- 71. Ausgabe, Sommer-LUST, Juni/Juli/August 02
- Rechtstrend überall
- Über das rechte und das linke Weltbild
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- 1. Was ist eigentlich rechts und was ist
links?
Wenn man über die Fragestellung des Rechtstrends arbeiten
möchte, muss man sich vorher natürlich darüber
verständigen, was das eigentlich sein könnte. Also
beginnen wir mal mit dem geographischen Gegensatz, dem gegenüber
von rechts, nämlich links.
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- 1.1. Linkes Weltbild
Als das linke Weltbild wird im allgemeinen ein Weltbild angesehen,
das eine Parteinahme für die Arbeiterklasse beinhaltet.
Die gesellschaftlichen Klassen definieren sich aus ihrem Verhältnis
zu den Produktionsmitteln, also ihrem Verhältnis gegenüber
den Produktionsstätten der Werte, die in der Gesellschaft
erzeugt werden.
Die Arbeiterklasse wird als Klasse von Menschen angesehen, die
keinen anderen Produktionsbesitz hat als ihre Arbeitskraft, die
sie vermieten bzw. Verkaufen muss, und zwar an die Besitzer der
Produktionsmittel, der Fabriken zum Beispiel, die das eigentliche
Kapital darstellen, also den Kapitalbesitzern, den Kapitalisten.
Unter der Arbeiterklasse steht gesellschaftlich noch das Lumpenproletariat,
also Menschen, die nicht einmal die Möglichkeit haben, durch
Verkauf ihrer Arbeitskraft ihren Lebensunterhalt zu verdienen,
die sich durch Betteln, Kleinkriminalität und auf verschieden
andere Weise ihren Lebensunterhalt verdienen. Die herrschende
Klasse, die Besitzer der Produktionsmittel, eignet sich den gesamten
Mehrwert an, der durch die Arbeit entsteht. Damit werden aber
die Arbeiter enteignet.
Die Geschichte der Welt wird als eine Geschichte von Klassenkämpfen
angesehen, zum Beispiel der Kampf des Bürgertums gegen den
Adel, wobei dieser Kampf für eine unterdrückte Klasse
legitim ist, weil dies dem Fortschritt insgesamt dient, nämlich
dem gesellschaftlichen Fortschritt, zugunsten einer neuen gerechteren
Gesellschaftsordnung die alte herrschende Klasse zu stürzen.
Diese jeweils neuen Zielsetzungen im Klassenkampf sind am Interesse
der bisher unterdrückten Klasse angelegt, die dadurch letztlich
zur herrschenden Klasse wird. Die politische Linke ist historisch
aus der organisierten Arbeiterklasse und bürgerlichen Intellektuellen
entstanden.
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- 1.2. Rechtes Weltbild
Das rechte Weltbild geht von ewigen Werten aus, von der Tradition
des Oben und Unten. Die Menschen sind von ihrer Geburt her für
eine bestimmte Aufgabe in der Gesellschaft bestimmt. Versuche,
diese starre Ordnung zugunsten der unterdrückten Klassen
zu ändern, werden als Krankheit oder Seuche angesehen, die
es zu bekämpfen gilt, um die ewige Ordnung zu schützen.
Was ein Mensch in der Gesellschaft kann und darf, ist durch die
Genetik, durch seine Geburt also, vielfach auch durch die Religion
für alle zeiten festgelegt und bestimmt. Es gibt also zum
Herrschen geborene Menschen und zum Arbeiten geborene.
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- Es gibt ganze Menschenrassen, die als Sklaven
geboren sind, andere, die diese Ordnung aufrechterhalten. Und
dann gibt es Schädlinge, die diese Ordnung gefährden
und deshalb ausgerottet werden müssen. Innerhalb eines Volkes
sind z.B. die Frauen zum Fühlen und Empfinden, die Männer
zum Denken und Kämpfen vorgesehen. Auch dagegen verstoßende
Menschen sind Schädlinge, die verfolgt werden.
Sexualität hat die Funktion der biologischen Reproduktion.
Was diesem Ziel nicht dient, ist eine Perversität. Statt
der Auseinandersetzungen zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern
im Betrieb um Lohnhöhe, Arbeitszeiten und Kündigungsschutz
gibt es im faschistischen Staat die Zusammenarbeit der Klassen,
jeder an seinem angestammten Platz, weil beide Seiten Deutsche
sind, oder Christen oder Muslime usw. Die Außenstehenden
sind an den Problemen schuld. Also wer nicht deutsch, nicht christlich,
nicht muslimisch usw. ist, wer als Mann nicht männlich und
als Frau nicht weiblich ist, ist schuld daran, wenn es den Arbeitern
schlecht geht, wenn es keine Arbeitsplätze oder bezahlbare
Wohnungen gibt usw.
Da es um die Ausrottung von Schädlingen geht, ist ihr Schicksal
nicht von Bedeutung, zählt ohnehin das Wohl des Einzelnen
nicht. Die politische Rechte ist historisch aus dem niedergehenden
Adel und dem Lumpenproletariat entstanden. Sie erhält Unterstützung
durch breite Teile des Bürgertums.
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- Es geht dem Bürgertum schließlich
um das Absichern seiner traditionellen wirtschaftlichen und politischen
Macht. Und die politischen Mitläufer aus den unteren sozialen
Schichten, die oft die Speerspitze rechter Angriffe bilden, haben
den Eindruck, dass sie davon auch persönlich profitieren
können. Das gehört zur zynischen Verachtung der Mitläufer
rechter Parteien, dass die werbende Demagogie immer auf die kleinen
Leute ausgerichtet ist, während die Erfolge dieser Politik
die kleinen Leute benachteiligen.
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- 1.3. linke Staaten
Wenn Linke zur Staatsmacht wurden, wie zum Beispiel nach der
Revolution und Gründung der Sowjetunion (Räte-Union),
ist der danach entstehende Staat aber kein Staat der Arbeiterklasse
geworden, obwohl die Herrschenden durchaus arbeitnehmerbegünstigende
Gesetze erließen, denn der nun entstehende Staatsapparat
hatte es mit äußeren Gegnern zu tun, die in einem
sozialistischen Staat eine Gefahr sahen und gegen ihn auf vielfältige
Weise vorgingen. Er hatte es aber auch mit inneren Gegnern zu
tun, denn sowohl der gestürzte Adel als auch das erwachende
Bürgertum sowie religionsfundamentalistische Kräfte
trachteten danach, andere Zustände zu erreichen.
Da vieles anders organisiert werden musste, als man es ursprünglich
wollte, entstanden auch im Sozialismus rasch Klassengegensätze.
Es entstand recht schnell ein Apparat, der in der Lage war, die
Herrschaft der Funktionäre oder Manager abzusichern und
oppositionelle Kräfte ebenso zu bekämpfen wie auch
Erneuerer und Reformer.
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- Das durch die Absicherung des Staates entstehende
Funktionärsbewusstsein vermischte sich mit sozialistischen
Inhalten und die immer besser ihre Privilegien verteidigende
Elite nannte dieses Gemisch dann real existierender Sozialismus.
Mit diesem neue Weltbild verhinderten die begünstigten Funktionäre
nützliche Reformen.
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- Das führte zu Verhärtungen, während
andere Teile der Oberschicht begannen, mit den Eliten anderer
politischer Systeme zu kooperieren und den Übergang in das
marktwirtschaftliche Zeitalter einzuleiten. In der langen Zerfallsphase
kam es schrittweise zu verheerenden Auseinandersetzungen, bei
denen auch viele Opfer zu beklagen sind, die durchaus vergleichbar
mit den Opfern kapitalistischer Staaten in Umbruchphasen sind.
In einigen Staaten wurden die Funktionäre schrittweise nationalistische
Diktatoren.
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- 1.4. rechte Staaten
Rechte kamen meistens an die Macht, wenn die inneren Widersprüche
bürgerlicher Staaten das Staatsganze und somit die Kapitalinteressen
gefährdeten. Der rechte Staat ist ein starker, alles beherrschender
Staat, der bis in die letzten Bereiche alles kontrollieren will
und die politischen Gegner ohne Gnade vernichten will. Er ist
aus den Widersprüchen entstanden und versucht, Neuerungen
und Änderungen zu verhindern.
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- Die nach innen blutigsten Regimes in der
Geschichte sind rechte Regimes gewesen, egal ob als Ideologie
eine Religion oder der Nationalismus oft gepaart mit Rassismus
zur Aufhetzung der Bevölkerung herhielt. Doch die gesellschaftspolitischen
Ziele ihrer Ideologie konnten die rechten Regimes trotz grausigster
Opfer nicht erreichen. Auch den Nazis gelang es zum Beispiel
nicht, die Frau aus dem Wirtschaftsleben zu verbannen, denn man
brauchte sie während des Krieges als Arbeitskraft.
Eine arische Rasse geschichtlich abzuleiten, war
zum Scheitern verurteilt, weil die historischen Ereignisse eben
anders verliefen, ebenso war das Züchten eines Charakters
von Arbeitern, Führern und Kämpfern deshalb unsinnig,
weil sich der Charakter überwiegend aus gesellschaftlich
erworbenen Faktoren bildet. Menschen jüdischer Religion
zum Beispiel gehören nicht (nur) einer Rasse an, denn alle
Völker sind Mischungen, und insofern gibt es auch, unabhängig
von Religion und Ideologie keine jüdische Rasse.
Schließlich kann man einfach gesellschaftliche Entwicklungen
nicht aufhalten, wenn sie sich notwendig aus den gesellschaftlichen
Prozessen bedingen.
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- 2. Die Begriffe links und rechts
Bevor ich belegen will, dass es gegenwärtig in vielen gesellschaftlichen
Bereichen einen Rechtstrend gibt, möchte ich
den Bergriff Rechtstrend abgrenzen, eingrenzen und
insofern definieren.
Im früheren Parlament, dass nach dem Dreiklassen-Wahlrecht
gebildet wurde, saßen rechts die Junker und Barone, in
der Mitte das Bürgertum und links das Proletariat beziehungsweise
später dann die jeweiligen Parteien, welche die Interessen
dieser jeweiligen Klasse zu vertreten haben. Im Grunde dient
also ursprünglich ein Rechter den adligen Großgrundbesitzern
und dem ihnen verbundenen Geldadel, während ein Linker die
Interessen der Lohnabhängigen und Unterdrückten und
Benachteiligten vertritt, die Mitte ist den Interessen des Kapitalbürgertums
verpflichtet, dass gegenüber dem Adel links auftritt und
gegenüber den Interessen der Arbeitnehmer rechts.
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- 2.1. Selbstläufer
Nun darf man nicht annehmen, dass Parteien sowie Interessens-
und Gesinnungsverbände ständig statisch verharren und
dass man sich alleine schon an dem Namen orientieren kann, wessen
Interessen sie vertreten. Parteien und Organisationen sind nämlich
recht flexibel, haben verschiedene Flügel und nur die anpassungsfähigen
Organisationsformen überleben gesellschaftlichen Wandel.
Wahlergebnisse sind also keine sicheren Seismographen.
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- 2.1.1. Linkstrend in einem bürgerlichen
Staat
Wenn zum Beispiel ein Linkstrend in einer Gesellschaft vorliegt,
dann existiert auch in der Literatur und Kunst ein Trend zur
Aufklärung und zur Moderne, dann geraten in allen Parteien
die linken Flügel in Aufwind, dann entdecken auch die Religionsgemeinschaften
ihre soziale Seite und in der Gesellschaft denken die Menschen
neue Gedanken und entdecken viele Möglichkeiten, sich ihr
Leben zu gestalten. Es bewegt sich was.
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- 2.1.2 Rechtstrend in einem bürgerlichen
Staat
Wenn ein Rechtstrend vorliegt, existiert in der Kultur auch ein
Trend zur Gegenaufklärung, zur Postmoderne, in allem Parteien
und Organisationen erhalten die rechten Flügel Aufwind,
in den Religionsgemeinschaften orientiert man sich an alten Werten
und Moral, die Menschen suchen zur Lösung ihrer Zukunft
Rezepte aus der Vergangenheit, man folgt der Obrigkeit, besonders,
wenn sie großmäulig auftritt, alte Vorurteile kommen
in Mode, und das Leben bewältigt man am besten durch Anpassung.
Alte Mythen und Aberglaube treten an die Stelle neuer Gedanken.
Gegenüber den Schwachen und den Schädlingen
zeigt man unerbittliche Härte. Als Schädlinge gelten
Juden, Ausländer, Neger und Schwule.
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- 2.2. Revolten
Die 68er Revolte war Ausdrucksform eines Linkstrends, der sich
gegen die verhärteten Strukturen der Adenauerjahre richtete
und es dann letztlich der bürgerlichen Mitte erlaubte, sich
mit neuen Methoden neue Ressourcen nutzbar zu machen. Auch die
bürgerliche Mitte orientierte sich (etwas) weiter nach links.
Ein Linkstrend sprengt alte Strukturen und das kann nebenbei
auch die Rechten modernisieren und verändern. Ein Rechtstrend
ist immer zu verzeichnen, wenn sich die bürgerliche Mitte
auch nach rechts bewegt, zu ihrem eigenen Nutzen. Können
wir belegen, dass wir uns nun in einem Rechtstrend befinden?
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- 3. Was wird heutzutage als links oder
rechts angesehen?
Kann man an irgendwelchen Dingen die Menschen in Linke und Rechte
unterscheiden? Oberflächlich gesehen vielleicht schon. Genau
betrachtet ist das nicht so einfach möglich, denn auch die
Linken werden rechts in einem Rechtstrend, auch die Rechten zeigen
sich weiter links in einem Linkstrend. Innerhalb der Linken ist
man schnell dabei, sich gegenseitig zum Beispiel Biologismus
vorzuwerfen, und Biologismus gilt als das Herz der rechten Ideologie.
Es ist dies also der schlimmste Vorwurf, den man als Linker gegenüber
Linken erheben kann. Mit Vorwürfen sind Linke gerne freigiebig.
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- 3.1 Vorwürfe
Ist jemand eine Rechter, wenn er ganze Menschengruppen benennt
und ihnen gemeinsame angeborene Eigenschaften zuordnet? Einem
Teil der Frauenbewegung wird dies vorgeworfen, die von biologischen
Unterschieden zwischen Mann und Frau ausgeht, statt gesellschaftlicher
Unterschiede, für die verschiedenen Verhaltensweisen verantwortlich
zu machen. Besonders Frauen, die an die Gefühlsaufgabe der
Frau appellieren, werden für rechts gehalten, während
nicht alle Frauen für links gehalten werden, die z. B. intellektuell
ihren Mann stehen, wie es so bezeichnend heißt.
Wer mit dem Ziel an die Genetik geht, durch die Gene den Charakter
zu verändern, gilt als rechts. Wer überhaupt glaubt,
dass das so geht, auch der schon. Ein Mensch, der die Gesellschaft
so verändern möchte, dass Menschen wie sie sind, die
Chance haben, ohne Missetaten in ihr zu überleben, gilt
als ein Linker. In den USA gilt z. B. als Kommunist, wer dort
für Sozialversicherungen eintritt, und Kommunist ist dort
ein Schimpfwort.
Als rechts eingeordnete Äußerungen werden heutzutage
tabuloser vertreten. Tabus werden verletzt und man sagt, dass
dies in anderen Ländern auch möglich sei, und man wolle
nicht mehr benachteiligt sein. Dämme werden gebrochen, auch
in unserer Szene und in verschiedenen linken Gruppierungen, und
es ist üblich geworden, kräftig und menschenverachtend
vom Leder zu ziehen. Manche Menschen verstehen gar nicht, warum
der Eine oder die Andere keine grausamen Untertöne gegen
Minderheiten von sich gibt und durch solche Töne geschockt
ist.
Rassistische, religionsfundamentalistische, nationalistische,
sexistische und hereto-sexistische Äußerungen nehmen
überall zu und es ist schon bizarr, wenn man beklagt, nicht
auch rassistisch sein zu dürfen, statt sich über Rassismus
zu beklagen. Statt Mitmenschlichkeit kommt verlogene Sentimentalität
auf. Zwar kann man nicht all diese Menschen als Rechte definieren,
die in irgendeinem Bereich Unbedachtes sagen, wenn aber ein Rechtstrend
zu verzeichnen ist, verdichten sich diese Äußerungen
erstaunlich rasch. Und das Verdichtungsresultat wächst dann
zum geschlossenen rechtsradikalen Weltbild zusammen.
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- 3.2. Hinweise auf einen Rechtstrend
Der Aufstand der Anständigen von Schröder
seinerseits gegen rechts ausgerufen, scheint versickert zu sein.
Eher gibt es kein Recht auf Faulheit, wie Schröder
meint. Die Wirtschaftsreformen der Schröder-Regierung begünstigen
die Konzerne, man versucht in sozialen Fragen den Staat aus der
Verantwortung zu ziehen. Das geht am besten, indem man gegen
die Bezieher sozialer Leistungen Misstrauen säht.
Deutsche Truppen stehen an verschiedenen Plätzen im Ausland.
Die pazifistische Grundeinstellung der Grünen ist schrittweise
der Kriegsbefürwortung gewichen. Man unterscheidet sich
bei den Grünen von der SPD, dass man mehr Eigenverantwortung
im Zusammenhang sozialer Fragestellungen gegen staatliche Fürsorge
setzt. Dies nähert sich der FDP-Position an.
In der FDP geht es nicht mehr so sehr um das individuelle Recht
des Einzelnen, sondern mehr um die Umwandlung der Wirtschaft,
den Abbau der Sozialversicherungen bzw. ihre Privatisierung.
Niedriglöhne sind derart niedrig, dass sie auf Sozialhilfeniveau
absinken. Deshalb fordert man das Senken der Sozialhilfe, statt
das Anheben der Löhne.
Die Union bedient rassistische Vorbehalte in der sogenannten
Ausländerfrage und verliert trotzdem dabei ihre Mitte nicht,
kann aber rechts Stimmen gewinnen. Um dieses Wählerreservoir
zu binden, muss es auch bedient werden.
Während die Unionsparteien schnurstracks in Richtung rechts
zielen und behaupten, sie stünden in der Mitte, also im
Zentrum der Politik wo das Kapitalbürgertum mit seinen Interessen
steht, rivalisieren auch SPD und Grüne um die Mitte, selbst
die PDS ist auf diesem Weg. Es geht um Anpassung an alte und
angeblich bewährte Verhältnisse in der Wirtschaft aber
eben auch in der Familie. Sozialabbau statt soziales Netz.
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- Die von der Wirtschaft gut bezahlten Wirtschaftswissenschaftler
behaupten, das müsse so sein. Im politischen Kräftespiel
ist eine linke Position argumentativ nicht mehr vertreten. Linke
Argumente interessieren auch scheinbar niemanden. Da links überhaupt
keine politische Kraft vorhanden ist und nirgendwo jemand versucht,
z.B. den Kapitalismus zu stürzen, ist dieses Hinwenden nacht
rechts nur so zu verstehen, dass es nun um das Eingemachte geht,
um die Reste von menschlichen und sozialen Strukturen
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- Ergo
Bei Wahlen gibt es inhaltlich nur noch das Spektrum zwischen
der Mitte und rechts bis rechtsradikal. Wir bewegen uns also
tatsächlich nach rechts, und das lässt uns Schlimmes
befürchten. (js)
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