65. LUST, April/Mai 01
- Rechte Gewalt
Rechtsradikale Straftaten haben im vergangenen
Jahr um ca. 60% zugenommen. Während gewaltsame Übergriffe
auf ausländische Mitbürger in der Lesben- und Schwulenszene
weitgehend unkommentiert bleiben, gibt es doch eine gewisse (viel
zu wenig) Aufmerksamkeit, wenn sich die rechte Gewalt gegen Lesben
und/oder Schwule richtet. Wie zeigt sich rechte Gewalt und womit
müssen wir rechnen?
- Was ist rechte Gewalt?
Übergriffe auf Menschen bis hin zum Mord an ihnen, schließlich
auch Massenmord an ganzen Bevölkerungsgruppen, das gibt
und gab es in der Geschichte der Menschen auf vielfältige
Weise. Hinter solchen Übergriffen stehen persönliche
politische (Karrieren) und/oder wirtschaftliche Interessen, die
skrupellos verfolgt werden. Ganze Völker, zum Beispiel verschiedene
indianische Nationen wurden ausgerottet, um anderen Siedlern
Platz zu machen.
Die Vertreibung von Menschengruppen und die Diskriminierung übriggebliebener
Menschen, bis sie auch weggehen, gibt es an vielen Plätzen
in der Welt, und fast jedes Volk hat in seiner Geschichte schon
an solchen Vertreibungen teilgenommen (zum Beispiel bei der Erschließung
des Deutschen Ostens) und hat Vertreibungen erlebt
(zum Beispiel aus dem deutschen Osten). Während
der Kreuzzüge richtete sich die geballte religiöse
Raserei zuerst auf Andersgläubige im eigen Land, bevor zum
Beispiel das christliche Oströmische Reich angegriffen wurde,
und die Befreiung des Heiligen Landes
vor den Heiden wurde in einer sozial angespannten Situation mit
der Kunde von den goldenen Dächern von Jerusalem
erst ermöglicht, denn viele arme Schlucker hofften durch
Teilnahme und durch fanatisches Vorgehen, ihre eigene wirtschaftliche
Lage zu verbessern.
Rechte Gewalt ist eine mit rechten Argumenten gerechtfertigte
Gewalt, durch die sich der Gewalttäter persönlich freisprechen
kann. Die rechten Argumente kommen aus der nationalistischen
oder der religiösen Ecke. Man schiebt es auf Höheres,
auf eherne und ewige Gesetze, gegen die man dann auch nichts
sagen könne. Das massenhafte Ermorden gefangener Menschen
durch den Staat selbst mit kalter technologischer Rationalität,
nicht durch aufgebrachte Aufgehetzte, wie das in den Vernichtungslagern
des deutschen Staates der Fall war, das ist jedoch geschichtlich
einmalig.
-
- Ideologischer Hintergrund
Arthur Conte de Gobineau wird als ideologischer Gründungsvater
der nationalistischen Ideologie angesehen, obwohl man viele ähnliche
Ansätze aus der Geschichte kennt, die man getrost zu den
Vorgängern dieser Rechtfertigungsideologie zählen kann.
Die spanischen Conquistadores waren ja bekanntlich Christen und
ihre Eroberung Amerikas sowie ihre Vernichtung der dortigen Hochkulturen
wurden bekanntlich als missionarisches Bekehrungswerk gerechtsfertigt.
Nun sind zwar vor Gott alle Menschen gleich, was zum Beispiel
Sklaverei ausschließen würde, aber solche Menschen,
die sich nicht gleich alles gefallen lassen wollten, zeigten
dadurch ja, dass sie sich nicht bekehren lassen wollten. Diese
durften dann also versklavt werden. Sie waren ja keine Christenmenschen,
sondern Freiwild.
Der Conte de Gobineau (1816 1882) argumentierte nun sinngemäß
so, dass es früher selbstverständlich gewesen sei,
dass die niederen Schichten der Bevölkerung den höheren
Schichten, dem Adel zum Beispiel, zu dienen haben, ohne dass
sie dafür gleich Geld verlangen. Dies sei von Gott selbst
so verfügt worden. Dieser natürliche Zustand sei nun
durch verschiedene Ereignisse der Geschichte nicht mehr vorhanden.
Man könne dies den Leuten nicht mehr glauben machen. Und
so seien die niederen Kräfte oftmals nur mit kostspieligen
bewaffneten Einsatz davon zu überzeugen, dass es gut ist,
den oberen Schichten zu dienen.
Also brauche man eine neue Begründung, dass die niedrigen
Leute ohne Neid zusehen, wenn sie für höhere Menschen
arbeiten müssen, während es diesen gut gehe. Man könne
den neuen Zustand mit der Natur begründen, da heutzutage
(also damals) die Naturgesetze zunehmend anerkannt seien. Die
Natur habe einige Menschen, die genetisch besseren und dazu befähigten
Menschen, über die anderen, die genetisch schwächeren,
gesetzt. Und das nicht nur innerhalb eines Volkes, sondern auch
zwischen den Völkern. Auf seinem Werk (Versuch über
die Ungleichheit der Menschenrassen, das Siebengestirn, die Renaissance)
baut die Rassenlehre der Nazis auf. De Gobineau,
der als französischer Diplomat zum Freundeskreis von Richard
Wagner gehörte, behauptete, es gäbe die natürliche
Überlegenheit der arischen Rasse.
-
- Historisch gesehen ist der Faschismus eine
politische Bewegung des durch das Bürgetum deklassierten
Adels, der den Schulterschluss mit den Menshcen sucht, die in
der bürgerlichen Gesellschaft keine Entfaltungsmöglichkeiten
haben und sozial, gesellschaftlich und kulturell verwahrlost
sind: das (von Marx so genannte) Lumpenproletariat, das aus deklassierten
Mittelständlern und Arbeitern besteht. Der Faschismus wurde
immer dann eine gewisse Macht, wenn sich das Bürgertum seiner
bedient, um die inneren Widersprüche einer bürgerlichen
Gesellschaft für sich gewinnbringend zu nutzen.
Nun gibt es (wieder) Jugendliche, die sich auf solch eine seltsame
Ideologie berufen, wenn sie andere Jugendliche oder auch Erwachsene
durch die Straßen jagen, aus fahrenden Zügen werfen,
beleidigen und demütigen. Sie glauben nicht nur, sie hätten
ein Recht dazu, sie glauben außerdem, dass dies einem höheren
Ziele nutzen würde und schließlich auch, dass dies
ihnen selbst persönlich nutzen würde. Sie können
es sich nicht vorstellen, dass sie im Falle des Sieges rechtsradikaler
Kräfte im Lande gar nicht zu den Nutznießern des dann
neuen Zustandes gehören würden, sondern dass andere
schon in den Startlöchern sitzen, diese Ernte für sich
einzuholen.
Nationalismus, das sind im Grunde zwei Ideologien, eine rechtsintellektuelle
Ideologie des zynischen Ausbeutens und Führens der Menschen
im eigenen Interesse und eine populistische Ideologie, an die
die niederen Schichten dann glauben sollen.
- Für diese kleinen Leute beinhaltet Nationalismus
die Idee, die Notlage der kleinen Leute durch die Verschwörung
der Gegner der nationalistischen Ordnung verursacht zu sehen.
Es ist die Idee, den Gegner der eigenen Interessen irgendwo außerhalb
zu sehen oder bei dem, was als fremd zu gelten hat,
und deshalb sei es nötig, diese Gegner zu vernichten und
mit denen zusammenzuarbeiten, die dazu alleine schon durch die
Genetik befähigt seien, sie zu retten. Man merke das darin,
dass aus deren Familien schon immer bedeutende Menschen hervorgegangen
seien. Man soll mit ihnen zusammenarbeiten, sich ihrer Führung
unterstellen, weil sie auch Deutsche seien.
Die Version der Ideologie, die für die Rechtsintellektuellen
konstruiert wurde, geht davon aus, dass es für die Stärkeren
ein Naturrecht sei, die Schwächeren gemäß deren
natürlicher Bestimmung zu behandeln, sie also mit niederer
Arbeit zu beschäftigen. Die Theorien von Konrad Lorenz zum
Beispiel, dienten den Nazis dazu, die Ausrottung schädlicher
Rassen zu rechtfertigen, weil dies in der Natur, bei Tieren
zum Beispiel, eben auch geschehe.
Wir wissen nun, dass in der Zeit der Herrschaft der deutschen
Nazis das lebensunwerte Leben vernichtet wurde, und
damit war menschliches Leben gemeint, aus dem nicht genügend
Profit rauszuschlagen war, nämlich behinderte Menschen.
Ansonsten wurden Menschen mit anderer Hautfarbe als minderwertig
erklärt, die nur für niedere Dienste geeignet seien.
Die Ideologie der Nazis war indes in ihrer Politik inhaltlich
gar nicht schlüssig, denn zum Beispiel das germanisch
besiedelte Südtirol wurde an die angeblich rassisch
minderwertigen Italiener abgetreten, während die Gelben,
die Japaner zum wichtigsten Verbündeten des deutschen Nazistaates
im 2. Weltkrieg wurden. Um im Inland die Ausbeutung, soziale
Not und andererseits großen Reichtum zu erklären,
wurden die Mitglieder einer Religion zu einer Rasse erklärt,
so die Menschen jüdischer Religion, was dazu führte,
dass man auch nichtreligiöse Familienmitglieder jüdischer
Haushalte verfolgte.
In den staatlichen Vernichtungslagern traf es dann die deutschen
Staatsangehörigen jüdischer Religion, die nicht so
einfach die Heimat verlassen und im Ausland Fuß fassen
konnten, also überwiegend die ärmeren Menschen. Auch
in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten begann die Judenverfolgung.
-
- Die Frau sei entsprechend der Naziideologie
von Natur aus dazu da, im Haushalt der Familie zu dienen, während
in Wirklichkeit besonders in den letzten Kriegsjahren viele Frauen
in der Wirtschaft und Verwaltung dienten, weil die Männer
ja im Kriege waren, dort umkamen oder aber in Gefangenschaft
gerieten. Frauen wurden dann in der konservativ geprägten
Adenauerzeit von Staat und Kirche aus den Arbeitsstellen wieder
vertrieben und zu unbezahlten Familienarbeiterinnen gemacht.
Mit homosexuellen Menschen hatten die Nazis ideologisch ganz
besondere Probleme. Männer konnten schon bei Verdacht auf
Homosexualität verurteilt werden, während weibliche
Homosexualität als nicht strafwürdig galt, weil homosexuelle
Frauen auch Kinder bekommen könnten. Und bei den inhaftierten
Homosexuellen ging man einerseits davon aus, sie heilen (umerziehen)
zu können, zum Beispiel gibt es Fälle, wo weibliche
Gefangene den männlichen homosexuellen Gefangenen zur Umschulung
zugeteilt wurden. Andererseits ging man von einem schwulen Gen
aus und wollte dessen Übertragung über die Frauen auf
die nächste Generation durch Kastration verhindern.
- Männliche Homosexuelle erlitten unter
der Begründung der Homosexualität als Männer
mit dem Rosa Winkel in den Konzentrationslagern zahlreiche
Torturen bis hin zur Folterung bis zum Tode und zur Vernichtung
durch Arbeit. Nur wenige der Rosa-Winkel-Häftlinge haben
überlebt, weil sie auch unter den anderen Gefangenen keinen
Rückhalt hatten und übrigens auch nicht untereinander.
Die Überlebenden fanden sich dann in der jungen Bundesrepublik
weiterhin als Illegale wieder, weil mit gleichen Begründungen
und zum Schutz der Familie die Nazi-Gesetze weiter
galten.
-
- Es landeten auch viele homosexuelle Frauen
und Männer in den Straflagern und Konzentrationslagern der
Nazis, weil sie Jüdinnen und Juden waren, als Kommunisten
oder Assoziale verurteilt wurden.
-
- Gefahren für uns?
Selbstverständlich ist das Anwachsen mit rechter Ideologie
gerechtfertigter Gewalt auch gefährlich für Lesben
und Schwule. Egal, welche Bevölkerungsgruppe es trifft,
dort befinden sich auch Lesben und Schwule. Aber ist es wichtig,
sich zu vergewissern, dass es auch Lesben und Schwule trifft,
um gegen gewaltsame Übergriffe zu sein? Spezielle schwulenfeindliche
oder lesbenfeindliche Ideologien gehen oft mit einer stärkeren
Rollenfestlegung für Frauen und Männer einher. Genau
genommen sind schon die fixierten Frauen- und Männerrollen
eine Gefahr für uns, weil der Normbruch geahndet wird, was
trotz aller Verstellungskünste unsere Leute besonders treffen
kann.
Es ist zudem auch nicht überzeugend, wenn, wie ich es von
einem Mitglied der Jungen Union gesagt bekam, wir mit unserer
Veranlagung nicht auch noch hausieren gehen müssten,
und dann würde man uns schon in Ruhe lassen. Selbst wenn
dem so wäre, was wäre das für ein Leben? Wir müssten
ständig darauf achten, dass wir uns nicht verraten, müssten
uns ständig zurücknehmen und selbst im Sinne der ungeliebten
Normen zensieren, während z.B. rechtsgerichteten heterosexuellen
Neanderthaler ihre menschenverachtenden Rollenbilder aggressiv
zelebrieren könnten. Da wäre doch die andere Rolle
für uns selbst erfüllender und stolzer, wenn wir uns
nicht selbst zensieren müssten, sondern auf die Lächerlichkeit
der festgelegten Rollenbilder und Verhaltensnormen hinweisen
könnten.
In eigenen Reihen müssen wir deshalb jeden Moraldruck und
jedes Verlangen nach Anpassung deutlich zurückweisen. Dieser
Moraldruck kommt auch in eigenen Reihen von rechts oder von Leuten,
die ihr Coming-out noch nicht bewältigt haben und sich noch
selbst vor ihren heterogenormten Freunden rechtfertigen müssen,
weil sie selbst Homosexualität noch für minderwertig
halten.
In Thüringen gab es einmal einen Überfall von rechtsgerichteten
Jugendlichen auf eine Schwulen-Lesben-Fete. Während die
bestellten Security-Leute sich im Hintergrund hielten, mussten
sich die Feten-Gäste nach einigen gewaltsamen Akten, die
zum Einschüchtern durchgeführt wurden, eine Rede anhören,
wie krank homosexuelle Leute doch seien. Nachdem diese rechten
Herren und wohl auch einige Damen dann ihre ideologische Notdurft
in dieser Weise verrichtet hatten, trollten sie sich. Die Festlaune
war natürlich dahin.
- Die Festteilnehmer hatten indessen noch Glück,
weil bei anderen Gelegenheiten Menscchen unserer Szene unter
den üblichen Beschimpfungen verprügelt wurden.
Zur rechten Ideologie gehört natürlich, das Zusammenleben
der Menschen gemäß der Nazi-Vorstellung als das Gesunde
zu erklären und alle Abweichungen davon für krankhaft.
Da das Gute wie auch das Normale angeboren
sei und deshalb gut und natürlich, wäre auch das
Abartige angeboren und deshalb schlecht. Um es zu bekämpfen,
müssen dann die krankhaften Menschen wie Schädlinge
einfach vernichtet werden.
Wenn also bei Verhaltensweisen von Menschen von gesund
und krank die Rede ist, dann geht es hier um Nazi-Ideologie,
die auch solche Menschen im Kopf haben können, die sich
selbst nicht für Nazis halten. Für uns ist es allerdings
relativ egal, wofür sie sich halten, weil ihre Demütigungen
oder Übergriffe unabhängig von ihrer Selbsteinschätzung
für uns unerträglich sind. Auch ausländische Jugendliche,
die Schwule überfallen, begründen dies mit solchen
Argumenten. Für einen zusammengeschlagenen Schwulen macht
es keinen Unterschied, dass diese gewalttätigen rechtsgerichteten
Jugendlichen ihrerseits auch rassistisch diskriminiert werden.
-
- Was tun?
Ich meine ja, dass man unabhängig seiner sexuellen Identität
gegen rechts Flagge zu zeigen hat, sei es bei Demonstrationen
gegen rechts, als Zivilcourage gegenüber rechter Demagogie
oder gar rechter Übergriffe. Nicht jeder Mensch ist entsprechend
couragiert und manchmal ist es auch sehr gefährlich oder
gar völlig sinnlos, sich in Gefahr zu begeben, wenn sich
nämlich der Übergriff durch dieses mutige Verhalten
auch nicht aufhalten lässt, weil beispielsweise keine anderen
Leute in der Nähe sind, die man mit diesem demonstrativen
Verhalten ermutigen könnte, auch einzugreifen.
Besonders schlimm sind aber solche Leute, die nicht zu den Schlägern
und Mördern gehören, die aber mit klammheimlicher Freude
darauf reagieren, indem sie rechtfertigende Gründe liefern.
Es ist schon erstaunlich, auf welche grundsätzliche Erwägungen
manche Leute kommen, wenn man über einen Übergriff
berichtet, beispielsweise der Ausländer habe sich ja auch
provozierend verhalten, es gäbe ja auch zu viele Ausländer
und die seien öfter als Deutsche kriminell, sie würden
überall bevorzugt und wollten sich nicht anpassen usw.
Und genau solche Argumente hört man in unserer Szene auch,
wenn davon berichtet wird, dass ein schwuler Mann von Jugendlichen
im Park überfallen, ausgeraubt und zusammengeschlagen worden
ist. Zum Beispiel: was will ein so alter Mann denn auch mit so
jungen Leuten, was hat der überhaupt im Park verloren oder
Ähnliches.
Gewalt, auch gegen uns, hat es wohl immer gegeben und wird es
so lange geben, wie Homosexualität überhaupt noch bemerkenswert
ist. Aber zur Gewalt ermutigt der, der Gründe oder Rechtfertigungen
dazu liefert. Und die findet der rechte Sympathisant eben in
der Religion, in den überall vorhandenen Vorurteilen gegenüber
ganzen Menschengruppen und in den volkstümlichen Gebräuchen.
Und diesen dumpfen Bodensatz kann er in der Bevölkerung
jederzeit mobilisieren, wenn es ihm politisch, wirtschaftlich
oder sonstwie in den Kram passt. Und da kann es eine Kampagne
Kinder statt Inder sein, die Reden vom angeblichen
zu vollen Boot, die Sprüche von der Heiligkeit der Ehe,
weswegen man leider das Bundsverfassungsgericht anrufen müsse,
falls diese Schwulen und Lesben auch in irgendwie legalisierten
Formen leben wollen usw.
Ich halte die konservativen Demagogen, die mit Krokodilstränen
rechte Übergriffe beklagen, und die andererseits augenzwinkernd
dumpfe rechte Ressentiments mobilisieren, für die eigentlichen
Wegbereiter rechter Übergriffe und rechter Gewalt. Und genau
deshalb meine ich, dass es Leute, Organisationen, kritische Köpfe
geben muss, die den Kampf um die Köpfe der Menschen gegen
diese konservativen Demagogen wagen.
Wenn aus Bayern die Lufthoheit über den Stammtischen für
die Union eingefordert wird, wenn in Hessen die schlaffe Schröder-Kampagne
gegen rechts für übertrieben und unnötig angesehen
wird, weil sich das gegen national gesonnene Menschen richte,
die ihren Platz in der Union finden sollen, wenn grinsend die
Ausländerintegration durch eine Kampagne gegen die erleichterte
Staatsbürgerschaft für Ausländer durchgeführt
wird, wenn dies und noch viel mehr geschieht, dann sind dies
deutliche Versuche, sich mit solchen Mobilisierungseffekten in
den parteipolitischen Vorteil zu bringen. Zwar führt ein
solches Auftreten im Moment nicht zu einer Machtergreifung der
Nazis, sondern zu einer Legislaturperiode unter einen konservativen
Ministerpräsidenten oder Kanzler. Und wer die trickreiche
Politik, das Aussitzen, das Weißwaschen von krassen Gesetzesübertretungen
für irgendwie gelungen hält, bemerkt dabei nicht, dass
sich dies gegen ihn richtet.
Auf jeden Fall aber rutscht die ganze Republik dann nach rechts,
wenn auf diese Weise mobilisiert wird. Es gibt genügend
Leute, in deren Köpfen sich dann auch dieser schwarzbraune
Nebel sammelt, und die an das ganze auch noch glauben.
Wir Lesben und Schwule sind unterdessen wer. Wir brauchen weder
panisch und hilflos zusehen noch auf dem Vulkan tanzend unterzugehen.
Noch ist es ja nicht so, dass wir uns vor den braunen Schlägerbanden
wieder überall verkriechen müssen, dass unsere Szene
zerschlagen wird, dass die Köpfe der Bewegung umgebracht
werden oder zumindest eingesperrt und dass jede isolierte Lesbe,
jeder isolierter Schwuler sich wieder zu schämen beginnt,
dass er/sie so schmutzig und sündhaft sei.
Ich halte nichts davon, beinahe entschuldigend zu sagen, dass
die eine oder andere diskriminierende Bemerkung, die eine oder
andere Rechtfertigung von Gewalt gegen uns, die eine oder andere
Gewaltausübung selbst habe nichts mit Rechtsradikalismus
zu tun. Es ist vielleicht keine rechtsradikale Straftat, hat
aber dennoch etwas mit Rechtsradikalismus zu tun. Oft sind es
rechtsradikale Rechtfertigungen oder den Rechtsradikalismus rechtfertigende
Begründungen. Das müssen wir nicht dulden. Und es sind
überhaupt und grundsätzlich erniedrigende oder gar
gewaltsame Umgangsformen zwischen den Menschen nicht zu dulden.
Wir sollten stattdessen nach dem Spruch: Wehret den Anfängen
auf der Hut sein, wenn nicht gar auf der Lauer liegen und gegen
alle Erscheinungsformen dieser Art argumentativ vorgehen. Es
geht um den Kampf um die Gehirne. Wenn zum Beispiel Jugendliche
ständig nur solche Interpretationen der Vorgänge hören,
dann fangen sie tatsächlich vielleicht an, daran zu glauben,
dann finden sie vielleicht schon bald selbst Gefallen an einem
solchen Vorgehen gegen uns und andere. Wir können es uns
nicht leisten, das alles geschehen zu lassen und abzuwarten,
bis es soweit ist beziehungsweise ob andere das Übel abwehren.
Die Erfahrung und unsere Geschichte zeigt, dass sich niemand
entschlossen um unsere Belange kümmert, wenn wir es nicht
selbst tun. Das heißt, wir müssen einen ideologischen
Feldzug gegen rechts führen.
-
- Was machen die anderen?
Es gibt eine Diskussionspage (http://www.bundstag.de/) des Bundestages
im Internet, wo u.a. Statements der verschiedenen Parteien zum
Thema Jugendgewalt in je einem kurzen Artikel abgegeben werden,
und dann haben LeserInnen dieser Side die Möglichkeit, durch
längere oder kurze kluge oder saudumme Bemerkungen darauf
einzugehen. Was meinen die Parteien also dazu? Zur Frage Gewalt
gibt es eben diese Diskussion und nicht eine über rechte
Gewalt, was unserem Thema näherliegen würde. Sie hängt
sich an die jüngsten Mordfälle durch Jugendliche
in Meißen und Bad Reichenhall an, wo scheinbar Grundlos
von Schülern umhergeballert wurde, und nicht an den täglichen
Terror brauner Banden nicht nur im Osten. Das ist bezeichnend,
weil der braune Terror unter dem unpolitischen Begriff Jugendgewalt
einfach untegeht.
-
- 1. Die Parteien
1.1. Die SPD: Hildegard Wester, von der SPD-Fraktion hildegard.west@bundestag.de
meint in ihrem Beitrag: Ein wesentliches Ziel unserer Politik
ist die Ächtung jeglicher Form von Gewalt, sei es gegen
Menschen oder gegen Sachen. Und deshalb habe man einen Gestzentwurf
in den Bundestag eingebracht, ... , der eine Erziehung von Kindern
ohne Gewalt als gesellschaftliches Leitbild im Bürgerlichen
Gesetzbuch (BGB) verankern will. Denn aus Umfragen und Untersuchungen
der letzten Jahre ergibt sich, dass in Familien die Anwendung
körperlicher Gewalt noch weit verbreitet ist. Gleichzeitig
belegen Untersuchungen, dass Opfer elterlicher Gewalt später
vermehrt selbst Gewalt anwenden. Um diesen Kreislauf der Gewalt
zu durchbrechen und eindeutig klarzustellen, dass Gewalt kein
geeignetes Erziehungsmittel ist, sieht der Gesetzentwurf ein
Recht des Kindes auf Schutz vor jeder Form von seelischer und
körperlicher Gewaltanwendung vor.
- Es wird außerdem von der sozialen Armut
gesprochen, und dass das Jugendarbeitsbeschaffungsprogramm ein
Mittel sei, das Abhilfe schaffen soll. Des weiteren soll es Jugendeinrichtungen
geben, in denen pädagogisch und jugendgerecht auf die Jugendlichen
eingewirkt werden soll. Eine wirksame Prävention muss
insbesondere auch die gefährdeten und oftmals gewaltbereiten
Jugendlichen sozusagen dort abholen, wo sie stehen. Dies kann
beispielsweise geschehen durch Straßensozialarbeit (Streetwork),
mobile Jugendarbeit, soziale Gruppenarbeit und andere Formen
niedrigschwelliger, aufsuchender Sozialarbeit. Ergänzend
müssen gewaltvorbeugende und gewaltmindernde Projekte der
Jugendarbeit verstärkt angeboten werden: etwa Freizeitangebote
mit kulturellem oder erlebnispädagogischen Inhalten, Gemeinschaftsarbeit,
betreutes Wohnen sowie Werkstatt- und Arbeitsprojekte. Erfahrungen
belegen, dass vor allem jüngere Jugendliche mit sozialpädagogischer
Arbeit erreicht werden können, wenn die Angebote mehrdimensional
sind und einen hohen Gebrauchswert haben. Prävention muss
sich vom Grundsatz Erziehung vor Strafe leiten lassen.
-
- 1.2. Die CDU:. Maria Eichhorn, CDU/CSU-Fraktion
maria.eichhorn@bundestag.de meint: Vorbeugung hat Vorrang
bei Jugendproblemen. Was können Politik und Gesellschaft
tun? Obwohl der überwiegende Teil der Jugendlichen Gewalt
ablehnt, steigt die Anzahl minderjähriger Straf- und Gewalttäter
an. Familie und Schule müssen Werte vermitteln. Schließlich
wird noch von entschlossenem Vorgehen und Unterbringung in geschlossenen
Heimen geredet. Neben der Prävention dient auch das
Jugendstrafrecht der Erziehung. Auf Fehlverhalten von Kindern
und Jugendlichen muss schnell reagiert werden, damit ihnen Recht
und Unrecht deutlich gemacht und die Verantwortlichkeit für
ihr Handeln sowie die Konsequenzen hieraus bewusst werden.
Und daher: Für jugendliche Serientäter ist die
geschlossene Heimunterbringung ein geeignetes Mittel zur Erziehung.
Ob Jugendliche in eine geschlossene oder teilgeschlossene Einrichtung
eingewiesen werden, ist aber immer eine Einzelfallentscheidung.
- Diese Heime sind keine Verwahranstalten,
sondern pädagogische Einrichtungen, die auf eine differenzierte,
stark organisierte Angebotsstruktur und Therapie setzen. Gewaltdarstellungen
in den Medien und neuen Medien können Jugendliche zur Nachahmung
verleiten. Medienverantwortliche und Produzenten sind hier ebenso
in der Verantwortung wie die Eltern und die Erzieher in Kindergarten
und Schule. Die CDU/CSU fordert, Medienpädagogik und Medienerziehung
in die Lehrpläne und Lehrerbildung mit aufzunehmen. Das
1997 verabschiedete Informations- und Kommunikationsdienstegesetz
bildet die Grundlage für den Jugendschutz in den neuen Medien
auf nationaler Ebene. Da das Internet weltweit arbeitet, fordern
wir die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, zum
Schutz der Jugend verbindliche internationale Vereinbarungen
zu treffen.
Familie und Schule sollen wieder mehr Werte vermitteln, die Vermittlung
soll familiengerecht sein. Was das für Werte sind, wird
nicht ausgesprochen, denn da wahrscheinlich die Werte der Union
Werte an sich sind, braucht man sie nicht näher zu erläutern.
Es geht wohl um die Familie und die Traditionen. Doch das sagt
auch noch nichts über die Werte aus. Braucht es auch nicht.
Die CDU führt uns ja ihre Werte in der täglichen Politik
ständig vor. Denken wir an die Spendenaffäre und die
Niederschlagung, an den Aufklärer Koch und an
die verschwundenen Akten im Kanzleramt, nach denen kein Hahn
mehr kräht.
-
- 1.3. Die BüGrü: Christian Simmert,
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen christian.simmert@bundestag.de
meint: Perspektiven für Junge verhindern Gewalt Das
Thema Jugendgewalt steht immer dann im Mittelpunkt
der öffentlichen Diskussion, wenn sich bestürzende
und tragische Fälle jugendlicher Täter ereignen. Schnell
- ja schon reflexartig - stehen auch immer diejenigen bereit,
die Kinderknäste oder die Absenkung der Strafmündigkeit
fordern. Bekanntermaßen sind diese Steinzeit-Parolen
kaum tauglich, um sich mit der Gewalt unter Jugendlichen ernsthaft
auseinander zu setzen und ihr entschieden entgegenzutreten.
Nachdem sie nun erklärt hat, wie der Ansatz nicht sein soll,
äußert sie: Wenn wir über Jugendgewalt
reden, reden wir nicht nur von Jugendlichen als Tätern,
sondern auch als Opfer. Dass Gewalt unter jungen Menschen zunimmt,
haben Christian Pfeifer und Peter Wetzels in ihrer 1998 veröffentlichten
Studie nachgewiesen. Danach hat sich das Risiko junger
Menschen, Opfer einer Gewalttat zu werden, seit Mitte der 80er
weit stärker erhöht als in den zwölf Jahren zuvor.
Analog dazu ist auch die Anzahl junger Strafverdächtiger
gestiegen.
- In den unterschiedlichen Altersgruppen ist
Gewalt um das 3,3fache und bei Heranwachsenden um ca. vier Fünftel
angestiegen. Schließlich schlägt sie vor: Die
rot-grüne Bundesregierung hat nicht nur deshalb mit ihrem
Programm Jugendliche in sozialen Brennpunkten einen
richtigen Weg gefunden, um mit der Mischung aus nachgehender
Jugendsozialarbeit, partizipativen Ansätzen und beschäftigungsfördernden
Elementen soziale und berufliche Perspektiven für junge
Menschen zu schaffen. Ebenso wie mit dem Sofortprogramm gegen
Jugenderwerbslosigkeit müssen wir Jugendlichen Chancen eröffnen
und ihnen sagen: Wir grenzen euch nicht aus, wir lassen
euch mit euren Problemen nicht allein. Dies gilt auch für
Gewalt in der Familie. Das von Rot-Grün auf den Weg gebrachte
Gesetz zur gewaltfreien Erziehung ist deshalb nicht nur ein wichtiges
Symbol, um den Teufelskreislauf von Gewalterfahrung, die zur
Anwendung von Gewalt führt, zu durchbrechen.
-
- 1.4. Die FDP: Klaus Haupt, F.D.P.-Fraktion
klaus.haupt@bundestag.de meint: Der Schlüssel liegt
in der Familie. Gewaltanwendung durch Jugendliche nimmt zu. Das
muss in der Öffentlichkeit große Sorgen bereiten.
Die Ursachen der Gewalt sind vielfältig und komplex. Die
massenhafte Jugendarbeitslosigkeit und die daraus resultierende
Perspektivlosigkeit gilt heute als wichtige Ursache für
Jugendkriminalität. Besonders für die Zukunft der neuen
Länder ist der Abbau der Jugendarbeitslosigkeit von entscheidender
Bedeutung. Die Jugend unseres Landes muss eine Perspektive für
die Zukunft haben. Neben der Arbeitslosigkeit besteht eine Ursache
für die zunehmende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen
aber auch in der heutigen Freizeitgestaltung. Diese ist mittlerweile
sehr konsumorientiert und bietet sowohl körperlich als auch
geistig oder seelisch zu wenig Anregungen und Chancen zur Entfaltung.
Und so kommt auch er zu dem folgenden Ergebnis: Schule
muss Werte vermitteln, muss auch Grenzen aufzeigen. Schule ist
ein wichtiges soziales Übungsfeld für Dialog und Kritikfähigkeit.
Dem muss die Ausbildung der Lehrer stärker Rechnung tragen.
Immerhin sind hier Werte in Form von Kompetenzen
benannt: Kommunikations- und Kritikfähigkeit.
-
- 1.5. Die PDS: Sabine Jünger, PDS-Fraktion
sabine.juenger@bundestag.de meint: Gewalt: Nur ein Problem
der Jugend? Jugend war und ist zu allen Zeiten Spiegelbild der
Gesellschaft. Das heißt, wenn es ein Gewaltproblem gibt,
dann trifft das auf die ganze Gesellschaft zu und eben nicht
nur auf Jugendliche. Kinder und Jugendliche sind eben nicht nur
- in Ausnahmefällen - Gewalttäter, sondern in ungleich
höherem Maße Opfer von Gewaltverhältnissen. Insofern
sollten spektakuläre Gewalttaten nicht reflexhaft in repressiven
Forderungen nach Strafverschärfung bis hin zum Wegschluss
von Kindern und Jugendlichen in geschlossenen Einrichtungen münden.
Schließlich meint sie: Gewalt, ob in der Familie,
der Schule oder auf der Straße, darf nicht hingenommen
werden. Notwendig ist ein gesellschaftliches Klima, das Gewalt
in den Beziehungen zwischen Menschen nicht toleriert. Zu Hause,
in Kindertagesstätten, an Schulen müssen Kinder und
Jugendliche - aber nicht nur sie, sondern auch Erwachsene - lernen,
wie Konflikte ohne körperliche Gewalt auszutragen sind.
-
- Nun ist ja aus den Beiträgen zu erkennen,
dass Gewalt an sich als das Problem angesehen wird
und nicht die gesellschaftliche Rechtfertigung von Gewalt in
vielen Bereichen. Gewalt wird überall irgendwie
gerechtfertigt, man braucht nur noch den entsprechenden ideologischen
oder weltanschaulichen Freibrief dazu, und alle Hemmungen scheinen
zu fallen. So weit her scheint es mit der Zivilisation, der Achtung
vor dem Mitmenschen und seinen Lebensinteressen und Rechten nicht
zu sein. Dies aber nur nebenbei.
- Die politischen Rezepte gegen Gewalt sind
dann auch dort angesiedelt, wo es um pädagogische, soziale
Eingriffe geht, womit man eben gegen das Phänomen
der Gewalt angehen will. Wie kann man aber irgendeinen Zartsinn,
Verständnis gegenüber Andersartigen und Humanität
von Menschen erwarten, mit denen gar nicht so zart umgegangen
wird, gegenüber denen kein Verständnis entwickelt wird
und deren Leben und gesellschaftliches Umfeld überhaupt
keine Humanität erkennen lässt. Mir geht es ja selbst
so, dass ich, wenn ich große Sorgen habe, wenig Zartgefühl
entwickeln kann, wenn sich jemand mit einer kleinen Sorge an
mich wendet.
-
- Andere
- Im Autoradio (HR1) höre ich, wie man
die zunehmende Jugendgewalt an den Schulen bekämpfen will.
Die Lehrer sollen zusammen mit den Eltern nämlich z.B. auf
die Wortwahl der Kinder achten, damit verächtlichmachende
und herabwürdigende Wörter nicht verwendet werden.
Das ist vielleicht schon in vielen Einzelfällen de-eskalierend.
Aber denken die Kinder dann auch nicht mehr verächtlichmachend
oder herabwürdigend? Es scheint mir bei diesem unpolitischen,
an dem Gewaltphänomen orientierten Ansatz nur um eine Korrektur
an der Fassade zu gehen.
- In der taz vom 05.03.01 äußert
sich Jörg Fischer, ehemaliger NPD-Kader, in einem Interview
zu den Ausstiegshilfen der Bundesregierung für Rechtsradikale.
Ihnen einen sozial abgesicherten Weg in eine Karriere zu ebnen,
bringe gar nichts, denn bei den Führern der Rechtsradikalen
handle es sich gar nicht um sozial Benachteiligte, sondern im
Gegenteil. Man müsse die Ideologie in ihren Köpfen
erreichen, meinte er. Wie er den Ausstieg geschafft habe? Da
er schwul sei, habe er bei den Nazis zwar sexuelle Kontakte gehabt,
diese aber verheimlichen müssen. Ihm habe die existierende
Schwulenszene mit dem offenen schwulen Auftreten dazu gebracht,
seine Ideologie zu überdenken.
- Von einem ähnlichen Ausstieg kenn ich
selbst berichten. Ich wurde konservativ erzogen, religiös
und in einer christlicher Pfadfinderschaft, und so war dann mein
Weltbild sehr Konservativ mit Sympathien nach weiter rechts.
Es war dies ein wirklich versponnenes rechtes Weltbild, was mir
gleichzeitig miefige Heimatgefühle vermittelte. Mein Ausstieg
aus diesen Denkschablonen funktionierte über die sehr viel
persönliche Freiheiten versprechende sogenannte Alternativszene,
die außerdem damals noch solidarische zwischenmenschliche
Wärme spendete.
-
- Wir
- Daraus uns aus dem oben aufgezeigten Denkansatz
schließe ich, dass wir, wenn wir wirklich etwas gegen rechts
tun wollen, selber auf zwei Ebenen wirksam werden könnten
und sollten und uns (als 3. Ebene) nach politishccen BündnisüartnerInnen
umsehen sollten, auch wenn uns das bisweilen viel zumutet..
-
- 1. Ansatz: Wir
müssen die rechte Ideologie inhaltlich ideologisch bekämpfen,
und zwar kreativ und in aller Öffentlichkeit. Es muss uns
dabei vor allem um die Ideologie in den konservativen bürgerlichen
Köpfen gehen, die wir als Wegbereiter der Nazis entlarven.
Es ist tatsächlich so, dass die Eigentliche Gefahr von den
Wegbereitern der Nazis in Gesellschaft und Wirtschaft ausgeht.
Die Nazis sind ihnen eher Erfüllungsgehilfen, auch wenn
sie ihnen manchmal aus dem Ruder laufen.
- Aber wenn solche Ideologien auch von sogenannten
Linken vertreten werden, dann müssen wir sie auch entlarven,
hier vielleicht eher so, dass wir sie zum überdenken der
entsprechenden These einladen, denn niemand ist davor geschützt,
dass sich bei dieser Dauerberieselung ideologische Versatzstücke
in unseren Hirnen einnisten.
-
- 2. Ansatz:
Wenn wir rechtsgerichtete Leute als Kollegen oder Verwandte usw.
kennen, dann haben wir, ein persönliches Interesse ihnen
gegenüber vorausgesetzt, noch die Möglichkeit, ihnen
die Basis ihres rechten Denkens zu entziehen.
- Nicht durch Konfrontation, denn in solchen
Spielchen, bei denen es nicht auf inhaltliche Richtigkeit ankommt,
sind sie uns oft überlegen. Verglichen mit einem rechten
Zahn, den wir ihm am liebsten ziehen wollen, könnte man
sagen, sie haben eine harte kaum zu beschädigende und kampferprobte
Krone über ihren Zahn. Da können wir eigentlich nicht
durchdringen, denn unsere Zähne sind da eher weich. Es geht
darum, die Wurzel auflösen zu lassen, durch die Erfahrung,
dass eine andere Welt mit anderem Denken näher an dem ist,
was sie sich menschlich wünschen.
-
- 3. Ansatz:
Wir müssen uns selber an Bündnissen gegen rechts beteiligen.
Hier lernen wir weitere Strategien gegen rechts kennen und die
Bündnispartner lernen uns vielleicht als Bündnispartner
kennen.
- Allerdings haben Bündnisse, auch Bündnisse
gegen rechts, die Eigenschaft. dass wir dort auf politische Meinungen
stoßen können, die mit Lesben und Schwulen nur insofern
etwas anfangen können, wenn man das Lesbisch- bzw Schwulsein
nicht besonders bemerkt. Wir sind dort als Heten willkommen,
von denen man weiß, dass wir lesbisch oder schwul sind,
aber man möchte dort nicht in irgendwelche "Schwulitäten"
kommen. Das müssen wir in Rechnung stellen.
- Und eine gewisse Feindschaft können
wir dort von versteckten Lesben und Schwulen erleben, weil diese
nicht enttarnt sein wollen.
- Wenn wir anderer Meinung als die Leittiere
sind, wird uns das besonders übel genommen, daher ist es
sinnvoll, andere Meinungen in Form von Demutssignalen einzubringen,
z.B. in Frageform, obs nicht auch so sein könnte.
-
- Soweit also meine Vorschläge dzu, was
wir tun könnten. Ich gebe zu, dass das alles nur angedacht
ist, ausdenken müssen wir uns das gemeinsam, sofern sich
Leute finden, die sich mit mir zusammen an die Arbeit machen
wollen.
Wer abwartet, ob und wann sich etwas tut, ob andere etwas machen,
wer hofft, dass das alles garnicht so schlimm ist, dass und vielleicht
gar nichts droht, der muss sich vielleicht demnächst sagen,
dass er die Zeit vertrödelt hat, als es noch über sie
verfügte.
Ich würde mich freuen, wenn sich möglichst viele Freunde
bei uns melden würden, um mit uns zusammen diese wichtige
Sache anzugehen. (js)
-
- Dein Kommentar zum Artikel: hier
-