- 69. LUST, Winter 01/02
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- Zwischen den Beinen
Frauen hätten am ganzen Körper
erogene Zonen, die Männer nicht genügend beachten würden,
während Männer sich nur um ihre eine Zone kümmern.
Es gibt eine erogene Zone, die von Männern und Frauen selten
genossen wird, weil verschiedene Tabus damit verknüpft sind.
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- 1. Einordnung der Sexualität
Sexualität, völlig losgelöst von gesellschaftlichen
Bindungen, einfach nur zum Zweck der Lusterfüllung, ist
die erstrebenswert? Dass es das gibt, ist ja allgemein bekannt.
Und dass es Leute gibt, die das heimlich ersehnen, in ihrer ein
wenig müde gewordenen Beziehung, ist auch bekannt. Und dass
es sich natürlich gehört, so etwas zu verurteilen,
das wissen wir auch, denn Sexualität erfülle sich (natürlich)
erst so richtig zufriedenstellend in der sogenannten Leib-Seele-Einheit,
hat man uns gelehrt. Und bindungsloser Sex? Wenn das alle täten,
gäbe es schließlich keine Ehe mehr, keine Verantwortung
und keinen Ernst. Wo kämen wir denn dann hin, wenn alle
nur schiere Lust erleben würden?
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- Gesellschaftlich geachtete Sexualität
wird heutzutage zumeist als Erweiterung sentimentaler Gefühle
akzeptiert. Das war früher nicht so, da sie nur in ihrer
Funktion der Zeugung und nur in der Bindung der Ehe als nicht
sündhaft angesehen wurde. Immerhin ein kleiner Fortschritt.
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- Heutzutage kann es auch eine irgendwie andere
monogame Beziehung sein. Sie soll aber Teil der Liebe, der Bindung,
der gegenseitigen Erfüllung sein. Insofern hat sie eine
gesellschaftliche Funktion über den reinen Lustgewinn hinaus.
Und genau dieser Zusammenhang erschwert die Fragestellung: ob
Menschen, die sich gegenseitig sehr sympathisch sind und dabei
erotisch faszinieren, was man als Liebe definiert, sich auch
eine ausreichende sexuelle Erfüllung geben können.
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- Wenn ich jemanden liebe, bedeutet das dann,
dass dieser Mensch dann sexuell auch zu meiner Erfüllung
wird und ich es für ihn werde? Dies wird dann als selbstverständlich
vorausgesetzt. Es wäre ja auch lieblos, gegenüber dem
geliebten Partner oder der Partnerin, ihnen mitzuteilen, dass
man zwar in diesem gegenseitigen Arrangement Befriedigung erfährt,
aber nicht immer die ganze Erfüllung, die man ersehnt. Aus
Liebe verzichtet man lieber auf das, was man ganz gerne auch
noch erleben würde, was der Partner aber nicht so recht
mag.
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- Prostituierte Frauen in den Hurenverbänden
sagen öffentlich im Fernsehen, was sie ihr Geld verdienen
lässt: dass Ehemänner sexuelle Sehsüchte haben,
von denen sie wissen, dass ihre Frauen daran oftmals keinen oder
nicht ausreichenden Genuss haben. Die Befriedigung dieser Sehnsüchte
verschaffen sich die Ehemänner eben über den Sex-Markt.
Und Prostitution konkurriert nicht mit der Ehe (oder einer engen
Dauerbeziehung), da das Verhältnis Sex gegen Geld
den Gegensatz zu einer freundschaftlichen menschlichen Bindung
darstellt, daher eben keine konkurrierende Nebenbeziehung ist.
Dies ist Voraussetzung, wenn die eigentliche Bindung nicht gefährdet
werden soll. Ich weiß, ich rede hier nur von den unbefriedigten
Gefühlen der (heterosexuellen) Männer. Auf die Gefühle
der Frauen komme ich noch zu sprechen.
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- Eine schwule Beziehung ist, wenn die erste
Verliebtheit nachlässt, meist auch schon vorbei. Da kommt
das Gefühl nicht auf, dass innerhalb der Beziehung in der
sexuellen Erfüllung ein Mangel existiert. Je kürzer
die Beziehungen sind, um so weniger kann natürlich ein solches
Gefühl des Mangels aufkommen, weil eine Verliebtheit den
Verzicht auf Unerfüllbares erträglich macht. Und in
der schwulen Szene kann man ja auch immer wieder Partner finden,
auch wenn es nur für eine Nacht reicht. Eigentlich ist die
Szene in vielen Bereichen auf One-Night-Stands aufgebaut: Ich
nenne hier nur den Dark-Room und die Gay-Sauna, den Park und
die Klappe sowie das Wäldchen neben dem Autobahnparkplatz.
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- Und weil man an den Orten anonymer Begegnung
nicht nach den Beziehungsattributen suchen muss, benötigt
man einige übliche Überlegungen über die Beziehungsfähigkeit
nicht. Es reicht, wenn es aktuell lustvoll sein könnte.
Allerdings benötigt man andere Hinweise.
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- Die in dieser Frage ehrlichste Szene ist
die Lederszene. Und dort werden dann durch einen Tücher-Code
Hinweise gegeben, welche sexuelle Neigungen man hat. Es geht
also auf dem ersten Blick nicht um die gesellschaftliche Einbindung
der Sexualität, sondern nur um sexuelle Erfüllung,
dies aber immerhin. Dass diese Form der Sexualität manchmal
als lustvoller empfunden wird, hat es was mit der möglichen
Tabulosigkeit im beziehungsfreien Bereich zu tun. Aber die Leder-Szene
selbst stellt durchaus auch eine soziale Gemeinschaft dar, wenn
die entsprechenden Club- oder andere Veranstaltungen stattfinden.
Trotzdem, die sexuellen Handlungen selbst finden nicht in festen
Beziehungsstrukturen statt, wohl aber oftmals auch in ritualisierten
Formen.
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- Da gibt es nun diesen Tücher-Code der
Aufschluss gibt: Tuch in der linken Gesäßtasche heißt
aktiv, in der rechten passiv. Die Fraben drücken die verschiedenen
neigungen aus, vonder gegenseitigen Masturbation über Oralverkehr
zum Analverkehr, aber auch Fisting, golden Shower und Kotspiele.
Einerseits ist es ehrlich, die Neigung offen zu tragen. Man kann
einerseits häufiger erwarten, einen Partner für gemeinsam
Erwünschtes zu finden. Zum anderen können ja die sexuellen
Neigungen je nach Partner variieren und sind nicht ein-für-alle-Mal
bei einer Person festgeschrieben.
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- Also mich stört es teilweise, mit einigen
Tüchern rumzulaufen, die mich z.B. als aktiven Analpartner
sowie als aktiven und passiven Oralpartner kennzeichnen. Ich
bin damit festgelegt. Und in der Verbindung mit einem Mann kann
es ja durchaus vorkommen, dass ich Lust auf das eine oder andere
bekomme und das Gezeigte hier vermeiden möchte. Manchmal
bin ich so drauf, dass ich ein ganzes Bündel von Tüchern
bei mir haben müsste. Immerhin, die Lederszene ist in diesen
Fragen die ehrlichste und auch irgendwie die praktischste Szene.
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- Was die Jugendkultszene betrifft, da glaubt
man noch an ewige Liebe und der geile Mann da, mit dem man zwar
durchaus Lust für einen Nacht oder öfter erleben möchte,
könnte man diesen auch der Mutter als Beziehungspartner
vorstellen? Unvorstellbar, zumeist jedenfalls. Je geiler der
Typ um so schwierig ist er zu rechtfertigen. Also ist die Suche
hier schwieriger, sind die Mauern zwischen den Menschen höher
und die Gelegenheiten, bei denen man eben völlig unbefriedigt
nach Hause geht, sind hier am häufigsten. Und wird man fündig,
dann voller Schuldgefühle, nicht mehr wegen der Homosexualität,
wie das früher vor dem selbstbewussten Coming-out war, sondern
weil das die schiere Lust ist, die nicht zu einer Partnerschaft
führt. Deshalb!
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- Am aller unbefriedigsten sind die älteren
männlichen Jugendliebhaber, die ihre große Sehnsucht
beinahe nie erfüllt bekommen, und wird sie erfüllt,
ist sie schon vorbei, bevor sie eigentlich eine Chance bekam,
sich zu entfalten. Sie träumen dann von der einen großen
verklärten Liebe, die einen jungen Mann an sie bindet und
ihnen alle Träume erfüllen lässt. Insofern sind
sie als Dichter für Sehnsuchtsgedichte und entsprechenden
Geschichten geeignet. Dies also zu den Männern, den unbefriedigten.
I can get no Satisfaction.
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- Frauen, so liest man in der älteren
Frauenliteratur, sind oft von den Erlebnismöglichkeiten
mit ihren (heterosexuellen) Partnern nicht ausreichend begeistert.
Aber suchen sie sich deshalb andere Partner oder Partnerinnen?
Nein. In den 70er Jahren war in der feministischen Literatur
zu lesen, dass Frauen während der hier und da auch lustvollen
sexuellen Handlungen ihrer Partner an ihnen einfach die Augen
zumachen würden, während sie sich etwas Anderes, Neues,
Besseres vorstellen. Und Frauen hätten nur Verachtung für
die Pornographie, denn den Männern fehle es einfach an Phantasie.
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- Und heute? Da ist nichts mehr über unbefriedigte
Sexualität in der hetischen oder lesbischen Frauenliteratur
zu lesen. Im Gegenteil.
- In der lesbischen Literatur haben Bücher
mit Ratschlägen für größeren Lustgewinn
durch bessere Sextechniken derzeit Konjunktur. Das zeigt, dass
dort auch etwas in Bewegung gekommen ist, hoffentlich auch in
Richtung auf größere Selbsterkenntnis, Selbstbehauptung
und Selbsterfüllung. Es ist nämlich gar nicht denkbar,
dass alleine aus der Tatsache der gegenseitigen Verliebtheit
heraus, wenn diese denn tatsächlich der Fall ist, auch alle
Fragen des sexuellen Begehrens mit gelöst sind.
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- Zu viel Märchen, Mythen und Ideologien,
patriarchalische wie auch feministische, stehen dieser Sache
im Wege. Denken wir doch nur an die Zeit, in der behauptet wurde,
dass es keinen vaginalen Orgasmus gäbe, nur einen klitoralen,
dass also ein Schwanz oder ein anderes längliches Utensil
nicht notwendig sei, dass also Männer nun schon gar nicht
notwendig seien. Und dann kam die Theorie von G-Punkt auf, der
zwar nicht genau lokalisiert werden konnte aber irgendwo in der
Vagina sitzen würde. Neuerdings sitzt er irgendwo zwischen
Klitoris und Harnröhre.
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- Was soll das? Brauchen wir einen Atlas? Ist
nicht gerade diese ganze Region absolut lustempfänglich?
Kann man da, je nach Ideologie, irgendwelche Schranken einbauen
oder Richtlinien geben? Hinter solchen Verkehrsregeln siedeln
sich dann selbsternannte oder offizielle ZöllnerInnen an
Schranken an, um zu kassieren: Einfluss oder direkt Geld. Wer
kennt nicht die Gespräche hinter hervorgehaltener Hand,
die sich letztlich als moralisierende Ideologien auswirken. Dabei
die hechelnden Damen (und auch ihre schwulen Freunde) aber in
guter Gesellschaft: Die Kirchen halten traditionellerweise dort
die Hand vor und die andere Hand auf.
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- Frauen, besonders heterosexuellen Frauen
sagt man nach, dass sie richtigen deftigen Sex gar nicht ausleben
wollen, sondern eher kuscheln wollen, stundenlang durch ihren
Liebhaber gestreichelt werden wollen. Und zwar dies nicht als
sogenanntes Vorspiel, sondern anstatt. Unbefriedigte Männer
sagen dies Frauen nach, und diese beschimpfen ihre Männer,
denen ginge es nur um rein-raus-fertig. Alle sind also irgendwie
unbefriedigt, auch dann, wenn sie vorübergehend eine/n PartnerIn
haben.
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- 2. Ausleben der Sexualität
Wie alt bist du denn? ist die wichtigste Frage im
schwulen Gay-Chat. Und dann: worauf stehst du? Und in der Anonymität
dieses Mediums schreiben dann die Chat-Partner: Ich will,
dass Du mich so richtig rannimmst. Ich möchte an Deinem
Schwanz saugen und Dein Sperma schlucken. (Ich führe es
vielleicht hier nicht weiter aus. Oder? Neugierig? Außerdem,
wo bleibt safer Sex in den Phantasien?) Da ich nun nicht der
jüngste mehr bin, und dies auch im Chat nicht verschweige,
werden einige chat-Partner negativ ausfallend und andere nehmen
die o.a. Rolle an.
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- Wie alt die Gesprächspartner nun wirklich
sind, weiß ich nicht, die meisten geben an, so von 16 bis
28 zu sein. Insofern ist es lächerlich, nach dem Alter zu
fragen. Aber man erfährt hier von sexuellen Sehnsüchten,
die hier in der Anonymität ausgesprochen werden können.
Sadistische, aber viel öfter masochistische Bedürfnisse
tauchen hier häufiger auf, aber auch andere intensive Neigungen.
Ich interpretiere sie als Sehnsucht nach dem Sich-fallen-Lassen
beziehungsweise sich-sexuell-gehen-lassen-Dürfen.
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- Vielleicht projiziere ich aber auch nur.
Sehr häufig geht es um das Eier-Lecken, das Lecken zwischen
den Beinen einschließlich des Schließmuskels. Dazu
gehört noch das Unterbauch-Streicheln und das Lecken des
Unterbauches. Von den Häufigkeiten der Beschreibungen her
meine ich, dass es hier eine einzige hocherotische Zone gibt,
die vom Unterbauch zwischen die Beine bis einschließlich
dem Schließmuskel geht.
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- Frauen haben den ganzen Körper als erogene
Zone, Männer haben nur eine erogene Zone, die Eichel? Diese
Aussage kann ich nicht bestätigen. Es mag vielleicht in
Beziehungen beim lieblos gewordenen Gewohnheits-Sex so ablaufen.
Und die in den Medien ritualisierten Sexualhandlungen nehmen
die große vielfältige Sexualität nur partiell
wahr, eben nur das, was sich als Stellung abgrenzen lässt.
Lächerlich das ganze.
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- Es ist genussvoll, am ganzen Körper
gestreichelt und liebkost zu werden und den/die Partner/in zu
liebkosen, und es ist sehr erotisch, sich gegenseitige zum Beispiel
mit dem Mund in der beschrieben Region zu erforschen und zu genießen.
Diese Region ist von vielen sensiblen Nerven durchzogen, die
in enger Verbindung mit der Klitoris bzw. der Eichel sind, und
Vibrationen, Wärme- und Feuchtigkeitsgefühle übertragen
sich hier in der ganzen sensiblen Zone. Diese Region ist nicht
so direkt sichtbar, man kann seine eigen Zone kaum ohne technische
Hilfsmittel begutachten. Und in vielen Fällen wird das Bedienen
dieser ganzen Region als Perversion, als schmutzig angesehen.
Sehr schade. Und dann kommt dann noch der ideologische Überbau
dazu.
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- Ob man sich hingibt oder ob man das Gefühl
liebt, die vollkommene Hingabe des Partners/der Partnerin zu
genießen, hängt mit solchen Vorlieben zusammen, die
nicht unbedingt etwas mit dem gesellschaftlichen Oben und Unten
zu tun haben. Ob man/frau es lieber zart oder hart mag? Es kommt
im wesentlichen darauf an, ob die erotischen Reize derart stark
sein sollen, dass sie für andere schmerzhaft wären,
oder ob die sensibelsten Berührungen schon zur Lusterfüllung
führen.
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- Das wird bei vielen Menschen irrtümlich
nur in hierarchischen oder Geschlechtsrollenzuordnungen gesehen.
Und schließlich kommt es noch darauf an, ob man vom Druck
befreit und von Schuldgefühlen überwältigt danach
schnell das Weite suchen möchte oder ob man hinterher, vielleicht
aus den gleichen Gründen, durch Zärtlichkeit wieder
neue Gemeinsamkeit erzeugen möchte, die während des
Sexaktes ein ergänzendes Gegeneinander geworden war.
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- Das alles und vieles mehr kann nicht im voraus
durch die Frage nach dem Alter und dem Traumtyp einsamer Nächte
geklärt werden, sicherlich auch nicht in Fragen nach der
Traumfrau. Es lässt sich kaum in Kontaktanzeigen darstellen.
Es lässt sich allerdings beim anonymen Sex demonstrieren
und in der Anonymität gegenseitig beschreiben. Ich habe
indes nie erlebt, dass sich das Beschriebene auch in der Realität
erfüllen ließ. Oft hatten die anonymen Kommunikationspartner
während der Kommunikation ganz enge Vorstellungen, die zu
einer schnellen selbst hervorgerufenen Entspannung führen
sollten, was keine Realität zulässt.
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- 3. Was können wir tun?
Mit den vorgefundenen Zuständen kann ich mich aber nicht
zufrieden geben. Deshalb dieser Beitrag in der Zeitschrift LUST.
Und mir fällt als Motivation ein, an einer Lösung zu
arbeiten, dass wir ja so viel an sexueller Lust in uns tragen,
dass wir dabei viele lustvolle Experimente genießen können,
gegenseitige und tabulose Experimente. Man möchte doch auch
etwas mehr davon haben, was man so anstrebt. Und deshalb habe
ich mir ausgedacht, dass alle LUST-LeserInnen (und die Home-Page-BesucherInnen),
sich angesprochen fühlen sollten, dies nicht nur als Artikel
zu sehen, den man mit einer gewissen Wollust oder mit einem gewissen
Schauder lesen kann.
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- Es ist dieser Artikel durchaus ein Aufruf,
in 5 Bereichen zu arbeiten:
1. Propagandistischer Bereich
2. Gesellschaftspolitischer Bereich
3. Gesellschaftlicher Bereich
4. Zwischenmenschlicher Bereich
5. Persönlicher Bereich
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- 3.1. Propagandistischer Bereich
Überall werden wir und alle anderen derzeit von der Liebe-Ehe-Propaganda
belästigt, so dass viele Leute schon alles durcheinanderbringen.
Wer in dieser Lebensform leben möchte, dem sei das gegönnt.
Ich will hier nicht missverstanden werden. Aber das ist doch
kein Grund, auf die Erfüllung sexueller Sehnsüchte
zu verzichten, in dem einen Leben, das wir haben. Auf Lustbarkeiten,
die in der Ehe nicht möglich oder nur unter dem Opfer des
Partners möglich ist, der so etwas eigentlich nicht mag,
soll man aus Liebe verzichten, das ist Teil der Ehe-Moral. Und
die Liebes-Ehe wird als Eifersuchtsmodell dargestellt, in dem
alles gegenseitig kontrolliert wird. So etwas wird als das Ziel
aller Träume dargestellt. Das muss doch nicht notwendig
so sein?
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- Und da setzt nun unsere Gegenpropaganda ein.
Klar, die verfängt natürlich nicht bei Einsamen, die
den Käfig der Zweierbeziehung oder Ehe haben wollen, um
jemanden darin zu fangen, damit der/die nicht weglaufen kann.
Sie wissen aber oft noch nicht, dass sie bei Erfolg in dem gleichen
Käfig sitzen werden. Und dass die Verhältnisse in Gefangenschaft
dann ganz anderen Gesetzen gehorchen, weiß man ja vielleicht
aus diversen Knast-Filmen oder Ehe-Klamotten.
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- Wir dürfen nicht müde werden, immer
und überall, besonders in den Medien, den Verzicht auch
als Verzicht zu benennen und den Mangel als einen Mangel. Vielleicht
gelingt uns das auch gegenüber unseren geliebten PartnerInnen,
so dass diese dann irgendwie einsehen müssen, dass Abhilfe
unser Recht und deshalb sinnvoll ist, schon zum Beispiel aus
gegenseitiger Liebe heraus. Ob man eine Zeitlang zugunsten der/des
Geliebten das tut, was man nicht so gerne mag, oder dem/der Partner(in)
erlaubt, sich außerhalb der Beziehung auf diesem Felde
auszuleben, und wenn niemand in Sicht ist, sich vielleicht sogar
gegenseitig dabei hilft, führt ja zum gleichen Resultat:
dem gegenseitigen Verstehen, der gegenseitigen Solidarität
und der gegenseitigen Hilfe bei der Erfüllung der sexuellen
Sehnsüchte, auch wenn man selbst sie nicht erfüllen
kann oder mag. Es gibt da z.B. Paare, die zusammen cruisen gehen
und sich gegenseitig unterstützen.
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- 3.2 Gesellschaftspolitischer Bereich
In der Gesellschaftspolitik wird ausgelebte Sexualität und
das sexuelle Verlangen in eine hierarchischen Ordnung gepresst.
Einiges ist durch die Möglichkeit, dass ein Kind daraus
entstehen kann, geadelt. Anderes wird allzu oft als eine Perversion
abgewertet. Dies wird durch Gesetze und Bestimmungen abgesichert.
Es wird aber auch durch die Rahmenbedingungen beeinflusst. Wenn
es zum Beispiel keine Klappen mehr gibt, ist nicht nur dieser
Treff anonymer und promiskuitiver Sexualität geschlossen
worden, es sind auch die Orte der Promiskuität generell
kanalisiert worden, denn in den Saunen gibt es bei den Besuchern
keinen Zufall und auf den Autobahnrastplätzen können
nur solche Menschen verkehren, die ein Auto haben.
Wir müssen auf Parteien und Verbände einwirken, dass
jegliche Moralisierung zu unterbleiben hat, da dies mündige
Menschen bevormundet und ihre Lebensqualität beschneidet,
Schuldgefühle erzeugt, was zu Verzicht führen kann.
Argumente, die Menschen wollen ja mehrheitlich nur monogame auf
Dauer angelegte Beziehungen, setzen unsere Argumente ja gar nicht
außer Kraft, denn frei ausgelebte Sexualität neben
bestehenden Beziehungen hilft ja nur, dass die sexuellen Ansprüche
nicht gegen die Lust der Partner gerichtet werden.
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- 3.3. Gesellschaftlicher Bereich
Das gesellschaftliche Klima ist auch von den MeinungsmacherInnen,
ihren Verdienstmöglichkeiten, aber auch den sie kontrollierenden
oder von ihnen profitierenden TugendwächterInnen abhängig.
Alle Religionen arbeiten z. B. mit Machtausübung über
die Kontrolle der Sexualität, also die Kontrolle der Moral.
Das geht so weit, dass sie auf die weltliche Gerichtsbarkeit
und die Staatsmacht zurückgreifen wollen, um die religiöse
Kontrolle über die Sexualität zu bekommen.
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- Das ist aber perfide, weil eben nahezu jeder
Mensch in Wirklichkeit über Sexualität verfügt
und über sexuelle Sehnsüchte, die alle nach Befriedigung
drängen. Und die Sehnsucht nach Befriedigung wird nun auf
Grund des Wirken der ReligionsverkünderInnen mit Schuldgefühlen
verknüpft, so dass schon im Inneren des Menschen Barrieren
vor dem Erleben der Sehnsüchte bestehen. Wenn Menschen es
dennoch ausleben, werden sie danach mittels der Schuldgefühle
noch enger in die Arme der entsprechenden Religionsgemeinschaften
getrieben, hinterher Buße zu tun. Oder sie verzichten drauf.
Dann wollen sie andere Menschen verfolgen, die ihre Neigungen
ausleben wollen. Sie dürfen nicht, also sollen die anderen
auch nicht.
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- Aber auch wir haben Möglichkeiten. Schließlich
sind wir durch unser Handeln auch Vorbild. Und dabei haben wir
mächtige Verbündete, sogar schon in den anderen Menschen
drin, denn die haben ja auch Sexualität in sich, die nach
Befriedigung drängt. Auch wenn unser Einfluss auf die Medien
begrenzt ist, können wir immerhin besonders spießig
vertretene Positionen am besten lächerlich machen.
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- 3.4. Zwischenmenschlicher Bereich
In Soups, Schlagern usw. wird Sexualität außerhalb
der monogamen Strukturen als der Bruch der monogamen Struktur
angesehen. Es wird so getan, als sei ausgelebte Sexualität
außerhalb einer Beziehung ein Verrat an der Beziehung,
zumindest an dem/der PartnerIn. Das ist ja im Grunde recht merkwürdig
und belegt, dass die Moralisierung bewirkt, dass die Sexualität
zum wesentlichsten Baustein einer Beziehung wird. Geistige Übereinstimmungen
mit Menschen außerhalb der Beziehung sind offensichtlich
nicht das Problem, dürfen auch sein, sind vielleicht im
Arbeitsleben auch unabdingbar.
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- Der eigentliche Verrat geschieht also scheinbar
lediglich dadurch, dass sich die Haut von einem Menschen eine
Zeitlang mit der Haut eines anderen Menschen reibt. Es ist also
die Moralisierung selbst, die der Sexualität diese Wichtigkeit
zuweist, während wir moralisch zum Sexverzicht genötigt
werden. Und das ist doch tatsächlich perfide.
Also müssen wir eine andere zwischenmenschliche Normalität
für selbstverständlich halten und dies sowohl in unserer
eigenen Praxis als auch in unseren Verlautbarungen erkennen lassen.
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- 3.5. Persönlicher Bereich
Hallo Du, wenn du nun doch lieber einen Partner oder eine Partnerin
besitzen willst, indem Du auch solche Teile des Partners oder
der Partnerin kontrollieren willst, die diese(r) nicht mit dir
ausleben mag oder kann, dann wirst Du das, was ich hier schreibe,
für unmoralisch halten, obwohl ich Dich für unmoralisch
halte. Schließlich ist Dir die Verfügungsgewalt über
die Lust eines anderen Menschen wichtiger als sein Lebensglück.
Außerdem setzt Du Dich in das gleiche Gefängnis mit
hinein, Du musst auch Verzicht üben. Aber Dein eigener Verzicht
ist ja Deine Entscheidung.
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- Wenn Du aber eine/einer bist, die/der auch
unerfüllte sexuelle Sehnsüchte hat, die er/sie ausleben
will, dann kommt das Problem, andere zu finden, die das ebenso
sehen und empfinden. Und da hat man so seine Schwierigkeiten.
Die Leute in den einschlägigen Lokalen oder hinter den Kontaktanzeigen
lassen ja von außen nicht so einfach erkennen, wonach ihnen
ist, und unter gegenwärtigen gesellschaftlichen Strukturen
schwingt das Ehe-Gebot beinahe überall schon mit, einschließlich
all der unausgesprochenen Selbstverständlichkeiten,
was es unmöglich macht, dass man tabulos miteinander kommuniziert.
Und das anonyme Internet?
Lesben finden nur wenige Chat-Angebote, in denen Lesben anonym
und daher auch tabulos miteinander chatten können, weil
überall heterosexuelle Männer sind, die sich hier als
Frauen ausgeben oder in dreister Offenheit Lesben belästigen.
Die sind eine wirkliche Plage, belegen aber nur, dass auch sie
sexuell offensichtlich nicht zufriedengestellt sind. Wenn eine
wirklich lesbische Lesben-Chat-Line geben sollte, die anonyme
Kommunikation zulässt, dann teilt sie uns bitte mit, denn
wir werden immer mal danach gefragt.
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- Im Schwulen-Chat ist man zwar sexuell offener,
aber da man oft in den Altersangaben lügt, reicht es aus,
sich im Gespräch selbst zu befriedigen, denn zu zufriedenstellenden
Begegnungen, real-sex ganannt, kommt es höchst selten. Nun?
Wie legen wir es an?
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- 4. Ergo?
Schaffen wir uns die Ellenbogenfreiheit und die persönliche
Voraussetzung für ein erfülltes Leben, denn es gibt
nur dieses eine Leben und wenn man älter wird, dann wird
es ohnehin nicht einfacher. Oder glauben wir den Moralaposteln
und verzichten wir. (js)
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