- 105. Print-Ausgabe, Winter-LUST 2010/2011
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- Generation Porno
Über eine völlig verdorbene Jugend, der alle Moral
fehlt. Was un-terscheidet diese Jugend, die sich leicht Pornographie
beschaffen kann, von der Jugend früherer Generationen? Und
falls sich Unterschiede belegen lassen, was wäre daran schlimm?
Als ich so 13 oder 14 war, vielleicht auch 15 oder 16, da gab
es keine Pornos zu sehen. Dennoch ließ ich mich von Bildern
anregen, um mir dann im Verborgenen Entspannung zu verschaffen.
Die Bilder fand ich im Lexikon meines Vaters. Das habe ich vor
Jahren wieder mal in meine Hände genommen, um mir anzuschauen,
was mich so erregt hatte: es waren die Abbildungen griechischer
Skulpturen, bei denen nahezu nichts zu sehen war, eben nur ein
unbekleideter wohlgeformter männlicher Körper. Und
als ich dann während meiner Lehre alleine ins Kino konnte,
gefielen mir die Sandalenfilme besonders gut, bis mir mal jemand
sagte, da gingen nur Schwule rein, und das wollte ich natürlich
nicht sein.
Heutzutage können angeblich Jugendliche sehr leicht über
das Internet an Pornos kommen, schreiben die, die von der Generation
Porno reden. Und dies habe so seine Gefahren. Als die größte
Gefahr wurde genannt, dass sie ihre Sexualität nicht unter
der Bindung einer Lie-besbeziehung kennenlernen würden.
Dies könnte Auswirkungen haben, deren Folgen gar nicht abzusehen
wären.
Sie würden zu früh mit Sex beginnen, heißt es.
Vor 40 Jahren wäre das Alter des Beginnens mit 17,6 Jahren
gewesen, heute sei es schon mit 16,4 die Mädchen und 16,8
Jahren die Jungs.
Die europäischen Vorgaben gegen Kinderpornographie gehen
davon aus, dass ein junger Mensch bis zum 18. Lebensjahr ein
Kind ist. Kindern dürfen keine pornographischen texte, Bilder
und Filme zugänglich gemacht werden.
Und Kinder (also Jugendliche unter 18) dürfen auch auf Pornos
nicht abgebildet werden. Wie zu lesen ist, dürfen auch junge
Erwachsene, die so aussehen wie unter 18, die aber über
18 sind, nicht abgebildet werden. Da wird ein Alter von 23 anvisiert.
Wer also einen Mann mit 22 sieht, der eine Eraktion hat, macht
sich dann schuldig, Kinderporno-graphie zu besitzen usw.
Meiner Meinung nach werden so die Gefahren von wirklicher Kinderpornographie
nicht mehr eingesehen. Nicht die Selbstabbildungen vom Stängelchen
oder so, sondern die Abbildungen von sexuellen Handlungen zwischen
Erwachsenen und vorpubertären Kindern stellen meines Erachtens
einen problematischen Vorgang dar, weil dies ja die Abbildung
des sexuellen Missbrauches eines Kindes, also eines Verbrechens,
darstellt.
Da müsste doch genauer getrennt werden zwischen solchen
Verbrechen und den Abbildungen von Jugendlichen.
Bei uns ist im allgemeinen das Kindesalter bis zum 14. Lebensjahr,
der/die Heranwachsende oder Jugendliche ist dies vom 14. bis
einschließlich zum 17. Lebensjahr und ab dem 18. Geburtstag
ist der junge Mensch dann erwachsen. Zwischen dem 14. und dem
16. Lebensjahr ist Sex unter Gleichaltrigen nicht strafbar, ab
16 ist Sex überhaupt erlaubt. Nur Bilder darüber dürfte
man sich nicht ansehen, 1. weil man selber unter 18 ist und 2.
weil der/die Abgebildete (man selber vielleicht) ebenfalls unter
18 ist. Viele Kinder bzw. Jugendliche wissen gar
nicht, was ihnen erlaubt oder verboten ist.
Selbstverständlich geht es auch darum, staatlichen kontrollierenden
Zugriff auf die Inhalte der Internet-anbieter zu haben, und nicht
nur um den Schutz des 17-Jährigen vor der Anregung zur verfrühten
Sexualität ohne Liebesbindung.
Ich weiß nicht, wie Ihr Eure erste bewusste Sexualität,
anfangs nur mit Euch selber, erlebt habt. Mit anderen, das war
dann doch noch ein großer Schritt. Ich hab das Gefühl,
dass mir Jahre der Möglichkeit, mich sexuell erfüllen
zu können, damals gestohlen worden sind. Heute soll es ja
so sein, das Vielen die Anregung durch Pornos gar nichts mehr
bringen würde, weil sie schon alles kennen. Das ist auch
kaum zu glauben.
Also ich hatte sexuelle Gefühle lange bevor ich mich verliebt
hatte. Und welche Abbildungen mich anmachten, das habe ich ganz
alleine herausgefunden, obwohl es keine Pornos gab. Und diese
Anregungen habe ich auch aktiv gesucht, denn sie mir anzusehen
hat mir einfach Spaß gemacht.
Ich bin nun kein Kind der Generation Porno und mein erstes Sexerlebnis
hatte ich mit ca. 18 Jahren, und zwar mit einer Frau von 35.
Es dauerte noch recht lange, so bis zu meinem 25. Lebensjahr,
bis ich mein Co-ming-out bewältigen konnte. Übrigens,
ich bin Jahrgang 1944. (js)
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