- 108. Print-Ausgabe, Herbst-LUST 2011
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- Make Love not War!
Wo ist unser Pazifimus geblieben? Wie werden Auseinandersetzungen
ausgetragen? Ist ein Leben ohne Kriegsvorbereitung und Krieg
denkbar? Ist denn nicht klar, dass eine Gesellschaft in Gewaltkonflikten
zu allem missbraucht werden kann? Sind denn die Mitmenschen plötzlich
zu Feinden verwandelbar?
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- Die Hippies wurden sie genannt oder Blumenkinder,
Flower-Power stand auf ihren Transparenten. Es waren solche jungen
Leute, die nicht an Krieg und Soldatentum interessiert waren,
die sich nicht vollsoffen, sondern wohl eher bekifften, auf jeden
Fall viel von freiem Sex hielten.
Sie liefen lieber spärlich bekleidet bis nackt herum anstatt
in Uniformen. Und wenn die US-Nationalgarde aufmarschierte, steckten
sie den Soldaten Blumen in die Mündungen der vorgehaltenen
Gewehre.
Wikipedia schreibt: "Als Hippies (abgeleitet von englisch
hip angesagt) bezeichnet man Personen der gegenkulturellen
Jugendbewegung, die in den 1960er Jahren entstand und sich an
den Lebensstil der Hipster der 1950er Jahre anlehnte. Ein Teil
der ursprünglichen Hippies trugen ihre Kultur 1967 symbolisch
zu Grabe, als die Hippiekultur mit dem Summer of Love von der
Nischen- zur Massenkultur wurde und eine dominante Jugendkultur
blieb, bis sie in den späten 1970er Jahren von Punk, Metal
und Hip-Hop abgelöst wurde. Der Autor Barry Miles sieht
den Kern der Hippiezeit in den Jahren von 1965 bis 1971. In den
1980er Jahren ging die Hippiekultur in den alternativen Bewegungen
auf und beeinflusste auch neue Subkulturen und Szenen. Besonders
hervorzuheben unter den modernen Ausläufern der Hippiekultur
sind die Rainbow-Gathering-Bewegung und die Goa-
oder Hippietranceszene."
Die von San Francisco ausgehende Hippiebewegung stellte die ihrer
Meinung nach sinnentleerten Wohlstandsideale der Mittelschicht
in Frage und propagierte eine von Zwängen und bürgerlichen
Tabus befreite Lebensvorstellung. Im Vergleich zur 68er-Bewegung
und den Gammlern dominierten dabei stärker gemeinschaftliche
(Selbstverwirklichung) als gesellschaftspolitische Konzepte,
teilweise überschnitten sich die Ideale der Bewegungen.
Denn anders als die Gammler wollten sie nicht nur dem Leistungsdruck
der Gesellschaft entfliehen, sondern zugleich neue, menschlichere
Lebensweisen und Umgangsformen finden. Die Idee von einem
humaneren und friedlicheren Leben wurde mit dem oft synonym
zur Hippiebewegung verwendeten Schlagwort Flower-Power
(englisch für Blumenmacht) belegt, das 1965
vom US-amerikanischen Dichter Allen Ginsberg geprägt wurde.
Diese Ideale wurden versuchsweise in neuartigen, oft ländlichen
Kommunen umgesetzt.
Die an Henry David Thoreau geschulte Naturverbundenheit und die
Konsumkritik der Hippies führte zur Herausbildung einer
eigenen Gegenkultur, die sich den bestehenden gesellschaftlichen
und politischen Normen und Werten verweigerte und entsprechende
Ansätze der Beat Generation (seit den 1940er Jahren), William
S. Burroughs, Neal Cassady, Charles Plymell, Jack Kerouac, Allen
Ginsberg unter anderem weiterführte. ...im Nonkonformismus
der Beat Generation der 1940er Jahre, werden die wesentlichen
Aspekte der Hippie-Bewegung thematisiert: die Friedensbewegung,
freie Liebe, Drogenkonsum, fernöstliche Religionen (...).
Gerade in der Spätphase sind die Grenzen zum New Age fließend.
Insoweit handelt es sich bei Teilen der Hippiebewegung um ein
Übergangsphänomen von den rationalistischen Fortschrittserzählungen
der Moderne (zum Beispiel: 68er-Bewegung, Sozialismus) hin zur
Neomystik der Postmoderne (unter anderem: New Age, Neuheidentum).
Die Hippiebewegung fand ihren gesellschaftspolitischen Höhepunkt
in der Friedensbewegung gegen den Vietnamkrieg und prägte
um 1967 das Motto Make love, not war. Seit ihrem Auftauchen
sind die klassischen jugendlichen Subkulturen im Guten wie im
Schlechten stets Vorboten sozialer und gesellschaftlicher Umbrüche
gewesen.
Hippies wurden von konservativen Kreisen und dem Mainstream als
Arbeitsscheue, Gammler, Chaoten und Langhaarige diffamiert. Sie
wurden als Aussteiger betrachtet, die sich dem Leistungsprinzip
und den bürgerlichen Konventionen und Moralvorstellungen
nicht unterwarfen, sondern entzogen, in Kommunen auf Ibiza, in
Indien (Goa), Marokko oder auf den griechischen Inseln. Ihnen
wurden häufig, im abwertenden Sinne, pauschal politische
Bestrebungen wie Sozialismus, Anarchismus oder Kommunismus unterstellt,
obwohl es durchaus anarchistische Tendenzen innerhalb der Hippiebewegung
und der Gegenkultur gab, jedoch keine Staatskommu-nistischen
oder -sozialistischen Interessen und Ideologien. Das Ziel
der Hippies war eine antiautoritäre und enthierarchisierte
Welt- und Wertordnung ohne Klassenunterschiede, Leis-tungsnormen,
Unterdrückung, Grausamkeit und Kriege (Walter Hollstein,
Die Gegengesellschaft. Seite 50).
Es war der Viertnamkrig, der uns junge 68er in der Bundesrepublik
in den späten 60 Jahren in Hinblick auf die imperialistische
Inbesitznahme aufmerksam machte.
In Folge davon interessierten wir uns auch für imperialistische
Kriege in Afrika, den Kongokrieg zum Beispiel mit der Ermordung
von Patrice Lumumba usw. Den Staatsstreich von Suharto gegen
Sukarno in Indonesien, wobei hundertausende linksgerichtete Indonesier
ermordet wurde und die an die USA angelehnte rechtsgerichtete
Militärdiktatur unter Suharto installiert wurde, um nur
einige wenige internationale Ereignisse zu benennen, die uns
aufregten. Uns interessierte auch das Appartheitsregime in Südafrika
und die Vetreibung von Palästinensern im Zusammenhang mit
der Konsolidierung der an die USA und die Bun-desrepublik angelehnte
prowestliche Militärmacht Israel.
Immer war die Bundesrepublik die alle die von uns als ungerecht
empfundene rechtsgerichteten Kräfte Ereignisse und Kräfte
unterstützte. Dann der Militärputsch gegen die Regierung
Alliende in Chile usw. Unser Verhältnis zu den USA hatte
sich zunehmend verschlechtert, besonders dann durch die Vorfälle
in Berkely.
Beim Kent-State-Massaker (Englisch Kent State Shootings, Kent
State Massacre) wurden am 4. Mai 1970 an der Kent State University
in den USA vier Studenten erschossen und neun teils schwer verletzt,
als die Nationalgarde während einer Demonstration gegen
den Vietnamkrieg das Feuer auf die Menge unbewaffneter Demonstranten
eröffnete.
Die ständige Forderung der Unionsparteien nach dem Einsatz
der Bundeswehr im Inneren lässt doch viele der damals lebenden
Menschen ab Berkeley denken.
Es ging uns auch darum, gegen den Militarismus überhaupt
zu sein alleine auch wegen seiner Auswirkung auf die Bevölkerung:
zum Beispiel, dass er irgendwie normal sei, Soldat zu sein. So
gehörte das Verweigern in der deutschen Jugendbewegung schlicht
zum guten Ton.
Was aber die überzeugendsten Argumente waren, die auf eine
ganze Generation Einfluss bekamen, war die sexuelle Befreiung
vom Muff der religionsgeprägten konservativen Sexualmoral.
Endlich roch man Morgenluft, alle wollten endlich sexuell frei
sein.
Die sexuelle Unfriehieit war ja überall spürbar, von
der in den Medien verkündeten spießigen Moral, über
die bewusste Einschränkung von Möglichkeiten zu sexuellen
Begegnungen bis hin von Strafgesetzen wie z.B. den Kuppeleiparagraphen
bis zum § 175 StGB gegen männliche homosexuelle Handlungen,
die generell verboten waren. Übrigens, Pornographie war
in Deutschland ebenfalls generell verboten, was dazu führte,
dass schon ein Pepp Erotik so manche Literatur verboten wurde,
wie auch seriöse Aufkärungsbücher und sogenannte
Hygieneartikel.
Wie wir heute wissen, haben die meisten Jugendlichen von den
sexuellen Freiheiten, die sie als Befreiung der Möglichkeiten
erkämpft hatten, gar nicht so intensiv Gebrauch machten,
wie es schon damals und auch noch heute lüsternd erzählt
wurde und wird.
Parallel zu der sexuellen Befreiung ging das Erpoben von Beziehungsformen
und Wohnformen vor sich, und ich glaube, dass ein beträchlicher
Teil von Hausbesetzungen bzw. In-standbetzungen von
Innenstadt-Großwohnungen auch damit zu tun hatte, sich
die Möglich zu verschaffen, in anderen Formen als in der
tradionellen monogamen Ehe zusammenzuleben. Es war damals ja
auch so, dass unverheiratete Paare nicht zusammen eine kleine
Wohnung bekamen.
Durch die zusammenfallenden Ereignisse war damals ja klar, dass
lustvolles sexuelles Leben, die Freiheit der Beziehungsformsuche
und der PartnerInnensuche, die Protestaktionen gegen Ausbeutung,
Militarismus, neokoloniale Kriege wie den Vietnamkrieg usw.,
heute wieder imperialistische Kriege genannt, zusammengehörte.
Und auch wenn dies viele heterosexuelle Protestierende so nicht
sahen, die damals entstehende studentische Schwulenbewegung gehörte
damals ebenfalls dazu.
Rund um die politischen Ereignisse entstanden zahlreiche kulturelle
Initiativen und Ereignisse. in Deutschland war das Woodstock
vielleicht Rock gegen rechts in Frankfurt, zumindest
für mich bzw. uns, also auch Renate und unsere damligen
schwulen und lesbischen FreundIn-nen, also die damalige Gruppe
ROSA LÜSTE.
Wickipedia schreibt darüber: Das erste Rock-gegen-Rechts-Festival
fand am 16. Juni 1979 in Frankfurt am Main auf dem Reb-stockgelände
statt. Es war eine Antwort auf ein Deutschlandtref-fen
der NPD, das an diesem Tag in Frankfurt stattfinden sollte und
bei dem ein Jahr zuvor 3.000 Nationalisten durch die Frankfurter
Innenstadt marschierten. Inspiriert wurde es durch Rock Against
Racism im Vereinigten Königreich.
Einer der bekanntesten Künstler damals war Udo Lindenberg,
der auch später mit seiner Initiative Rock gegen rechte
Gewalt in diesem Bereich aktiv blieb. Das Festival wurde unter
Auflagen erlaubt, eine Demonstration zu der auch der DGB aufgerufen
hatte, wurde verboten. 40.000 Demonstranten setzten sich über
das Verbot hinweg, worauf die Demonstration dann von der Polizei
geduldet wurde und dann tatsächlich ohne Zwischenfälle
verlief.
Das zweite Rock gegen Rechts-Festival fand am 16./17. Juni 1980
in Frankfurt wieder auf dem Reb-stockgelände statt. Zeitgleich
kam es zu einer Hausbesetzung, und um darüber zu informieren,
wurde gegen den Widerstand des Veranstalters vorübergehend
die Bühne von den Besetzern gestürmt.
Es stimmt schon, dass dieses Rock gegen Rechts unser Woodstock
war. Wir hatten einige Zelte dabei, dort trafen sich nicht nur
die FreundInnen unserer Lesben- und Schwulengruppe, sondern auch
andere Leute, die mit uns etwas anfangen konnten. Die Menschcen
um uns herum, die auch mit Zelten oder mit Decken und Schlafsäcken
die Wiese bevölkerten, waren grundsätzlich sehr lieb.
Wenn man sich unterhielt und es gefiel uns, was gesagt wurde,
umarmten wir uns einfach und küssten uns. Auch Fremde kamen
immer mal in unsere Zelte und während andere Diskutierten
trieben wir es lustig und bunt miteinander.Udo Lindenberg brachte
das Gespräch auch auf die von Nazis verfolgten Schwulen.
Lei-der gab es viele Leute, die etwas dagegen hatten.
Beim 2. Rock gegen Rechts cführten wir auch ein Theaterstück
auf. Das ware nicht besonders gut und gekonnt gemacht, aber wir
wollten zeigen, dass Schwule auch zu den Opfern der Nazis in
der Nazizeit gehörten. Naja, wir schobens auf die schlechte
Qualität unserer Darbietung. Dennoch, das war unser großartiges
Woodstock.
Die Liedermacher waren unsere neuen Stichwortgeber und Werteverkünder.
Und das waren Degenhard, Hüsch, Süverkrüp, Wecker,
Long, Heller, Danzer, aber auch der damalige Biermann, Neuss,
Schwendter sowie mit Rock Floh de Kologne und Ton - Steine -
Scherben. Zur Unterhaltung noch Insterburg & Co. sowie Schobert
und Black. Später kam dann noch alles von Tucholski und
Brecht dazu.
-
- Pazifismus
Selbstverständlich waren wir Pazifisten, nämlich schon
deshalb, weil wir es scheußlich fanden, wie junge Männer
gedrillt und zu Soldaten gemacht werden, oft noch politisch rechts
beeinflusst und gerne Macker und Helden werden statt ihre Sensibilität
zu erproben, zärlich miteinan-der und ihren Mitmenschen
umgehen wollen, Verständnis und Mitgefühl für
sie haben wollen statt mit ihnen zu konkurrieren usw.
So war unser Menschenbild, und da passten Kriege schon gar nicht
hinein. Das hieß aber nicht, dass wir uns alles gefallen
ließen, wir lernten schon und erwrteten dies auch von anderen,
für unsere Interessen einzutreten, für unsere Ansichten
zu werben, Mitmenschlichkeit zu erleben und zu gewähren
usw.
Ich selber hatte ja Erfahrung mit der Bundswehr, hatte mich sogar
zu 3 Jahren verpflichtet und wusste also, wovon ich sprach. Militär
ist eine Welt, die mir gerade dort absolut fremd wurde.
Als 68er später, ich hatte im Abendgymnasium mein Abitur
gemacht und studierte, lernte ich andere Menschen kennen beziehungsweise
menschliche Menschen, die ebenfalls ein anderes Menschcenbild
hatten.
Heut muss ich feststellen, dass es solche Menschcen kaum mehr
gibt. Mache ich die Glotze an, geht es um Krieg und Heldentum,
um das Bekämpfen von Andersartigen, also auch mich, wenn
sie wüssten, dass dieser alte Mann (also ich) solche Gesinnung
haben.
Theoretisch kann ich natürlich nicht gegen solchte Thesen
anstinken, dass bei einem Angriff auf uns und unsere Lebensart
wir über keine Waffen und Übung verfügen würden
und so die militaristichsten Menschen letzt-lich die Oberhand
bekommen würden, denn dies sind solche Totschlagargumente,
mit denen das derzeitige Leben schon in Situationen gebracht
wird, als sei man schon von Bewaffneten erobert worden, und wie
es scheint, sind wir das ja schon von Geburt an. Offensichtlich
gehören wir schon so manchewn Leuten und Institutionen,
wenn wir geboren werden.
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- Sexuelle Befreiung
Darum ging es wirklich. Mir gings um das Abschütteln der
religiös indoktrinierten Schuldgefühle. Und das war
gar nicht so einfach, weil es ein langer Prozess war, bis ich
mich davon schrittweise befreien konnte.
Viele erprobten sich unbekümmert miteinander, es ging ja
nicht darum, den Menschen fürs Leben zu entdecken, sondern
Gefühle mit Mitmenschen zu entdecken, erforschen und zu
erleben.
Wenn ich heute frühere Texte, Bucher und Bilder sehe, wundere
ich mich, welche Freiheiten wir uns unbekümmert rausgenommen
haben.
Und ich weiß, dies und das dürftest Du heute nicht
mehr sagen, schreiben abbilden oder jemanden zeigen. Trotz aller
gesetzlicher Freiheit haben sich die Zeiten doch wieder sehr
geändert. Und der berechtigte sexuelle Kinderschutz, was
wir damals übersehen hatten, eignet sich heutzutage, als
Normierungsmittel gegenüber freizügigen Menschen auch
unter Jugendlichen und Erwachsenen funktionalisiert zu werden.
Sex war für uns ein lustvolles Element der Befreiung und
nicht ein Problem sein, wie es heutzutage gesehen wird. Sexuelle
Kontakte werden wieder problemisiert und werden dann auch problematisch,
weil man eines machte (Sex) um anderes zu erreichen (Beziehung,
Karriere, Geldverdienen, persönliches Fortkommen usw.).
Eine Zeitlang haben wir nicht auf Geschlecht oder Alter geachtet,
sondern einfach mit anregenden Mitmenschen, die das auch wollten
was wir wollten, Sex gehabt. Beziehunsloser freigiebiger Sex
entlastet auch von Beziehungsrücksichten und fühlt
sich anders an als Beziehungssex, der sich anders anfühlt
und anders zufriedenstellend ist. Diese Zeit des freien Auslebens
war aber gar nicht so lange und auch nicht unbedingt so ergiebig.
Die sexuelle Befreiung hat nicht allen viel Sex gebracht, sondern
nur einigen, die hach vorherrschenden Meinungen anziehend aussahen.
Und dies ist der Grund, warum auch gleich die Kommerzialisierung
der Sexualität stattfand und recht häufig die Pornos
statt der freien Partner mit ins Bett kamen.
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- Beziehungsmodelle
Die monogame Zweierkiste stellte sich ja dann doch nach einigen
anderen Erlebnissen wieder ein, weil die gesellschaftlichen Rahmenbe-dingungen
nichts anderes zuließen. Aber zuerst einmal wollten wir
anderes, und das hieß Kommune.
Kommune als Wohn- und Beziehungsform bedeutete das Zusammenleben,
Zusammenlieben, Zusammenarbeiten und politisch zusammen Kämpfen
von den Personen, einem ganzen Kreis von Frauen und Män-nern,
die sich zusammengefunden haben. Diehe die in den Medien diskutierte
K1 und diverse Stadt- und Landkommunen, die auch zusammen ihren
Lebensunterhalt verdienten. Meines Wissen hat das nicht immer
geklappt. Auf jeden Fall haben sich viele Leute an vielen Experimenten
versucht. Die mesiten lebten aber weiterhin in monogamen Paarbe-ziehungen.
In der Schwulenbewegung kam das Beziehungsnetz in Mode, das aber
nicht auf die eher heterosexuelle Kommunebewegung ausstrahlte.
Die Kommune schien uns zu eng zu sein, unser Beziehungsnetz schien
den Kommunarden meistens zu unverbindlich zu sein.
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- Wohnen
Die Zweizimmerwohnungen mit Wohn- und gemeinsamen Schlafzimmer
für die Kleinfamilie, dann die Zreizimmerwohnung, wenn Kinder
kamen, dieses Muster des Zusammenlebens empffanden wir als zu
zwanghaft. das gemeinsame Schlafzimmer zwang zur gegenseitigen
sozialen Kontrolle, man konnte weder einen anderen Partner (Partenrin)
ungestört mit bringen noch war freizügige Selbstbefriedigung
möglich usw. Da sollte schon jeder sein eigenes Zimmer als
Rückzugsraum haben. Die Räume wurden damals eher spartanisch
eingerichtet, denn die Wohnung war nicht zum Repräsentieren
da, man wollte lieber außerhalb der Wohnung mit anderen
Menschen zusammensein.
Man benötigte eigentlich keine Festung um Zurückziehen
und die große Wohnküche in den WGs war immel voll
von hier wohnenden und besuchenden Leuten, die WG war eher deutlich
offen.
Und dann war man ja auch ständig mit anderen Leuten außerhalb
der WG zusammen, um in Diskussionen zu lernen und um sich für
das alles gemeinsam und gegenseitig zu informieren, was uns damals
so alles wichtig war und was so alles zusammen gemacht wurde.
Lediglich das eigene Zimmer, um sich zurückzoiehen zu können,
hatte einen Ansatz von Privatheit. An-sonsten glaubten wir ja,
dass das Private politisch ist.
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- Arbeiten
Die Erwerbsarbeit natten wir damals entfremdete Arbeit. Man macht
sie nicht, um etwas herzustellen zum Beispiel, sondern um sein
Lebensunterhalt zu verdienen.
Man muss sich Menschen unterordnen, die weisungsbefugt waren
und obt auch in unser eigenes Leben hineinregieren wollten. Man
wurde mit KollegInnen zusammengesteckt, mit denen wir nicht immer
was anfangen konnten. Man musste Arbeiten verrichten, die aus
unserer Sicht recht oft keinen gesellschaftspolitischen Zweck
erfüllen, sondern nur den Profit der Besitzer geschuldet
waren.
Dies fanden wir schlecht und wollten es ändern. Bei den
Gedanken, dies ändern zu wollen, entwickelten wir eigentlich
keine eigenen Rezepte, sondern verließen uns zumeist auf
sozialistishce Modelle, wie wir sie sahen und verstanden. Dazu
standen uns eine ganze Reihe eher geschönter oder wahrer
Berichte zu Verfügung. Wir dachten daran, dass die größeren
notwendigen Konzerne verstaatlicht werden sollten und Teams bzw.
Kollektive an die Stelle von Cheft eingesetzt werden sollten.
Außerdem gab es die Auffassung, formuliert von Herbert
Marcuse, dass viel zu viel unnötig gearbeitet und produziert
wird, und wenn die Gesellschaft gerechter organisiert würde,
wäre nur ein kleiner Teil davon gesellschaftlich notwendig.
Es werde zu viel parallel produziert, was niemand wirklich brauche.
Und es war unser Ziel, mehr Freizeit zu haben, weshalb man junge
Leute, die man nicht arbeiten sah, Gammler nannte.
Wir selber glaubten, wir kämen ohne teurer Kleidung, teuren
Möbeln usw. ganz gut aus und könnten weniger arbeiten,
um mehr Freizeit für unsere eigene gesellschaftliche und
kulturelle Entwicklung zu haben.
Ansonsten kamen wir auf die Idee, in den Kommunen oder Wohngemeinschaften
selber kleine Gewerbetreibende zu sein.
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- Mode
Es ist vielleicht bekannt, dass Jugendbewegungen und soziale
Schichten aus ihrer Mode bzw. Kleidung her-aus kenntlich ist.
Besonders teure Kleidung war besonders bei Industriearbeitern
und anderen eher ärmeren Leuten beliebt, um privat einer
höheren sozialen Schicht zugeordnet zu werden.
Genau dies fanden wir sehr selbstentwürdigend und in Wirklichkeit
nur vorteilhaft für den Handel und die entsprechenden Textilprodu-zenten.
Ein Mensch ist dadurch geachtet, dass er sich als dufter Typ
erweist und nicht wegen seiner Kleidung, seines teuren Autos
oder Ähnliches.
Wir kleideten uns schlicht, das heißt mit Jeans und Pulli,
und das wenn wir ins Theater gingen um Brechtstücke zu sehen
oder essen zu gehen usw.
Da junge Männer immer mit kurzen Haaren, glattem Kinn, wie
es bei Soldaten und zur Nazizeit üblich war, umherliefen,
wurden lange Haare und Bärte bei den 68er Männern üblich.
Langhaariger war ein Schimpfwort und es ist vorgefallen,
dass junge Leute von besoffenen BILDzeitungs-verhetzten Bürgern
an ihren Haaren über das Starßenflaster geschleift
wurden oder ihnen gewaltsam der Kopf geschoren wurde.
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- Kiffen statt Saufen
Als ich für mich beschloss, nicht zu rauchen, kam das Kiffen
in Mode. So entging ich diser Modeströmung. Zwar habe ich
schon mal probiert, wenn ein Joint zu mir rübergereicht
wurde, und ich fühlte mich dabei recht gut, das war aber
auch schon vorher so.
Der Fanatismus, mit dem die Kettenraucher und Biertrinker über
die Kiffer schimpften, mit dem die Kiffer auch polizeilich verfolgt
wurde, machte mich dann doch parteiisch. Kann etwas dran sein,
dass Hanf eine bessere, zufreidenmachende Form des Rausches erzeugt
als Alkohol, der eher Aggressionen erzeugt? Das glaubtre ich
wegen meiner Parteilichkeit, nicht weil es verbürgt wäre.
Aber wenn Kiffer auf unseren Treffen in unserer WG einfielen,
zogen sie sich immer in mein Schlafzimmer zurück (es roch
dann schon recht gut, wenn ich mich schlafen legte), wollten
nicht gestört werden, wegen der Vibrations, dann kamen sie
raus und hatten großen Durst. Danach hatten sie Hunger
und räumten unseren Kühlschrank leer. Und anschließend
mussten viele von ihnen kotzen.
Ihr seht schon, meine Parteilichkeit hatte keine reale Grundlage.
Doch ich meine, dass es besser ist, sich mit Sexualität
und Zärtlichkeit usw. glücklich zu machen, statt mit
irgendwelchen Rauschmitteln. Sex, Drogs und Rockn Roll
gilt also für mich nicht so ganz. Macht nix, oder? (js)
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