104. Print-Ausgabe, Herbst-LUST 2010
 
Eine neue Partei rechts von der Union?
In den konservativen Medien wir eine solche Partei beinahe schon herbeigeredet und Frau Steinbach versuchte, damit Druck auf die Union auszuüben. Es geht wohl darum, dass man gegenwärtige NichtwählerInnen mit rechtsradikaler Ideologie einfangen möchte, um zu verhindern, dass diese vielleit links wählen könnten.
 
Die Älteren der LeserInnen dieses Artikels können sich vielleicht noch an die Aktion vierte Partei erinnern.

Damals „rivalisierten“ 3 Parteien um die Regierungsmacht: Die SPD, die CDU/CSU und die FDP. Es regierte zumeist die CDU/CSU mit der FDP. Aber es zeichnete sich ab, dass die SPD regieren könnte.

Zu dieser Zeit bemühten sich konservative Kreise mit Unterstützung konservative Medien, eine konservativere Partei als die Union rechts von ihr aufzubauen, um so weitere Stimmen von rechts einzukassieren und so einen Wechsel zu verhindern.

Mehrere Planspiele wurden diskutiert, unter anderem der Plan, die CSU bundesweit aufzustellen und die CDU einen Landesverband in Bayern zu gründen.

Also dies nichts wurde, gründeten die CSU-Abspalter in Bayern zusammen mit den rechten CDU-Abspaltern und vielen Rechtsradikalen von Außerhalb die Partei „Die Republikaner“ unter Führung von Franz Xaver Schönhuber.

Nach einigen größeren Anfangserfolgen schrumpfte die Partei rasch zusammen und intern fanden viel Streitereien um die Richtung und um Posten statt, wie das anscheinend immer bei Gründung einer neuen Partei der Fall ist.

Schönhuber hat nach seiner Abwahl noch eine Zeitlang für die DVU kandidiert, mit der ihn schon vorher als Republikanerchef viel verband.

Diese Partei existiert noch immer und sie hat einen Button bzw. Aufkleber mit dem Abbild von Sarrazin gemacht, mit dem Slogan: „Ich bin ein Sarraziner“. Sie werben auch mit dem Slogan: „Heimatvertriebene müssen eine neue politische Heimat außerhalb der CSU suchen.“ Sie erinnern dabei an der Rückzug von Steinbach aus der Führung der CDU.

Steinbach schein mit entsprechenden Aussagen vor ihrem Rückzug noch versucht haben, Druck auszuüben, was ihr wohl nicht so recht geglückt ist.

Schon seit der Vereinigung der DDR mit der Bundsrepublik gab es die Diskussion über eine Partei rechts von der Union. Aber auch mit der Gründung der DSU in den „Neuen Bundesländern“ klappte es nicht so recht.

Eine „Vierte Partei“ gibt es ja schon längst (wenn man die Unionsparteien zusammensieht), nämlich in Form der Grünen. Und noch eine fünfte Partei ist entstanden, die sich aus der alten SED, dann PDS und im Westen aus dem linken Flügel der SPD bildete, der während Schröders Hartz-IV-Politik in der SPD heimatlos wurde.

Rotgrün versucht derzeit, die konkurrierende LINKE in einer Weise in die Ecke zu drängen, wie es die Union mit den 4.-Partei-Versuchen gelang.

Aber rechts ist nicht links, und daher ist nicht ausgemacht, dass rechts alles so verläuft wie links und umgekehrt.

Eine Linkspartei, die in der ehe-maligen DDR Volksparteicharakter hat und die heimatlos gewordene Linke der Bundsrepublik sind ein anderer Faktor als eine Konkurrenz zu einer Union, die durchaus einen recht weit recht gerichteten Flügel hat, während die SPD sich eigentlich immer gegen links abgrenzt.

In den Medien wird aber tatsächlich immer wieder und immer neu über eine solche Partei rechts von der Union spekuliert, und ausgeschlossen ist es nicht, dass es zu einem geeigneten Moment und mit den geeigneten Leuten den Rechten schon klappt.

Wer hätte eigentlich einen Nutzen an einer solchen Partei? Bestimmt würde durch eine solche Sammelbe-wegung die politische Rechte in Deutschland gestärkt. Und für uns Lesben und Schwulen ist daraus überhaupt kein Nutzen zu erkennen.

Schon durch Sarrazins Buch ermutigt, treten erkennbar mehr antihomosexuelle Menschen auf und lassen ihre Homophobie erkennen, die ja so geartet ist, dass sie durch unser Verschwinden oder Leiden erhoffen, von ihrer Angst vor Homosexualität geheilt zu werden.

Uns, durch unsere Medien bekannt Homosexuelle erreichen mehr homophobe Anrufe oder gemailte Texte als noch vor Monaten. Und so ist uns eher daran gelegen, dass Rechtsradikale (wie auch religiöse Fundamentalisten) lieber nicht das Gefühl von Überlegenheit haben sollten.
Welches Planspiel zugunsten gut bezahlter politischer Posten steckt dahinter?

Die Union hofft vielleicht, die Prozente (in einer Koalition) zu erhalten, die nötig sind regieren zu können. Die SPD hofft vielleicht, dass die Union gerade so viele Stimmen verlieren würde, dass sie selber regieren könnte.

Wirtschaftsführer hoffen vielleicht, linke Reformen vermeiden zu können und ihre Gewinne zu erhöhen oder zu sichern. Gewerkschaften und politische Linke erhoffen sich von einer Partei rechts von der Union garnichts.

Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass diese immer wieder auftauchende Idee aus dem politisch rechten Flügel der Union stammen könnte, die es nicht ertragen können, dass die reale Politik zumindest gegenwärtig andere politische Notwendigkeiten aufweist als dass ihre konservativeren Wünsche erwarten.

Im Hintergrund könnten wohl interessierte Wirtschaftskreise stehen.
 
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