100. Print-Ausgabe, Herbst-LUST 09

Kleine Verlagsgeschichte
Vielleicht ist es ja von Interesse, wie wir angefangen haben, eine Zeitschrift für die Lesben- und Schwulenszene zu machen.
Schon immer bemühen wir uns, die Zeitschrift für Menschen zu machen, die zu den LSBTI-Personen gehören: also lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Personen, wir hattens nur anders geannt.
Und wir machen sie auch für solche Heten, die keine Angst davor haben, dass von uns die gesellschaftlich vorgegebene sexuelle Identität und das Geschlechtsrollenverhalten hinterfragt werden.

Das erste Druckerzeugnisse für unsere Szene, das wir hergestellt haben, erschien Anfang Mai 1979. Er war ein Verbandsblättchen der Initiativgruppe Homosexualität Mainz, die sich im Mainzer Frauenzentrum getroffen hatte und sich nun in einer Garage als eigenes Zentrum traf.
Wir? Joachim und Renate sowie unsere damaligen FreudInnen, von denen heute niemand mehr zu den engeren MitmacherInnen gehört, wohl aber immer noch zu unseren FreundInnen.

Seit März 1984 ist Thomas dabei und dieses Trio ist der Kern unseres Verlages, lebt auch in einer WG zusammen.

Schon das 1.Blättchen der "IHM-Infos" wurde in der Szene breit diskutiert und ab der 2. Ausgabe mussten wir die Auflage deutlich erhöhen. Ab der 5. Ausgabe bekamen wir auch Werbung aus der Szene mit der Bitte, die Auflage zu erhöhen, um die Blättchen in den Lokalen aiszulegen. Ein Großteit der Werbung kam jedoch überwiegend aus der damaligen linken "Alternativ-Szene" und natüürlich aus der schwulen Szene.

Das "IHM" wurde vom gleichen Team von der "Nummer" abgelöst, weil dies nun nicht mehr das Infoblatt einer Gruppe, sondern von Leuten aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet war. Also waren wir nun nicht mehr nur für Mainz und Wiesbaden da, sondern auch für Darmstadt und Frankfurt.

Die Nummer machten wir in Magazinform vierteljährlich von Mai 1981 bis Oktober 1985 und ab November 1985 in einer Auflage von 8.000 Stück bis November 1988. Dann war erstmal schluss.

In alter Form konnten wir nämlich so nicht mehr weiter arbeiten. Die Szene hatte sich verändert, sie wurde zunehmend zur Feierszene und kaum jemand half noch mit. Die Arbeit wurde uns einfach zu viel.

Aber ohne diese Arbeit konnten wir ja auch nicht "leben", wir hatten uns zu sehr daran gewöhnt.

Und so begannen wir dann im Juli 1990 nach 1 1/2 Jahren Pause mit der Zweimonatszeitschrift LUST (lesbische und schwule Themen) als werbefinanziertes kostenlos ausgelegtes Zweimonatsblatt, in dem für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland die Szeneereignisse veröffentlicht wurden und die gesellschaftspolitische Debatte gefüht wurde. Dies machten wir bis zur Ausgabe April/Mai 2000 kostenlos (durch Werbung finanziert.

Unterdessen sind dann kommerzielle Presseerzeugnisse auf dem Markt erschienen, mit denen wir nebenberuflich nicht mehr mithalten konnten und die auch nur im wesentlichen den Feiercharakter unserer Szene betonten.

Also reduzerten wir unsere Auflage und wandelten die LUST zu einem in Deutschland, Österreich und der Schweiz diskutierten gesellschaftspolitischen Blatt um, das über den Kaufpreis (eher nicht) finanziert wird, also muss unsere Rente ran. Die LUST erscheint nun wieder vierteljährlich in kleiner Auflage.

Parallel dazu wollten wir auch wieder in der Szene präsent sein und daher versuchten wir von November 04 bis November 05 das LUSTBLATT über Webung in der Szene der 3 Bundesländer erscheinen zu lassen, doch es rechnete sich nicht nur nicht, sondern wir machten Schulden, an denen wir von unserer Rente noch eine Weile abzuzahlen haben.

Im Januar 2006 begannen wir mit dem LUSTBLÄTTCHEN anfänglich nur für Wiesbaden und Mainz, unterdessen auch noch für Darmstadt und zum Teil für Frankfurt. Dieses LUSTBLÄTTCHEN wird nun wieder durch Werbung finanziert und ist, nicht zuletzt durch die ganzseitige Werbeung der Deutschen Aids-Hilfe in der Lage, sich selbst finanziell knapp zu tragen.

Ein weiteres Print-Projekt haben wir noch, und zwar für unsere Infostände. Wir haben unterdessen 12 Themenhefte unter dem Namen Nummer THEMA hergestellt, die für Interessierte verschiedene Themen im Bereich dder Gender- beziehungsweise Geschlechtsrollen-Diskussion aufgreifen und natürlich zu den Fragen rund um die Homosexualität.
Es handelt sich hier um frühere Artikel der Zeitschrift LUST die so zusammengestellt wurden.

Soweit also bis jetzt. Und so lange es klappt und wir klappen wird es weitergehen. (js)
 
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