79. LUST, Sommer 04
Anhang 2
 
Lieder über die Freiheit
Von der CD Wo der Pfeffer wächst von
Georg Kreisler (Sehr empfehlenswert)
 
Freiheit ist die Kneipe nebenan
Freiheit - was heißt das? Freiheit - ich weiß das:
Freiheit ist die Kneipe nebenan,
wo man die grausame Zeit verbringt,
Liebe sucht, Bierchen trinkt,
bis man sich frei fühlen kann.
Freiheit? Nur Phrase! Freiheit?
Im Glase schwimmt etwas,
das könnt die Freiheit sein.
Ich schluck sie runter.
Wer braucht sie hier?
Weg ist sie! Noch ein Bier!
Mir liegt sie im Magen wie ein Stein.
 
Man liest von Freiheit immer wieder
in der Zeitung.
Ich denk mir manchmal,
dass ich irgendwas versäum.
Vielleicht hab ich nur eine äußerst
lange Leitung,
doch ich merk nichts von Freiheit.
Nicht mal, wenn ich träum.
Ich wär gern frei! Wie ist man frei,
wenn man Gefangene um sich hat,
und alle angstbedrückt, gramgebückt,
chefgeknickt, geldverrückt,
die sogenannte Freiheit ziemlich satt?
Kann sein, sie schläft und keiner traut sich, sie zu wecken.

Man könnte bös werden im Büro
oder zu Haus. Auch wenn sie wacht,
scheint sie sich sehr gut zu verstecken,
und kommt nur nachts nach Alkoholgenuss heraus.
Dann ist man frei! Besoffen frei!
Und hüpft vor Freude aus den Schuhn.
Dann spürt man Zuversicht, Lebensmut,
Sonne scheint, alles gut -
Freiheit ist nur die Freiheit,
sich vom Gehorsam auszuruhn.
Freiheit hat mit Deutschland nichts zu tun.
 
Meine Freiheit, deine Freiheit
Freiheit hat mit Deutschland
selbstverständlich was zu tun,
sofern man wirtschaftlich dazu was beiträgt.
 
Manche müssen unfrei bleiben.
Keiner ist immun, wenn er den Zug versäumt, der ihn dann freiträgt.
Wenn er den Zug nicht sieht
und alles komplizieren muss,
tja, dann wird es Regeln geben,
die er respektieren muss.

Dann wird ihm sein Arbeitgeber vielleicht sagen:
Meine Freiheit muss noch lang nicht
deine Freiheit sein.
Meine Freiheit: Ja! Deine Freiheit: Nein!
Meine Freiheit wird von der Verfassung garantiert, deine hat bis jetzt nicht interessiert.
Meine Freiheit heißt,
dass ich Geschäfte machen kann.

Und deine Freiheit heißt,
du kriegst bei mir einen Posten.
Und da du meine Waren kaufen musst,
stell ich dich bei mir an.
Dadurch verursacht deine Freiheit keine Kosten.
 
Und es bleibt dabei, dass meine Freiheit immer wieder meine Freiheit ist.
Deine Freiheit bleibt meiner einverleibt.
Und wenn ich meine Freiheit nicht hab,
hast du deine Freiheit nicht.
Und meine Freiheit wird dadurch zu deiner Pflicht. Und darum sag ich dir:

Verteidig’ meine Freiheit mit der Waffe in der Hand
und mit der Waffe in den Händen deiner Kinder!
Damit von deinen Kindern keines bei der Arbeit je vergisst, was Freiheit ist.
Meine Freiheit sei dir immer oberstes Gebot.
Meiner Freiheit bleibt treu bis in den Tod.

Wenn dir das vielleicht nicht logisch vorkommt, denk an eines bloß:
Ohne meine Freiheit bist du arbeitslos.
Ja, Freiheit ist was anderes als Zügellosigkeit.
Freiheit heißt auch Fleiß, Männlichkeit und Schweiß.
Ich werd dir sagen, was ich heutzutag als freiheitlich empfind:
Die Dinge so zu lassen wie sie sind.
 
Drum ist in jedem Falle meine Freiheit wichtiger als deine Freiheit je.
Meine Freiheit: Yes! Deine Freiheit: Nee!
Meine Freiheit ist schon ein paar hundert Jahre alt.
Deine Freiheit kommt vielleicht schon bald.
Aber vorläufig ist nichts aus deiner Freiheitsambition,
du hast noch keine Macht und keine Organisation.
 
Ich wär ja dumm,
wenn ich auf meine Freiheit dir zulieb verzicht,
drum behalt ich meine Freiheit.
Du kriegst deine Freiheit nicht.
Noch nicht!
 
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