102. Print-Ausgabe, Frühlings-LUST 10
 
Der Internationale Frauentag
geht auf den 08. März 1908 zurück. An diesem Tag traten die Arbeiterinnen der Textilfabrik “Cotton” wegen besserer Arbeits- und Lebensbedingungen in New York in Streik. Fabrikbesitzer und Aufseher schlossen die Arbeiterinnen in der Fabrik ein. Als dann ein Feuer in der Fabrik ausbrach, starben in den Flammen 129 Arbeiterinnen.

Clara Zetkin schlug auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 19 10 die Einführung eines internationalen Frauentages vor. Am 19. März 1911 wurde in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz der erste Frauentag begangen.
 
Mit der Wahl des Datums sollte der revolutionäre Charakter des Frauentags hervorgehoben werden. Am 8. März 1917 streikten in St. Petersburg die Arbeiter-, Soldaten- und Bauernfrauen der armen Stadtviertel und lösten damit die Februarrevolution aus. Zur Ehre der Rolle der Frauen in der Revolution wurde der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt.

Nachdem die Frauen in mehreren europäischen Ländern, u. a. in Deutschland und Österreich, das allgemeine Wahlrecht erstritten hatten, wurde der Frauentag nach dem Ersten Weltkrieg vermehrt dazu genutzt, auf soziale Probleme aufmerksam zu machen.
 
In Deutschland forderten die Frauen Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnabschläge, eine Senkung der Lebensmittelpreise, die regelmäßige Schulspeisung und den legalen Schwangerschaftsabbruch. Da die sozialistische Bewegung an der Entstehung des Frauentages maßgeblichen Anteil hatte, wurde er von den Nazis zwischen 1933 und 1945 verboten.
 
Stattdessen wurde der Muttertag, der dem nationalistischen Frauen- bzw. Mutterideal eher entsprach, in den Rang eines offiziellen Feiertages erhoben. Im Westen feierte man nach 1945 weiter den Muttertag, erst mit dem Engagement der neuen Frauenbewegung Ende der 60er Jahre rückte der 8. März in der Bundesrepublik und anderen westlichen Ländern wieder stärker ins Bewusstsein, während der 8. März im Osten traditionell überall begangen wurde.
 
Im Dezember 1977 beschloss die Generalversammlung der UN, den Internationalen Frauentag überall zu begehen. RoLü
 
Alice Schwarzers Haltung zum Weltfrauentag
Dass A. Schwarzers Position zur Emanzipation, zur Frage der Gleichberechtigung der arbeitentden Frauen und linken Vorstellungen über soziale Gerechtigkeit immrt spärlicher deutlich wurde,merkten wir nicht nur für ihr Eintreten für Merkel und ihre Werbung für die BILD.

Der Internationale Frauentag am 8. März sei eine „sozialistische Erfindung“, die auf einen Streik von Textilarbeiterinnen zurückgehe.

Die Frauenbewegung sei aber bekanntermaßen Anfang der 1970er Jahre im Westen nicht zuletzt aus Protest gegen die Linke entstanden, so die Frau, die zunehmend von den konservativen Medien zu Frauenfragen befragt wird, was früher zu Zeiten von Schwarzers Beitrag zur 68er Frauenbewegung nicht der Fall war. Weiter meint Schwarzer: „Eine Linke, die zwar noch die letzten bolivianischen Bauern befreien wollte, die eigenen Frauen und Freundinnen aber weiter Kaffee kochen, Flugblätter tippen und Kinder versorgen ließ.“ Zudem seien die „realsozialistischen Länder“ in den obersten Etagen frauenfrei gewesen, schreibt Schwarzer. „Unter diesen Vorzeichen ist die Übernahme des sozialistischen Muttertags als unser Frauentag für Feministinnen, gelinde gesagt, der reinste Hohn.“

Daher: „Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März. Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer“, schreibt Schwarzer in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Rundschau“ zum 100. Internationalen Frauentag an dem diesjährigen Weltfrauentag.

Begründerin des Internationalen Frauentags war die deutsche Sozialdemokratin Clara Zetkin. Auf ihre Anregung hin versammelten sich im März 1911 Frauen in Deutschland, Dänemark und Österreich, Schweden und in der Schweiz. Sie forderten das Recht auf politische Mitbestimmung, gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen sowie mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Diese Ziele sind noch immer nicht überall in der Welt erreicht, übrigens auch bei uns nicht alle, weshalb ein Tag, an dem an diese selbstverständlich anmutende Forderungen wieder und wieder erinnert werden muss. RoLü

Kommentar:
Der Weltfrauentag stand immer im Gegensatz zum sogenannten Muttertag, der von den Nazis zu einem speziellen Feiertag für die Mutterrolle der Frau eingerichtet wurde.

Die Frauenbewegung war nie eine Bewegung gegen links, sondern eher eine linke Bewegung, die sich auch gegen linke Männer zu Wehr setzte, auch wenn dies Frau Schwarzer nun gerne so darstellen möchte, während sie die Politik von Frau Merkel lobt und für die Bildzeitung Werbung macht.

Hier werden von ihr offensichtlich private wirtschaftliche Interessen mit den Hintergründen von Frauenerhebungen verwechselt oder bewusst demagogisch verschleiert.

Natürlich gab und gibt es auch Frauen, die zwar durchaus engagiert und bewegt sind, aber nicht im Sinne der Gleichberechtigung der Geschlechter. Es gibt sie in Religionsgemeinschaften, konservativen Parteien und es gibt und gab sie auch bei den Nazis
.
Dies alles hat aber nichts mit der Frauenbewegung zu tun, die aus der Arbeiterbewegung entstanden ist und in der Bundesrepublick aus der linken StudentInnenbewegung und die im Gegensatz zu den oben genannten Beispielen das Ziel der Emanzipation der Frau aus ihrer zweitrangigen Rolle und die Gleichberechtigung der Geschlechter zum Ziel hatte und hat.

Frau Schwarzer ist in der "Mitte der Gesellschaft" angekommen, die, wie bekannt, rechts ist. (RoLü)
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