- 108. Print-Ausgabe, Herbst-LUST 2011
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- Vom Nutzen der Religionen
Religionskriege zwischen Menschen und Völker, Frau-endiskriminierung,Homophobie
usw. Rreligionen bemühen sich verstärkter um Einflussnahme
auf den Staat, um die gesamte Gesellschaft beeinflussen zu können.
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- Sofern man glaubt, dass es ein sogenanntes
höheres Wesen gibt, und das tun viele, fragt
man sich nicht nach dem Nutzen der entsprechenden bzw. jeweiligen
Religion.
Sie gauben tatsächlich daran, dass man eine Art persönlichen
Gesprächspartner auf höherer Ebene hat, der alles über
einen weiß, und sie rechnen mit dem Jüngsten
Gericht, denn all ihre guten und bösen Taten wurden
über ihr Leben hin säuberlich aufgezeichnet.
Die Gespräche mit dem Pfarrer bei der Beichte der Katholiken
haben Ähnlichkeiten mit dem Gebet der Protestanten, die
sich an Gott direkt richten. Bei den Katholiken ist noch eine
Art Führungsoffizier dazwischen, ir-gendein Heiliger, zu
dem man um Fürbitte betet, die diese(r) Heilige dann für
den Betreffenden dann leistet, statt einfach tot zu sein.
Das ist gedanklich eine recht hierarchische Angelegenheit. Und
am Ende eines Menschenlebens werden die entsprechenden Dateien
geöffnet (früherr waren es Bücher, dann Akten)
und es wird zu Gericht gesessen. Auch daran glauben einige, nämlich
die, die an eine höhere Gerechtigkeit glauben, die also
nicht menschlich sondern über dem Menschen ist.
Das religiöse Denkprinzip stammt aus dem hierarchischen
Denken. Es geht davon aus, dass über jeden Menschen, auch
dem mächtigsten, noch eine Macht drüber ist, der er
sich zu beugen hat, und ganz oben ist dann jemand Gütiges
und Allmächtiges, der gerade auch dem Wesen, das ganz unten
ist, gewogen ist und der aber keine ladungsfähige Adresse
hat, der also von niemanden Rachsüchtigen oder Mächtigen
verantwortlich gemacht werden kann. Besonders die monotheistischen
Religionen sind solche Machtapparate und werden daher von den
weltlichen Machthabern gerne genutzt und als fortschrittlich
angesehen.
Leute, die an solch ein Überwesen glauben und die sich die
entsprechende Belohnung und Vergebung von diesem versprechen,
die lassen die Grausamkeiten des brutalen Machtapparates nicht
gelten, glauben nicht daran, obwohl sie wissen, dass sie stattgefunden
haben, oder finden Begründungen und Rechtfertigen dafür.
Machtapparate haben es so an sich, dass sie die Macht auch nutzen,
die sie haben. und die Großen innerhalb solcher Hierarchien
verbünden sich mit den Großen anderer Machtap-parate,
weil sie diese am besten verstehen können.
Die katholische Kirche ist eines dieser Machapparate, und wir
wissen, dass sich diese Organisation in ihrer Geschichte nahezu
immer auf die Seite der Mächtigen stellte und oft an der
Macht anderer Beteiligt war. Und das Oberhaupt dieses Machtapparates
durfte jetzt im Bundestag eine Rede halten, die angeblich alle
Kritker zufriedengestellt habe. Jan Feddersen, der immer mal
in der taz Kommentare schreibt, schrieb hier, dass man mit diesem
Pontifex Erbarmen haben solle, er besuche ein für ihn verlorenes
Land. In seinem Kommentar vom 19.09.11, veröffentlicht in
der taz vom 20.09. schreibt Feddersen:
Welch freundliches Treffen, das da vorige Woche stattfand.
Am Ende gelobten sie sich, der Berliner Bischof der Katholiken,
Rainer Maria Woelki und Männer und Frauen vom Lesben- und
Schwulenverbands, dass die Proteste gegen den Papstbesuch am
Donnerstag in der Hauptstadt friedlich verlaufen würden.
Ja, was denn sonst? Hat der eben inthronisierte Abteilungsleiter
des Vatikans an der Spree befürchtet, Horden von Homosexuellen
würden an jenem Abend das Olympia-Stadion mit einem monströsen
Flashmob in Besitz nehmen, um die Messe des Heiligen Vaters grob
zu stören? Ihm gar an die kostbare Wäsche gehen?
Nein, wir sind ja nicht in Spanien, wo tausende Madrilenen die
Performance des katholischen Klerus mit Papst Benedikt XVI. an
der Spitze aufmischten - durchaus selbstbewusst feiernd, dass
diese Kirche in ihrem Land nicht mehr über jene Macht verfügt,
die sie bis zum Ende der Diktatur General Francos 1975 innehatte.
Nein, seither hat sich das Kernland der Inquisition zu einer
besseren Welt gewandelt - und zwar strikt gegen das Papsttum,
gegen Rom und gegen alle Religion, die sich anmaßt, die
Geschicke der irdischen Welt im Namen des Glaubens dirigieren
zu wollen.
Jüngeren sei gesagt: Alle Liberalität in Spanien ist
gegen Priester, Mönche und Laienkleriker katholischer Provenienz
errungen worden - Rechte von Frauen, auch die der sexuellen Selbstbestimmung,
das Scheidungsrecht wie die Gleichberechtigung Homosexueller,
auch im Hinblick auf die Ehe. Die Protestierenden wussten vor
einigen Wochen in der spanischen Hauptstadt sehr wohl, wen sie
da, der sich als christliche Güte selbst inszenierte, vor
sich haben: einen Papst, der die Uhren der bürgerlichen
Aufklärung am liebsten zurückdrehen würde. Denn
als der Klerus noch weltliche Macht hatte, war, um es kurz zu
machen, alles finster und fern aller Nächstenliebe."
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- Und Feddersen vergleicht die Show des Papstbesuchs
respektlos mit anderen Großereignissen:
- "Jetzt kommt der vatikanische Tross
nach Deutschland, und auch bei uns könnten Linke und Liberale,
gemessen an früheren Zeiten, dem Besuch des Papstes mit
gewisser Entspanntheit entgegensehen. Sie könnten sagen:
Okay, das war ne ziemliche Propagandashow, mit Brokat und Seide,
Benedikt XVI. in roten Schühchen und Gewändern, die
teuer und aufwändig gewirkt wurden. Eine liturgische Inszenierung,
die irgendwie zwischen einer Open-Air-Fassung der Orff-schen
"Carmina Burana" und einem Auftritt von Mario Barth
changiert - nur dass Letzterer es schaffte, das Olympiastadion
zweimal in Folge gänzlich zu füllen. Aber das sind
statistische Details. Denn der Papst, in Marktl am Inn geboren,
beansprucht, für das Jetzt und das Ewige zu sprechen. Diese
Schau scheint immer auf gewisse Weise sehr Altes, Überliefertes
und Ernsthaftes zugleich zu atmen - was auch nicht ungünstig
für das fast unbezahlbare Gut namens Glaubwürdigkeit
ist. Dieser Mann hat einfach performativ mehr zu bieten als alle
gestrigen und heutigen Popstars. Gegen ihn ist die Bildersprache
der Lady Gaga nachgerade unterkomplex einschläfernd."
Was Feddersen hier über Missetaten und den Machteinfluss
der Katholiken anführt, könnte durchaus über viele
Seiten dieser Zeitschrift ergänzt und erweitert werden.
Und auch die evangelische Kirche hat so ihre Geschichte, wie
die Verfolgung von Frauen und Männern wegen Hexerei und
die Zusammenarbeit der Amtskirche mit den Nazis im Tausendjährigen
Reich.
Und wenn wir alle Religionen nehmen, wie im Titel dieses Artikels
nahegelegt, kämen wir aus dem Aufzählen überhaupt
nicht mehr heraus. Oft weiß man garnicht, ob die jeweiligen
Religionen sich der Regierungen bedienen oder ob sie Erfindungen
der jeweiligen Regierungen sind.
Und wo Staaten verstockt sind und nicht mit den jeweilig vorherrschenden
Religionen zusammenarbeiten, übernehmen die Religionen viele
soziale Aufgaben, denn Es ist besser, den Menschen Suppen
zu verteilen im Dienste der Nächstenliebe, statt ihnen ihrer
Habsucht nachzugeben und ihnen höhere Löhne für
ihre Arbeit zu zahlen.
So machen sich die Religionen bei den Armen beliebt und helfen
der Oberschicht, gute Gewinne zu machen, wie die Moslembrüder
in Ägypten und die christlichen Kirchen in Europa.
Das schlechte Gewissen für die natürlichsten Zusammenhänge
des menschlichen Daseins, die Sexualität, gehört zudem
zu den stärksten Machtmitteln der Religionen, wodurch sie
ebenfalls große Schuld auf sich laden, zum Beispiel bei
Schwulen und Lesben bezüglich ihres dauerhaften schlechten
Gewissens, und der liebe Gott sieht alles, bis hin zur sklavenhaften
Unterwerfung, zur Entsagung, zur Selbstkasteiung bis hin zur
Raserei gegenüber denen, die sich nicht zurücknehmen
und zum Selbstmord.
Wenn wir aber die Frage untersuchen wollen, welchen Nutzen die
Religionen haben, können wir diese nicht beantworten, ohne
die zusätzliche Frage für wen? Denn Religionen
haben offensichtlich für unterschiedliche Teile der Bevölkerung
unterschiedlichen Nutzen.
Religionen haben Nutzen
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- ... für die Obrigkeit
Gehorsam sollen die Untertanen sein, dann kann die Orbrigkeit
zum eigenen Nutzen mit den zur Verfügung stehenden Menshcen
umgehen. Gehorsam verlangen die Religionen von ihren AnhängerInnen
gegenüber den von den Religionen verkündeten Regeln
und gegenüber der Obrigkeit.
Der Dalai Lama rechtfertigte die Sklaverei aus der Zeit der Herrschaft
der Klöster damit, dass die Sklaven durch ihre Taten in
ihrem Vorleben eben selber dafür verantwortlich sind, im
Christentum werden die unterwürfigen Arbeiten und die Gehorsam
gegenüber der Obrigkeit nach dem Tode mit dem Himmel belohnt.
Ähnlich sind die Verheißungen des Islam.
Im Grunde sind das ideologische Hilfestellungen für die
Herrschaft der damals klerikalen bzw. adligen Obrigkeiten, heute
wohl eher für den Geldadel und seine Sachwalter.
Diese religiösen Gebote, die die Untertanen von klein auf
verinnerlichen, sind auch der Kern der gesellschaftlichen Ordnungen,
der Kern der Mentalität der jewiligen Bevölkerungen
und stellen die Flurbereinigung für die Interessen der jeweiligen
Obrigkeiten dar.
Wenn Obrigkeiten gestürzt werden, dann sind die dann herrschenden
Nachfolgenden in der Situation, selber Ideologien oder Staatsideen
zu benötigen, die eine ordnende Wirkung haben, sofern gnügend
Schichten das Gefühl haben, dass diese für sie nützlich
sind und ihre Interessen nauch weiterbringen.
Es kann durchaus sein, das die Angehörigen der Obrigkeiten
auch selber an diese Religionen oder Ideologie, die oft Ersatzreligionen
sind, glauben. Auf jeden Fall tun sie so. Alle Monarchien berufen
sich darauf, dass sie von Gott oder den Göttern eingestzt
sind. Oder von Göttern, wie im Kastenstaat Indien. Der Monotheismusm
ist für diese Aufgabe zugunsten der Obrigkeit am besten
geeignet.
Die vorantiken Hochkulturen, meist in fruchtbaren Flusstälern
gelegen oder in ihnen entstanden, waren Sklavenhaltergesellschaften
und wurden anfänfänglich von Herrscherfamilien beherrschat,
die es sinnvoll fanden, sich in einer solchen Weise von ihren
Untertanen abzusetzen, dass sie sich zu Göttern machten.
Dann kam es schrittweite zur Ver-selbständigung des Klerus,
der entweder sein religiöses Oberhaupt selber einsetzte
oder das von der weltlichen Herrschaft eingesetzt wurde. Oder
dann später hatten sich die Religionsführer eine solch
große politischce Mach angeeignet, dass sie bestimmen konnten,
wer in ihrem Namen die weltlichen Herrschaftsaufgaben zu erfüllen
hatte. Das Papsttum ist in diesem Sinne eine sehr erfolgreiche
Inszenierung.
Der ideologische Kern der Religionen ist der gehorsame Glaube,
verknüpft mit Demut, der im Widerspruch zum Zweifel steht.
Der Zweifel ist der Kern der Naturwissenschaftlichen beziehungsweise
wissenschaftlicher Forschung, aber im religiösen Sinne ist
Zweifeln eben eine Sünde.
Will man sich aber auch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse
zu Nutze machen, weil die Obrigkeiten auch an den Früchten
der Naturwissenschaften verdienen wollen, benötigt man eben
die Trennung zwischen weltlicher und religiöser Ordnung,
Ebenso folgt dann auch die Trennung zwischen religiöser
und weltlicher Macht.
Alle 5 Parteien, die in Konkurrenz darum buhlen, für die
Obrigkeiten das Volk regieren zu dürfen, alle diese 5 Parteien
buhlen um die Religion beziehungsweise auf einen Schulterschluss
zwischen religiösen und weltlichen Eintichtungen. Sie hoffen,
dadurch einen kleinen Anschub für ihre politischen Ambitionen
zu erhalten. Und es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass
ihnen diese Buhlerei tatsächlich hilfreich ist, denn in
alen Schlüsselpositionen und in den Medien sind die Kirchen
usw.
Religionen sind also nützlich für die Obrigkeiten,
wenn es Gott nicht geben würde, müssten
die Obrigkeiten ihn erfinden.
... für die Gesellschaft
Es bedarf einer gewissen Ethik, wenn in einer Gesellschaft ein
einigerma-ßen zivilisiertes Leben möglich sein soll.
Wenn sich zum Beispiel die Menschen freiwillig bzw. aus ethischen
Gründen nicht gegenseitig betrügen, bestehlen, diskriminieren
bzw umbringen, um sich gegenüber anderen Menschen Vorteile
zu verschaffen, bzw. um Spaß dadurch zu haben.
Ethische Werte müssen aber in der Gesellschaft verankert
sein, so dass es sich nahezu von selbst versteht, wie man sich
zwischenmenschlich verhält. Andererseits gehört es
zu einem Staatswesen auch, dass es Menschen gibt, die im Auftrag
des Staates bzw. der Staatsorgane zum Verfolgen angeordneter
Ziele selber jegliche Ethik vermissen lassen. Gegenüber
den Menschen, die die ungeschriebenen Gesetze nicht
einhalten, gibt es noch die geschriebenen Gesetze. Und um das
Einhalten dieser Gesetze zu erzwingen, gibt es eben Einrichtungen,
die alleine durch ihre Beschaffenheit eine abschreckende Wirkung
für die gesamte Bevölkerung entfalten sollen. Die meisten
Staaten benötigen auch ein Militär, um die Staatsziele
im Inland und im Ausland mit Gewalt und gegen den Willen anderer
Statten oder dn Bevölkerungen durchgesetzt werden können.
Und schließlich gibt es auch noch Geheimdienste, die in
der Regel am unethischsten vorgehen, angeblich um die ethische
Ordnung zu schützen.
Die Ethik muss also so beschaffen sein, dass sie der Obrigkeit
auch einen entsprechenden Nutzen bringen kann, ohne dass alle
anderen Menschen die Obrigkeit als unethisch empfinden und dann
die Interessen oder Vorteile der Obrigkeit gefährden. Dies
geht am besten, wenn die Ethik nicht aus der Vernunft des Zusammenlebens
begründet ist, sondern wenn sie aus der Macht beziehungsweise
der Allmach einer über den Menschen stammenden Ordnung hervorgeht,
sodass einzelne Bereiche der Ethik, die der Bevölkerung
Verdruss machen und unlogisch erscheinen, nicht begründet
oder gerechtfertigt werden müssen.
Sie sollen unerklärlich bleiben und dennoch demütig
eingehalten werden, und zwar aus Gehorsam gegenüber der
gesellschaftlichen Tradition und der religiösen Ordnung.
Ich glaube, dass es historisch gesehen überhaupt keine tragfähige
gesellschaftliche Strukturen für Menschen gab und gibt,
ohne dass die gesamte Gesellschaft für eine bestimmte Schicht
oder Gruppe dienlich zu sein hat.
Dies dürfte auch einer der wichtigsten Gründe für
das Verfallen großer antiker Reiche zu sein, nämlich
dann, wenn die Unterdrückung und Ausbeutung durch die Obrigkeit
von den gequälten Bevölkerungsteilen erkannt wurde
und die Untertanen es nicht mehr für hinnehmbar angesehen
haben, diesen Obrigkeiten weiter selbstaufopfernd zu dienen.
Die beste Form, dies zu verhindern, ist eine religiöse Ethik,
die scheinbar unabhängig von der weltlichen Obrigkeit nicht
nur doe Untertanen belehrt und Gehorsam erzwingt, sondern auch
die Obrigkeit angemessen berät, damit diese nicht Fehler
macht, die zum Machtwechsel führen können.
Große Religionen, die schon seit jahrtausenden Erfahrungen
im Umgang mit Menschen sammeln konnten, stellen sich oftmals
den weltlichen Machtapparaten gegenüber als überlegen
heraus, auch wenn es nicht so aussieht.
Beim diesjährigen Papstbesuch des deutschen Papstes in Deutschland,
hatten viele Menschen große Erwartungen in den Papst gesetzt,
der ja vor seinem Papstamt der Chefinquisitor war, als der Chef
der Glaubenskongregation.
Als Inquisition (lat. inquirere untersuchen) werden
jene spätmittel-alterlichen und frühneuzeitlichen Gerichtsverfahren
bezeichnet, die sich unter der Mitwirkung oder im Auftrag von
katholischen Geistlichen in erster Linie der Verfolgung von Häretikern
widmeten und sich dabei der Prozessform des Inquisitionsverfahrens
(lat. inquisitio Untersuchung) bedienten. Ein geistlicher
Vorsitzender eines Inquisitionsgerichts wurde als Inquisitor
bezeichnet.
Die Kongregation für die Glaubenslehre (lat.: Congregatio
pro doctrina fidei, oft kurz Glaubenskongregation genannt) ist
eine von Papst Paul III. mit der Apostolischen Konstitution Licet
ab initio vom 21. Juli 1542 als Congregatio Romanae et
uni-versalis Inquisitionis (dt. Kongregation der römischen
und allgemeinen Inquisition) gegründete Zentralbehörde
der römisch-katholischen Kirche. Ihre Aufgabe ist der Schutz
der Kirche vor Häresien, also abweichenden Glaubensvorstellungen.
(Quelle Wikipedia)
Ich habe nie verstanden, warum viele katholische Christen, besonders
aucg solche, die schwul oder lesbisch sind, gerade von einem
solchen Papst die Änderung des antihomosexuellen Dogmas
erwarten. Auch habe ich nicht verstanden, warum evangelische
Christen gerade in den Papst die Hoffnung auf die Ökumene
setzen, der der evangelischen Kirche absprach, überhaupt
eine Kirche zu sein.
Der ehemalige Chefinquisitor und jetzige Papst und somit Chef
der Weltkirche, die ganz andere Auseinandersetzungen weltweit
zu führen hat ls diese (aus seiner Sicht) kleinliche Zänkerei
in Deutschland, holt die Rechtsabweichler, die mit den Konzilerneuerungen
nicht leben wollten erst einmal heim, er versucht
die Ostkirchen, also die ganzen ortodoxen Kirchen schrittweise
an Rom zu binden, die nun in Osteuropa und Russland aufgrund
des Zusammenbruchs der Sowjetunion zu neuer Macht gekommen sind,
er versucht erfolgreich, mit aller Strenge die katholische Kirche
gegen die Evangelikalen in Lateinamerika in Vorteil zu bringen,
versucht den Rücken freizuhalten, indem er mit den Protestanten
und den Juden entsprechende knappe Höflichkeiten austauscht.
Schließlich scheint dies alles wohl auch eine vorbereitende
Stärkung der Kirche gegenüber dem wieder stärker
vorrückenden Islam zu sein.
Richard David Precht meinte in einer Talk-Show anlässlich
des Papstbesuches sehr richtig, dass die katholische Kirche als
große hierarchische Organisation gar nicht die Möglichkeit
habe, liberaler und demokratischer aufzutreten oder gegenüber
den 2% deutschen Katholiken Zugeständnisse zu machen, denn
dies würde die katholische Weltkirche selber in Gefahr bringen.
Und der harte und autoritäre Kurs des Papstes sei die zeitgemäße
Antwort auf die derzeitigen Herausforderungen für das Papsttum
und den Papst.
Offensichtlich, sofern Prechts Annahme richtig ist, ist gerade
Ratzinger genau deshalb zum Papst gemacht worden.
Die Kirche, über die wir gerade sprechen, hat immer die
Naturwissenschaften, die Freigeister, die Gleichberechtigung
der Geschlechter, die soziale Gerechtigkeit, die Demokratie usw.
als ihre Gegner angesehen und und suchte Bündnisparter,
um diese Bestrebungen zu bekämpfen. Heute behauptet sie,
dass alle diese Errungenschaften letztlich von ihr und durch
sie gekommen seien.
Ohne religiöse Ethik, gemeint ist ohne Religion, könnten
menschliche Gesellschaften nicht existieren, weil der Mensch
böse sei. In unserer Gesellschaft ist das demokratische
Denken, das im Gegensatz zum hierarchischen Denken steht, nicht
gerade weit verbreitet. Das ist aber kein Zufall, weil sowohl
die Obrigkeiten wie die Spitzen der Kirchenhierarchien das hierarchische
Denken benötigen.
Wir haben kein durchgängig demokratisches Denken wie auch
keine demokratische Ethik, weil die Strukturen unserer Gesellschaft
nur an der Oberfläche demokratisch aussehen. Dies würde
auch der marktwirt-schaftlichen Konkurrenzgesellschaft widersprechen,
die gut damit lebt, dass man das nicht sagt, was alle denken.
Das sind wirklich schechte Voraussetzungen für eine demokratische,
ethische Gesellschaft.
-
- ... für die Menschen
Der Mensch hat als Kind die Eltern wie Götter über
sich, später die Lehrer und dann die Ausbilder und Vorgesetzten
im Arbeitsleben. Über sich hat er Staat und Kirche. Und
letztere bestimmt auch, wie es uns im Jenseits gehen wird, wenn
wir tot sind, denn wenn wir sterben isr es nicht aus. Wir haben
ein Bewusstsein und können uns nicht so gut vorstellen,
dass dieses beim Sterben einfach ausflackert, wie bei einem verlöschenden
Feuer. Im Alter regiert daher zunehmend dieTodesangst.
- Das sind Bedingungen, die den Menschen anfällig
für Religionen machen, denn er lebt immer in einer Hierarchie.
Auch Anarchisten können sich eine Leben ohne Hierarchie
kaum vorstellen. Religionsführer wissen dies und machen
sich zu ihrem eigenen Vorteil dem Menschen nützlich.
Anders ausgedrückt: Das Mensch-sein selber lässt uns
hierarchisch denken. Ein Regenwurm kommt mit allem, was er im
Leben benötigt, auf die Welt. Höhere Tiergattungen
(ich kann es ohne Begriffe der Hierarchie gar nicht ausdrücken)
benötigen den Schutz und das Anlernen durch die älteren
Tiere im Rudel, wodurch sie die Fähigkeit erlernen, mit
vielen Eventualitäten, die in ihrem Dasein auftachen können,
später selber zurechtzukommen. Dieser Umstand macht es der
Affenart Mensch möglich, höhere gesellschaftliche
Zivili-sationen zu errichten und sich über die Jahrhunderte
bis zur Erfindung des Komputers und der Raumfahrt zu entwickeln.
Der Mensch hat sich so dahin entwickelt, dass er ein Bewusstsein
hat und seine Unzulänglichkeiten außerdem durch Technik
zum Teil beheben kann.
Er lernt dies von klein auf, bevor er ein Bewusstsein entwickeln
konnte, von seiner übermächtigen Mutter und anderen
mächtigen Wesen, die sich gleichzeitig ständig darum
bemühen, von ihm als eine Respektsperson anerkannt und angesehen
zu werden, was übrigens das Kind schon im indergarten dann
von seinen Mitkindern ebenfalls schon recht früh erwartet.
Das Bewusstsein und die dazugehörige individuelle Identität
sind es, was uns im Alter nicht verstehen lässt, dass wir
(das Bewusstsein) einfach verschwinden werden, wie bei all den
anderen Menschen vor uns, um uns und nach uns.
-
- Die Religionen lehren uns beruhigend, dass
der Mensch ein Ewigkeitsgeschöpf sei und nach seinem irdischen
Leben in ein weiteres übergeht, wie sich der Schmetterling
aus einer Raupe bildet. Doch lebt der Schmetterling nur zum Vermehren
und überhaupt nicht ewig.
Wenn die Medizin bei schwerer Erkrankung versagt, wenn sich der
Altersverfall des Körpers bemerkbar macht, zu dem auch das
Gehirn gehört, öffnet sich der Mensch für so manche
Glücksverheißung vom Jungbrunnen bis hin zum Leben
nach dem Tode im Paradies.Diese Anfälligkeit für irrationalen
Trost, wo es keine rationale Lösung gibt, ist die Quelle
der Anfälligkeit für religiöse Deutungen und die
Macht der Religionen.
Wenn sich ein Mensch in Not befindet und nicht mehr aus eigener
Kraft weiterkommt, hofft er auf Hilfe durch andere Menschen,
durch staatliche Einrichtungen oder wenn dies alles aussichtslos
ist, hofft er auf Hilfe aus dem Bereich der Mythen, Wunder und
eben Religionen.
Selbst ein sterbender Mensch hofft noch im Sterben darauf, dass
etwas folgt und dass es für ihn noch eine Hoffnung gibt.
Dieser Umstand hat Naturreligionen entstehen lassen, die auch
noch Erklärungen für all das lieferten, die die wissenschaftliche
Forschung damals noch nicht erklären konnte.
Auch in den großen Weltreligionen finden wir noch die Erklärung
naturwissenschaftlicher und gesellschaftswissenschaftlicher Zusammenhänge
vor, die aufgeschrieben wurden, bevor die wissenschaftliche Forschung
den Zusammenhängen auf der Spur waren. Und das sind dann
die Streitpunkte innerhalb der Religionen. Dogmatiker wollen,
dass vorwissen-schaftliche Erklärungen als Teil der Religion
den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen vorzuziehen sind,
im Zweifel wollen sie sogar die Forschung verhindern bzw. verbieten,
und dazu greifen gerade sie verstärkt nach der Staatsmacht.
Haben Religionen Nutzen für die Menschen? Zum Teil schon,
insofern sie Menschen Trost spenden können. Aber da sie
gleichzeitig auch um Macht ringen und dabei vielfach die Menschen
von besseren Erkenntnissen abhalten wollen, ist ihr Nutzen gesamt
gesehen fraglich.
-
- ... für die Kirchen usw.
Die Kirchen und andere Organisationen der Religionsverkündung
sind, wenn man dies mit politischen Parteien vergleichen will,
die Verkünder und Verwalter einer ganz bestimmten politischen
(religiösen) Richtung. Die FDP behauptet, den Liberalismus
zu verreten, die SPD vertritt ebenso wie die Linke den demokratischen
Sozialismus, die CDU vertritt ebenso wie die CSU den Konservativismus,
und zwar den christlichen. Die Grünen vertreten den Umweltschutz
und den Sozialliberalismus usw. Ohne die entsprechende politische
Richtung wären die Parteien leere Organisationen, wie eben
die Religionsgemeinschaften ohne ihre jeweilige Religion inhaltlich
leere Verbände wären.
Den politischen Anhängern von Parteien wird erklärt,
dass nur sie die wahren VertreterInnen der jeweiligen politischcen
Richtung seien, wie den Kirchenmitgliedern erklärt wird,
dass gerade diese Organisation den Zugang zu diesem Glauben darstellen
würden, einige Kirchenoberhäupter behaupten gar, sie
seien Stellvertreter des Gottes aus der Erde, den sie als existierend
verkünden.
Diese Organisationen wollen möglichst großen Einfluss
auf die Schaltstellen des Staates, und viele Religi-onsorganisationen
wollen sich der Staatsorgane bedienen, um andere Auffassungen
als gerade ihre religiöse Verkündung verbieten bzw.
verfolgen zu lassen, die Verkünder des falkschen
Glaubens am liebsten hinrichten zu lassen, möglichst öffentlich
zur Warnung aller Menschen. Ohne diese Organisationen gäbe
es die jeweilige Religion überhaupt nicht.
Die Religionsverkünder leben meist in wirtschaftlich guten
Verhältnissen und werden für ihre Arbeit an der Ethik
der Bevölkerung oft über Steuergelder bezahlt. So sind
diese Verbände auch Arbeitgeber, woe zum Beispiel die Parteien
ebenfalls Arbeitgeber sind. Es ist daher auch nicht verwunderlich,
dass zu den verkündeten Inhalten der Religion gehört,
gerade diese jeweilige Organisation als den einen heiligen und
einzigen Zugang zu gerade diesen Gott anzusehen. Diese Orgnaisationen
ziehen Nutzen vom Glauben der Menschen.
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