- Franz Josef Dergenhardt:
- Die Kumpanei
Im Halse rau, im Kopfe leer,
im Sack den sauren Sängerlohn,
so kehr ich heim, die Lippe schwer,
und höre sie von weitem schon.
Dies Blechgelächter kenne ich:
Sie habn jemanden aufgespießt,
wahrscheinlich sogar gerade mich.
Der Nachbar grinst, als er mich grüßt.
Und meine Frau öffnet das Tor.
Sie beißt und flüstert in mein Ohr:
Da hocken die Kumpanen
und saufen deinen Wein.
Jeder weiß noch mehr
Als der andre, und sie schrein
und sie singen,
und sie quasseln,
lügen sich die Hucke voll.
Jeder weiß, wies richtig ist
und wie mans machen soll.
- Ja, sie sind da, kaum einer fehlt,
und alle schaun mich lächelnd an.
-So aufrichtig- nur einer hält
das Glas mir hin zum Gruß, und dann
erklären sie, wie gut ich sein,
wenn nur der Wein so wär wie ich.
Ein Platz ist unterm Tisch noch frei,
und dahin schiebt und drückt man mich.
Im Arm das Tischbein klemm ich hier,
und über, vor und neben mir:
Da hocken die Kumpanen
und saufen meinen Wein.
Jeder weiß noch mehr
Als der andre, und sie schrein
und sie singen,
und sie quasseln,
lügen sich die Hucke voll.
Jeder weiß, wies richtig ist
und wie mans machen soll.
-
- Weltpolitik ist schon gemacht.
Zum Essen komm ich auch zu spät.
Mein Vorschlag wird sofort verlacht,
dass man jetzt still nach Hause geht.
Die Mädchen, die mal ... werdn gezählt
Und Motorhauben aufgeklappt.
Dann wird erklärt, wie man viel Geld
Sehr schnell verdient und nicht berappt.
Und jedem, der ein Liedchen singt,
dem sagt ma, dass mans so nicht bringt.
Ja so hocken die Kumpanen
Und saufen meinen Wein ...
-
- Dann kommt das Mitleid und man spricht
Von denen, die jetzt nicht hier sind.
So shclecht seien sie im Grunde nicht,
nur unglücklich veranlagt, und
wenn sie vielleicht ein bisschen mehr ...
doch keine könnt aus seiner haut,
wenn bloß nicht, na ihr wisst schon wer!
Und sagen dürft mans nicht mal laut.
Egal sie täten einem leid.
Und tiefe Freundschaft macht sich breit
Unter allen den Kunpanen,
und die saufen meinen wein ...
-
- Jetzt stimmt man zu, sagt: Warum nicht?
Lässt fünfe ruhig mal grade sein,
holt Atem, nickt, wenn einer spricht.
Das ist die Zeit, ich greife ein,
erklär einen Zusammenhang
mit sanften Worten, kurz und klug,
und red vielleicht ein Stündchen lang,
bis alle schrein, nun seis genug.
Ich widerlege, werde laut.
Und bis der frühe Morgen graut,
da hocken wir Kumpanenen
und saufen unsren Wein,
und jeder weiß noch mehr
als der andre und wir schrein
und wir singen
und wir quasseln,
lügen uns die Hucke voll,
und jeder weiß, wies richtig ist
und wie mans machen soll.
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