100. Print-Ausgabe, Herbst-LUST 09
 
Wer schwul ist
Dieser Beitrag ist für heterosexuelle Frauen und Männer wichtig, für homosexuelle Frauen, also für Lesben, und vielleicht auch für schwule Männer, obwohl es hier nur um Männer geht. Er ist auch von Interesse für Transsexuelle und Intersexuelle, ganz besonders aber auch für Bisexuelle. Es geht nämlich in seiner Konsequenz mal wieder um das Thema, wie Homosexualität entsteht und was Homosexualität überhaupt ist.

Homosexualität bei Menschen ist Sex mit einem Menschen des gleichen Geschlechts. Aber das hat nichts mit dem "homosexuell Sein" zu tun, es ist eine mögliche sexuelle Variation des Menschens, die von nahezu allen Menschen praktiziert wird, von einigen mehr und von anderen weniger, die zumindest von nahezu allen Menschen praktizierbar ist.

Die Frage, woher Homosexualität überhaupt kommt, werde ich hier nicht beantworten, weil sie von solchen Menschen gestellt wird, die etwas gegen Homosexualität und Homosexuelle machen wollen.

Und da das "homosexuell Sein" eine Frage der individuellen Identität der betreffenden Personen ist, lässt sich da gar nichts gegen machen. Es ist das Resultat einer gesellschaftlichen Norm, die Homosexualität ausschließt, gegen die sich betreffende Personen wehren müssen, um in Selbstachtung leben zu können.

Ein ambitionierter Wiesbadener Lokalpolitiker im Ruhestand kam in ein Wiesbadener Lokal unserer Szene, und wir kamen mit ihm dort etwas ins Gespräch. Er erzählte uns von einem Dokumentarfilm über Homosexuelle in der Türkei, und dass dort nur die passiven Homosexuellen als Schwule angesehen würden, die aktiven würden als "normale Männer" angesehen.

Da er mehrmals auf das Thema zurückkam, schien ihm dies von einigem Interesse zu sein, und so versuchte ich, darauf einzugehen, um dies zu klären. Ich habe noch versucht, auf eine aufklärende Broschüre von Arno Schmitt und Gianni De Martino hinzuweisen, die 1985 erschienen ist. Aber an einem Tisch in der Kneipe, wenn auch noch jemand neben einem sitzt, der zu allem was zu sagen hat, irgendwas, wenn er nur was sagen kann, ist dies nicht so einfach.

Doch klären wir dies hier mal zusammen. Wie verhält sich dies mit dem Schwulsein, mit der Männerrolle usw.? Eins hängt da nämlich am anderen.

"Kleine Schriften zu zwischenmännlicher Sexualität und Erotik in der muslimischen Gesellschaft" von Gianni De Martino und Arno Schmitt, Berlin 1985. Diese Broschüre ist absolut aufschlussreich, müsste nun aber doch auch angesichts neuerer Entwicklungen in arabischen Ländern ergänzt werden.

Ausschließliche Homosexualität ist ebenso wie ausschließliche Heterosexualität nichts, was angeboren wäre, sondern es sind Folgen der gesellschaftlichen Prägung, und ich ergänze: ebenso wie die Prägung von Weiblichkeit und Männlichkeit.

In den nördlichen europäischen Kulturen (einschließlich Deutschland) wird normalerweise jegliche Homosexualität vollkommen ausgeschlossen.

Die Folge ist eine Subkultur von ausschließlich oder überwiegend homosexuell praktizierenden Menschen, die einen langen schwierigen Weg der Selbstbehauptung benötigen, um für sich einen gangbaren Weg zu erreichen, der die Identität der betreffenden Menschen verändert.

Dadurch entsteht die Identität des homosexuellen Menschen, der von sich weiß, dass er homosexuell ist. (Siehe die Grafik links!)

In den mediterranen Ländern werden zwischen Männern und männlichen Jugendlichen normalerweise relativ unbekümmert homosexuelle Praktiken erlebt, ohne dies als besonders bemerkenswert anzusehen. Diese Männer würden sich selber aber niemals als homosexuelle Männer definieren, also sind sie nicht schwul, und es ist für sie selbstverständlich, eine Familie mit Kindern zu gründen. Und da die Ehen von den Familien verabredet werden, spielt die individuelle Verliebtheit hier kaum eine Rolle. Es ist die Borniertheit von Nordeuropäern, solche Männer als Schwule zu bezeichnen, die miteinander öffentlich Zärtlichkeiten austauschen.

Ein Wort für einen homosexuellen Menschen, wie wir ihn in Mittel- und Nordeuropa kennen, gibt es nicht. In Nordeuropa ist schwul, wer Sex mit einem anderen Mann hat. Dies ist nicht identisch mit den Praktiken in Südeuropa und um das Mittelmeer herum. Zumal homosexuelle Männer in Mittel- und Nordeuropa oft beide Richtungen praktizieren, also sowohl aktiv wie auch passiv sind. (Siehe die Grafik rechts!)

In den arabischen Ländern, in der Türkei, aber traditionell auch in Griechenland, Italien, Spanien usw. wird dies jedoch ursprünglich so wie oben beschrieben gesehen. Und während dies in den muslimischen Ländern oftmals noch so ist, hat sich dies in den urbanen Teilen der südeuropäischen Länder zugunsten der mittel- und nordeuropäischen Sichtweise geändert. Darüber später mehr. Zurück zu den muslimischen Ländern. Dort werden die Menschen nicht getrennt in heterosexuellen und homosexuellen Menschen, sondern in "Penetrierer" und "Penetrier-bare". Die einen sind Männer und die anderen sind Nicht-Männer.

Nicht-Männer können sein: Frauen, Mädchen, Knaben, Eunuchen, Zwitter, Transvestiten, und zu bestimmten Zeiten auch Sklaven und Abhängige, Nomaden, Unzivilisierte, und die Nicht-Muslime. Die alle sind dann penetrierbar.

Und will man nun die richtige Bezeichnung für Männer, die Männer penetrieren, finden, wird das schon schwierig, weil sie sich nicht von den anderen Männern entscheiden. So etwas wie "Arschficker" gibt es dort nicht, weil dieses Verhalten nicht als außergewöhnlich und somit bemerkenswert gilt.

Männer die penetriert werden, werden mit Begriffen bezeichnet aus denen der Nicht-Mann zu erkennen ist. Und diese Begriffe sind eher entwürdigend, denn dies bedeutet auch, dass sie im gesellschaftlichen Leben nicht als vollwertige Männer gesehen werden.

Wenn nun ein nordeuropäischer Tourist die schwulen Männer aus Mittel- und Nordeuropa auf arabisch benennen möchte, gibt es gar kein Wort dafür, und die Araber, die befragt werden, bedienen sich dann des Wortes, das für die penetrierten Nichtmänner benutzt wird. So erklärt sich wahrscheinlich die Aussage des oben benannten Dokumentarfilmes. Und so wird aus der Blickrichtung eines Muslimen in Deutschland auf einen schwulen Mann sofort ein Nichtmann, mit allen Begleiterscheinungen, die dies für den muslimischen Kulturkreis haben kann, einschließlich die Nichtanerkennung dieses Mannes.

Die Menschen werden also in den unterschiedlichen Kulturkreisen unterschiedlich eingeteilt. Das bezieht sich nicht nur auf die Sextechnik der Männer in dieser patriarchalischen Gesellschaft und die normative Einordnung dieser sexuellen Versionen, sondern auf die Einteilung der Geschlechter, indem es in den einen Ländern praktisch Männer und Nicht-männer gibt und in dem anderen Kultukreis Männer und Frauen.

Und wie ist das mit der Gruppe der Homosexuellen? Die Autoren der o.a. Broschüre zitieren Siegmund Freud:
"Die psychoanalytische Forschung widersetzt sich mit aller Entschiedenheit dem Versuche, die Homosexuellen als eine besonders geartete Gruppe von den anderen Menschen abzutrennen. Indem sie auch andere als die manifest kundgegebenen Sexualregungen studiert, erfährt sie, dass alle Menschen der gleichgeschlechtlichen Objektwal fähig sind und dieselbe auch im Unterbewussten vollzogen haben. ... Der Psychoanalyse erscheint ... die Unabhängigkeit der Objektwahl vom Geschlecht des Objektes, die gleiche freie Verfügung über männliche und weibliche Objekte ... als das Ursprüngliche, aus dem sich durch Einschränkung nach der einen oder anderen Seite der normale wie der Inversionstypus (der homosexuelle Typus) entwickeln. Im Sinne der Psychoanalyse ist also auch das ausschließliche sexuelle Interesse des Mannes für das Weib ein der Aufklärung bedürftiges Problem und keine Selbstverständlichkeit ..." (Siegmund Freud, Drei Abhandlungen, 1905, Fußnote von 1910).

Vom Ursprung sind demnach die Menschen alle bisexuell, wenn man mit bisexuell das Interesse am Ge-gengeschlecht und am eigenen Geschlecht bezeichnet. Dies entspricht auch den Beobachtungen an vielen anderen Säugetiere, die auch homosexuelle Handlungen aneinander vollziehen.

(Siehe auch "Homosexualität bei den Tieren" von Joachim Schönert, Erstveröffentlichung in der 80. Print-ausgabe, Herbst 04 der Zeitschrift LUST)

Wenn dies also bei nahezu allen Tieren beobachtet werden kann, bei denen dergleichen überhaupt beobachtbar ist, warum sollte dies beim Menschen anders sein?

Allerdings hat die Menschheit schließlich Kulturformen entwickelt, die große Abweichungen von der ursprünglichen Affenart Mensch darstellen und die recht bizarre Züge aufweisen können.

Dennoch ist dies nicht alles. Es gibt nun mal Männer, die sich ausschließlich sexuell um Partner des gleichen Geschlechts kümmern und an sich trotz des dominierenden und oftmals aufdringlichen Angebots keine erotischen Gefühle in Richtung von Frauen an sich wahrnehmen. Und diese verkehren, was Analverkehr betrifft, sowohl aktiv als auch passiv. Das gleiche mag es auch umgekehrt geben, nämlich Männer, die trotz einer Offenheit gegenüber männlicher Nähe deutlich lieber heterosexuell verkehren als homosexuell. Also gibt es über die allgemeine Möglichkeit des Menschen, bisexuell zu verkehren, doch noch weitere Faktoren, die sich gesellschaftlich bemerkbar machen können oder die aufgrund der kulturellen Vorgaben nicht auffallend sind.

Die eigentliche Ursache der Probleme, die Menschen für homosexuelle Handlungen oder mit einer homosexuellen Identität gemacht wird, ist die jeweilige gesellschaftliche Geschlechtsrolle.

Es sind die Männerrolle und die Frauenrolle in den Gesellschaften, die dem Zeitgeist und den kulturellen Überlieferungen unterworfen sind. Und diese Rollen werden meistens von den jeweils vorherrschenden Religionsgemeinschaften und oftmals auch vom jeweiligen Staat verteidigt.

Immerhin ergänzen sich ja die beiden Bilder, und daher ist die jeweilige Aufteilung der Menschen in die unterschiedlichen Geschlechter von Bedeutung.

Was ein "richtiger Mann" ist, das glauben die Männer und Frauen an äußeren Merkmalen erkennen zu können. Und wenn jemand nicht "richtig" ist, dann geht es ihm schlecht. Er wird sozusagen zum Nichtmann, wenn er diesen äußeren Erkennungssignalen nicht entspricht.
In manchen Naturvölkern wird das Geschlecht gewechselt, wenn die Aufgaben in der Gesellschaft wechseln. Eine ehemalige Frau in einem südamerikanischen Indianervolk wurde zum Mann erklärt, als sie die Aufgaben ihres Vaters übernahm. Sie kleidete sich, wie Männer gekleidet sind, verhielt sich so, wie sich Männer verhalten, ihre Gestik und Mimik waren männlich, ihr Lachen war roh und hart, ihre Stimme war tiefer als die Stimmen der Frauen.

Aber das Training zum Mann beziehungsweise zur Einhaltung der Männerrolle ist zumeist ein mühseliges und oftmals grausames Training zur Härte gegenüber den eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer.

Die so genannten Männlichkeits-riten vieler Naturvölker und der männerbündlerischen Gesellschaften bei uns haben etwas mit Grausamkeit gegen sich selber und dem Erdulden von Schmerz zu tun.

"Wie Männer gemacht werden, Rollen, Rituale, Leitbilder" beschreibt David D. Giolmore 1991 in seinem Band "Mythos Mann". In dem Kapitel "Männlicher Selbstdarstellung, der Mittelmeerraum" beschreibt er das Schicksal eines Mannes, der aus einer Großstadt im Norden Spaniens in eine ländliche Region im Süden umgezogen war. An der abendlichen Versammlung der Männer auf der Piazza hatte er kein Interesse, er blieb lieber zu Hause und kochte lieber. Schon bald entstand das Gerücht, dass er kein "richtiger" Mann sei. Er habe auch nur ganz kleine Eier und die Kinder würden auch nicht von ihm stammen, die könne er unmöglich gezeugt haben.

Dieses Monster "Mann" und sein, ihn ergänzendes gegensätzlich geartetes Gegenstück Frau, bilden die Extremformen des Menschen. Sie sind bizarr und gelten als gesellschaftliches Leitbild. Von einem solchen Mann kann man sich keinen passiven Analverkehr vorstellen. Nur hat dies nichts mit der Realität zu tun.

Und die meisten Menschen haben ihre Geschlechtsrollenidentität zwischen diesen extremen Leitbildern gefunden. Sie bemühen sich mehr oder weniger, diesen Bildern zu entsprechen und viele von ihnen sind sauer über die, die diesem Bild gar nicht zu entsprechen versuchen, oder von denen das geglaubt wird.

Es gibt aber nicht nur im gesellschaftlichen Bereich Widersprüche gegenüber diesen Leitbildern auch im körperlichen Bereich.

In den sexuellen Primämerkmalen des Menschens gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die von ihren Geschlechtsteilen her den Leitbildvorgaben nicht entsprechen, in dem sie die Merkmale von Männern und Frauen gleichzeitig haben oder teilweise gleichzeitig haben.

Viele dieser Menschen wurden als Kinder verstümmelt, um sie den vorherrschenden Geschlechtsbildern anzupassen, damit sie nicht "leiden". Männer möchten keine Brüste haben, die ihnen wachsen und sie lassen sich diese Gynäkomastie entfernen. Frauen möchten größere Brüste haben, um damit Männer beeindrucken zu können.

Aber auch bei den Sekundärmerkmalen gibt es Abweichungen. Frauen enthaaren sich die Beine oder sie rasieren sich am Kinn, wenn sie Bartwuchs haben, um so auszusehen, wie Frauen auszusehen haben. Die Menschen geben viel Geld aus, um dennoch diesen Leitbildern zu entsprechen.

Barbara Gissrau beschreibt in ihrem 1993 erschienen Buch "Die Sehnsucht der Frau nach der Frau" das Lesbische in der weiblichen Psyche. Hier erwähnt sie u.a. auch eine Studie, die mit Studentinnen und Studenten vorgenommen wurde. Die eine Vergleichsgruppe der Stu-dentInnen bekam nach dem Betrachten eines Filmes über ein weinendes Baby erklärt, es handele sich um ein Mädchen. Der anderen Vergleichsgruppe wurde gesagt, es sei ein Junge. Beide Gruppen sollten sich über das vermutliche Motiv des Kleinkindes äußern, warum es weint.
 
Und tatsächlich äußerte sich die Gruppe, die davon ausging, dass es ein Mädchen sei, dass das Kind aus Angst weine, währen die andere Vergleichsgruppe annahm, es weine aus Zorn. Diese Annahmen müssen schon bei Kleinkindern zu einem unterschiedlichen Umgang mit dem Kind führen, je nachdem, welche äußeren Geschlechtsmerkmale dieses Kind hat. Wenn man die Kinder so behandelt, dann bestätigt sich natürlich die Annahme, dass aggressives Verhalten ein "angeborener Unterschied" zwischen jungen und Mädchen sei. Die Jungen seien von Geburt her aggressiver als die Mädchen.

So kann man also zusammenfassen:
Männlichkeit und Weiblichkeit sind gesellschaftliche beziehungsweise kulturelle Konstruktionen und haben nur wenig mit der Natur des Menschen zu tun.

Das heißt nicht, die sichbaren körperlichen Merkmale zu ignorieren, sondern es heißt, dass von ihnen nicht automatisch andere Faktoren ableitbar sind. Und es heißt im übrigen auch, dass es zwischen den sichtbaren Geschlechtern zahlreiche Zwischenstufen zwischen den Geschlechtern gibt, die nicht einem der Geschlechter zugeordnet werden sollen.

Die Konsequenz ist, dass die künstliche, die gesellschaftliche Trennung zwischen männlichen und weiblichen Menschen durch erlerntes Verhalten, durch Kleidung und Rollenverhalten schrittweise überwunden werden sollten.

Dass Menschen sexuelle Wesen sind und "Libido" gegenüber anderen Menschen empfinden, also sexuelles Begehren, unabhängig von Alter und Geschlecht, bezeichnete Freud als "polymorph pervers", der Mensch sei dies also.

Währen der Schutz vorpubertärer Kinder vor sexuellen Übergriffen seitens Erwachsener jedem einsichtig sein müssten, sind alle anderen Verbote und Diskriminierungen nicht nur unsinnig, sondern auch unmenschlich.

Doch auch menschliche Verbindungen zwecks Zusammenleben, bei uns Ehe genannt, sind mit vielen gesellschaftlichen Konventionen überlagert und oft auch religiös geordnet.

Die "Bisexuellen" werden im europäischen Norden als eigenständige Gruppe definiert, denen ihr sexuelles Interesse am eigenen und am Gegengeschlecht nicht ausgetrieben werden konnte. Sie belegen, dass die monogame Struktur des Zusammenlebens für sie nicht unbedingt die beste Lösung ist. Aber diese Lebensform ist in die gesellschaftliche, wirtschaftlich, soziale Gesetzgebung eingebunden. Dies gilt es, zu hinterfragen.

Aber ob man beim Analverkehr auch die so genannte passive Rolle gelegentlich, oft oder ausschließlich spielen möchte, dass das mit Männlichkeit und Weiblichkeit verknüpft wird, das ist schon eine recht merkwürdige Vorstellung.

Die heutigen nachwachsenden jungen Schwulen möchten sich in der Regel mit ihren Partnern nichts entgehen lassen und möchten beide Gefühle erleben.

Sie schreiben in ihre Profile, die zur Kontaktaufnahme im Internet dienlich sind, ihre Neigungen rein, um von solchen Partnern angesprochen zu werden, die ebenfalls an beiden Versionen interessiert sind.

Sicher, es gibt Menschen, die da ihre speziellen Vorlieben haben und die eine Sache mehr als die andere mögen. Daraus ist aber nicht das Ge-schlechtsrollenverhalten abzuleiten. Analverkehr kennen auch eine Reihe heterosexueller Männer, ich meine, sie kennen auch den passiven Part.

Auf jeden Fall hat die Tatsache des aktiven oder passiven Genusses an Analverkehr nicht unbedingt etwas mit dem Grad an Maskulinität zu tun, nicht mal was mit der Frage der sexuellen Identität.

Wenn in den mediterranen Kulturen aktiver Analverkehr mit Nichtmän-nern zu den Kulturgewohnheiten der Männer gehört, könnte man erstaunt sein, dass es Strafgesetze für Homosexualität gibt und die Verfolgung und Ermordung in verschiedenen dieser Länder zunimmt. Diese Gesetze stammen meistens aus der Kolonialzeit und wurden nach der Unabhängigkeit nicht abgeschafft.

Aber zunehmend wird es in diesen Ländern für Menschen, die ausschließlich homosexuell verkehren und die sich daher unterdessen auch als Homosexuelle verstehen oder so angesehen werden, gefährlich.

Früher wurde dies nicht wahrgenommen. Es gibt dort auch Strukturen, wo sich Männer und Jugendliche gegenseitig kennen lernen können, und diese Strukturen geraten zunehmend in Gefahr.

Die Kulturelle Dominanz des Nordens wirkt sich hier bis in die Schulen des religiösen Nachwuchses aus. In den Staaten, in denen die Religion das gesellschaftliche Leben zunehmend bestimmt, ändern sich also die Verhältnisse zunehmend. Denn zunehmend wird die nordeuropä-ische Auffassung über Homosexualität für wahr gehalten, zunehmend geraten die traditionellen Gewohnheiten damit in Gefahr, denn Homosexuelle werden nicht als Männer akzeptiert.

Ihr seht also, wir haben in vielen Bereichen viel zu tun. (js)
 
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