81. LUST, Winter 04/05
 
Konservative Politik
Fundamentalisten scheinen bei den konservativen Parteien in unterschiedlichen Ländern auf dem Vormarsch zu sein. Wer sich politisch von den Konservativen beeindrucken lässt, weiß meistens nicht, dass deren Politik verheerende Auswirkungen auf unser Leben hat. Hier geht es nicht nur um eine Meinung unter vielen.
 
Parteien und ihre Herkunft
Als der Adel herrschte, hatte die Kirche die Aufgabe der ideologischen Unterstützung dieser Herrschaft. Jeder adlige Herr fühlte sich von Gott eingesetzt und ein Zweifel an dessen Herrschafsberechtigung hatte auch das ewige Fegefeuer, in anderen Religionen eben andere Strafen nach dem Tode zur Folge.

Die bürgerlichen Parteien: Aus den neuen Unternehmensführern, den Beamten, Verwaltern und dem Bildungsbürgertum entstand eine politische Bewegung, die zum Ziel hatte, die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft als gleich anzusehen. Sie wollten eine Demokratie (die Herrschaft des Volkes) und als Staatsform eine Republik (der Staat soll eine öffentliche Sache sein und nicht Besitz eines z.B. Königs). Es kam aufgrund politischer Tagesereignisse in den verschiedenen Ländern zur Spaltung dieser Bewegung, weil die einen so viel wie möglich von den Zuständen der Monarchie konservieren wollten, besonders die Nutzung des Einflusses der Religionsführer, die Konservativen, und die anderen, die möglichst weitgehende Befreiung (Liberalisierung) des Bürgers und der Wirtschaft vom Staat und der Religion haben wollten: die Liberalen. Von der letzteren Gruppe spalteten sich in Spanien und Rußland solche Freiheitlichen ab, die die Notwendigkeit eines Staates generell nicht mehr einsahen, die Anarchisten, und meinten, wenn niemand Herrschaft (Herrschaft heißt Hierarchie) ausübt, (Herrschaftslosigkeit heißt Anarchie) dann handeln die Menschen schon vernünftig.
Von den Konservativen spalteten sich auch solche ab, (Ideologischer Begründer war der französische Adlige Arthur Conte de Gobineau) die ungefähr so argumentierten: Die Leute haben früher widerspruchslos dem Adel gedient, weil sie glaubten, das sein Gottes Wille. Das können wir die Leute nicht mehr glauben machen. Also verkünden wir, dass die Natur (die Biologie) die Besten über die Schwachen setzt und unsere Führung deshalb gerecht ist. Die Charaktereigenschaften und deshalb das Oben und Unten sind angeboren (natus - Nation). Es handelte sich somit ursprünglich um den Schulterschluss zwischen Adel (als Führung) und Lumpenproletariat. Das waren und sind die Nationalisten.
In den heutigen Parteien gibt es verschiedene Flügel. Die Liberalen reichen von den Nationalliberalen (Heider, Schirinowski) bis hin zu den Sozialliberalen, oftmals vertreten die Grünen diese Richtung. Die Konservativen reichen von nationalen Interessen bis hin zur christlichen Soziallehre. Manchmal kommt der eine, manchmal der andere Flügel einer Partei zur Geltung. Alle versuchen möglichst Volksparteien zu sein, also möglichst von links bis rechts zu reichen.
Die Frage, was links und was rechts ist, hat etwas mit den Sitzen im Parlament zu tun. Rechts vom Präsidenten saßen die adligen Großgrundbesitzer, links von ihm die Vertreter der Arbeiter, die damaligen Sozialdemokraten.

Die Arbeiterparteien: Die Arbeitnehmer wollten ihre Ziele solidarisch und gemeinsam erreichen. (Socius ist der Bruder). Die Sozialdemokraten spalteten sich in zwei Bewegungen. Die einen (Sozialdemokraten) wollten im modernen kapitalistischen Staat Reformen zugunsten der Arbeitnehmer durchführen, aber den kapitalistischen Staat auch schützen und zugunsten der Unternehmerinteressen regieren. Die Kommunisten wollten einen anderen Staat, einen Arbeiterstaat errichten. Von den Sozialdemokraten spalteten sich auch die Sozialisten ab, die den Sozialdemokraten vorwerfen, die Reformen auf Kosten der Arbeiter zu vernachlässigen und zugunsten der Marktwirtschaft durchzuführen. Die Sozialisten wollen durch Reformen die Marktwirtschaft überwinden. Da die Konzerne heute vom Staat (und den Wählern) nicht kontrolliert werden können, sollen nach Auffassung der Sozialisten die Schlüsselindustrien und die Banken verstaatlicht werden.
Die Spaltungen in diese verschiedenen Richtungen der Parteien entstanden, deshalb, weil bei verschiedenen Fragen der aktuellen Politik mehrere Möglichkeiten zur Lösung, je nach Interessenslage, sichtbar wurden.

Einparteienstaat: Wenn es nur eine Partei gibt, dann entstehen in ihr als Flügel all die o.a. Richtungen, sofern im realen Leben die Grundlagen dazu existieren, also die Klasseninteressen, wie es sich u.a. auch beim Zerfall der Sowjetunion bei der KPdSU zeigte.
 
Bush und die religiösen Fundamentalisten
Was bei Papa Bush nicht derart deutlich in Erscheinung trat, zeigt sich nun verstärkt beim Sohn. Im Sinne religiöser FundamentalistInnen will der US-Präsident Aids wie Teenager-Schwangerschaften mit einer Enthaltsamkeitskampagne bekämpfen. In Texas existiert diese Kampagne schon seit den Neunziger Jahren, als George Walker Bush hier Gouverneur war. Staat Sexualaufklärung wurde in den Schulen Enthaltsamkeit gepredigt. Die Logik dahinter ist die fundamentalistische Argumentation: Wer über verantwortliche Sexualität spricht, über Verhütung und Safer Sex, ermutigt die Jugend nur, es auszuprobieren. “Abstinenz bis zur Hochzeit ist die bestmögliche Antwort auf alle Probleme”, sagte Charmaine Heimes, Aufseherin über das Aufklärungsprogramm in den vier Mittelschulen von Laredo/Texas. Über welche Probleme spricht sie?
 
Der Texas liegt in der amerikanischen Aids-Statistik an der Spitze, ebenso wie bei den Teenager-Schwangerschaften. An die 80000 Mädchen werden hier jedes Jahr schwanger; das ist nach Auffassung der Wochenzeitung ZEIT Drittweltniveau. Jetzt versorgen zwei Lehrer etwa 5000 Schüler mit der Abstinenzbotschaft. “Wir sagen ihnen: Das geschieht mit deinem Körper, und das passiert mit dem anderen Geschlecht. Und wenn beide zusammenkommen, kann viel passieren - Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaft, emotionale Probleme, eben all das, was mit einer sexuellen Beziehung so zusammenhängt.” Über den Geschlechtsakt wird im Unterricht nicht geredet, auch nicht über Verhütung, allenfalls dann, wenn es um die Fehlerquote von Kondomen geht. Und Aids taucht lediglich als dunkle Drohung auf – “nur in dem Sinne, dass es eine Konsequenz von Sex ist”.

In der achten Klasse wird der Unterricht dann etwas detaillierter - allerdings nur beim Thema Geschlechtskrankheiten. Zu Sexualität und Partnerschaft gehen die Aufklärer “nicht gerne ins Detail”. Es wäre auch verboten. Völlige Abstinenz bis zur Eheschließung - dies soll die alleinige Botschaft sein. Kann man das tagein, tagaus predigen? “Ja”, beteuert Heimes, “das wird einem zur zweiten Natur. ”Bush ist nicht der Erfinder dieser Abstinenzprogramme (bis zur Heirat). Schon unter Präsident Reagan gab es sie in den USA. Auch in der Ära Clinton schuf eine republikanische Parlamentsmehrheit dann Sozialgesetze, die rund 50 Millionen Dollar Bundesmittel pro Jahr allein für die Abstinenzerziehung reservierten.

Der Boom dieser reinen Lehre aber kam mit George Bush, dem Sohn. 2005 will Washington, trotz allgemeiner umfangreicher Finanzkürzungen, die Rekordsumme von 268 Millionen für abstinence only aufbieten, ein weiterer Sieg der religiösen Rechten.

Anfangs gelang es ihr, eine scharfe Antiabtreibungspolitik durchzusetzen. Es gab auch Zusammenarbeit zwischen den religiösen Rechten der USA und der Sprecherin der amerikanischen Femistinnen Andrea Dworkin. Präsident Bush ordnete bereits in seiner ersten Arbeitswoche im Januar 2001 an, dass weltweit keine Organisation mehr US-Mittel bekommt, wenn deren Berater die Möglichkeit von Abtreibungen auch nur erwähnen. Es folgte die Blockade der Stammzellforschung und ein Feldzug gegen die Legalisierung homosexueller Partnerschaften. Seit Februar agitiert Bush eifrig für einen Zusatz zur US-Verfassung, der die Homo-Ehe explizit untersagt. In Washington ist er damit vorerst gescheitert. In den einzelnen Bundesstaaten aber tobt in Parlamenten und vor Gerichten der Kulturkampf. In 11 Staaten wurde nach längeren Kampagnen bei der Präsidentenwahl darüber abgestimmt und mobilisierten konservative Wählerschichten, die Bush letztlich, zum ersten Mal gewählt, ins Amt brachten. Das ging freilich auch bei der Präsidentenwahl 2004 nicht ohne einer ganzen Reihe von sogenannten “Dirty Tricks”.

Dabei wurde die erzkonservative Basis auch jenseits der evangelikalen Propheten mobilisiert. Schon dreimal hat der Präsident dem Papst seine Aufwartung gemacht. Als er Anfang August in Dallas die Knights of Columbus, die größte katholische Laienorganisation, mit seiner dreifachen Botschaft gegen Abtreibung, Schwulenehe und Sexualaufklärung beglückte, empfanden viele “Ritter”, der “wiedergeborene Christ” und Methodist Bush klinge weit katholischer als der Katholik John Kerry, und jubelten: “Noch vier Jahre! Noch vier Jahre!” das lässt Schlimmes erwarten.

Schätzungsweise 700 Keuschheitsprogramme gibt es mittlerweile im Land, an gut einem Drittel aller Highschools wird die Jugend bereits ausschließlich in Enthaltsamkeit unterwiesen. Immer mehr schließen sich an, besonders im Süden. Und es wird Geld damit gemacht. Schon bietet eine wachsende Schar dubioser Vereine, Allianzen und Institute passendes Material gegen gute Dollars feil: aufrüttelnde Plakate, Broschüren, sogar Spezialunterwäsche mit der aufgedruckten Botschaft, dass Sex bis zur Heirat warten muss. Das staatlich geförderte Abstinence Clearinghouse, bis nach Afrika aktiv, verteilt “Good girl”-Karten. Verschiedene Organisationen und Vereine veranstalten massenhafte Keuschheitsgelübde oder fördern abendliche Runden im Familienkreis, wo Jugendliche “vor Gott” schwören, abstinent zu bleiben und jedes “riskante Verhalten” zu meiden, weil es sie “auf den Pfad der Verwirrung und Isolation führen könnte”.
 
Über 3,5 Millionen US-Teenager sollen einen solchen Schwur angeblich bereits abgelegt haben. Geradezu fanatisch bekämpfen viele dieser Vereine das Kondom. Scott & White, Hersteller der viel genutzten Unterrichtseinheit Worth the wait, ermutigt die Lehrer, mit Stückchen von Gummihandschuhen, Plastiktüten und Kondomen zu hantieren, um den Schülern anschaulich zu zeigen, “dass Kondome aus dünnstem Plastik sind und leicht reißen können”. Ein Abstinenzverein attackiert die “große Lüge” der Gummis sogar mit Fernsehspots. Auch Jospeh McIlhaney, der Gründer und Leiter des Medical Institute of Sexual Health, agitiert unablässig in Wort und Schrift gegen Kondome. Der rührige texanische Doktor hat inzwischen zwei wichtige Washingtoner Posten ergattert: im Aids-Beraterstab des Präsidenten und im Beratungskomitee für den Direktor des CDC, des Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention im US-Gesundheitsministerium. Das CDC drängt staatlich geförderte Aids-Programme neuerdings, die “mangelnde Effektivität” von Kondomen hervorzuheben.

Gesundheitsexperten macht vor allem die Ausschließlichkeit dieser Programme nervös. Schüler, die dieser Abstinenzerziehung ausgesetzt seien, “erhalten nicht die ganze Bandbreite von Werkzeugen, die sie brauchen, um auf sich selbst aufzupassen”. Untersuchungen bestätigen diese Befürchtung. Forscher der Columbia University beobachteten 12000 Heranwachsende, die einen Abstinenzschwur abgelegt hatten. 88 Prozent brachen ihn nicht nur, viele zeigten in ihrem Sexualverhalten danach auch besonders wenig Umsicht. Sie hatten ja gelernt, dass Kondome und andere Verhütungsmittel ohnehin nichts taugen.

Dabei können die konservativen Befürworter purer Enthaltsamkeitslehre keine seriöse Studie vorweisen, die das Funktionieren dieses Ansatzes untermauert. “Obwohl allein in Texas mehr als zehn Millionen Dollar für abstinence only-Programme aufgewendet wurden”, resümiert die Union of Concerned Scientists (UCS), ein Zusammen-schluss kritischer Forscher, “hat diese Strategie keinerlei Effekt bei der Reduzierung der Zahl von Teenager-Schwangerschaften oder der Verbreitung von HIV und Geschlechtskrankheiten gezeigt.” Im Gegenteil: In der Ära des Gouverneurs und Abstinenzpioniers Bush zeigte die Anzahl von schwangeren Teenagern in Texas den geringsten Rückgang aller Bundesstaaten. Die Geburtenrate bei Minderjährigen in den USA sinkt zwar seit den frühen neunziger Jahren, liegt aber noch immer um ein Vielfaches über den Werten westeuropäischer Industriestaaten.

Nie ging es den Glaubenskriegern besser als in diesen Tagen. Denn die Regierung fördert »glaubensbasierte« Initiativen, hat zwecks Koordinierung in Washington eigens ein Office geschaffen. Seit Dezember operiert sogar ein erstes Gefängnis auf Glaubensbasis - die Lawtey Correctional Institution in Florida, dem Bundesstaat von Bushs Bruder Jeb. Dort erhofft man sich eine Läuterung der Kriminellen durch intensive Bibellektüre. Die Phalanx der Eiferer, beobachtet die Autorin Esther Kaplan, deren Schrift, eine Fundamentalisten-Analyse mit dem Titel With God On Their Side, Anfang Oktober erscheint, habe selbst im abgebrühten Washington »ein Klima der Angst geschaffen«. “Diese Regierung ist zynisch”, sagt Alden Meyer von der Union of Concerned Scientists, “sie versucht, schon den wissenschaftlichen Input zu verdrehen. Der Gesundheitssektor ist davon am stärksten betroffen.”

Forscher an den National Institutes of Health (NIH), dem 28 Milliarden Dollar schweren Konglomerat staatlicher Gesundheitsinstitute, spüren den Druck denn auch besonders intensiv. Im letzten Jahr kursierte plötzlich eine geheimnisvolle Liste von 289 NIH-Forschungsaufträgen zu Aids, Geschlechtskrankheiten, Verhütung und Suchtproblemen, versehen mit allerlei despektierlichen Anmerkungen. In wissenschaftlichen Beiräten tauchen derweil Scharen neuer “Experten” auf, rekrutiert im weiten Netz der christlich-republikanischen Rechten.

Gestandene Kapazitäten dagegen fühlen sich auf die Ersatzbank gedrängt. Überdeutlich wurde dies im Juli bei der Welt-Aids-Konferenz in Bangkok, als das US-Gesundheitsministerium die Zahl seiner Delegierten von 236 auf 60 kürzte. Eingeladene Fachleute, die etwa über Homosexualität sprechen sollten, verschwanden von der Teilnehmerliste.

So verstopft allmählich der freie Informationsfluss, eine Lebensader der Wissenschaft. Die Stimmung der Forscher ist auf dem Tiefpunkt: Über 4500 Akademiker haben bereits einen Appell der UCS zur Wiederherstellung der Integrität von Wissenschaft unterschrieben. Vielen, die man dazu befragt, schießt alsbald Zornesröte ins Gesicht. Ihre Erfolgsaussichten sind allerdings angesichts des Wahlausganges in den USA eher mäßig.
 
CDU: Homosexualität ist heilbar
Vor dem Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages wurde über die sogenannte „Stiefkind-adoption“debattiert, also um die Adoption der Kinder eines gesetzlichen Partners oder einer Partnerin. Von der CDU wurde Frau Dr. Christl Ruth Vonholdt vom evangelikalen „Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft“ in Reichelsheim eingeladen. Sie selbst gehört der Gruppe “Christen in der Offensive e.V.” an und steht christlich fundamentalen Gruppen aus den Vereinigten Staaten sehr nahe, die Schwule und Lesben zur Heterosexualität und, wenn das nicht geht, zumindest zu Asexualität erziehen wollen.

Sie bei Homosexualität geht von “Identitätsverwirrung, die heilbar ist” aus. Diese Krankheitsthese wurde von der WHO bereits in den 70er Jahren widerrufen. Lt. 43. SPIEGEL auf S.20 meint Frau Vonholdt, diese Störung dürfe nicht auf Kinder übertragen werden. Sie behauptet, „homosexuelle Empfindungen“ hätten „mit tiefen emotionalen Verwundungen“ und mit „chronischen Traumata“ zu tun. Daher sei eine Abkehr von der gleichgeschlechtlichen Liebe „möglich, wenn man sich den tiefen schmerzhaften Konflikten stellt.“

Die LSU, Lesben und Schwule in der Union, versucht in der schwulen und lesbischen Szene Interesse für konservative Politik zu erzeugen und die Illusion zu verbreiten, dass auch die CDU-Politik für unsre Szene in irgendeiner Weise positiv sei. Angesichts der Vorwärtsverteidigung des regierenden hamburger Oberbürgermeister lassen sich auch einige Lesben und Schwule ideologisch beeindrucken. Vergessen ist die Verfassungsklage verschiedener Unionsländer gegen die sogenannte Homo-Ehe, vergessen scheint die CDU-Nachkriegspolitik zu sein, wo der von den Nazis verschärfte § 175 StGB weiter galt, nach der jegliche männliche homosexuelle Handlung verfolgt und bestraft wurde, mit bis zu 5 Jahren Zuchthaus. Und wenn wieder einmal herbe Töne gegen Lesben und Schwule zu hören sind, dann kann man beinahe sicher sein, die Quelle ist die CDU/CSU.

Glaubt man der LSU (Lesben und Schwule in der Union), ist die Lage unter Frau Merkel besser geworden. Da fragt man sich doch, wieso die CDU Frau Dr. Christl Ruth Vonholdt mit diesem Hintergrund zur Expertin erklärt und in die Ausschüsse stellt. Konservative Politik ist eben nicht nur schlicht eine Meinungsfrage, sondern gefährdet auch real unsere Lebensweise. Zwar ist die “Stiefkindadoption” mit den Stimmer der Regierungskoalition und der FDP verabschiedet worden, doch können Konservative trickreich viel in Bewegung setzen, um zu ihren politischen und religiösen Zielen zu kommen.
 
Abgrenzung zu den Nazis
Was Konservative von den Nazis trennt, ist fließend. Immer wieder, besonders auch in der CDU Hessen, tauchen seltsame Gestalten auf, die deutlich im Wählerpotenzial der Nazis nach Wähler-Innenstimmen fischen. Es tauchen auch Leute auf, deren Slogans sich nicht von denen der Nazis unterscheiden. Da ist es nicht einfach, die Unterschiede zu erkennen. Ist Herr Hohmann aus gewissen Ämtern und der Union gedrängt worden, weil ruchbar wurde, wie er die WählerInnen Rechtradikaler der Union zutrieb. Hohmann formulierte u.a. über Schwule, dass diese für das größte Problem der deutschen Gesellschaft verantwortlich seien, den Bevölkerungsrückgang, das ein von Menschen verursachten Siechtum sei. Die krasseste Entgleisung von ihm war aber, dass er zwischen Opfer- und Tätervölkern unterschied und meinte, wenn die Deutschen ein Tätervolk seien, dann wären die Juden auch eines. (Siehe 77. LUST S. 12 f).
 
Der hessische Ladtagsabgeordnete Irmer (CDU) meinte über die Schwulen: In „früherer Zeit gab es gar keine Chancen, denen zu helfen“. Da sei es doch angebracht, darüber zu berichten. Er sei auch kein Rechter. Er sei „ein Konservativer, der sein Vaterland liebt“. Was also ein „Rechter“ ist bestimmen am besten solche Rechten selbst, die gerne als bürgerliche Biedermänner durchgehen wollen, damit man ihnen vielleicht zuhört bzw. ihre Beiträge liest. Der hessische Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer verbreitet in seiner eigenen Gratis-Zeitung regelmäßig ausländer- und schwulenfeindliche Artikel. Den Fall eines schwulen Lehrers etwa nahm er jüngst zum Anlass, seinen Lesern zu erklären, dass „Homosexualität nicht angeboren und im übrigen auch veränderbar“ sei und „dass Menschen, die homosexuellen Sex praktizieren, deutlich häufiger an psychischen Erkrankungen leiden als heterosexuelle Menschen“.

Es zeigt sich also, dass konservative Parteien keine saubere Trennung gegenüber den Rechtsradikalen haben, und dass rechtsradikales Gedankengut aus konservativen Mündern belegt, dass es eine „rechtsschaffende Mitte“ in den konservativen Parteien gibt. Überflüssig zu sagen, dass sich unter dem Druck konservativer Ideologie auch andere Parteien ihrer konservativer Flügel besinnen und dann auch aus ihren Mündern Konservatives zu hören ist, wie es ja durch Schröder hinlänglich bewiesen wurde. Durch das Regierungshandeln der gegenwärtigen Bundesregierung kann bewiesen werden, dass das Zuarbeiten zu den Interessen der Wirtschaftsführer ihnen offensichtlich näher steht als die Interessen der sogenannten kleinen Leute.
 
Italien und sonst in Europa
Bei der gegenwärtigen konservativen Politik in Italien ist eine Abgrenzung gegenüber den Nazis besonders schwierig, weil tatsächlich eine „Neonazi-Partei“, die sich angeblich geläutert hat, zu dieser Koalition gehört. Dies zeigte sich auch in der Politik der Regierung, nicht nur bei den Übergriffen auf die internationalen DemonstarntInnen gegen den Wirtschaftsgipfel in Genua. So hatte die Kultusministerin 2003 verfügt, dass an italienischen Schulen nicht mehr die Vererbungslehre, sondern die biblische Schöpfungsgeschichte als alleinige Lehre zu verkünden ist. Das erinnert sehr an die Zustände in einigen Staaten der USA.
 
Konservative Regierungen können aber auch zugunsten der Wirtschaft eines Landes durchaus recht fortschrittliche Reformen durchsetzen, wenn dies von einer sozialdemokratischen Regierung durchgeführt konservative und faschistischen Kräfte mobilisieren würde. Wenn dies der Wirtschaft die Gewinne gefährden statt mehren würde, führen dies konservative Parteien durch. So beendete die konservative Regierung Frankreichs unter General de Gaulle den Algerienkrieg durch Rückzug der französischen Truppen und Ansiedlung der französischen Farmer aus Algerien an der Rhone. Auch der gegenwärtig türkischen Ministerpräsident Erdogan scheint hinsichtlich der Reformen, die zum Eintritt in die EU verlangt werden, diese Rolle zu spielen. Gegenwärtig weichen anscheinend alle Parteien zugunsten konservativer Interessen von ihren ursprünglichen Zielen ab. (js)
 
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