie nicht.

Es wurde noch eine Weile über Pornographie und Masturbation gesprochen, die auch innerhalb bestehender Beziehungen existiert und nun langsam zugegeben wird. Früher wurde oft gesagt: ich masturbiere nicht, ich bin in einer Beziehung.
 
5. “Da mach´ ich mir kein Kopf(tuch) drum”
In der aktuellen Integrationsdebatte, die von links wie von rechts geführt wird, taucht, egal wie unterschiedlich die Fragen und Antworten der diversen Gruppen sind, immer wieder das Kopftuch als Streitobjekt auf. ... Wie kommt es, dass Frauen einerseits für das Tragen eines Kopftuches im öffentlichen Dienst kämpfen, andererseits dafür sorgen, dass genau das verboten wird? Und worüber wird dabei eigentlich gestritten?
 
 Von links Heinz Scholler und Barbara Akdenitz
 
 Barbara Akdenitz, Lale Akgun und Nasrim Amirsedghi
 
 Nasrim Amirsedghi, Dilek Urkan und Mohamed Laabdallaoui
Auf dem Podium sitzen:
5.1. Heinz Scholler, GegenStandpunkt Verlag
Das Kopftuch ist das Zeichen der Desintegration und dem Beharren auf die Herkunftsgesellschaft. Vordergründig geht es beim Verbot um die Trennung zwischen Religion und Staat. Doch diese Trennung existiert gar nicht. Durch die Privilegien für die katholischen und die evangelische Kirche ist dies zu belegen, und dass der Staat für sie die Kirchensteuer einzieht. Es ist nicht wahr, dass die christlichen Kirchen auf Macht freiwillig verzichten, denn alle Religionen sind fundamentalistisch. Beamte stehen in einem besonderen Treueverhältnis zum Staat. Das war schon in den 60er Jahre mit dem Berufsverbot für Linke der Fall. Das Kopftuch soll nicht verboten werden.

5.2. Barbara Akdenitz, Frauenbeauftrage der Stadt Darmstadt
Da ist zum Beispiel das hessische Gesetz zur Sicherung der staatlichen Neutralität, das den Beamtinnen verbietet, ein Kopftuch zu tragen. Ich denke, dass dieses Gesetz nach einer zu erwartenden Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wegen Diskriminierung einer Gruppe abgelehnt wird, da z.B. Nonnen in ihrer Tracht im Schuldienst arbeiten. Zwar werden Frauen, auch in Deutschland, gezwungen, das Kopftuch zu tragen, aber es gibt Frauen, die das Kopftuch aus religiöser Überzeugung tragen. Ihnen das an ihrem Arbeitsplatz zu verbieten, diskriminiert sie. Das Kopftuchverbot ist ein Berufsverbot für muslimische Frauen.

5.3. Lale Akgun, die auch “die türkische Voltaire” genannt wird.
Bei unserer Fragestellung geht es um die Abwägung von Grundrechten. Es geht nicht um ein Berufsverbot, weil ja den muslimischen Frauen nichts verboten wird. Sie sollen nur nicht im Staatsdienst den Islam repräsentieren, der Staat hat religiös neutral zu sein. Selbstverständlich ist es da auch wichtig, dass die Religionen nicht ungleich behandelt werden. Wenn Staatsdiener bewusst mit demonstrativen religiösen Symbolen auftreten würden, dann wäre das wirklich so, als wenn der Staat Kopftuch trägt. Was die Lehrerinnen betrifft: Die Eltern und die Schüler haben das Recht, in religiösen Fragen neutral erzogen zu werden, denn es existiert ja die Schulpflicht. Die Lehrerin mit Kopftuch führt auch ohne Worte ihre muslimische Schülerinnen in einen Anständigkeitsdiskurs, da sie ihnen vorlebt, dass eine “anständige” Muslimin ein Kopftuch zu tragen habe.

5.4. Nasrim Amirsedghi, Moderatorin, führte die Podiumsdiskussion sehr streng, indem sie keine Meinungsäußerungen aus dem Publikum zulassen wollte, sondern nur Fragen, die dann das Podium beantworten sollte. Besonders Mohamed Laabdallaoui nutzte diese Lage mit endlosen Predigten, bei denen er besonders den Sinn und das positive Wirken der Religion hervorhob. Während dieser endlosen Ausführungen wurden die anderen PodiumsteilnehmerInnen sichtlich ungehalten, ohne jedoch in irgend einer Weise zu widersprechen. Im Gegenteil wurden Unmutsäußerungen aus dem Publikum von der Moderatorin zum Schweigen gebracht.

5.5. Dilek Urkan, sie ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und ist sich des Symbolgehaltes des Kopftuches bewusst. Sie hat früher das Kopftuch getragen und fühlte sich durch Lehrer und Schüler diskriminiert, weil sie nicht als eigenständige Person behandelt wurde, sondern als seien alle Muslime gleich. Sie liebt ihre Eltern, auch wenn diese sie früher angehalten haben, das Kopftuch zu tragen. Sie ist weiterhin gläubige Muslimin aber zieht es nun vor, kein Kopftuch mehr zu tragen.

5.6. Mohamed Laabdallaoui, er versteht sich als muslimischer Intellektueller, der die Literatur der Welt kennt. Dies belegte er, indem er eine Reihe von Autoren der Aufklärung benannte, ohne freilich ihre Aussagen in irgend eine Weise zu würdigen. Er tritt für das Kopftuch für muslimische Frauen ein. Das Kopftuch seiner Frau und der Frauen der ganzen Familie betreffe nicht die betreffende Person alleine, sondern die ganze Familie. Es gebe keinen religiös neutralen Staat und es gebe keinen weltanschauungsfreien Raum. Der Staat müsse sich daher entscheiden, ob er ein kastrierter Staat sein wolle und seine Beamten religiös kastrieren wolle. Die Spaltung gehe nicht zwischen den Kopftuchträgern und den Nichtkopftuchträgern, sondern spalte die gesamte Gesellschaft. Feministinnen seien auch missionarische Eiferer. Es sei wahr dass Muslime die Probleme nicht angesprochen hätten, die es in muslimischen Ländern gebe, so die Zwangsheiraten und andere Zwänge. Aber der Terror und die Unterdrückung der Frau habe nichts mit dem Islam zu tun. Doch das Gesicht sei die Person, der Körper sei die Sexualität, die nach dem Koran zu bedecken sei. Das Kopftuch habe die Funktion, den Körper, der der Erotik gelte, vor gierigen Männerblicken zu schützen. Die bewusste Religion und die Ehre der Familie werde durch das Kopftuch der Frau zum Ausdruck gebracht. Die Religion sei eine wichtige und gute Sache, weil sie Frieden und Gerechtigkeit zu den Menschen bringe.

Da Mohamed Laabdallaoui mehrmals sehr lang predigte, konnte zum Schluss nur noch eine Frage gestellt werden, und zu der wurde, oh Wunder, Joachim von der LUST drangenommen. Er wurde noch einmal ermahnt, kein Statement zu geben, sondern eine Frage zu stellen.
Joachim sagte: “Ganz ohne Statement wird es nicht gehen. Ich spreche für eine Lesben- und Schwulengruppe. Hier wurden eben gerade die Religionen gelobt. Lesben und Schwule haben, wie auch viele andere Menschen, sehr schlimme Erfahrungen mit den Religionen gemacht. Lesben und Schwule wurden von Christen verfolgt, diskriminiert und ermordet. Wir haben eine sehr lange und zähe Auseinandersetzung um unser Recht auf ein uns gemäßes Leben gegen die christlichen Kirchen und ihre politischen Verbündeten geführt. In einigen islamischen Ländern wurden und werden Lesben und Schwule gesteinigt und gefoltert. In Berlin hat es nun Überfälle von muslimischen Jugendlichen auf Besucher eines Cafes der Aidshilfe gegeben und der CSD ist von muslimischen Jugendlichen angegriffen worden, unter Beifall ihrer Eltern. Man sagt uns hier, der islamische Terror und die Unterdrückung der Frauen habe nichts mit dem Islam zu tun. Aber ich habe in einer deutschen Übersetzung des Korans nachgelesen, und da steht das alles drin. Religionen haben sehr viel Leid über die Menschen gebracht. Errungenschaften für die Rechte der Frauen und auch unsere Menschenrechte sind uns nicht von den Religionen gegeben worden, sondern wurden immer gerade gegen deren heftigen Widerstand erkämpft.”

Offenbar hatte die Moderatorin sich nicht getraut, Joachims Statement zu unterbrechen, vielleicht, um nicht als lesben- und schwulenfeindlich zu gelten. Und es gab auch Applaus für diesen Beitrag. Auf diese “Frage” antwortete Lale Akgun, die meinte, dass die “Lebensformen” noch nicht von allen Religionen anerkannt würden.

Darum ging es Joachim aber gar nicht und das ist natürlich auch nicht zu erwarten, da ja tatsächlich alle Religionen fundamentalistisch sind, wenn sie nur die Möglichkeit dazu haben. Nun ja.
 
Zum Festival
Das diesjährige Festival war mal wieder im großen und ganzen nach unserem Geschmack, wenn man mal vom Wetter absieht. Es bietet gute Gespräche und die inhaltliche Auseinandersetzung der Zeit kann man hier aus unterschiedlichen Richtungen miterleben (sofern nicht auf seltsame Art eingegriffen wird), und das ist uns das wichtigste. Schade nur, dass wir auch in diesem Jahr keine weiteren Helfer-Innen an unserem Stand hatten. Von den anderen politischen Gruppen werden wir beruhigt, es ginge ihnen genau so. Aber das tröstet uns gar nicht. (rs/js)
 
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