76. LUST, Herbst 03

Ronald versus Ole und Roger

Der rechte Hamburger Senat ist gerettet. Er kann seine Linie des Sozialabbaus und des Polizeistaats weiter fortsetzen, nur daß Schill jetzt „out’ und dafür Nockemann „in’ ist. Schill hatte versucht, den Ersten Bürgermeister von Beust (CDU) mit dessen Homosexualität und einem behaupteten Liebesverhältnis mit Justizsenator Roger Kusch (CDU) zu erpressen, um einen seiner Protegès zu retten. Daraufhin entließ ihn Ole von Beust. Versuch gescheitert!

Das kann uns nur freuen. Doch damit sind uns von Beust und Kusch nicht sympathischer geworden, denn die Politik, für die sie stehen, wird weitergehen.

Hetze gegen AsylbewerberInnen und MigrantInnen, gegen BezieherInnen von Sozialeistungen. Justizsenator Kusch zeichnet persönlich verantwortlich für die Abschaffung sauberer Spritzen in den Hamburger Knästen. Das wird die HIV-Ausbreitung unter den HIV – DrogengebraucherInnen fördern. Gelder für lesbische, schwule- und Frauenprojekte werden gekürzt.

Auch in der Verkehrs-, Schul- und Bildungspolitik, Umwelt- Beschäftigungs- und Kulturpolitik geht es darum, das Wohlergehen der Reichen auf Kosten der Armen zu befördern. Unangenehm fällt auch auf, dass von Beust keine klare Äußerung zu seiner sexueller Orientierung gemacht hat, obwohl es die Spatzen schon lange von den Dächern pfeifen. Dieses Wischi-Waschi ist genau der Mistboden, auf dem „DER SPIEGEL’ homosexuelle Verschwörungen nahe legen kann: “Wenn es in der Politik zum Beispiel um Homo-Ehe geht, ist dann nicht gerade die Sexualität der Politiker Politik?”

Nun, bei diesem antischwul/antilesbischen Sondergesetz geht es wohl in erster Linie um eine schwere Verletzung des bürgerlich-demokratischen Gleichheitsgrundsatzes, und das kann auch jede/r Heterosexuelle erkennen - ganz ohne homosexuelle Verschwörung.

Das Schlusswort hat Ole von Beust :
“Homosexualität ist ein völlig normales Sexualverhalten, was allenfalls von der Norm abweicht.” (DER SPIEGEL 37/2003, S. 232)
Michael Hespen
 
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