- 66.LUST, Juni/Juli 01
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- Walter Sedlmayr zum 3. Mal fertiggemacht?
Am 13.05.01 übertrug Sat 1 den deutschen
Spielfilm Wambo, in dem Leben und Tod von Walter
Sedelayr dargestellt wurde.
- Walter Sedlmayr wollte eigentlich Priester
werden, doch dann wurde er Schauspieler. Erste kleine Auftritte
hatte er in den Münchner Kammerspielen und in Heimatfilmen.
Erst mit Ende 40 im Jahr 1973 gelang ihm der Durchbruch in Hans-Jürgen
Syberbergs Theodor Hirneis oder Wie man ehemaliger Hofkoch
wird.
- Damit begann seine Karriere als typisch bayrischer
Grantler in vielen TV-Serien (Polizeiinspektion 1) und -Filmen.
Außerdem betätigte er sich als Autor und Moderator
von Reisemagazinen (Einmal Amerika und zurück). 1
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- 984 erschien sein Buch Alles nicht
so wichtig. Sedlmayr wurde mit dem Bundesverdienstkreuz
ausgezeichnet, nach seiner Ermordung wurde ein Münchner
Platz nach ihm benannt. erst nach seinem Tode wurde in der Öffentlichkeit
Sedlmayers Homosexualität bekannt.
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- Obwohl wir für dise "Folklore"
eigentlich nichts übrig haben, er hat uns als Schauspieler
gefallen, und auch sine Kommentare in den Reisefilmen empfanden
wir als angenehm. Das war schon so, bevor wir wussten, was wir
so halb und dann mehr und mehr ahnten.
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- Der Sedlmayr in diesem Film entsprach dem
Original überhaupt nicht. Er war wohl eher ein gehässiger
Kommentar auf ih, er war die homophobe Rache für den (von
uns) gestohlenen Volkssschauspieler, den die Heten nun nicht
mehr ohne Grol sehen können. Sein Tod in diesem Zusammenhang:
Nur kein Mitgefühl aufkommen lassen.
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- Zm Film:
Wambo, Deutschland 2000, Regie: Jo Baier, DarstellerInnen: Jürgen
Tarrach, Alexander Lutz, Steffen Wink, Bettina Redlich, Ruth
Drexel; Erstausstrahlung am 13.05.2001 in Sat 1. Fiktive Biografie
des bayerischen Volksschauspielers Walter Sedlmayr von Produzent
Helmut Dietl.
Auf den ersten Blick handelt es sich um eine einfühlsame
Aufarbeitung des Lebens und Sterbens des beliebten Volksschauspielers,
der in Bayern eine kulturelle Karriere natürlich über
die CSU-Seilschaften macht aber dabei im Grunde unpolitisch ist.
Man erfährt von einer
schweren
Kindheit, der Brutalität des Vaters und von der Karrieresucht
des Schauspielers, der angetrieben ist, es dem Vater zu zeigen
(dazu gibt es eine entsprechende Friedhofszene).
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- Sedlmayr wird als verklemmter Schwuler gezeigt,
der sein Schwulsein nicht akzeptiert aber sein Geld und seine
Macht einsetzt, um sich sadomasochistische homoerotische Genüsse
zu verschaffen.
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- Dabei geht er recht skrupellos vor. Von seiner
Kunst, seinem Schaffen erfährt man nahezu nichts. Eher schon
wird ein Widerspruch dargestellt zwischen dem angesehenen Künstler
und seinem Nachtleben. Und das ist, so meinen wir, der Pferdefuß
an diesem Film.
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- Wieso ist das ein Widerspruch? Wieso passt
die Rolle des Volksschauspielers nicht mit dem Leben eines schwulen
Masochisten zusammen? Muss ein Volksschauspieler ein heterosexueller
Familienvater sein? Was spielt sich denn in den Familien so alles
ab?
Ein weiterer Knackpunkt an diesem Film scheint uns die relativ
gradlinige Ableitung vom strengen Vater zum masochistischen Sohn
zu sein. Ist das nicht Laienpsychologismus?
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- Hintergrund

Sedlmayr ist der Schwulenszene zu Lebzeiten nicht wegen seiner
Rollen als liberaler Polizist aufgefallen, sondern wegen seiner
Reiseberichte, die eindeutig einen sogenannten schwulen
Blick hatten.
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- Die Kameraführung war nicht, wie das
sonst so üblich ist, auf barbusige Schönheiten gerichtet,
sondern eher auf solche Männer und dort die Stellen, wo
der schwule Mann hinschaut.
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- Er ist uns auch aufgefallen, weil er eine
kauzige Werbung für Tuc - Tuc machte, einem salzigen Keks.
Man wusste einfach, dass er nur schwul sein konnte. Niemand regte
sich auf, dass er in der Polizeiserie verheiratet war oder dass
er bei CSU-Stammtischen als Kabarettist auftrat, denn für
Schwule gehört dies ja zur Lebenstüchtigkeit, zumal
in Bayern.
Er wurde, wie sich später zeigte, von dubiosen Geschäftspartnern
ermordet, die das Ganze als eine Masochistenszene tarnten. Das
war
das erste Mal, dass er so richtig
fertig gemacht wurde. Die Medien rächten sich an dem Verrat,
den Sedlmayr angeblich an seinem Publikum begangen hatte, nämlich
weil er anders war, als man von einem bayrischen Volksschauspieler
erwartete. Was damals alles geschrieben wurde, war das zweite
Mal, dass er fertig gemacht wurde. Kein Mitleid konnte da mit
dem Monster aufkommen.
Und nun kommt die abschließende Betrachtung in Form dieses
Filmes auf uns zu. Hier passt rundum alles zusammen, keine Frage
bleibt offen, der Fall Sedlmayr hat nun fertig zu sein, wie der
Mann.
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- Er kann zu den Akten gelegt werden. Nicht
der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er
lebt, so hieß der bahnbrechende Film von Rosa von
Praunheim, den die bayrische Bevölkerung nicht sehen durfte,
weil die CSU-Regierung Bayern an diesem Tag aus der ARD abschalten
ließ. Dieser Film reiht sich würdig in Bayern ein.
(js/ts)
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