81. LUST, Winter 04/05
 
Konservatives Partei-Internes
Kaum haben wir den Ausgang der US-Wahlen überstanden, bei denen in 11 Staaten über und infolge dessen genen Homosexuelle abgestimmt wurde, was zu einer größeren Wahl-Mobilisierung führte, da fällt uns die CDU ins Haus und hat schon verstanden, welche Register bis 2006 zu ziehen sind, um die Wahl zu gewinnen. Die Schwulen und die Lesben sind doch immer für etwas gut, und wenns zum Draufhauen ist.

In Baden-Württemberg wollte die konservative Frau Schawan Ministerpräsidentin werden. Sie hatte einen männlichen Mitbewerber. Und wenn es um Posten geht, wird mit harten Bandagen gekämpft. Flugs kam von irgendwoher das Gerücht auf, Frau Schwan sei homosexuell, eine Lesbe eben.

Eine Lesbe, die im konservativen Ländle Ministerpräsidentin werden will? Da wird nix draus. Unabhängig davon, ob was dran ist. Denn gerade bei Konservativen weiß man ja, dass von Gerüchten immer was hängen bleibt. Deshalb nutzt man sie ja auch so gerne gegen politische Gegner im feindlichen Lager. Im eigenen schaut man weg, ist doch klar. Das scheint aber nicht mehr so zu gelten.

Und so liest man in der rotgünen LSVD-Presseerklärung zum Thema: „Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) verurteilt die Versuche, eine Politikerin mit Gerüchten über ihre angebliche lesbische Veranlagung zu schädigen. Die ganze Debatte wird zu Lasten von Lesben und Schwulen geführt. Die sexuelle Orientierung sagt nichts über die Qualifikation eines Politikers aus. Eine Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung darf es nicht geben.

Irritierend ist der falsche Zungenschlag, den die Debatte bekommen hat. So erklärte Frau Schavan zu den Gerüchten über ihre Person: “Das ist schäbig, absurd, das ist Rufmord”. Schäbig und absurd ist jedoch nicht der Inhalt der Gerüchte, sondern vielmehr die Absicht, eine Politikerin zu demontieren.

Es ist bedauerlich, dass einige CDU-Politiker Homosexualität immer noch für rufschädigend halten. Damit tragen sie dazu bei, dass mit Gerüchten über eine homosexuelle Orientierung Politik gemacht werden kann. Es wäre besser gewesen, Annette Schavan hätte klargestellt, dass die sexuelle Orientierung nichts über die Qualifikation für ein politisches Amt aussagt.“

Tja, daren kann man sich in dieser Frage bei rotgrün natürlich genüsslich ergötzen, zumindest in der sogenennten Gay-Presse. Kaum ist dieses CDU-Drama vorbei, kommt die nächste E-Mail vom LSVD, wieder gehts um eine CDU-Frau, und diese machtbewusste Frau weiß auch, dass sich mit dem Homo-Thema punkten lässt:

„Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) verurteilt die Äußerungen der CDU-Vorsitzenden Angela Mer-kel zum Erbrecht für gleichgeschlechtliche Lebenspartner. Merkel hatte auf dem CDU-Parteitag gesagt, sie halte es “für falsch, das Erbrecht bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften so auszugestalten wie das bei Ehepaaren”. Merkel begründete ihre Haltung damit, dass die “Familie” der Ort sei, wo “Treue, Verlässlichkeit, Bindung, Geborgenheit und Halt, soziale Verantwortung weitergegeben” würden.

Merkels Äußerungen verraten im übrigen eine erstaunliche Unkenntnis der Rechtslage. Ein gesetzliches Erbrecht gibt es für gleichgeschlechtliche Lebenspartner bereits seit Einführung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft im August 2001.
 
Was bisher am Widerstand von CDU und CSU scheiterte, ist eine Gleichstellung bei der Erbschaftssteuer. So werden Lebenspartner im Todesfall steuerrechtlich wie Fremde behandelt. Ein Freibetrag wie bei Ehegatten steht ihnen nicht zu – was in einigen Fällen dazu führt, dass der hinterbliebene Partner z.B. die gemeinsame Wohnung verkaufen muss, weil er die Erbschaftssteuer sonst nicht bezahlen könnte.“

Und dann kommt da noch der hessische Schwulenfeind Irmer. Um Genauigkeiten gehts nicht in solchen Schlachten. Und was macht ein CDU-Schwuler, wenn er die Möglichkeit hat, der Rundschau zu antworten?
 
Der ehemalige LSU-Bundesvorsitzende Rolf Ohler meint, dass er „dabei differenziere zwischen dem, was Irmer als Herausgeber und Redakteur des Wetzlarer Kuriers von sich gibt, und dem, was er in seiner Position als bildungspolitischer Sprecher von sich gibt.“ Na prima, dann kann man als schwuler Mann ja zufrieden mit seiner Partei sein.
 
Ohler: „Irmer ist Studienrat. Es ist das bedenklichste Zeichen, dass in Deutschland im Jahr 2004 Lehrbeauftragte mit so einem Gedankengut noch Jugendliche erziehen dürfen.“ Ist das denn nicht irgendwie widersprüchlich? Egal, hauptsache man gewinnt. Oder? Na denn haste es aber. (js)
 
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