106. Print-Ausgabe, Frühlings-LUST 2011
 
Auf dieser Seite geht es um 2 Bewegungen, der ArbeiterInnenbewegung und der Frauenbewegung
 
Weibsbilder
Am Fastnachtsdienstag war in diesem Jahr Weltfrauentag. Welche Frauenbilder gibt es und welche sind Leitbilder? Was ist aus dem Ziel der Gleichstellung der Frau geworden?
 
Das Frauenbild der Industriearbeiterin, das in Osteuropa zumindst für weibliches Selbstbewusstsein sorgte, ist derzeit in den Medien überhaupt nicht mehr vorhanden. Denn auch die Industriearbeiterin benutzt Kosmetika und orientiert sich am Leitbild des erotisch aussehenden Weibes, das ja angeblich immer noch lockt.

Was sich in den Medien zeigt, ist aber nicht das Bild der Frauenemanzipation. Gibt es ein Bild der Frauenemanzipation? Es ist auf keinen Fall mehr das Bild der Industriearbeiterin, denn mit Emanzipation wird heutzutage die Frau verknüpft, die zwar schon wie ein Model aussieht, die aber gleichzeitig in der Chefetage sitzt.
 
Damit kann sich ein feministisch eingestellter Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin deshalb nicht so recht anfreunden, weil er und sie wissen, dass das ganz andere Leute sind, die in der Chefetagen, und dass es den untergebenen ArbeitnehmerInnen eigentlich gleich sein kann, wer ihn oder sie umherschickt und überwacht, ob Fraue oder Mann. Denn das Märchen, dass Frauen humaner mit Untergebenen und den arbeitenden Schichten in der Bevölkerung umgehen, ist seit Maggi Theatcher eigentlich öffentlich widerlegt. Es ist übrigens auch genauso sexistisch wie die Behauptung, das Männer mit dem Verstand und Frauen mit dem Herzen verstehen.

Die Gleichberechtigung der Frau in Osteuropa, die tatsächlich vom gesetzlichen Rahmen her vorhanden war und durch Kinderkrippen, Betriebskindergärten usw. flankiert wurde, wird ja mit dem Argument abgetan, dass im Zentralkommitee auch meistens nur Männer gesessen hätten. Das ist ja richtig. Aber damit drückt man sich davor, endlich die Voraussetzungen für eine reale Gleichberechtigung zu schaffen.

In den Medien finden wir derzeit nur die Karrierefrau einerseits und das Promiluder andereseits als Leitbild, das sich hochheiratet, ihre „weiblichen Reize“ als Mittel zum Zweck einsetzt und sich nach einigen Jahren als reichere Frau scheiden lässt. Auch die Karrierefrau erreicht ihre Ziele nicht nur über fachliches Können.

Jugendliche werden mit Schminkkursen, Modelausbildungen und ähnlichen „interesanten“ Angeboten auf ihre zukünftigen Aufgaben in der Gesellschaft vorbereitet.

Diese Glimmerwelten sollen vom eigentlichen Ziel dieser „Berichterstattung“ ablenken, nämlich die Frauen an die alte Frauenrolle zu gewöhnen, indem sie sich darauf vorbereitet, dem Mann zu gefallen und auf den Verdienst des Mannes statt dem eigenen Verdienst zu setzen. Und da nicht alle einen Prominenten abbekommen, mus der normale Ehemann dafür herhalten.

Eine ganze Reihe von Frauen, die in führenden Positionen zu finden sind, hatten ihre Ausbildung übrigens damals in der DDR.

Die Frau soll also weiterhin Hausfrau sein, und sie arbeitet halbtags und verdient etwas dazu. Die Gleichstellung ist überhaup nicht mehr das Ziel in den Medien.

Das Flaggschiff der Frauenemanzipation, Schwarzers EMMA, flankiert übrigens diese Entwicklung, denn sie streitet im wesentlichen um Frauen in Führungspositionen. Sie freut sich über eine Kanzlerin statt eines Kanzlers, und unterstützt damit die Familien- und Frauenpolitik von Frau Schröder, während sie sich gleichzeitig über deren Aussagen öffentlich ärgert. Und sie unterstützt die Arbeits- und Sozialpolitik von Frau von der Leyen, statt dieser Frau kräftig auf die Füße zu treten, weil der Sozialabbau auch und vorrangig die arbeitenden Frauen betrifft.

So kann man nicht sagen, dass eine Bestandsaufnahme am Weltfrauentag 2011 die vielen Erfolge der Emanzipation aufzeigen kann. Das passt alles, denn der Fastnachtsdienstag steht eher für abgestandene Witze statt für Emanzipation. Es ist zwar Zufall, dass diese Termine auf dem gleichen Tag liegen, und zwar im Jahr 11 des neuen Jahrhunderts, aber es passt. (rs/js)
ArbeiterInnenbewegung
Was ist aus den erkämpften Errungenschaften geworden? Wie ist die Lage am Arbeitsplatz? Der 1. Mai steht vor der Türe. Gibt es die ArbeiterInnenbewegung überhaupt noch und wenn ja, wie?
 
Um unerträgliche Zustände für Menschen zu mildern, die von Lohnarbeit leben, gab es für diese nur die Möglichkeit, zusammenzuhalten, für einander einzustehen und sich nicht als Konkurrenten gegeneinander ausspielen zu lassen.

Aus der Erkenntnis heraus, dass nur solidarischces handeln in der Lage ist, etwas gegenüber den Arbeitgebern und auch dem Staat etwas zu erreichen, entstand die ArbeiterInnenbewegung.
Der stärkste Verbündete der ArbeiterInnenbwegung war der „Kalte Krieg“. Nicht dass die „sozialistischen Länder" Einfluss auf die westlichen Lohnabhängigen hatten, aber alleine ihre Existenz nötigte die wirtschaftlichen und politischen Obrigkeiten dazu, zugeständnisse zu machen, so dass die Lage der ArbeitnehmerInnen erträglich wurde.

Die Gewerkschaften als staatlich und wirtschaftlich akzeptierte ArbeiterInnenvertretung konnten relativ gute Lohntarifverträge erreichen und durchsetzen, und die Manteltarifverträge, in denen es um Arbeitsbedingungen wie 40-Stunden-Woche, Arbeitspausen, Urlaubstage sowie Mitbestimmung usw. ging, waren auch recht beachtlich. Diese Tarifverträge mussten dann auch eingehalten werden, und dies regelten die Betriebsräte in Verträgen mit der Geschäftsleitung über Betriebsvereinbarungen, und dann auch noch die Arbeitsgerichte.

Ntürlich war nicht alles glatt, aber es wurde zum Beispiel über „humane Arbeit, humane Arbeitsbedingungen" usw. gesprochen, weil dies über Motivation bessere Arbeitsergebnisse hätte und die Arbeitsfreude verstärken würde.

Schon unter Kohl, der die „soziale Hängematte“ kritisierte, wurden die erkämpften Errungenschaften in Frage gestellt, so wollte Kohl den ohnehin kargen Kündigungsschutz unterlaufen. Kohl kritisierte das Krank"feiern" und bemühte sich, Gewerkschaften über vielerlei aggressive Kampagnen zu verdrängen, zumindest bedeutungsloser zu machen.

Unter Schröder kam es dann erst zu Verbesserungen und dann, als ihn die Unternehmerverbände klargemacht hatten, wo der Hammer hängt, dann wirklich zu massiven Eingriffen ins Arbeitsrecht und auch zu einer zunehmenden Verarmung der arbeitenden Schichten der Bevölkerung.

Was hat diesen Umschwung ausgelöst? Im Grunde ein einziges Ereignis: der Zusammenbruch der osteuropäischen „sozialistischen“ Systeme, der die „neue Weltordnung und somit den Neoliberalismus ermöglichte. Gewinne duch Sozialabbau und Lohnabbau, großer Druck auf die ArbeitnehmerInnen besonders im Osten, gewürzt durch das Aufkommen von Nazi-Kräften und der ständigen Bedrohung durch Arbeitslosigkeit. Das führte dazu, dass schließlich wunschgemäß die ArbeitnehmerInnen entsprechend eingeschüchtert wurden und schnell an eine immer prekärer werdende Arbeitswelt gewöhnt wurden.

Nun wären natürlich starke Gewerkschaften sinnvoll gewesen, aber diese wurden ebenfalls unter Druck gesetzt. Und das ging deshalb ganz gut, eil die Gewerkschaften ja Vermögen ansparen mussten, um bei Streiks nicht in Zahlungsschwierigkeiten zu kommen, und dises vermögen musste ja angelegt werden. Und so hatten die Gewerkschaften eine igene Bank (BfG), eine Einzelhandelskette, eine private Versicherung, die Volksfürsorge und vor allem eine Bau- und Siedlungsgenossenschaft, die Neue Heimat, für Arbeiterwohnungen.
 
Nach dem Krieg, wo vieles zerstört war, waren diese Einrichtungen auch von den Wirtschaftsgrößen wohl gelitten. Nun aber störten sie und wurden durch neue Gesetze unter Kohl schrittweise "privatisiert", und dies unter Bedingungen, die für die Manager im Dienste der Gewerkschaften nicht gut aussahen. Die Gewerkschaften waren also selber verwundbar geworden. Und dies war kein Zufall, denn man nutzte es ständig.

Aus diesem und noch anderen Gründen wurde der Organisationsgrad in vielen Branchen recht niedrig, und so kann die Gewerkschaft auch nur wenig erreichen, unabhängig davon, dass die führenden Gewerkschaftler oftmals ja auch noch eine Parteibindung haben.

Hinzu kam, dass sowohl die „christlichen Gewekschaften“ und auch andere Unternehmer-"Gewerkschaften" mit den Unternehmern unternehmergünstige Tarifverträge abschlossen, und immer hieß es dann: die Gewerkschaften haben doch zugestimmt. Das wurde dann auch den DGB-Gewerkschaften zur Last gelegt.

Anders ausgedrückt: die Lage der Arbeitnehmervertretung ist schlechter geworden, obwohl sie sich Mühe geben, es nicht so aussehen zu lassen. Die, auf die es ankommt, wissen das schon, denn sie haben es ja so eingerichtet.

Die Lage vieler Arbeitnemer ist zunehmend schlechter und schlechter geworden, und da ist es ein Skandal, dass das Gehalt von vielen Arbeitnehmern unter dem Sozialhilfessatz angekommen ist, und das, obwohl der Sozialhifesatz durch die Hartz-IV-Gesetze stark gesenkt wurde.

Beim diesjährigen 1. Mai können die Gewerkschaften sicherlich nur wenig Erfolgsmeldungen verkünden, zumal die Anwesenheit von organisierten und nichtorganisierten Arbeitnehmern dort zunehmend begrenzt ist. Die Leute feiern wohl lieber den grünen Mai, und auch dem tragen die Gewerkschaftsfeiern Rechnung.

Auf jeden Fall ist die Lage vieler ArbeitnehmerInnen durch prekäre Arbeitsverhältinisse und niedrige Löhne nicht gerade besser geworden. Wir haben also zu tun. (js)
 
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