77. LUST, Winter 03/04
 
Welche weltanschaulichen Grundlagen hat nun der Fall Hohmann, der ja ein deutliches Schlaglicht auf die Verhältnisse in Deutschland wirft?
von Michael Hespen
 
Antisemitismus und Heterosexismus sind Geschwister
Antisemitismus, (Verbreitung von Feindschaft den Juden gegenüber) und Heterosexismus (im Wesentlichen die Verbreitung von Feindschaft gegenüber Schwulen und Lesben) sind beide älter als der Kapitalismus. Doch erhielten beide ihre heutige Gestalt hauptsächlich im 19. Jahrhundert, wo sie für die Bedürfnisse des Kapitalismus feineingestellt wurden, um die Werktätigen zu spalten und vom gemeinsamen Kampf gegen das Kapital und seinen Staat abzuhalten.

Der schwule, jüdische Historiker George L. Mosse, der 1933 von den Nazis aus Deutschland vertrieben wurde, hat die Zusammenhänge von Antisemitismus, Rassismus und Heterosexismus in seinem Buch “Das Bild des Mannes”, 1997, Frankfurt/M., untersucht:
“Die Geschichte von Rassismus und Antisemitismus hat bis heute die wichtige Rolle, die die moderne Männlichkeit bei der Entwicklung von Vorurteilen spielte, sträflich vernachlässigt - ebenso den Umstand, daß die Normen, an denen solche Außenseiter gemessen wurden, größtenteils auf Geist und Körper des »idealen Mannes« beruhten...
Diese Anti-Typen waren traditionell »Außenseiter« - wie Juden oder Zigeuner (es gab schließlich nur sehr wenige Schwarze in Europa) -, aber auch jene, die die gesellschaftlichen Normen ablehnten oder nicht hineinpaßten - wie Vagabunden, Verrückte oder Verbrecher -, und nicht zuletzt »unmännliche« Männer und »unweibliche« Frauen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts versteckten sich Lesben und homosexuelle Männer nicht mehr so wie früher”. (S. 21)
 
Reaktionäre Kernthese: Juden sowie Lesben und Schwulen seien Außenseiter.
“...eine allgemeine Empfindung ..., die Fichte auf philosophischere Weise teilte: »Je weiblicher die Frau und je männlicher der Mann,... desto gesünder Gesellschaft und Staat.«

Jene, die nicht in dieses starre Muster für Männer und Frauen passten, waren die Feinde der Gesellschaft; sie wurden als Widersacher wahrer Maskulinität betrachtet. Die Bausteine der modernen Männlichkeit standen nicht isoliert da; nicht nur durch das weibliche Gegenbild, sondern auch durch all jene, die es angeblich auf die Zerstörung der Maskulinität abgesehen hatten, kamen ständig neue hinzu. Hier spiegelte die Maskulinität einmal mehr ein tiefes gesellschaftliches Bedürfnis wider, denn die moderne Gesellschaft brauchte auch Feinde, um sich ihrer selbst zu vergewissern.” (a. a. O., S. 77)

“Solche Außenseiter, ob Juden oder Homosexuelle, konnten keine Ehre haben, die - wie wir gesehen haben - als integraler Bestandteil der Männlichkeit betrachtet wurde. ...Die vermeintliche Feigheit der Juden kam nicht nur in der antisemitischen Literatur vor, sondern auch in volkstümlichen Schwanken...Man muß wohl kaum betonen, daß die Antisemiten den Juden alle Eigenschaften absprachen, die mit der Maskulinität in Verbindung gebracht wurden; im besten Fall war der Jude nur ein halber Mann. (a. a. O., S. 88)
Reaktionäre Kernthese: Juden und Homosexuelle seien ehrlos und feige.
“Die hervorstechenden Merkmale des stereotypen Juden, die Gregoire auflistet, wurden bis zu einem gewissen Grad von allen Außenseitern geteilt, ob es sich um Zigeuner, Homosexuelle, Schwarze, Verbrecher oder Geisteskranke handelte. Sie alle waren häßlich, von unregelmäßigen Proportionen und nervös...

Die Außenseiter wurden ständig homogenisiert, zu einer Bruderschaft des Bösen zusammengefaßt, die sich gegen die Norm stellte. Juden wurden ob ihrer vermeintlich dunklen Haut mit den Schwarzen in Verbindung gebracht; tatsächlich ähnelte für einige Rassisten die Physiognomie der Juden der der Schwarzen: so trafen sich die beiden minderwertigen Rassen. Laut den Nationalsozialisten war das stärkste Band zwischen Schwarzen und Juden ihre Hysterie, ihre Liebe zu abgehackten, nervösen Bewegungen, die durch das vergegenständlicht wurde, was die politische Rechte Deutschlands »Negermusik« nannte. ...

Die Juden wurden - wenn auch in geringerem Maße - mit den Homosexuellen in Verbindung gebracht und schließlich, als die ewigen Wanderer, auch mit den Zigeunern. Die Physiognomie der Juden wiederum schien derjenigen von Geisteskranken und Verbrechern zu ähneln, vor allem wegen der großen Ohren, ...Die wahre Natur eines Stereotyps kann man nur erkennen, wenn das Ideal und seine Antithese Seite an Seite gestellt werden - und somit das eine das andere verstärkt...

Es waren jedoch die sogenannten unmännlichen Männer, die vielleicht die größte Angst unter jenen hervorriefen, die Teil der »normalen« Gesellschaft waren - während sie alle Merkmale von Außenseitern besaßen, schienen sie darüber hinaus auch noch die Grenze zwischen den Geschlechtern überschritten zu haben.
 
Wir haben bereits gesehen, daß in Zeiten der Unsicherheit starken Demarkationslinien zwischen den Geschlechtern großes Gewicht beigemessen wurde; sie zu verwischen schien das Schreckgespenst der Anarchie heraufzubeschwören. Homosexualität - oder Sodomie, wie man sie damals nannte - war besonders bedrohlich, und, obgleich ein uraltes Phänomen, im 18. Jahrhundert stereotypisiert. Die Angst vor Sodomie ging einher mit der Angst vor Katastrophen. ...die Homosexuellen wurden bald schon mit einem Körper versehen, der in seiner Häßlichkeit dem des jüdischen Stereotyps entsprach. Obwohl man einräumte, daß Homosexuelle groß und sogar wohlproportioniert sein konnten, mußte ihre Schönheit notwendigerweise unvollständig sein.”
(a. a. O., S. 91- 93)
 
Reaktionäre Kernthese: Juden und Schwule seien körperlich anders als die übrige Bevölkerung. Sie seien krank und behandlungsbedürftig.
“...wenn ein Homosexueller dem männlichen Schönheitsideal nahekam, mußte ihm notgedrungen irgend etwas fehlen. Im Jahre 1816 behauptete ein Gegner der jüdischen Emanzipation, wenn ein Jude schön sei, könne bei ihm etwas nicht stimmen. Kurz und gut, Schönheit mußte all denen abgesprochen werden, die das Gegenteil der Maskulinität darstellen sollten. Die Grenze zwischen der modernen Maskulinität und ihren Feinden mußte scharf gezogen werden, damit die Männlichkeit als Symbol einer gesunden Gesellschaft aus diesem Kontrast Stärke gewinnen konnte....

Die Außenseiter planten angeblich in einem fort Verschwörungen. Ob von Homosexuellen oder vom Weltjudentum angezettelt, ihre Methoden und Ziele waren im großen und ganzen dieselben. Die Phalanx gesunder Männer, die die normative Gesellschaft verkörperten, sah sich einer gleichermaßen einheitlichen Opposition gegenüber, aber während die Gesellschaft von hohen Idealen zementiert und von mutigen und redlichen Männern angeführt wurde, griffen jene, die sie zu zerstören trachteten, zu allen erdenklichen Mitteln.
 
In vorderster Front dieser Gegengesellschaft befanden sich jene, die die Norm der Maskulinität auf den Kopf stellten. ...Der »Außenseiter« kann keine Ehre im Leib haben. Man bezichtigte die Juden immer wieder der Homosexualität. ...Das Bild des Juden und das Bild des Homosexuellen ergänzten Ende des 19. Jahrhunderts einander. ...” (a. a. O., S. 95)
Reaktionäre Kernthese: Juden und Schwule planten Verschwörungen und neigten zur Cliquenbildung.
In diesem Zusammenhang ist es kein Wunder, daß die Juden auch »feminisiert« wurden ...Man beschuldigte sie für gewöhnlich weniger, die Grenze zwischen den Geschlechtern sexuell zu überschreiten, man warf ihnen vielmehr ihre vermeintliche »Verweiblichung« vor. Sie wurden oft als »zart und schwach« beschrieben, und ihr angeblich passives, feiges und verschlagenes Verhalten paßte hierzu hervorragend.” (a. a. O., S. 95)
 
Reaktionäre Kernthese: Juden und Schwule seien weibisch, Lesben seien Mannweiber.
“Auf der einen Seite die Juden als »feminine« Wesen, auf der anderen als völlig zügellose - Raubtiere, die es nach blonden Frauen gelüstete. Dies wurde ihnen von Antisemiten gerne zum Vorwurf gemacht. Auch sollten sie weiße Frauen zur Prostitution zwingen. Nicht von ungefähr belegt Edouard Drumonts La France Juive (1886), ein veritables Brevier antijüdischer Ressentiments des 19. Jahrhunderts, die vermeintliche Erfindung der Pornographie durch die Juden mit Bildern nackter Frauen - ein Beweis, wie sie das Christentum zu unterminieren trachteten.”(a. a. O., S. 97)
 
Reaktionäre Kernthese: Juden und Schwule seien triebhaft und verfolgten den Rest der Bevölkerung mit ihrer Sexualität.
“Juden und Homosexuelle waren nicht die einzigen Anti-Typen, aber die erschreckendsten: als Stereotype jagten sie Angst ein, aber auch, weil sie sich assimiliert hatten, unerkannt leben und sich mitten unter der Bevölkerung verstecken konnten...Bisweilen wurden Zigeuner auch mit Juden verglichen, weil sich fromme Juden ebenfalls nicht der Norm entsprechend kleideten und oft als Hausierer auftraten. Ohnehin verdächtigte man beide, Krankheiten zu verbreiten und schmutzig, verschlagen und unehrlich zu sein.” (a. a. O.,S. 98)
 
Reaktionäre Kernthese: Juden und Schwule verbreiteten Krankheiten.
“Während der Nazi-Herrschaft wurden Juden und Asoziale schließlich wieder einmal als »gemeinschaftsunfähig« in einen Topf geworfen - ein deutsches Wortkonstrukt, mit dem die ererbte Unfähigkeit, sich zu integrieren, umschrieben wurde. Die Nazis machten viel aus dieser Anschuldigung - und nicht nur gegen die Juden. Im Zuge der Judenvernichtung unternahm man 1943 den Versuch, ein allgemeines Gesetz zu verabschieden, unter das all jene fielen, die nicht am Erhalt der Gesellschaft mitwirkten. Dieses Gesetz richtete sich gegen die angeblich notorisch Unzufriedenen (»Querulanten«), gegen Landstreicher, Bettler, Arbeitsscheue, geistig Zurückgebliebene und Homosexuelle. Die Liste der Asozialen, die - wie wir gesehen haben - weit in die Vergangenheit zurückreichte, blieb unverändert bestehen und umfaßte alle »Schädlinge« der Gesellschaft.” (a. a. O., S. 101)
Reaktionäre Kernthese: Juden, Schwule und Lesben seien gemeinschaftsunfähig und Volksschädlinge.
George L. Mosse schlussfolgert: “...die heutigen Karikaturen von Juden und Homosexuellen sind immer noch jene des Anti-Typus der modernen Maskulinität; hier haben sich die Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit nicht verändert, auch nicht die Vorstellungen von Schönheit und Häßlichkeit.” (a. a .O., S. 102) Da ist ihm leider zuzustimmen, wie auch der Fall Hohmann beweist.
 
Deutsches Nationalbewusstsein – eine traurige Geschichte
Warum ist das deutsche Nationalbewusstsein bloß so eine reaktionäre, spießige und chauvinistische Angelegenheit? Dafür gibt es Gründe, die tief in der deutschen Geschichte wurzeln. Der Hauptgrund ist dieser: Das deutsche Volk hat bis zum heutigen Tage keine einzige erfolgreiche Revolution durchgeführt. Immer noch gilt, was Karl Marx schon 1842/3 in “Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung” schrieb:

Ja, die deutsche Geschichte schmeichelt sich einer Bewegung, welche ihr kein Volk am historischen Himmel weder vorgemacht hat noch nachmachen wird. Wir haben nämlich die Restaurationen der modernen Völker geteilt, ohne ihre Revolutionen zu teilen. Wir wurden restauriert, erstens, weil andere Völker eine Revolution wagten, und zweitens, weil andere Völker eine Konterrevolution litten, das eine Mal, weil unsere Herren Furcht hatten, und das andere Mal, weil unsere Herren keine Furcht hatten. Wir, unsere Hirten an der Spitze, befanden uns immer nur einmal in der Gesellschaft der Freiheit, am Tag ihrer Beerdigung. Marx Engels Werke Bd. 1, Berlin, S. 379/380
 
· Die Bauernkriege endeten 1525 in einer Niederlage, an der auch der hochgepriesene Reformator und Antisemit Martin Luther seinen Anteil hatte. Er stellte sich auf die Seite der Fürsten und forderte, die Aufständischen umzubringen.
· Während das französische Volk 1789 die Feudalherren und das Königtum davonjagte und eine siegreiche bürgerliche Revolution durchführte, blieb Deutschland weiterhin feudal zersplittert.

· Die sogenannten “Befreiungskriege” von 1812 waren deutsch-chauvinistisch geprägt, es wurde Franzosenhass gepredigt.
· Das deutsche Bürgertum entwickelte sich verspätet, die bürgerliche Revolution von 1848 erlitt eine Niederlage.
· Der deutsche Nationalstaat bildet sich erst nach 1866, ausgerechnet unter der Führung des reaktionären Preußentums.
· Der deutsche Imperialismus, der sich bis zur Jahrhundertwende herausgebildet hatte, beginnt den 1. Weltkrieg. Die sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten, außer Karl Liebknecht, stimmen den Kriegskrediten zu. Nach seiner militärischen Niederlage gelingt es dem deutschen Imperialismus 1918/19, wiederum mit Hilfe der SPD, die Revolution blutig niederzuschlagen und dann
· 1933, die Nazifaschisten an die Macht zu schieben, die erneut die Welt in ein blutiges Gemetzel stürzen. Hier lädt das deutsche Volk große Mitschuld auf sich, indem es kaum etwas zur Niederlage des Nazifaschismus beiträgt. Die Truppen der Anti-Hitler-Koalition, darunter die der Sowjetunion, und die überfallenen Völker zerschlagen den Nazifaschismus militärisch.
· 1945 gelingt es dem deutschen Imperialismus erneut, zumindest in den Westzonen, an der Macht zu bleiben.
· 1990 wird dann die DDR einverleibt, als weiterer Schritt auf dem Weg zum
nächsten deutschen Versuch, die Weltherrschaft gegen die anderen Imperialisten zu erringen.
 
Aus diesen Grundzügen der deutschen Geschichte ergeben sich die einzelnen Bestandteile der deutschen Ideologie:
Revanchismus. Der deutsche Imperialismus trachtet nach wie vor nach kriegerischer Revanche für seine Niederlagen im 1. und 2. Weltkrieg eine unfassliche Autoritätsgläubigkeit und Staatsver-gottung deutscher Chauvinismus und Herrenmenschenmentalität, ‚Fidschis’, ‚Kanaken’, ‚Alis’, ‚Kopftücher’ sind ein Dreck, wohingegen die deutsche ‚Leitkultur’ ,über alles in der Welt’ gestellt wird. US-amerikanische Kulturlosigkeit, “polnische Wirtschaft”, niederländische “Kaasköppe” und Spaghettifresser können nicht auf Zustimmung deutscher Herrenmenschen hoffen. Antisemitismus in allen Variationen, an dem die Juden auch noch selbst Schuld sein sollen (siehe Jürgen W. Möllemann)

Antiziganismus, nach wie vor wird gegen Sinti und Roma gehetzt, sie werden abgeschoben und verfolgt.

Frauenfeindlichkeit – dem deutschen Herrenmenschen sind Frauen jederzeit als Soldatenmütter, in Leichtlohngruppen und als Haussklavinnen willkommen.

Heterosexismus ist ein Teil der Staatsideologie; schwule Asylbewerber werden in den sicheren Tod abgeschoben. Es ist gesetzlich festgelegt, dass schwule und lesbische Beziehungen weniger wert sind als Heterobeziehungen (Lebenspartnerschaftsgesetz). Neuerdings wird sogar behauptet, Hitler sei schwul gewesen, um Schwulen und Lesben den Nazifaschismus in die Schuhe schieben zu können. Damit soll der deutsche Imperialismus, also die Deutsche Bank, Allianz, Siemens, Krupp, Thyssen und wie sie alle heißen, aus der Schusslinie genommen werden.

Selbstmitleid und Weinerlichkeit. Immer, wenn deutsche Chauvinisten eine Niederlage erleiden oder ihre Machenschaften enthüllt werden, sind nicht sie selbst schuld, sondern andere (Juden, Bolschewisten, schwule Verschwörungen), der deutsche Imperialismus hat im 2. Weltkrieg 26 Millionen Sowjetbürger umgebracht, Millionen von Polen, 6 Millionen Juden und eine halbe Millionen Sinti und Roma industriell ermordet. Doch gejammert wird über die Versenkung der ‚Wilhelm Gustloff‚ (mit 1000 Nazisoldaten an Bord), die gerechte und notwendige Bombardierung der Nazifestung Dresden, die Oder-Neiße Friedensgrenze, die Benesch-Dekrete. Polen und Tschechen hatten jedes Recht der Welt, die nazifaschistisch verhetzte deutsche Bevölkerung auszusiedeln. Immer, wenn jüdische und nichtjüdische Antifaschisten den deutschen Antisemitismus angreifen, sieht sich der deutsche Antisemit als Opfer und die Meinungsfreiheit in Gefahr.

Antikommunismus – das begann mit der Reichsgründung 1871 und dem konterrevolutionären Krieg gegen die Pariser Kommune und setzte sich mit dem Verbot der damals noch revolutionären Sozialdemokratie durch Bismarck fort. Die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf Geheiß der SPD (Noske: “Einer muss der Bluthund sein!”), die Ermordung zehntausender AntifaschistInnen und KommunistInnen durch die Nazis, der Überfall auf die Sowjetunion, und 1956 das KPD-Verbot markieren weitere Tiefpunkte. Die Hetze gegen den Kommunismus wird bis zum heutigen Tage fortgesetzt. Brecht schreibt in “Lob des Kommunismus”: “Die Schmutzigen nennen ihn schmutzig.”

Staatschristentum mit Konkordat und Kirchensteuer, wovon auch und gerade Schwule und Lesben ein Lied singen können

Militarismus. Deutsche Truppen stehen mittlerweile in zehn anderen Ländern, öffentliche Gelöbnisse landauf und ab. Mörder aber möchten die Herren und wenigen Damen von der Bundeswehr nicht genannt werden.
 
All diese Elemente bilden das deutsche National-bewusstsein. Martin Hohmann hat also eine solide weltanschauliche Grundlage.
 
Nun soll das oben gesagte aber auf keinen Fall bedeuten, dass es in Deutschland keine fortschrittlichen Gedanken und Bewegungen gegeben habe, und keine versuchten Revolutionen. Klar gibt es auch eine fortschrittliche Tradition in diesem Land, doch bisher hat sich niemals der Fortschritt gegen die Reaktion dauerhaft durchsetzen können. Damit sich das ändert, werden wir einen sehr langen Atem brauchen, und einer der notwendigen ersten Schritte auf diesem Weg ist es, den Gegner sehr genau zu studieren, und selbstverständlich gleichzeitig an den fortschrittlichen Traditionen auch Deutschlands anzuknüpfen. (mh)
 
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