81. LUST, Winter 04/05
 
Zur "Wiederwahl" des US-Präsidenten George Walker Bush Junior:
US-Imperialismus gewinnt 120 Millionen Wählerstimmen und damit die Präsidentschaftswahlen – Baby-Bush bleibt Präsident- John Kerry darf weiter Opposition mimen.
 
Alle vier Jahre ruft der US-Imperialismus seine direkten Untertanen zur Wahl, um zu schauen, ob sie auch spuren, und für welche Lügen und Politikvarianten sie denn gerade besonders empfänglich sind.

Dieses Mal folgten über 50% aller Wahlberechtigten dem Rufe ihrer Herrscher, mehr als seit längerer Zeit.

Selbstverständlich gab es wieder jede Menge Wahlfälschungen und Manipulationen durch unkontrollierbare Wahlmaschinen, Behinderung der Wählerregistrierung, Nichtauszählung vorläufiger Stimmzettel – aber es gab doch ein gewisses Stimmungsbild.

Möglicherweise sind die Ergebnisse von Ohio und New Mexico gefälscht, die von einem Bush-Unterstüzer her- und aufgestellten Wahlmaschinen zählten 5-15% der Stimmen nicht oder falsch, in anderen Wahlbezirken waren die noch von der letzten Präsidentschaftswahl bekannten Lochkartenmaschinen im Einsatz, die einen bestimmten Prozentsatz der Stimmen ungültig oder interpretationsbedürftig machen – egal, Kerry konzedierte seine Niederlage, ohne dass auch nur ein Bruchteil dieser Vorfälle aufgeklärt werden konnte.

Wendete man die Maßstäbe, die die USA an die ukrainischen Wahlen anlegen, auf diese Präsidentschaftswahlen an, wären sie ungültig.

In allen Städten mit über 500.000 Einwohnern gewann Kerry, zum Teil haushoch ( in Washington DC mit 90%), auf dem Lande und in Städten bis zu einer halben Million Einwohner in aller Regel Bush.

Übrigens: Da ja bekanntlich die dümmsten Kälber ihre Metzger selber wählen, mochten auch 23% der wählenden US-Schwulen und Lesben nicht abseits stehen und wählten Bush.
Gleichzeitig hatten Bush-nahe Kräfte in 11 Bundesstaaten Referenden gegen die Homo-Ehe organisiert, so dass die auf diese Art und Weise mobilisierten gottesfürchtigen FreundInnen der bankrotten Hetero-Ehe der miesen Homo-Ehe den Stinkefinger zeigen konnten und bei dieser Gelegenheit gleich für Bush stimmten.

Bush hatte und hat ein klares Programm
Mehr imperialistische Kriege nach außen, mehr Gottesfürchtigkeit nach innen. Mittlerweile ist es schon so weit, dass nur noch 12% der US-Bevölkerung von der Darwinschen Evolutionstheorie zuneigt, und über die Hälfte bibelgemäß an die Erschaffung der Welt in wenigen Tagen glaubt. Diese Leute behaupten allen Ernstes, dass Menschen und Dinosaurier gleichzeitig auf der Erde lebten. Müssen sie ja auch, wenn es die Erde erst seit ein paar Tausend Jahren gibt. Diese Leute glauben auch, dass es Homosexualität nicht geben soll, weil Gott Adam and Eve und nicht Adam and Steve geschaffen habe. Darum forderten einige Republikaner während des Wahlkampfes auch gleich Berufsverbot für lesbische und schwule Lehrkräfte. Abtreibungsverbot wollen die Bush-Leute sowieso. Für oppositionelle US-Staatsbürger (“Terroristen”) sieht die Bush-Regierung die Ausbürgerung als behördlichen Akt ohne jegliche Widerspruchsmöglichkeit vor (Patriot Act 2). Zum Irak-Krieg erklärte Kriegsminister Rumsfeld offen, dass man natürlich die Welt über den Irak belogen habe, und warum auch nicht... Bush bekam auch Unstützung von prominenter Seite. Der ehemalige US-Staatsangestellte Bin Laden z. B. produzierte ein Video, was nach allgemeiner Einschätzung Bush nützte, und Britney Spears erklärte: “I trust him.” (Ich vertraue ihm). Hohe Würdenträger der katholischen Kirche, wie zum Beispiel Erzbischof Chaput aus Colorado, unterstützten Bush, obwohl Kerry Katholik ist und Bush nicht. Sie verloren kaum ein Wort über Folter, Todesstrafe und den Irak-Krieg, machten dafür aber ein Riesengeschrei über die Abtreibung, als ob das Recht auf Abtreibung für katholische Frauen Abtreibungszwang bedeute.
 
Kerry spielte Opposition
Den Irak-Krieg fand er schon mal gut. Die Besatzung des Irak wollte auch er unbedingt aufrecht erhalten. An Gott glaube auch er. Gegen ein einheitliches Gesundheitssystem war auch er (45 Millionen US-Bürger haben keine Krankenversicherung!!!). Die Homo-Ehe lehnte auch er ab, nicht etwa, weil er gegen die Ehe sei, sondern weil Ehe “zwischen Mann und Frau ist”. Das Ganze garnierte er mit einigen etwas weniger cowboyhaften, mehr liberalen Phrasen.

Die US- Opposition ließ sich fast vollständig auf die Linie der Demokratischen Partei und Kerrys ein. Antikriegsaktivitäten in den USA kamen während des Wahlkampfes fast vollständig zum Erliegen. Über die Folterexzesse der USA weltweit wurde nicht mehr gesprochen. Promis wie Michael Stipe (REM), Bruce Springsteen, Noam Chomsky (ein angeblicher Anarchist), Michael Moore – sie alle trommelten für Kerry, und mit ihnen hunderttausende von freiwilligen Wahlkampfhelfern, die sich zum Teil durchaus als fortschrittlich und sogar links begreifen. Auch fast die gesamte verrottete US- Schwulen- und Lesbenbewegung stellte sich hinter das angeblich kleinere Übel Kerry. Und natürlich die amerikanische Gewerkschaftsorganisation AFL/CIO (oder CIA?), die Kerry mit 160 Millionen $ unterstützte. Doch es nützte nichts.

Auch dieses Mal wieder führte das kleinere Übel direkt zum größtmöglichen Übel, nämlich der Lähmung des eigenen Kampfes, der Selbstschwächung, der Resignation. Eine Anhängerin der Demokratischen Partei sagte bei CNN nach Kerrys Eingeständnis der Niederlage in die Kamera: “Ich denke, dass wir jetzt 4 Jahre warten müssen, und es dann wieder versuchen werden.” Nun, die Völker der Welt, darunter auch die Bevölkerung der USA, haben keine 4 Jahre Zeit, dem für sie lebensgefährlichen Treiben des US-Imperialismus tatenlos zuzusehen, Sie haben allen Grund, die Theorie des kleineren Übels auf den Müll zu werfen.

Wie nicht anders zu erwarten, fand das Wahlergebnis ein weltweites Echo. Die anderen imperialistischen Räuber wie Deutschland, Großbritanien, Frankreich, Russland etc. wissen jetzt, mit wem es in den USA weitergeht; man kennt sich ja bereits.

In jedem Falle werden sich die Widersprüche zwischen dem imperialistischen Ländern verschärfen, und damit erhöht sich die Kriegsgefahr. Auch wenn im Moment noch die Freundschaft zu den USA betont wird, vernachlässigt man doch die Aufrüstung der eigenen Armeen und den Aufbau einer europäischen Armee nicht, sondern treibt sie voran.Hierzulande denken deutschnationale Geistes-heroen wie Stoiber und Schönbohm schon darüber nach, wie sie solche moralischen Werte wie Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit, Nationalismus, Familiengesülze nach Art von Baby-Bush auch hier stärken können.

Man/frau darf sich auf einiges gefasst machen, und man sei sich darüber im Klaren, dass Kerry/Edwards mit Schröder/Fischer ins Deutsche übersetzt wird, auch wenn die hier (noch?) regieren. (mh)
 
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